Der Herr der Ringe: Gollum | Test

Fans von großen Hollywood-Franchises mussten ja lange stark sein und hoffen, dass Spiele-Entwickler etwas Gutes daraus zaubern, was bei teuren Lizenz-Rechten und oft auch Zeitdruck, um die Games auch zeitnah zu Filmen zu veröffentlichen, herrscht. Die Veröffentlichung von Hogwarts Legacy, Jedi Survivor, Spider-Man oder der Batman Arkham Reihe oder auch diversen Lego-Spielen zu verschiedensten Franchises zeigte, dass es auch anders geht und nicht nur Gurken der Marke Marvels Avengers, diverse Alien-Spiele oder Rambo The Game gibt. Herr der Ringe hatte da auch schon einige recht gute Spiele-Umsetzungen wie die beiden Mordors Schatten Teile, das MMO HdR Online oder das RTS Schlacht Um Mittelerde. Da Fans von Mittelerde in den letzten Jahren etwas vernachlässigt wurden, freute es umso mehr, dass vor einiger Zeit überraschend Herr Der Ringe: Gollum angekündigt wurde, doch die Ernüchterung war schon bald spübar…

Der Herr der Ringe: Gollum - Test
Wer wird die Oberhand gewinnen: der verschlagene Gollum oder der unschuldige Smeagol?

DAS TRAGISCHE LEBEN DES SMEAGOL

Ein Hobbit-ähnlicher Charakter vom Flussvolk, sein Name Smeagol, seine Geschichte traurig und voller Schmerz – aber auch die Entwicklung, die von der beliebten Indie-Schmiede Daedalic Entertainment, die mit Edna bricht aus, The Long Journey Home, Deponia oder diversen Das Schwarze Auge Games, für einige Hits und Highlights sorgte, war wohl eine Qual. So wurde Gollum immer wieder durch Verschiebungen von seinem Schatz getrennt, erste Gameplay-Szenen im Netz geshit-stormed und die ersten Vorabkritiken waren nicht gerade positiv. Aber durch die Verschiebungen war die Hoffnung, dass das finale Spiel dann doch noch brauchbar werden könnte, natürlich groß.

GOLLUM, SMEAGOL UND EIN PIXEL-ZAUBERER

Die Entwickler haben sich eine Zeit ausgesucht, in der sie sich halbwegs austoben können, denn Gollum startet ohne Ring, denn der wurde ihm gerade erst abgenommen – zu sehen bekommen wir das aber leider nicht – und versucht in seiner Höhle irgendwie damit klarzukommen, doch bald macht er sich natürlich wieder auf den Weg seinen Schatz zu finden. Das erfahren wir aber durch ein Gespräch, das er mit Gandalf, bzw. einem Zauberer, der eventuell mit ihm über acht Ecken verwandt sein könnte, denn so sieht unser geliebter Mithrandir aka Olórion aka Sturmkrähe in diesem Spiel aus, vom Texturmatsch und grauenhaft animierten Gesichtern ganz zu schweigen, aber dazu mehr.

Gollum wurde in seinem langen Leben, das ihm der Ring bescherte, nämlich zahlreiche Male in Gefangenschaft genommen, weil er eben genau zwei wichtige Informationen zum Ring der Macht hatte, nämlich „Auenland“ und „Beutlin“, wie wir ja auch in Die Gefährten einst in Erfahrung bringen konnten. Und so erzählt unser Antiheld seine Gefangenschaft bei den garstigen Elben.

KLETTERN, SCHLEICHEN, LANGWEILEN

Ja, so ist es leider, denn recht viel mehr hat Gollum nicht zu tun. Zunächst läuft und klettert man durch das matschig texturierte und wirklich nicht schöne Mordor (einzig weit entfernte Hintergründe sind ganz hübsch) und lenkt den ebenso furchtbar aussehenden Gollum durch das Land des Schattens. Und nein, ich bin mir sicher, das hat nichts damit zu tun, dass Mordor ein unwirtlicher Ort und Gollum durch den Ring in Mitleidenschaft gezogen wurde, sondern damit, dass sich Daedelic da einfach überhoben hat. Pixelfehler, diverse Glitches, Bugs und eine Steuerung aus der Hölle unterstreichen das Ganze wunderbar.

Aber wenn man davon absieht, ist auch die Inszenierung recht mager. Bald treffen wir auf einen Drachen und die Nazgul, wirklich spannend wird es aber trotz der Original-Musik nicht. Dann wird Gollum geschnappt und in ein Gefägnnis direkt unter dem Schwarzen Turm Barad-dûr gebracht, wo er mit langweiligen Charakteren sprechen kann, ständig von Orks und Menschen beschimpft wird und man langweilige Quests wie Leichen-Marken einsammeln, durch Höhlen kriechen, um Sprengstoff zu zünden oder Strunz-Dumme Tiere in Käfige locken muss. Und das wiederholt sich auch noch ständig und ist dadurch an Langeweile kaum zu überbieten.

