2Dark überrascht uns mit einer interessanten Kombination aus Stealth, Horror und einem Retro 2D-Look. Ein antiquierter Held, abgründige Ortschaften und düstere Geschehnisse um verschwundene Kinder erwarten euch in diesem Titel. Ob euch diese Kombination vor den Bildschirm fesseln kann und sich gegen namhaftere Schwergewichte des Genres durchsetzen kann, erfahrt ihr im nachfolgenden Review.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Gruselgeschichte am Lagerfeuer[/perfectpullquote]
Sowie die Überschrift beginnt auch die Geschichte von 2Dark. Wir sind Mr. Smith und haben uns dazu entschlossen im düstersten Wald der Erde mit unserer insgesamt 4-köpfigen Familie einen langverdienten und spaßigen Camping-Urlaub abzuhalten. Prompt setzen wir die beiden Kinder samt Frau in unseren typisch amerikanischen Kombi und brechen auf, um gruselige Geschichten am Lagerfeuer zu erzählen und uns in Schlafsäcken fast zu Tode zu frieren. Nachdem wir Ehefrau mit Kindern auf Holzsuche geschickt haben (klassischer Fehler in Horrorgeschichten), können wir in Ruhe (und fluchend) unsere Zelte aufstellen, als wir plötzlich einen Schrei aus dem Wald vernehmen. Sofort brechen wir den Aufbau der Behausung ab und schlagen uns durch das Dickicht, in der Hoffnung dass mit den Nachkömmlingen und der Gattin nichts passiert ist. Als wir unsere Ehefrau blutend und tot auf der kalten Walderde auffinden wird uns bewusst, dass etwas Schreckliches passiert sein muss. Nach weiteren Laufschritten sehen wir nur noch die Rückseite jenes Vans, welcher unsere Kinder entführt hat. Die Kinder blicken uns angsterfüllt und weinend aus der Heckscheibe des Vans an, als dieser mehr und mehr in der Dunkelheit der Nacht verschwindet.
Jahre später liegt das Leben von Mr. Smith in Trümmern. Überwunden haben wir den Verlust aus der damaligen Campingnacht nie ganz. Wir haben den Job quittiert, trinken und rauchen viel zu viel und hausen mit unserer Katze in einer heruntergekommenen Gegend. Im verborgenen Hinterzimmer unserer Wohnung haben wir ein Büro eingerichtet, welches nur ein Ziel verfolgt: unsere Kinder zu finden und den Tod unserer geliebten Ehefrau zu rächen. Plötzlich erfahren wir im Fernsehen erneut über eine Entführungswelle von Kindern in unserer Stadt. Wir schnappen uns unseren klischeehaften Detektivmantel, unseren Revolver mit definitiv zu wenig Kugeln und unserer Zigaretten und machen uns auf, diesen überaus persönlichen Fall endlich ad acta legen zu können.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Wieso müssen es immer Kinder sein?[/perfectpullquote]
Tatsächlich begeben wir uns in 2Dark in eine 2D- oder noch besser gesagt 2½-D-Gruselgeschichte, die es überraschenderweise wirklich in sich hat. Wie der Name bereits vermuten lässt, das Wortspiel darin gefällt mir übrigens außerordentlich gut, ist diese Welt zappenduster und über alle Maßen gruselig, wie es sich für derlei Genrevertreter auch gehört. Wir steuern unseren Protagonisten querfeldein durch allerhand makabre Räumlichkeiten. Dabei bewegen wir uns klassischerweise im 2D-Stil per Joystick durch die Welt. Das Inventar scheint uns zu jeder Zeit am Bildschirm auf und wir können per Pfeiltaste sofort In-Game darauf zugreifen. Es wird somit nicht pausiert, was das gruselige Spielempfinden nur weiter vorantreibt.
