City of Gangsters | Test

City of Gangsters ist eine komplexe und tiefgehende rundenbasierte Simulation auf dem Markt, die so manchen begeistern wird!

Das Entwicklerstudio SomaSim gibt es seit 2013 und hat sich auf Management Spiele spezialisiert. Nach 1849 und Project Highrise gibt es jetzt eine Simulation im Gangster Dasein der 20er Jahre zu Zeiten der Prohibition. Sein eigenes Syndikat mit gerade einmal ein paar lumpigen Dollar aufbauen, reich werden und die lästige Konkurrenz ausschalten, wer träumt nicht davon?

City of Gangsters: Test

In diesem neuen Management-Tycoon-Spiel geht es darum, eine kriminelle Organisation aus dem Nichts aufzubauen und sie in eine wahre Goldgrube zu verwandeln!

UNSER EIGENES SYNDIKAT

Wir schreiben das Jahr 1920, aufgrund der Prohibition floriert das Geschäft mit illegal hergestelltem Alkohol und dem damit verbundenen Verkauf. Als ein Neuankömmling, mit nichts außer ein paar Dollar in der Tasche, wollen wir uns in einer der spielbaren Städte unser eigenes Mafia-Syndikat aufbauen. Um hier einmal einen Überblick zu bekommen, wie alles abläuft, hilft uns in der Stadt Chicago unser Onkel mit einem umfangreichen Tutorial. Nach Abschluss des Tutorials sind wir in Chicago auf uns alleine gestellt.

Wenn wir ein neues Spiel beginnen, erstellen wir uns zuerst einen eigenen Charakter. Wir können uns 2 verschiedene Start Boni, die Nationalität, verschiedene kosmetische Änderungen, das Geschlecht und den Namen von unserem neuen Syndikat sowie von unserem Charakter aussuchen. Als spielbare Städte gibt es Chicago, Pittsburgh und Detroit. Durch verschiedene Erweiterungen kommen aktuell noch Atlantic City, Cincinnati, Philadelphia und New York dazu. Mit jedem DLC kommen auch immer ein paar neue Gameplay Elemente hinzu. Außerdem bietet das Spiel einen Mod-Support.

Nur drei Städte im Hauptspiel hört sich erstmal wenig an, allerdings sind die prozedural generierten Städte sehr groß gestaltet, sodass man in einer Stadt ohne Probleme sehr viele Stunden an Spielzeit investieren kann. Um unser Gangster-Syndikat erfolgreich aufzubauen, gilt es viel zu beachten, managen und die Konkurrenz schläft natürlich auch nicht!

PRODUZIEREN UND VERKAUFEN

Wir beginnen in einer der zur Verfügung stehenden Städte. Zu Beginn haben wir immer den Laden der Tante oder des Onkels für einen Ausbau zur Verfügung. Dieses Geschäft produziert praktischerweise auch gleich eine Ressource, die wir für unsere Alkoholproduktion benötigen. Um im Hinterzimmer des Geschäfts unsere erste illegale Produktionsstätte zu errichten, benötigen wir vorher Geld. Zum Glück befindet sich im Lager einiges an Alkoholbeständen, die wir in der Stadt verkaufen können. Also schauen wir uns mithilfe des Ressourcen Overlays an wer denn unseren Alkohol kaufen möchte, laden es in unser Fahrzeug und fahren zu dem Geschäft. Haben wir das Geld für unseren ersten illegalen Betrieb zusammen, errichten wir diesen und arbeiten daran, unser Syndikat langsam zu vergrößern.

Das Spiel läuft rundenbasiert, eine Runde dauert sieben Tage. In jeder Runde hat man eine bestimmte Anzahl an Aktionspunkten zur Verfügung. Durch einen Level-Aufstieg kann man später unter anderem die Aktionspunkte erhöhen. Aller Anfang ist mühsam, denn wir müssen uns darum kümmern, dass für die Produktion von zum Beispiel Klinkerwein immer genügend Steintöpfe im Lager unserer Produktionsstätte sind. Das benötigte Traubenkonzentrat für den Klinkerwein wird ja schon im selben Geschäft legal produziert. Da unser PKW nur einen eingeschränkten Platz bietet, müssen wir öfter Steintöpfe kaufen und abliefern bis die erforderliche Menge in unserem Lager vorhanden ist. Jetzt haben wir alle Grundvoraussetzungen, um endlich unseren eigenen illegalen Alkohol zu produzieren.

