Krimi- und Telltale-Fans aufgepasst: Blacksad ist ein klassisches Telltale-Game von den Entwicklern Microids. Als Spieler werden wir in das New York der 50er Jahre entführt, das anstelle von Menschen von Tieren bewohnt wird. Die Stadt ist noch geprägt von dem erst kürzlich beendeten Krieg. Wir schlüpfen in die Rolle des Katzen-Detektivs Blacksad, welcher vor dem Beginn seiner bis dato größten Ermittlung steht.
Blacksad ist ursprünglich als Comic von Juan Diaz Canales und Juanjo Guarnido erschienen. Microids hat es sich dann, natürlich mit Lizenz, zur Aufgabe gemacht, eine Spieladaption davon zu kreieren. Den Comic per se kenne ich leider nicht, darum kann ich an dieser Stelle auch keinen Vergleich ziehen, wie nahe das Spiel an das Original rankommt.
Wir übernehmen den Protagonisten Blacksad, einen schwarzen Kater, der passend zu den Stereotypen des Detektiv-Seins, ausschließlich mit seinem klassischen Trenchcoat unterwegs ist, stets mit rauchiger Stimme spricht und dauer-misstrauisch alles und jeden hinterfragt. Seine Vorgeschichte ist von schweren Erlebnissen geprägt, die uns in Erzählsessions durch Blacksad näher gebracht wird. Und auch das nostalgische Schwelgen in seinen Erinnerungen verleiht dem Charakter mehr Tiefe.
Wie es sich für Spiele dieses Genres gehört, ist das Gameplay sehr einfach gehalten. Wir müssen bestimmte Entscheidungen treffen, für welche wir nur ein kurzes Zeitfenster zur Verfügung haben oder müssen im richtigen Moment eine Taste drücken, damit wir nicht aus Versehen jemanden sterben lassen. Die Entwickler haben auch versucht, das Storytelling-System mit „echtem“ Gameplay aufzumotzen. So haben wir immer wieder Szenarien, in denen wir uns durch Räume bewegen und mit diversen Gegenständen interagieren müssen. Dieser Aspekt ist leider völlig nach hinten losgegangen, aber dazu später mehr.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Spannende Story bis zum Schluss trotz vorhersehbaren Twists[/perfectpullquote]
Dass Blacksad kein süßer Schoßkater ist, stellt sich direkt in den ersten fünf Minuten heraus. Ein aufgebrachtes Nashorn stürmt unser Detektivbüro und will uns an die Gurgel – wir haben nämlich im Auftrag seiner Frau, Fotos von ihm gemacht, wie er seine (geliebte) Ehefrau betrügt. Dass diese Gegebenheit den untreuen Ehemann verärgert, war vorherzusehen. Mit dem Drücken der richtigen Tasten im richtigen Moment, können wir unseren Widersacher im Handumdrehen außer Gefecht setzen. Als das Nashorn merkt, es ist uns unterlegen, greift es zu einer Pistole und auch hier zeigt uns Blacksad wie man damit umgeht: Richtige Taste gedrückt und das Nashorn ist entwaffnet. Kurz darauf beginnt es zu betteln, wir wollen ihm doch bitte die Fotos geben.
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Bereits in dieser ersten Szene zeigt uns das Spiel, wie es funktioniert. Wir können uns entscheiden, den edlen und moralisch korrekten Kater zu spielen oder den auf Geld bezogenen und ohne Tugend-Kompass ausgestatteten Detektiv: Das Nashorn bietet uns eine größere Summe an, sollten wir ihm die Fotos aushändigen und unsere Klientin, die Frau des Nashorns, belügen, dass nie etwas passiert sei. Diese Entscheidungen begleiten uns die gesamten zehn Stunden hindurch und wie ihr euch jetzt schon denken könnt, hat das auch eine Auswirkung auf den Ausgang des Spiels.