Zunächst begeben wir uns auf einen längst verlassenen Jahrmarkt mit Fahrattraktionen, welche definitiv nichts für schwache Nerven sind. Ziel ist es, das Verschwinden von mehreren Kindern aus der Umgebung aufzuklären. Schnell finden wir erste Hinweise darauf, dass die örtlichen Geisterbahnbetreiber etwas mit der Sache zu tun haben müssen. Also statten wir ihnen einen Besuch ab. Nachdem wir uns in der gruseligen Geisterbahn erst einmal zurechtgefunden haben entdecken wir, dass ein scheinbar übergeschnappter Clown hier das Sagen hat. Wir manövrieren unseren Stand-Alone-Helden an gruseligen Fallen vorbei und schleichen um den Elektriker der Bahn, um das Licht und den Strom wieder anzuschalten. Die Stealth-Aspekte sind dabei recht gelungen und gehen gut von der Hand. So können wir beispielsweise per Knopfdruck fast lautlos schleichen oder uns der Dunkelheit verstecken. Mit bewussten Geräuschen locken wir Gegner in die Ecke, um sie dann von hinten zu erschlagen oder gleich mit dem Revolver niederzustrecken. 2Dark setzt hier gekonnt auf eine einfache Steuerung, welche durchaus passabel ausfällt. Manchmal jedoch ist die Steuerung (gerade in reaktiven Momenten der Entdeckung) zu klobig, um wirklich schnell reagieren zu können … was jedoch durchaus dem Realismus zu Gute kommt. Die Knappheit an Munition und das Kombinieren von Gegenständen, kennen wir bereits aus artverwandten Großtiteln, hat sich aber auch in 2Dark schnell als passend bewährt.
Wie der Spieltitel vermuten lässt, ist in 2Dark der Bildschirm zu weiten Teilen tatsächlich schwarz. Verstecken wir uns im besagten Lichtverhältnis, sehen wir nur unsere Schritte und können die genaue Position des Helden nur ansatzweise erraten. Simpel aber dennoch realistisch! Die Überzahl an Gegner macht uns das Leben in 2Dark äußerst schwierig. Man muss wirklich gewitzt mit Patronen umgehen und neue Wege „erschleichen“ um ans Ziel zu kommen. Sehr gelungen! Dort angekommen entdecken wir den bereits unter Verdacht stehenden Clown, welcher mit entführten Kindern „Löwe und Dompteur“ spielt. Wir können den bösen Clown klassisch frontal konfrontieren oder ihm insgeheim die dressierten Löwen aus den nahegelegenen Käfigen auf den Hals hetzen (Vorsicht: Trophy-Hint). So oder so müssen wir uns nach dessen Ableben um die Kinder kümmern. Ziel ist es die Kinder unbeschadet aus der Gefahrenzone zu bringen und bei der Park-Eingangstür der Freiheit zu übergeben. Dabei reicht es bei manchen Kindern einfach anwesend zu sein um sie dazu zu bewegen uns zu folgen. Manche müssen erst mit Süßigkeiten gelockt werden (ich hoffe ich finde das nicht als Einziger bedenklich) oder sie prompt auf die Schultern werfen und tragen. Das Herumschleichen mit Kindern ist natürlich um einiges schwieriger, da diese oftmals keinen direkten Weg einschlagen, ungewollt Geräusche von sich geben und überaus ängstlich gegenüber Leichen und Blut sind. Der Schwierigkeitsgrad erhöht sich dadurch erheblich und man ist öfters gefordert den direkten Weg einzuschlagen. Leider fehlt es hier an einem cleveren Befehlssystem, um die Kinder zumindest verstecken oder ihnen simple Anweisungen geben zu können. Nachdem wir alle Kinder aus dem düstersten aller Vergnügungsparks gerettet haben, erkennen wir, dass es sich scheinbar um eine organisierte Gruppe von Kinderentführern handeln muss, welche wir uns als Ziel gesetzt haben ein für alle Mal außer Gefecht zu setzen.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Kettenrauchen und Bonbons[/perfectpullquote]
Wie bereits erwähnt bietet 2Dark viel Altbewährtes aber auch Neuerungen. So können wir beispielsweise im Inventar durch Kombination von der Zigarettenschachtel und dem Feuerzeug eine kurze Rauchpause einlegen und unser Spiel wird automatisch gespeichert. Rauchen wir allerdings zu oft, stellt sich bei Mr. Smith ein nervender Husten ein, der genau dann auftritt wenn man sich in der Dunkelheit versteckt. Geniale Idee! So müssen wir auch unseren Revolver mit den gefundenen Patronen kombinieren, um diesen Nachzuladen. Nichts da mit einfacher Schnelltaste und das Magazin ist gewechselt! Das Nachladen in 2Dark macht wirklich Umstände … und so soll es auch sein! Neben kombinierbaren Dingen finden wir auch untersuchbare Gegenstände, welche die Hintergrundgeschichte von 2Dark erschreckend wiedergeben. In Punkto Story-Telling können sich hier sogar die großen Titel etwas abgucken! Die Geschichte ist alles in allem toll inszeniert und wirkt tatsächlich wie ein hochwertiger Hollywood-Streifen.