AUF UND DAVON

Ja, da will man schon vor der Playstation aus mehreren Gründen flüchten, aber auch Gollum fasst sich ein Herz und schmiedet Pläne um abzuhauen. Und nun geht das weitere Leid los. Ständig fällt man irgendwo runter, weil Kamera oder Steuerung einfach nicht richtig funktionieren, man schleicht durch Schatten, die offensichtlich schattiger als die Schatten Mordors sind, denn es gibt einfach Streifen, die logisch keinen Sinn ergeben, dass sie dunkler sind, durch die man an Orks vorbeischleichen kann. Nein eigentlich kann man drei Millimeter vor den Orks Zumba tanzen und sie würden es nicht merken.

Sollte es mal keine Schatten geben, kann man die hässlichen Wesen, aber auch Elben mit Steinen ablenken, Lampen ausschießen oder auch mal einen davon ganz einfach erwürgen. Danach heißt es wieder schleichen, klettern, runterfallen, sterben, klettern, sterben, schleichen, sterben, warten, grauenhafte Cut-Scenes verfolgen, sterben, klettern, schleichen und so weiter und so fort. Die Möglichkeiten sind hier einfach zu limitiert und uninspiriert. Die hier und da eingestreuten Rätsel lockern zwar auf, schwanken aber auch gewaltig in der Schwierigkeit und Qualität.

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MORDOR, LAND DER QUALEN

Nun ist mir auch klar, warum Gollum so aussieht, denn diese Qualen sind ja unerträglich und ich spreche jetzt definitiv nicht von den Folterungen und Beschimpfungen, die Smeagol in seinem Leben erfuhr, denn die Grafik von Tolkiens Büchern war einst schon schöner als das hier und was das Gameplay betrifft, wirkt dagegen Blobby Volley ja richtig kreativ. Dieses Spiel ist leider an fast allen Ecken ein Desaster. Nicht nur die Grafik ist einfach nicht schön, auch die Story ist komplett uninteressant und wird elendig in die Länge gezogen mit sinnlosen Dialogen, uninteressanten Charakteren und unsäglichen Aufgaben.

Nichts davon bringt uns Gollum näher, denn dass er kein schönes Leben hatte und auch 300 Jahre Therapie da nicht mehr hätten viel retten können, erfahren wir ja in den ersten fünf Minuten im Film. Mehr fügt dieses Spiel leider nicht hinzu, doch wie sagte Gandalf einst (oder so ähnlich): „Wo Schatten ist, da ist auch Licht“ – aber einen Balrog braucht ihr jetzt auch nicht zu erwarten. Und auch das Erkunden von Mordor zahlt sich nur bedingt aus, denn die paar Sammelgegenstände, die Gollum in seiner Hose versteckt, darunter auch rostige Nägel und Tierteile, motivieren auch nicht. Warum der Ex-Hobbit seine Hose auszieht, um sich das Zeug anzusehen, verstehe ich dabei auch nicht, brachte mich aber zumindest zum Schmunzeln.

EIN KLEINER SONNENSTRAHL

Ein paar positive Sachen, wenn auch nicht viele, will ich euch aber auch nicht vorenthalten. Die Synchron-Stimme von Gollum selbst ist mehr als gelungen, auch wenn Gandalf furchtbar auf Deutsch tönt. Außerdem ist die Idee den inneren Kampf und die Selbstgespräche von Gollum bzw. Smeagol beeinflussen zu können, ein guter Ansatz. In gewissen Situationen kann man wählen mit welchem der Persönlichkeiten man auf Charaktere antwortet. Also gemein und konfrontativ oder nett und unterwürfig. In mancher Situation kann man außerdem kleinere Entscheidungen treffen, wie zu Beginn, ob man einen Käfer zerquetscht.

Wählt man hier Smeagol, der ihn leben lassen will, muss man in Dialog-Optionen Gollum davon überzeugen, oder eben umgekehrt. Das beeinflusst überraschenderweise sogar etwas die Geschichte bzw. das Gameplay und hätte man demnach noch viel verstärkter einsetzen können.  Außerdem ist dank der Musik und düsteren Landschaft die Atmosphäre manchmal sehr gelungen, auch wenn so manche Sounds und das Gebrabbel der Orks schon gewaltig nerven kann.

FAZIT

PRO

  • Gollums Synchro
  • Gollum vs. Smeagol Szenen
  • Entscheidungen beeinflussen Gameplay und Geschichte
  • Zweitweise gute Atmosphäre
  • Nazguls und Drachen
  • Herr Der Ringe Musik
  • Gelegentliche Rätsel

KONTRA

  • Gollum sieht nur bedingt aus wie Gollum
  • Schlechte Synchro (außer Gollum selbst)
  • Matschige Texturen
  • Schlechte Inszenierung
  • Langweiliges, stupides Gameplay
  • Kaum HdR-Feeling
  • Grafikfehler
  • Clipping-Fehler
  • Ständig Trial & Error
  • Frustige Kletterpassagen mit hakeliger Kamera
5.1

Grenzwertig

Gameplay - 3.5
Grafik - 4.6
Sound - 7.5
Inhalt - 4
Atmosphäre - 6
Heavy Music, schnelle Bikes und Sport sowieso – da ich auch im Jahre des Herren 1986 geboren wurde und da auch der NES in Europa das Licht erblickte, war die Konsequenz des Zockens logisch. Da ich auch an verbaler Inkontinenz leide, sind PixelCritics sowie earshot.at perfekte Orte um mein Interesse am Journalismus auszuleben.
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