Dead Island 2 | Test

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Viele Jahre haben wir auf die Fortsetzung des mau-eingeschlagenen Dead Island Prototypen gewartet. Der Nachfolger versprach via Trailer und spärlichen Inhalten viele Neuerungen und eine andere Denkrichtung. Nach nun fast 9 Jahren Entwicklung über mehrere Studios steht der qualitative Inhalt allerdings stark in Frage. Der Vorgänger glänzte mit einer krassen Kombination aus Inselparadies und Mord und Totschlag. Im Nachfolgeteil hat sich sichtlich einiges getan. Inhaltlich wie optisch. Ob die Neuerungen den neuen Glanz übernehmen oder doch nur faules Fleisch liefern, lest ihr im nachfolgenden Review.

Dead Island 2: Test
Die heißgeliebte Zombie-Saga ist zurück, mit ihrer einzigartigen Mischung aus Horror, schwarzem Humor und überdrehter Zombieschlachterei

WILLKOMMEN IN HELL-A

Begonnen wird die Story von Dead Island 2 mit der der Vorstellung von den sechs spielbaren Charakteren, welche unterschiedlicher nicht sein könnten. Amy, Ryan, Dani, Carla, Bruno und Jacob sind jeweils durch andere Hintergrundgeschichten dazu getrieben in ein Flugzeug zu steigen, um den gerade ausgebrochenen Zombie-Inferno in LA zu entkommen. Leider wird aus den Bonusmeilen nichts, da das Flugzeug kurzerhand abstürzt und wir uns mit unserem erwählten Charakter mitten im untergehenden Sternchen-Himmel befinden. Wieder müssen wir uns den Weg hinaus aus der Quarantänezone kämpfen. Nichts neues.

Die Wahl des Charakters ist in Knochen gemeißelt. Einmal ausgewählt gibt es kein zurück. Nur einen Neustart. Die Charaktere unterscheiden sich durch diverse Schwerpunkte. Manche sind schneller, manche halten mehr aus. Jeder Charakter verfügt über zwei besondere Eigenschaften, welche den Spielstil drastisch abändern. Manche bauen rasch Wut auf, welche in Raserei umgewandelt werden kann, um noch mehr Schaden zu verursachen. Manche sind eher Spezialisten im Anschleichen und werden durch diverse Fähigkeiten dahingehend unterstützt. Wählt weise euren Spielstil entsprechend aus.

Von nun an geht der Plot seinen gewohnten Weg. Wir finden ein paar Überlebende, müssen dies und das Besorgen oder gar mit der Außenwelt Kontakt suchen. Nichts neues am Zombie-Horizont. Ich erinnere mich an die exakt gleichen Aufgaben im Vorgängerteil bzw. jedem anderen Survival-Horror-Ego-Shooter bislang. Ein wenig Abwechslung würde in diesem tristen Geschichtskostüm schon mal für Stimmung sorgen. Aber naja …

Insgesamt gibt es 24 Haupt-Quests zu absolvieren. Nebenher laufen dann noch 33 Neben-Quests, 15 Suchmeldungen und 84 Herausforderungen mit. That’s it! Knappe 12 bis 15 Stunden Spielzeit in Aussicht. Nicht die Welt, aber auch nicht wenig. Apropos Welt: Diese ist nicht so offen wie sie zunächst versprochen wurde. Wir gurken in mehreren abgegrenzten Gebieten herum und lösen unsere Aufgaben. Zugegebenen kann man jederzeit von Gebiet zu Gebiet springen und etwas grinden. Allerdings zahlt sich dies wenig aus und man ist eher gezwungen den Questmarker aufzusuchen. Biegt man in die falsche Gasse zur falschen Level-Zeit ab, kann einen dort schon mal ein unbezwingbarer Zombie den Weg abschneiden. Die Entwickler zwingen dadurch gewissermaßen einen vorgegebenen Weg auf. Schade … denn gerade eine wirklich offene Welt hätte den Erkunder in mir geweckt.

VOM GLAMOUR ZUM GORE

Nun aber zum Wesentlichen. Dem GOOOOORE!!! Dieser ist nämlich wirklich ungelogen exquisit ausgefallen. Durch das eingeführte F.L.E.S.H.-System (Fully Locational Evisceration System for Humanoids) zerlegen wir im wahrsten Sinne des Wortes die Zombies vor uns. Egal ob mit Messer, Axt, Rohr oder der M4. Es spritzt, es platzt ab, es quilt heraus. So muss das aussehen! Die Schnitte und Einschüsse reißen und platzen auf realistische Weise auf und erzeugen auch realistisches Verhalten. So trennen wir gekonnt mit einem Hieb den Arm ab, der daraufhin noch lebloser zu Boden plumpst. Oder wir schießen gekonnt in den Bauch, bis deren Inhalt bis zu den Knien hängt. Optisch sehr eindrucksvoll, macht das Metzeln der Zombie-Massen dadurch ultraviel Spaß.

Auch die Zombies selbst sind durchaus gut gelungen. Kaum welche gleichen sich in Aussehen oder Verletzungsgrad. Es hängen Kiefer schief, Brandwunden sind vorhanden oder es werden zerdepperte Accessoires getragen. Man fühlt sich wirklich abwechslungsreich gefährdet. Die Gegnertypen selbst sind ebenfalls erweitert worden. Es gibt klassisch-gehende aber auch laufende Gegnerscharen. Einige sind groß und stark, manche brennen oder tragen explodierende Granatengürtel um sich. Auch mit Hornissennestern gespickte Zombies sind in LA auf den Straßen unterwegs. Ein Näherkommen ist hierbei mit schmerzhaften Stichen verbunden.

