Chivalry 2 | Test

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Blutiges Mittelalter-Gemetzel, ein ausgeklügeltes Kampfsystem mit einer Vielzahl an Waffen, verfeinert mit einer Prise Humor, und schon hat man Chivalry 2.

Chivalry ist bereits seit seinem Vorgänger dafür bekannt, dass es sich selbst nicht allzu ernst nimmt. Neben epischen Gefechten mit schwerem Stahl gehörte immer schon eine Portion Humor zum Flair von Chivalry. Im zweiten Teil des Mittelalter-Gemetzels machen Torn Banner Studios natürlich keine Ausnahme, sondern haben den Spaßfaktor erfolgreich in das nächste Level befördern können. Was Chivalry 2 nicht ist, ist ein Mittelalter-Sim wie es Kingdome Come: Deliverance oder aber auch Mordhau sein will. Dieser Fakt ist aber kein negativer, sondern ein willkommener Punkt. Was uns an dem Mittelalter-Game gefallen hat und was nicht, erfahrt ihr jetzt.

Chivalry 2 lädt Spieler dazu ein, mit einem gänzlich neuen und verbesserten Kampfsystem zu wahren Meistern der Klingen zu werden.

 

Nach erstmaligen Starten des Spiels wird einem vorgeschlagen, das Tutorial zu spielen. Tutorial? Boah, ist das öde … Nicht aber hier, wir als Spieler landen nach dem Klick auf Tutorial starten, auf dem sogenannten Übungsgelände. Unser Tutor begrüßt uns liebevoll mit den Worten “Ah, eine neue, künftige Leiche, die trainiert werden muss”. Bereits in den ersten Sekunden des Spiels zaubert uns Torn Banner Studios ein Lächeln mit köstlichen, morbiden Humor ins Gesicht und man weiß, es kann nur besser werden.

Die Steuerung ist komplexer, als man annehmen würde. Die Basic-Attacken sind relativ schnell erlernt: Mit einem Linksklick führt man einen normalen Schlag aus, kombiniert man zwei oder drei dieser Aktionen, hat man eine Kombi – wer hätte das gedacht? Mausrad nach unten ist ein Überkopf-Hieb und Mausrad nach oben eine Stech-Attacke mit der Waffe seiner Wahl. Alle Attacken können zusätzlich noch als schwerer Angriff aufgewertet werden. Entweder man hält die linke Maustaste gedrückt oder im Falle eines Überkopfhiebs oder eines Stichs kombiniert man zum Beispiel Mausrad nach oben mit dem langen Drücken der linken Maustaste – schon hat man einen schweren Überkopfhieb. Jeder der Charaktere hat zusätzlich noch einen besonders schweren Angriff, indem man Q drückt. Diese Angriffe sind empfehlenswert für Gegner welche einen Schild haben oder sich in der Verteidigungshaltung befinden. Ebenso kann gegen sich verteidigende Gegenspieler die Taste F gedrückt werden und im Falle des Ritters verpasst man ihm kurzerhand einen Tritt, welcher den Block beendet. Als Kirsche auf der Bluttorte kann man auch eine vermeintliche Attacke als Finte ändern. Wenn man zum Beispiel Linksklick drückt, dann kurz darauf aber Mausrad nach oben oder unten wählt, täuscht der Charakter einen Angriff vor, welchen er im letzten Moment dann doch noch ändert. Warum man das braucht? Damit man den Gegner am Parieren hindern kann. 

