Fußballsimulationen haben es am Markt wirklich nicht leicht. Speziell wenn es um die großen Erwartungen der eingefleischten Fans geht. Auf der einen Seite steht die Pro Evolution Soccer Serie, welche mit realistischem Gameplay und sauberer Grafik punkten kann, schwächelt aber an den vorhandenen Lizenzen und dem altbackenem Menu. Auf der anderen Seite steht die große FIFA Serie, die mit einem dicken Lizenzpaket und dem Ultimate Team Modus auftrumpfen kann, aber bei der Community mit einem gefühlten “Stillstand” zu kämpfen hat. Doch nun steht FIFA 20 in den Startlöchern und möchte mit dem neuen Straßenfußball-Modus “Volta” und Verbesserungen beim Karrieremodus das angeschlagene Herz der Fans zurückerobern. Ob dies gelingt, klären wir in unserem Test.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Zurück auf die Straße[/perfectpullquote]
Da ist es nun! Seit einigen Tagen suchten wir das neue FIFA 20 und können eines schon vorwegsagen – es ist diesmal mehr als nur ein kleines Update. Denn EA spendiert dem jüngsten Ableger der Serie den neuen Spielmodus “Volta”, den wir gleich zu Beginn des Spiels vorgeführt bekommen und sehr stark an FIFA Street erinnert. Gerade noch zaubert Vinícius Júnior im Stadion und kurzerhand finden wir ihm auf einem Bolzplatz wo er mit Freunden gegen ein anderes Team spielt. Unsere Aufgabe ist klar, erziele 4 Tore und lerne dadurch den neuen Spielmodus kennen. Und wie wir das getan haben, denn “Volta” macht wirklich richtig Bock! Grund hierfür sind die neuen Animationen, die krassen Tricks und das unverbrauchte Setting. Erstmals dürfen wir seit Jahren wieder auf der Straße bzw. Halle in 3 vs 3, 4 vs 4 beziehungsweise 5 vs 5 Matches unser Können unter Beweis stellen.
Volta spielt im diesjährigen Story Modus die zentrale Rolle, obwohl dieser im Vergleich zum gebotenen Straßenfußball-Gameplay eher weniger spektakulär ist. Denn wir schließen uns dem Team der Straßenfußballlegende Jayzinho Quezada an und kämpfen um die Qualifikation der Weltmeisterschaft. Hört sich grundsätzlich ja interessant an, nur haben wir als Spieler leider überhaupt keinen Einfluss auf die Story. Verlorene Spiele werden einfach wiederholt und gewonnene lassen uns im Fortschritt voranschreiten. Schade, denn hier verschenken die Entwickler wirklich großes Potenzial, da Volta einen frischen Wind in die Serie bringt.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Wo drückts denn?[/perfectpullquote]
Anders wie beim Story Modus, haben unsere Entscheidungen beziehungsweise Aussagen im Karrieremodus nun endlich konkrete Auswirkungen. Mal auf die gesamte Mannschaft, mal auf einen einzelnen Spieler. Zusätzlich kommen einzelne Spieler auf uns zu und berichten über deren Wünsche, Beschwerden oder sonstige Anliegen. Echt cool, denn somit erhält der Karrieremodus ein zusätzliches sinnvolles Update zum bestehenden realistischen Ablauf. Definitiv mein Highlight von FIFA 20.
Aber auch Gelegenheitsspieler kommen bei FIFA 20 voll auf Ihre Kosten. Mit den neuen Modis “Platzhirsch” und “Überraschungsball” sorgen die Entwickler für zusätzliche Abwechslung von Einzelpartien.
- Platzhirsch / King of the Hill: Den bekannten Shooter-Modus gibt es jetzt auch in FIFA 20 und das Ganze funktioniert so: Auf dem Spielfeld erscheinen mehrere Zonen. Haltet ihr diese Zonen mit einem ballführenden Spieler, erhöht sich langsam ein Multiplikator. Schießt ihr jetzt mit diesem ein Tor, gibt es je nach Höhe gleich mehrere Punkte.