Der Verkauf von dem fertiggestellten Alkohol gestaltet sich ähnlich wie der Kauf von Steintöpfen. Bei dem Ressourcen Overlay unseren produzierten Alkohol anklicken und wir sehen, wer in der Stadt unseren frisch zubereiteten Alkohol kaufen möchte. Durch unseren etwas kleinen Kofferraum müssen wir, abermals öfter Alkohol vom Lager abholen und zu den Geschäften hinfahren. Haben wir ausreichend Geld zusammen, können wir einiges damit anstellen, wie unseren Betrieb zu verbessern, damit dieser effizienter wird, das Erweitern unseres Territoriums, das Anheuern von neuen Crew-Mitgliedern oder das Kaufen von größeren Fahrzeugen. Mit neuen Mitarbeitern lassen sich dann verschiedene Abläufe, wie das Kaufen von Steintöpfen und der Verkauf von unserem Alkohol automatisieren. Dies sind natürlich nur ein paar Beispiele von unzähligen Möglichkeiten!

OHNE BEZIEHUNGEN LÄUFT GAR NICHTS

In der Welt von City of Gangsters dreht sich alles darum, unser Territorium zu erweitern, unseren Geldvorrat auf verschiedenste Weisen zu vergrößern, unseren Respekt zu erhöhen und die Konkurrenz auszuschalten, das gelingt uns aber nur mit guten Beziehungen!

Durch die Verkäufe und etwaigen Rabatten, die wir einem Geschäft gestatten, steigt unser Respekt von dem Inhaber und dieser schuldet uns auch einen Gefallen. Wenn wir einen Gefallen einfordern, haben wir verschiedenste Möglichkeiten zur Auswahl. Zum Beispiel, dass wir mehr Geschäfte zur Verfügung haben für verschiedene benötigte Rohstoffe oder für das Anheuern neuer Crew Mitglieder. Auch für einen Tipp, in welchem Gebäude wir eine neue Produktionsstätte errichten können oder um unseren Respekt bei einem Bekannten des Inhabers zu steigern. Gefallen werden auch dafür verwendet, um eine neue Filiale zu eröffnen, die benötigt werden, um neue Ecken (Gebiete) für uns zu beanspruchen.

Mit dem Einfordern von Gefallen kann man in der Welt so einiges bewirken. Anfangs wirkt es so, als ob man viel zu viele Gefallen zur Verfügung hat. Im späteren Verlauf und durch die vielen Möglichkeiten, werdet ihr aber schnell bemerken, dass man sich gut überlegen sollte, wofür man einen Gefallen einfordert. Zum Glück gibt es aber mehrere Wege, damit uns Inhaber neue Gefallen schulden. Ihr solltet immer auf die Zufriedenheit der Inhaber schauen, denn ohne genügend Respekt, wird man es in der Gangsterwelt nicht weit bringen und es kann schnell dazu führen, dass wir Gebiete die unter unserer Kontrolle stehen verlieren!

NEBENAUFGABEN

Neben den kleinen Aufgaben unsere Konkurrenz kleinzuhalten, Territorien zu übernehmen, darauf achten, dass unsere Betriebe effizient arbeiten, das Automatisieren von Abläufen und beaufsichtigen unserer Crew Mitglieder – Ach ja, bevor ich es vergesse, natürlich das Aufdecken der Map und Entdecken neuer Geschäfte, gibt es noch jede Menge Nebenaufgaben zu erledigen!

Durch das Erledigen von Nebenaufgaben erhöht sich unser Respekt und wir können unter anderem auch verschiedene Kompetenzen erlernen. Mit neu erlernten Kompetenzen können wir dann beispielsweise auch eine Produktionsstätte für Apfelwein errichten oder unsere illegalen Geschäfte verbessern. Die Nebenaufgaben beschränken sich größtenteils auf das Zuliefern verschiedener Materialien oder Produkte.

DIE SCHATTENSEITE DES GANGSTERLEBENS

Während meinem 40-stündigen Test, was bei diesem Genre nicht einmal so viel ist, sind mir auch ein paar Sachen aufgefallen, die mir nicht so gut gefallen haben. Zum einen wäre da das unübersichtliche und teils veraltete UI. Man findet sich zwar nach einiger Zeit problemlos zurecht, aber das gesamte Userinterface ist einfach nicht auf dem aktuellen Stand der Zeit.

Das Spiel ist Simulationstypisch textbasiert ohne Sprachausgabe. Die deutsche Übersetzung ist gut gelungen, aber nicht vollständig. Ein paar Texte werden trotzdem auf Englisch angezeigt. Das gesamte Spiel kann aber mit ein paar Grundkenntnissen auch problemlos in Englisch gespielt werden.