Auch die vorkommenden Charaktere haben durchaus einen Charme, wenngleich sie leider aus dem Klischee-Einmaleins von Hollywood gezaubert wurden. Es gibt das junge Filmsternchen, den immer betrunkenen Rockstar, den überängstlichen Agenten … Nichts Bahnbrechendes. Dennoch sind die Dialoge skurril gestaltet und auch mit schwarzem Humor gespickt. Leider fehlt allerdings eine griffige deutsche Synchro. Wir lesen uns die Augen wund…

Das Waffensystem ist gewohnt gut und ebenso vielfältig. Wir sammeln in der Umgebung diverse Materialen ein, mit deren Hilfe wir unsere herkömmlichen Waffen in Super-Duper-Zombie-Vernichter upgraden. So kommt schon mal ein Schockpad auf die Machete oder ein Impro-Flammenwerfer auf den Golfschläger. Wolverine-Klauen oder doch die gute alte Schrotflinte? Wie es der Spieler mag. Die Waffen nutzen sich ab und gehen wie im Vorgängerteil kaputt und müssen repariert werden. Schusswaffen halten ewig, müssen jedoch mit spärlich gefundener Munition gefüttert werden. Da bleien wir dann doch lieber beim Eisenrohr.

MISSLUNGENES KARTENSPIEL

Wenig Eindruck schindet leider das Levelsystem. Wir verteilen keine Punkte oder schalten Fähigkeiten frei. Stattdessen sammeln wir Skill-Karten in verschiedenen Kategorien ein, welche im Anschluss ausgerüstet werden können. Je höher der Level, desto mehr Karten können gleichzeitig platziert werden. Die Fähigkeiten sind unterschiedlichster Natur und lassen sich entsprechend kombinieren. Allerdings fehlt hier der Tiefgang, um wirklich einen individuellen Charakter zu erstellen. Der Rollenspiel-Anteil geht damit völlig verloren.

Die Zombiegegner leveln übrigens mit uns mit. Es gibt daher keinen auswählbaren Schwierigkeitsgrad. Dieser ist allerdings ohnehin recht dürftig ausgefallen. Wenn man nicht blindlings in die Zombiehorde rennt und ein wenig Taktik beim Kampf anwendet, sind die Gegnerscharen keine Hürde. Die Bosskämpfe sind etwas herausfordernder, aber auch mit der leicht durchschaubaren Taktik schnell im Griff. Stirbt man, wird der Charakter wenige Meter zuvor respawned. Die zuvor erledigten Gegner sind dann wieder retour und man darf es erneut versuchen. Also ebenfalls halb so wild. Der Tod hat wenig Konsequenzen.

Nervig fand ich das Item-System in Dead Island 2. Man durchsucht ein Haus auf Herz und Nieren, verlässt es anschließend, kehrt nach ein paar Zombies in der übernächsten Quergasse wieder retour und … siehe da … alles wieder befüllt. Scheinbar geistert uns ein NPC nach und legt die Materialien wieder in die Koffer und Schubladen, sodass wir unseren Vorrat auf ewig aufstocken können. Praktisch aber leider nicht ganz horror-fähig.

Grafisch lässt sich absolut nichts meckern. 4K und 60fps machen Dead Island 2 schön, stabil und flüssig. Hier und da einige kleinere Grafikpatzer. Aber nichts gravierendes. Optisch ist Dead Island 2 durchaus ansehnlich. Gerade die heruntergekommene LA-Kulisse ist sehr eindrucksvoll gewählt. Lediglich der Wassereffekt ist noch ausbaufähig. Weiters sehen wir im Spiegel kein Spiegelbild, sondern nur die Waffen passend durch den Raum gleiten. Das ist leider 90er-Jahre-Niveau. Da muss mehr gehen. 

Natürlich lassen sich die Zombies wieder in gewohnter Manier im Koop schlachten. Das System soll gewohnt gut sein, obwohl ich es ehrlicherweise nicht getestet habe.

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FAZIT

PRO

  • Gore, Gore and much more Gore!
  • Individuelle Charaktere
  • Waffenvielfalt
  • Bastelspaß an der Werkbank
  • Sehr gute Grafik

KONTRA

  • Erneut flache Story
  • Mittelgroßer Inhalt
  • Klischee-Plot
  • Wenig Abwechslung
  • Keine Open-World
7.8

Spielenswert

Gameplay - 7.5
Grafik - 8.4
Sound - 7.1
Inhalt - 7.3
Atmosphäre - 8.8
Seitdem ich zum ersten Mal einen Controller in der Hand hielt wusste ich, dass dies eine Freundschaft fürs Leben wird. Bis heute ist der digitale Sport für mich fixer Bestandteil meiner Freizeit. Mit AustriaGaming ist er sogar zum Teil zur Berufung geworden. Favorisierte Spiele sind für mich aus dem Genre Horror, SciFi und RPG mit viel geschichtlichem Tiefgang. Gerade innovative und alternative Games ziehen mich öfters in den Bann.
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