Mit Company of Heroes erschuf Relic Entertainment im Jahr 2006 einen glatten Volltreffer. Der erste Teil gilt bis heute als ein Strategieklassiker, welcher seinesgleichen sucht. Während der Entwicklung des zweiten Teils hatte der damalige Publisher THQ Insolvenz angemeldet. Sega konnte sich allerdings die Markenrechte des Games, sowie das namhafte kanadische Entwicklerstudio Relic Entertainment sichern. Diese Übernahme verlief anscheinend so problemlos, dass der zweite Teil der Serie, wie erwartet auf den Markt gekommen ist und wie der erste Teil einen Riesen-Erfolg verbuchen konnte. Mit dem lang ersehnten dritten Teil, der teils sogar mit der Community zusammen entwickelt wurde, gibt es jetzt die Fortsetzung. Ob dieser Ableger auch der hochgelobten Serie gerecht werden kann, lest ihr jetzt im Test.
KAMPAGNE & MULTIPLAYER
In Company of Heroes 3 gibt es zwei Kampagnen, die sich sehr unterscheiden. Zum einen die dynamische Italien Kampagne und zum anderen die lineare Afrikakampagne. Beide Kampagnen sind spektakulär in Szene gesetzt und können mit einer nachvollziehbaren und berührenden Story aufwarten. Im Gegensatz zu den zwei Vorgängern fehlt es der Story mit dieser Thematik allerdings etwas an Tiefgang. Den Schmerz und das Leid der betroffenen Menschen in den Zwischensequenzen mitzuerleben, ist schon sehr berührend. Es wird aber vieles nur oberflächlich behandelt und die Kampagnen enden zu abrupt. Für ein Game, welches diese Zeit als Basis aufgreift, hätte das Storytelling einfach noch viel mehr ausgebaut gehört. Außerdem zerstört in der Afrikakampagne, die Englische Synchro mit Deutschen Akzent die Immersion erheblich, hier kommt einen öfter das Schmunzeln, obwohl dies bei diesem Thema mit Sicherheit nicht gewollt ist.
Von der Spielmechanik machen beide Kampagnen dafür wenig falsch. Die Italien Kampagne wartet mit einer taktischen Karte auf, wie man es von Total War kennt und bietet so eine interessante Kombination aus Company of Heroes vermischt mit Mechaniken aus Total War. Dieser Ansatz ist schon sehr cool umgesetzt und jede Partie spielt sich dadurch ein wenig anders. Die Afrikakampagne hingegen bietet eine klassisch linear aufgebaute Story mit 8 abwechslungsreichen Missionen. Laut Relic Entertainment gibt es so viele verschiedene Einheiten wie noch nie zuvor in einem Company of Heroes. Dies mag eventuell stimmen, allerdings spielen sich die 4 Fraktionen mit den verschiedenen Einheiten so ähnlich, dass es kaum auffällt. Auch die Neuerungen halten sich sehr in Grenzen. Es gibt zwar jetzt eine taktische Pause, die Möglichkeit Soldaten auf Fahrzeugen mitzunehmen und noch ein paar andere Kleinigkeiten, praktisch gesehen hat sich seit Company of Heroes 2 spielerisch aber nichts verändert.
Natürlich muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass das hohe Niveau der Mechaniken, welche schon den Vorgängern zum Erfolg verholfen haben, trotzdem vorhanden sind. Wenn man allerdings bedenkt, dass zwischen dem zweiten und dritten Teil 10 Jahre dazwischen liegen, ist das gebotene bzw. der Fortschritt der Serie insgesamt ein wenig enttäuschend. Der Multiplayer bietet 14 Maps sowie Koop/ PVP mit bis zu 8 Spielern, die Wartezeiten sind mitunter etwas lang. Das Herzstück von Company of Heroes macht auch im dritten Teil Spaß und die Gegner KI macht es einem im Koop Multiplayer nicht immer ganz leicht.