Zu dem Zeitpunkt meines Tests: Schutzgelder werden automatisch zu einer umliegenden Filiale gebracht, diese decken dann die Kosten der Filiale und den Rest können wir uns abholen. Im Laufe des Spiels werden das ganz schön viele! Die Gelder jedes Mal aufs Neue selber abholen zu müssen, ist mühsam. Wozu hat man eine Crew, wenn nicht für solche Aufgaben? Bei jedem Versuch, Routen zu erstellen, um das Abholen zu automatisieren, war in den nächsten Runden dann nicht mehr genug Geld zur Verfügung, um die Kosten der Filiale zu decken. Das bedeutet, ich habe erst recht selber zu den Filialen wieder hinfahren müssen, um die Kosten zu bezahlen. Hier wäre es sehr gut, wenn man die Möglichkeit zur Auswahl hätte, „hole einen Betrag bis“, dann könnten die laufenden Kosten immer als Sicherheit liegen bleiben. Komischerweise bei all unseren Geschäften oder Casinos gibt es diese Option bei Erstellung einzelner Routen.

Anfangs mag die Soundkulisse ja noch gefallen und passt gut in das Setting, aber spätestens nach mehreren Stunden fällt der eine Track, der die ganze Zeit in Loop abläuft, etwas nervig auf.

Durch die prozedural generierte Welt ist es mir öfter passiert, dass ich für den Start meines Syndikats keine Geschäfte in der Nähe hatte, die meinen Alkohol kaufen wollten. Diese sind durch ein paar Gefallen schnell gefunden, allerdings verzögert sich dadurch gerade die wichtige Startphase, wo es doch gilt recht schnell sein Syndikat zu vergrößern.

Das Spiel besteht größtenteils aus Mikromanagement, das Konzept und der Tiefgang überzeugen mich durchwegs, aber nach mehreren Stunden in einer Stadt stellt sich ein Gefühl der Monotonie ein. Versteht mich nicht falsch, man muss noch immer jede Runde taktisch überlegen wie man am besten vorgeht, aber der Ablauf ist immer derselbe, es fehlt etwas an Abwechslung.

Das bringt mich auch gleich zum nächsten Thema, und zwar den Kämpfen mit der Konkurrenz. Diese laufen nämlich sehr statisch ab. Man ist auf demselben Feld wie ein Rivale, schaut sich die eigene Statistik und die des Gegners an und klickt auf Kämpfen. Das komplette Gameplay läuft halt tatsächlich ohne jegliche Action ab. Eine gut durchdachte und funktionierende Implementierung für Rivalenkämpfe im Stil von XCOM oder Omerta, hätte für zusätzlich taktische Elemente und Abwechslung gesorgt. Nebenbei fallen die etwas langen Lade/Speicherzeiten auch etwas negativ auf.

Sehr viele Elemente in City of Gangsters werden durch den Zufall bestimmt! Hat man mit der prozedural generierte Stadt Glück, dann kann man sein Syndikat sehr schnell vergrößern und die Konkurrenz klein halten! Hat man aber Pech, gestaltet sich der Aufbau des Syndikats zu einer langwierigen Aufgabe, wo sich unsere Konkurrenz ständig vergrößert und wir uns nur schleppend aufbauen können. Da kommt dann schon öfter die Überlegung, ob man nicht vielleicht doch noch einmal neu anfangen sollte, obwohl man spielerisch nicht wirklich viel falsch gemacht hat!

FAZIT

PRO

  • Entwickler achten auf Community Bedürfnisse
  • Tiefgehende und komplexe Simulation
  • Möglichkeit zur Automatisierung von Abläufen
  • Bietet einen hohen Wiederspielwert
  • Große Maps
  • Einsteigerfreundliches Tutorial

KONTRA

  • Soundkulisse sehr einseitig
  • Ständiges Wiederholen von Spielabläufen
  • Etwas lange Lade/Speicherzeiten
  • Spieler ist teils von Zufallselementen abhängig
  • UI anfangs etwas unübersichtlich
7.4

Spielenswert

Gameplay - 8.1
Grafik - 7.3
Sound - 5.4
Inhalt - 7.9
Atmosphäre - 8.3
Seit Dino Wars oder North&South am Amiga hat sich in der Spieleindustrie so einiges verändert, aber meine Leidenschaft für Videospiele nicht! Mit dem Alter von 5 Jahren hatte ich zum ersten Mal einen Joystick in der Hand und seit diesem Moment war die virtuelle Welt wie ein zweites Zuhause für mich. Ich finde so ziemlich jedes Genre interessant, selbst wenn es sich um einen kleinen Indie-Titel handelt. Die aktuellste Nintendo Konsole und ein leistungsstarker PC gehören bei mir zu der Grundausstattung. Bei meiner Begeisterung für den Journalismus in Verbindung mit Videospielen gab es da nur eine logische Konsequenz. Redakteur bei PixelCritics werden, um mein Interesse beider Welten auszuleben.
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