Googles mobiles Betriebssystem Android sammelt eifrig Daten seiner Besitzer und teilt diese sogar mit anderen Unternehmen wie Microsoft, LinkedIn und Facebook – insbesondere bei den europäischen Geräten von Samsung, Xiaomi, Huawei und Realme ist dies der Fall. Zu dem Fazit kommen Forscher des Trinity College Dublin http://tcd.ie und der University of Edinburgh http://www.ed.ac.uk .
Datengier größer als erwartet
Haoyu Liu, Paul Patras und Douglas J. Leith hatten durchaus damit gerechnet, dass die Betriebssysteme hin und wieder Daten an deren Server schicken. Jedoch ging die Menge an Daten, die den Besitzer wechselten, weit über das hinaus, was die Forscher erwartet hatten. Auch brachte es keine Abhilfe, die Betriebssysteme datensparsam zu konfigurieren. Eine Möglichkeit, der Datenweitergabe zu widersprechen, gibt es nicht.
Die Datensammelleidenschaft von Apps auf Smartphones wurde schon oft untersucht. Dabei geht es um Identifizierbarkeit, Bewegungsverfolgung, Verhaltensprofile und Verknüpfen verschiedener Daten durch App-Entwickler und andere Anbieter. Erst kürzlich wurde das Google-Apple Exposure Notification System untersucht, die Grundlage für COVID-19-Apps. Auch die Massenüberwachung von Journalisten, Politikern und Menschenrechtsaktivisten durch Spyware wie Pegasus ist bekannt. Die Sammelleidenschaft der darunter liegenden Betriebssysteme beachteten die meisten Forscher jedoch nicht.
Gesetzgeber oftmals machtlos
„Die massive und fortlaufende Datensammlung unserer Smartphones, der man nicht widerspreche kann, ist komplett an uns vorübergegangen“, sagt Doug Leith vom Lehrstuhl für Informatik und Statistik am Trinity College. „Wir haben uns zu sehr auf Cookies und bösartige Apps konzentriert. Ich hoffe, dass unsere Erkenntnisse ein Weckruf für die Öffentlichkeit, Politiker und Behörden ist.“
Paul Patras von der University of Edinburgh: „Auch wenn in den letzten Jahren in verschiedenen Ländern wie den EU-Mitgliedsstaaten, Kanada und Südkorea viele Gesetze zum Schutz personenbezogener Daten in Kraft traten, sind die gängigen Datensammelpraktiken immer noch weitverbreitet. Fast alle Android-Betriebssysteme erstellen Listen aller installierten Apps. Problematisch daran ist, dass so auf spezifische User-Eigenschaften zu schließen ist, etwa auf deren geistige Gesundheit, die Religionszugehörigkeit oder die sexuelle Orientierung.