Die Block-Mechanik wird im Tutorial als komplexer dargestellt, als es dann tatsächlich im Kampf ist. Man muss laut der Theorie seinen Cursor immer in Richtung Attacke seines Opponenten lenken, damit man den Schlag erfolgreich abwehren und zum Gegenangriff blasen kann. Hier wird im Spiel differenziert zwischen dem Parieren und Blocken. Hält man die rechte Maustaste gedrückt, ist der Charakter allzeit bereit für den Block – oder anders gesagt, bis die Ausdauer schwindet, dann wird nämlich das Aufrechthalten des Schwertes zu schwer und ein Angriff würde durchgehen. Beim Parieren muss man dann tatsächlich den Schlag des Feindes perfekt antizipieren und im rechten Moment die rechte Maustaste drücken. Nach erfolgtem Parieren kann man sogleich zu einem tötlichen Gegenangriff ansetzten. Im tatsächlichen Multiplayer-Modus verwendeten wir ehrlich gesagt meist die einfache Block-Variante denn zu einem echten One-on-One kommt es so gut wie nie und man kann kaum bis selten seine Angriffs- und Verteidigungs-Skill verwenden, da man entweder eine kleine Gruppe von Gegner überrennt oder eben von diesen überrannt wird. 

VERLORENES POTENZIAL

Das Problem an dem oben erklärten Phänomen ist, dass dadurch sehr viel Potenzial verloren geht. Wenn man sich nämlich wie im Tutorial einem oder zwei einzelnen Gegner stellt, siegt ganz klar der, der die besseren Fähigkeiten hat. Man könnte so zumindest rein theoretisch richtig gut werden in dem Spiel und seine Skills bis zur Perfektion feilen. Bei den riesigen Schlachten mit bis zu 64 Spieler geht dies aber meist im Chaos unter. In den meisten Fällen fanden wir uns in einer Horde von Fleisch wieder, bei welcher in vielen Fällen ein Hieb sowohl Feinde als auch Freunde getroffen hat und man das ein oder andere mal im Eifer des Gefechts auch von einem Teammate umgemäht wird.

Die Spiel-Modi selbst sind wahnsinnig gut, wenn auch etwas unbalanced, gelungen. Zum einem hat man einen Spielmodus, welcher auf die Einnahme einer Burg oder Festung ausgelegt ist. Dafür muss man Etappenweise Objectives einnehmen und erkämpfen beziehungsweise verteidigen. In einem anderen Modi wird man wiederum in ein riesiges Frei-für-Alle geworfen und metzelt alles nieder, was leibt und lebt. Im Siege-Modus hat man sogar Belagerungsgeräte zur Verfügung und schiebt so einen riesigen Turm in Richtung Mauer oder schießt mit den gigantischen Basilisken-Pfeile Gegner von der Burgzinne. Overall gesehen wirkt alles überwältigend und ist atmosphärisch top gelungen. Momentan gibt es einige Objectives die fast unmöglich sind, eingenommen zu werden, aber nichts, was ein Patch nicht ändern könnte.

STIMMIGES KLASSENSYSTEM

Chivalry 2 hat sich dafür entschieden, vier Kategorien an Klassen zur Verfügung zu stellen, mit je drei Unterkategorien. Man kann also nicht frei seinen eigenen Traum-Charakter erstellen, sondern ist an die Grenzen der Entwickler gebunden. Das soll nun nicht per se etwas Schlechtes sein, nein, ganz im Gegenteil: Innerhalb dieser Haupt- und Unterkategorien findet sich unserer Meinung nach für jeden Spielstil ein geeigneter Charakter. Die Kategorien werden unterteilt in Bogenschütze, Vorhut, Fußsoldat und Ritter. Neue Spieler haben je einen der drei Unterkategorien freigeschaltet und müssen durch Verwenden der Klasse die anderen erst freispielen.

Der Bogenschütze ist, wer hätte es erraten, ein Fernkämpfer, welcher zusätzlich mit einem Dolch ausgestattet ist. Später bekommt man eine äußerst tödlich Armbrust in seinem Arsenal freigeschalten. Die Vorhut ist eher für aggressive und direkte Spieler gedacht. Mit der riesigen zweischneidigen Axt dezimiert man Gegner und ab und zu auch Mitstreiter mit nur wenigen Hieben. Der Fußsoldat versucht seinen Widersacher mittels Hellebarde auf Distanz zu halten und hat eine fatale Stich-Attacke in seinem Repertoire. Der Ritter ist wohl der vorzeige Charakter, wenn man an das dunkle Mittelalter denkt. Schwere Rüstung, zwei- oder einhändiges Schwert in Kombination mit einem Schild. Etwas schwerfälliger als die Vorhut steckt dafür mehr ein und kann richtig eingesetzt eine vernichtende Waffe sein. 