DIE MECHANIKEN IM DETAIL
Die Grundmechaniken, die diese Serie so erfolgreich gemacht haben, sind eindeutig das Deckungssystem mit dem rudimentären Basenbau in Verbindung mit den speziellen Einheiten, die sich von dem Stein-Schere-Papier Prinzip absetzen. Dazu kommt noch, dass die Einheiten mit der Zeit besser werden und jede Einzelne immer mehr an Bedeutung gewinnt. Zusätzlich können sich die Einheiten in Gebäude verbarrikadieren oder Brücken mit Minen/Stacheldraht auslegen und auch Flak, MG’s etc. übernehmen. Diese ganze Palette an Features und noch ein paar mehr verleiht der CoH Reihe diesen ganz eigenen Flair.
Die größte Neuerung im dritten Teil ist definitiv die Italien Kampagne, welche mir auch wirklich Spaß gemacht hat. Alleine die strategischen Möglichkeiten auf der Strategiekarte sind vielseitig und erfordern durchaus ein taktisches Verständnis, um die Kampagne erfolgreich abzuschließen (variiert je nach Schwierigkeitsgrad).
GRAFIK & BUGS
Die Grafik im dritten Teil ist ohne Zweifel die beste der Serie. Wenn man aber, wie oben schon erwähnt, einmal bedenkt, dass 10 Jahre zwischen dem 2 und 3. Teil liegen, kann die Grafik nicht ganz überzeugen. Die Animationen sind flüssig, Effekte spektakulär in Szene gesetzt und die einzelnen Gefechte sehen gut aus. Die viel zu nahe Kameraperspektive, die mir schon bei den Vorgängern nicht zugesagt hat, ist noch immer zu nah und das Interface sowie die Steuerung wirkt, ich sage einmal „sehr gut gealtert“. Bei der aktuellen Version, die ich getestet habe, gibt es zwar ein paar Bugs, aber keine, die das Spielerlebnis extrem beeinflussen.
Was mich oft sehr gestört hat, ist das Pathfinding (Wegfindung) der eigenen Einheiten. Mir ist nicht ganz klar, was sich die Entwickler bei der Programmierung da gedacht haben, da ich bei den Vorgängern nie Probleme damit hatte. Ich wollte beispielsweise meine Panzer nach einem Gefecht reparieren und habe von meiner Basis eine Einheit dafür angefordert und zu den Panzern geschickt. Anstatt dass diese Einheit einfach den geraden Weg zu den Panzern nimmt, biegt diese kurz vorm Ziel nach links ab und wollte eine Runde um ein Gebäude laufen. Zu meinem Pech waren genau dort Minen und feindliche Panzer. Solange solche Vorkommnisse Einzelfälle bleiben, wäre es halb so schlimm, aber mir sind solche Situationen des Öfteren passiert. Im Verlauf meines Tests, habe ich dann kleinere Einheiten-Gruppen nicht mehr selbständig weitere Strecken laufen lassen, sondern nach einiger Zeit immer neue Weganweisungen gegeben. Dies hat gut funktioniert, ist aber nicht Sinn eines funktionierenden Pathfinding Scripts.
Es gibt noch einige andere Kleinigkeiten, die mich etwas stören und bei den Vorgängern nicht vorhanden waren. Es würde aber den Umfang des Reviews sprengen, wenn ich hier alle auflisten würde. Um diesen Punkt nicht mit diesen Worten abzuschließen, möchte ich noch hinzufügen, dass dies Kritik auf hohem Niveau ist. Es ist vielleicht auch ein wenig unfair, aber Relic Entertainment hat es mit dem dritten Teil nicht ganz leicht. Company of Heroes hat das Strategiegenre geprägt und zählt mit ein paar anderen Spielen zu zeitlosen Klassikern. Genau deshalb ist es sehr schwer den äußerst hohen Erwartungen, mit einem dritten Teil, der 10 Jahre auf sich warten ließ, gerecht zu werden. Außerdem lassen sich fast alle kleineren „Fehler“ mit Updates beheben und ich bin sicher, dass Relic Entertainment da auch dahinter ist.
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