Die Story selbst ist spannend bis zum bitteren Ende, auch wenn einige Geschehnisse vorherzusehen sind. Wie schon anfangs erwähnt, steht Blacksad vor seinem größten Fall: Eine Dame namens Sonia Dunn sucht uns auf, denn ihr Vater (ein Box-Coach mit eigenem Box-Club) hat sich erhängt. Doch warum ist sein bester Boxer plötzlich verschwunden und inwiefern ist die Putzfrau, die ihn gefunden hat und ein Verhältnis mit ihm hatte, darin verwickelt? Genau an dieser Stelle kommt das Gameplay des Spiels zum Zuge und unser Geschick beim Ermitteln ist gefragt – oder auch nicht …
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Schwaches Gameplay und sehr lineares Storytelling[/perfectpullquote]
Den Entwicklern sind zwei Aspekte ausgezeichnet gelungen: die Entscheidungsalternativen und die Quick-Time-Events. Diese beiden Dinge machen Blacksad fast zu einem interaktiven Film, in dem wir die Handlung beeinflussen können und mit viel Geschick und Schnelligkeit den Tod eines anderen verhindern können – tolle Arbeit!
Wäre da nur nicht der mit Zwang aufgebundene „Free-Mode“, bei welchem wir den Kater durch Räume bewegen und mit Sachen interagieren müssen. Ich habe das Spiel auf der PS4 gezockt, also mit einem Controller und hier war die Steuerung bereits mehr als mühsam, was insofern paradox ist, da wir einen Kater spielen und diese sich bekanntlich nicht wie ein Schwerlasttransporter bewegen und an jeder Ecke hängen bleiben.
Auch das Interagieren mit wichtigen Gegenständen stellte sich als äußerst knifflig und strapaziös heraus. Erstens müssen wir den Schwerlasttransporter Blacksad durch teilweise sehr enge Gänge navigieren und zweitens gibt es meistens nur einen bestimmten Winkel, in dem wir besagten Transporter platzieren können, um das blaue X zu aktivieren, welches indiziert, dass wir hier etwas zu durchsuchen oder ermitteln haben. Diese Seite des Spiels bleibt uns leider durch das gesamte Spiel erhalten und mindert den Spielspaß enorm. Das Gute ist, dass die meiste Zeit der Story in dem bereits beschriebenen interaktiven Modus erzählt wird. Durch die Passagen, in denen wir uns frei bewegen, muss man einfach durch.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Tolle Vertonung mit schwammiger visueller Präsentation[/perfectpullquote]
Das Spiel ist zur Gänze in Deutsch und Englisch vertont und vor allem Blacksad, mit seiner rauchigen Erzählerstimme, sorgt stets für Gänsehaut und rundet die Story ab. Vereinzelt gibt es unmotiviert wirkende Sprecher, diese fallen aber nicht weiter ins Gewicht. Eine andere Sache ist die visuelle Präsentation: Das Setting im 50er Jahre New York ist toll gewählt und wir als Spieler werden an viele verschiedene Orte entführt und sehen dementsprechend viel von dieser fiktiven Welt. Die grafische Umsetzung ist leider nicht sonderlich gut gelungen. Von einem 2019/2020 Spiel kann man bei Weitem nicht reden, dafür ist die Grafik zu altbacken und teilweise auch sehr schwammig und matschig ausgefallen.
Die Charaktere wirken dafür sehr liebevoll gestaltet und es fällt auch auf, dass die gewählte Tierform meist etwas mit dem Charakter der Figuren zu tun hat. So ist zum Beispiel eine Katze eher mürrisch und ein Hund dafür sehr loyal.
Ihr sagt die Handlung ist vorhersehbar (kontra) aber im Pro wiederum ist sie spannend. Was denn nun?
Hi, habe das Spiel zwar selbst nicht gespielt, aber eine vorhersehbare Story kann durchaus spannend sein. Ist ja bei den Filmen auch so. Typisches Beispiel sind sämtliche Filme von Liam Neeson 🙂 Da weiß man eigentlich im Vorfeld schon um was es geht (Irgendwer wir entführt oder ermordet -> er räumt auf), dennoch fesselt mich die Story immer wieder. Keine Ahnung warum, der Typ gefällt mir einfach!
Schon mal einen Film 2x gesehen? Das wäre dann ein Paradebeispiel für eine vorhersehbare Handlung (da du den Film schon kennst) ändert nichts aber an der Spannung welcher der Film aufbaut während dem Ansehen. Das gleiche ist hier auch der Fall. Alles Gute 😉