Wenn man sich dieses Spiel genauer ansieht, glaubt man, einen beschmierten Zeichenblock eines pubertierenden Teenagers gefunden zu haben. Doch es handelt sich hier tatsächlich um einen Third-Person-Shooter für eine Konsole der neuen Generation. Das Spiel fällt durch das einzigartige Design, das im kompletten Zeichenstil gehalten ist, sofort auf und man erkennt, dass es sich hier um kein gewöhnliches Spiel handelt. Und genau aus diesem Grund müssen wir es sofort für euch testen und zeigen euch, was das Spiel drauf hat.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Kritzeleien eines verdorbenen Teenagers[/perfectpullquote]
Genau so fühlt es sich an, wenn man Drawn to Death zum ersten Mal startet. Im Hauptmenü, das aussieht, als ob ein 13-Jähriger seine unterdrückte Wut abbauen wollte, suchen wir uns erst mal das Tutorial, bevor wir uns ohne jegliche Ahnung ins Spielgetümmel schmeißen. Begleitet von einem unzufriedenen Frosch, dessen Gedärme aus seinem Körper raus ragen, erklärt er uns mit unzähligen Schimpfwörtern und Beleidigungen die grundlegenden Dinge, die wir für das Spielen brauchen. Wenn wir die Steuerung von anderen Shootern gewohnt sind, wird uns diese hier maßlos überfordern, denn so eine unpräzise Lenkung haben wir schon seit Jahren nicht mehr erlebt. Mit verkantetem Richtungswechsel und verzögertem Hüpfen dürfen wir uns also durch die Menge schlagen. Und genau das darf bei einem Shooter nicht passieren, denn hier muss es oft schnell und vor allem präzise abgehen, damit man zum Erfolg kommt. Während dem Tutorial dürfen wir uns also mit den Grundlagen des Spiels vertraut machen und lernen die Steuerung, diverse Waffen und spezielle Attacken kennen. Doch wir lernen hier unter anderem auch das Spielniveau sehr gut kennen. Denn das Spiel wird nur so von Schimpfwörtern überflutet. Unser Lehr-Frosch teilt uns somit auf nette Art und Weise mit: „Nimm die Waffe in die Hand, du unterbelichteter Vollidiot!“ und mit dieser Aufforderung stellen wir uns unserem ersten Gegner, der uns sofort mitteilt: „Stirb, du Arschgesicht!“. In diesem kurzen Tutorial wurde ich öfters und schlimmer beschimpft, als in meinem ganzen Leben. Ich wurde bis aufs übelste rein gelegt, als er mich aufforderte zum Nachladen ins Mikro zu sprechen. Ich schrie schon so laut ins Mikro rein, als er mir sagte, dass er mich nur verarscht hat und es diesen Service nicht gibt, ich soll doch bitte einen Knopf zum Nachladen drücken. Doch nichts desto trotz dachte ich mir: „Was ist das bitte für ein geiler Scheiß?“ Ja, meine Gedanken haben sich dem Ausdrucksniveau des Spiels bereits angepasst. Und nachdem wir das Tutorial abgeschlossen haben, wagen wir uns mit höchster Euphorie, in der Hoffnung auf noch mehr Beleidigungen und krassen Sprüchen, in den Multiplayer-Modus um richtig durchstarten zu können. Nebenbei gesagt: es gibt in diesem Spiel nur einen Multiplayer-Modus. Wer also nach einer Story oder Einzelmissionen sucht, der ist hier völlig fehl am Platz.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Mit Kettensägen und Särgen zum Erfolg[/perfectpullquote]
Wir sind nun einigermaßen gewappnet um ins richtige Spielgeschehen einzusteigen. Der Multiplayer-Modus besteht aus bis zu vier Spielern, die sich in einer der ausgewählten Arenen bekämpfen. Hier hat man die Auswahl aus verschiedensten Arenen, wo jede einzelne eine eigene Herausforderung darstellt. Doch nicht nur die Arenen sind unterschiedlich, nein, wir können uns auch Charaktere und diverse Waffen aussuchen. Wir haben hier die verschiedensten Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Zu einem haben wir zum Beispiel den Punker Johnny Savage, der mit seiner Gitarre Dämonen beschwören und damit erheblichen