Nichts desto trotz hat 2Dark auch seine Schwächen – gerade die Retro-anmutende Grafik hat oftmals ihre Hürden. So stürzen wir oft in ungesehene Abgründe oder tappen in optisch nicht erkennbare Fallen, was des öfteren den digitalen Tod zur Folge hat. Abschnittsweise müssen wir hier das einfache Try-and-Error-Prinzip anwenden, was gerade in Horror-Spielen überaus mühsam und Atmo-zerstörend wirkt. Gerade wenn das Speichern so fatale Folgen hat, überlegt man es sich achtmal, ob man nun wirklich einen Speicherstand füllt oder einfach mal probiert wie es weitergehen könnte. Dies ist überaus Schade macht jedoch 2Dark durchaus herausfordernd. Hier bin ich wohl von aufblitzenden Hinweisen, überaus durchschaubaren Fallen und offensichtlichen Bosskampf-Vorräumen verwöhnt worden. Deswegen akzeptiere ich diesen Umstand ungefragt.
Als weitere besondere Spielidee können wir gefundene Bonbons auch nutzen um die Kinder vorzusteuern. Wir werfen die Süßigkeiten voraus, um deren Weg vorzugeben oder locken weiter entfernte Kinder durch Zuwerfen genannter Kalorienbombe zu uns. Moralisch zwar schwer bedenklich, jedoch durchaus hilfreich. Die frontalen Konfrontationen mit bewaffneten Gegner müssen wohl überlegt werden, denn neben der geringen Munition spielt uns hier die Steuerung oftmals nicht in die Hände. Das Auto-Aiming ist zumeist ungenau, Mr. Smith trifft nicht oder wir versauen es durch die leicht schwergängige Steuerung. Ob vom Hersteller gewollt oder nicht wissen wir zwar nicht, aber diese Umstände erschweren uns die Selbstverteidigung in 2Dark. Realismus in allen Ehren, jedoch spielt man hierdurch mehrere Szenen häufiger als Arcade-Variante was dem Genre nicht zuträglich ist.
2Dark zeigt eindeutig, dass simple und gutdurchdachte Spielelemente viel ausmachen können. Gerade im Horror-Genre ist dies extrem wichtig. 2Dark macht sehr viel richtig und nur wenig fragwürdig falsch. Für mich in diesem Falle eine überaus positive Wendung, da ich zu Beginn nicht so recht wusste, was ich von diesem 2D-Titel halten sollte! Die Atmosphäre ist wie von der Kinoleinwand ausgeschnitten und auf Disk gebannt. Das Story-Telling ist nicht überladen und ausgesprochen ausgefeilt. Das geschichtliche Umfeld ist düster in Szene gesetzt und anmaßend brutal genug, um die Story von Gute-Nacht-Geschichten für Kinder abzuheben. Alles in Allem gefällt mir 2Dark ausgesprochen gut und ist ein Paradebeispiel dafür, wie man mit Grafikaspekten für Kinderspiele auch Spiele gestalten kann, die nur für Erwachsene gedacht sind. Die Altersbeschränkung ab 18 Jahren ist durchaus gerechtfertigt. Nicht durch Splatter oder Wortwahl, sondern durch simplen und einfach schaurigen Gruselfaktor des Spiels.