Um die Mechanik abzurunden, wird jedem der Klassen zusätzlich eine Spezialfähigkeit gegeben, wie zum Beispiel die Feuerschale beim Bogenschützen, damit dieser mit Brandpfeilen noch mehr Schaden anrichten oder die Trompete des Ritters, mit welcher man sich selbst und seine Teammates heilen kann. Wie bereits erwähnt ist die Spielmechanik äußerst gut gelungen, mit einer kleinen Ausnahme: der Bogenschütze. An sich gesehen gibt es an der Mechanik nichts zu meckern, jedoch nehmen die Bogenschützen etwas den Spaß an den epischen Kämpfen mit dem Schwert, da diese meist in einer Überzahl auf der Burg oder in der Distanz herumstehen und einen Pfeil nach dem anderen in Richtung Spielern lösen. 

Mit diesem kleinen Kritikpunkt, welches man fast schon als ein Mimimi abstempeln könnte, ist es den Entwicklern gelungen, eines der realistischen Kampfmechaniken im Mittelalter-Universum zu kreieren, welches wir bis jetzt gesehen haben. Mit mehreren Stunden Übung bekommt man auch ein ausgezeichnetes Gefühl dafür, wie man mit den riesigen Fleischmassen an Spielern umzugehen hat. Man pickt sich Einen nach dem anderen heraus und macht diesen der Reihe um den Garaus. Abgerundet wird die Mechanik mit einer witzigen Emote- und Kommunikation-Funktion: Mit X kann man charakterbezogene Interaktionen durchführen, wie ein einfaches Ja und Nein oder aber auch ein Willkommen an neue Spieler. Z ist die Taste für taktische Befehle und B für die besagten Emotes wie Tanzen, Jubeln oder aber um sein eigenes Leben betteln. 

EINE AUGENWEIDE

Wie es sich für einen zweiten Teil einer Reihe so gehört, haben die Entwickler auch die Grafik ordentlich überarbeitet. Die Details der Charaktere und Rüstungen sind umwerfend. Kampfanimation und die Schlachten wirken äußerst realistisch. Der einzige wirkliche Kritikpunkt, der uns beim Spielen aufgefallen ist, ist das etwas comichafte Blut. Irgendwie passend für ein Arcade-Mittelalterspiel, aber dennoch reduziert das “Fake-Blut” etwas den Epic-Faktor welches Chivalry 2 neben der großen Menge an Humor vermittelt. 

Zu Release gab es keinerlei Performance-Probleme und wir konnten uns direkt in die großen Schlachten in 4K stürzen. Die Soundkulisse und schreiende und sterbende Spieler runden das Erlebnis dann noch sehr gut ab. Als Gesamtpaket betrachtet ist Chivalry 2, bis auf ein paar Kleinigkeiten, ausgezeichnet gelungen.

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FAZIT

PRO

  • Starkes Kampfsystem
  • Vielzahl an Klassen
  • Frei wählbarer Spielstil
  • Humor
  • Anpassbarkeit des Charakter
  • Weibliche Charaktere

KONTRA

  • Bogenschützen nerven
  • Kaum Möglichkeit auf Duelle
  • Unbalanced Maps
  • Blut zu “comic-haft”
8.1

Grandios

Gameplay - 7.7
Grafik - 8.8
Sound - 8
Inhalt - 8.2
Atmosphäre - 7.9
Ich bin ein Nerd aus Leidenschaft, spiele von Shooter bis hin zu Jump & Run Games und habe ein Herz für schönes Story-Telling. Kann den Hype um Spiele wie Battlefield und Co. nicht verstehen, konnte über ein ganzes Jahr Spielzeit in World of Warcraft erreichen bevor es seinen Reiz verlor. Momentan bin ich auf der Suche nach spannenden und herausfordernden Spielen welche es zu bezwingen gilt!
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