Schaden anrichten kann. Wir hätten aber auch Alan, die Killerratte, die mit ihrer Kettensäge alles und jeden niedermetzelt. Die einzelnen Charaktere kann man durch Kämpfe aufleveln und somit stärker machen. Jeder Charakter hat neben den herkömmlichen Schusswaffen seine eigenen Spezialfähigkeiten. Die Waffen sind ebenfalls sehr unterschiedlich – und vor allem individuell. So kann man neben Schusswaffen auch ganz spezielle Waffen benutzen wie leichenspuckende Särge oder eine Retrokonsole, mit der man im Pixelstil á la Old-School-JRPG immensen Schaden anrichten kann. Bedauerlicherweise sind die Charaktere aber zu verschieden, denn sie unterscheiden sich auch an der jeweiligen Stärke. So können auch unerfahrene Spieler mit dem stärksten Charakter leicht gewinnen. Hier hätte man nicht so starke Ungleichheiten machen dürfen, denn in manchen Arenakämpfen wird viermal mit dem gleichen Charakter gespielt, was den Spielspaß sofort zu Nichte macht. Ich würde mir auch mehr Modi in der Arena wünschen, denn mehr als ein Vierer-Gemetzel gibt’s hier leider nicht.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Lobenswerte Kreativität[/perfectpullquote]
Apropos Spielspaß – ja, den hatte ich den ersten paar Stunden wirklich. Es war etwas komplett anderes, etwas völlig Neues und man war neugierig. Aber je länger man den derben Beleidigungen zuhören musst, desto mehr wird man einfach nur genervt und das Spiel beginnt schon nach kurzer Zeit einen zu langweilen. Die Sprüche werden nach einer Zeit ebenfalls nur mehr ermüdend und oft sind sie einfach nur zu derb um sich darüber zu amüsieren. Man hat zwar die Möglichkeit, die Sprüche teilweise auszublenden, aber dann hat das Spiel rein gar nichts mehr zu bieten, denn gerade dieser Humor macht das Spiel aus. Das einzige, was ich durchaus gut finde, ist das einzigartige Design, mit dem das Spiel vermutlich die ganzen Spieler anlockt. Die Idee, das Spiel in einem Zeichenstil zu gestalten, ist einfach nur genial. Es sieht aus, als hätte ein Kind einfach auf einen Zeichenblock gekritzelt, jedoch sind die Zeichnungen so gut gemacht, die Details so fein gezeichnet, dass es eigentlich schon wieder Kunst ist. Und die fetzige Punkmusik im Hintergrund passt sehr gut dem Stil des Spieles dazu. Die Idee an sich wäre grandios gewesen, aber eine gute Idee alleine reicht leider nicht aus um ein gutes Spiel zu entwickeln. Hier wurde bei der Umsetzung leider einiges falsch gemacht oder erst gar nicht berücksichtigt.
Drawn to Death lockt die Spieler mit dem auffallendem Zeichenstil, kessen Sprüchen und lustigen Charakteren vor den Bildschirm. Man hat zugegebener Maßen anfangs relativ Spaß, denn die Beleidigungen und der brutale Humor sind einzigartig und machen einfach Laune. Jedoch hält der Spielspaß nicht lange, denn die Sprüche werden immer mehr und immer derber, was auf Dauer dann doch nicht mehr so witzig ist. Hinzu kommt noch das lahme Gameplay und die schwache Steuerung, die das Spielen auf Dauer einfach ungenießbar macht. Schade finde ich auch, dass man hier nur online im Multiplayer-Modus spielen kann. Ein Einzelmodus wäre hier sicher nicht verkehrt gewesen und würde das Spiel durchaus aufwerten. Ebenfalls könnte ich mir das sehr gut zu zweit vor dem Bildschirm vorstellen. Wenn man sich dem Niveau des Spiels herablässt und man sich gegenseitig beschimpft, während man im Spiel den Mitspieler nieder metzelt. Klingt grausam, macht aber bestimmt viel Spaß. Doch leider gibt hier die Verpackung mehr her als der Inhalt. Zum Glück war dieses Spiel als Playstation Plus Mitglied kostenlos erwerbbar, denn ich hätte mir das Spiel aufgrund des auffälligen Designs mit Sicherheit gekauft und wäre am Ende nur enttäuscht gewesen.