- Überraschungsball: Überall auf dem Feld verteilt findet ihr verschiedene Power-Ups. Sammelt ihr diese auf, fängt der Ball an zu leuchten. Je nachdem welches Item ihr aktiviert habt, läuft euer Spieler entweder unrealistisch schnell, dribbelt geschickter oder schießt härter auf das Tor.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Wie siehts beim Karten-Sammeln aus?[/perfectpullquote]
Auch der beliebteste Modus der FIFA-Reihe – FIFA Ultimate Team – bekommt einige Neuerungen spendiert. Die Aufgaben wurden überarbeitet. Zeitlich begrenzte beziehungsweise langfristige Aufgaben und das neue Erfahrungssystem (hier klettert ihr durch erhaltene XP im Level hoch und erhaltet zusätzliche Belohnungen) sorgen für komplexere Herausforderungen und dementsprechende Belohnungen. Diese können in Form von Erfahrungspunkten, Packs, Spieler, oder neue Anpassungsoptionen für euren Verein ausfallen. Auch bei den Anpassungsmöglichkeiten haben sich zwei neue Itemgruppen eingeschlichen. Ab sofort ist es möglich, Choreo-Objekte zu erwerben, die eure Fans dann während der Spiele stolz präsentieren. Zusätzlich können wir spezielle Torjubel für unseren Verein freischalten. Apropos Verein, mit FIFA 20 dürfen wir nun endlich auch Fantasie-Logos anstatt der realen Logos verwenden. Macht Sinn, wenn der Verein zum Beispiel PixelCritics heißt und wir mit dem Bayern Logo das Spiel bestreiten.
Zusätzlich zu den oben genannten Neuerungen gesellen sich noch 15 neue Icons wie Zinédine Zidane, Andrea Pirlo, Ian Wright, Didier Drogba, Ronald Koeman, Carlos Alberto, John Barnes, Ian Rush und mehr hinzu. Des Weiteren wurde das Menu noch weiter aufgeräumt. Verbrauchsartikel wählen wir nun per modernen Popup und insgesamt wirkt alles übersichtlicher als je zuvor.
Alles wirklich sinnvolle und großartige Neuerungen, keine Frage. Doch leider entwickelt sich der Spielmodus immer mehr zum Pay2Win Modell. Klar wollen die Entwickler mit FIFA Ultimate Team zusätzliche Einnahmen generieren, doch durch dieses Modell wird speziell den Anfängern die Lust auf das Spiel genommen. Wer kein Geld investiert, bekommt auch um einiges langsamer ein gutes Team, das wäre grundsätzlich ja kein Problem, nur schafft es auch FIFA 20 nicht, ein ordentliches Matchmaking auf die Beine zu stellen. Also sind David gegen Goliath Spiele vorprogrammiert! Wer die Geschichte kennt, der weiß, dass man auch als “Kleiner” gewinnen kann, doch da macht einem FIFA mit dem berüchtigten “Momentum” teilweise einen Strich durch die Rechnung. Liegt man mal gegen einen Pay2Win Spieler vorne, so kann es sein, dass FIFA eingreift und wie von Geisterhand gelingt unseren Spielern auf dem Platz gar nichts mehr. Diese Situation war in FIFA 19 extrem, in FIFA 20 konnte ich das zwar immer noch feststellen, aber weit nicht mehr so brachial. Wie sich die Situation mit den kommenden Patches verändert, kann man nur vermuten.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Stillstand?[/perfectpullquote]
Das alles klingt ja wunderbar. Neue Modis, übersichtliches modernes Menu und neue Icons. Das Grundgerüst stimmt also! Doch was bringen einem die coolsten Spielmodis, wenn das Gameplay nicht mitmacht? Richtig, auf jeden Fall nicht die gewünschte Langzeitmotivation. Nun ja, FIFA 20 hat zwar ein paar Verbesserungen in puncto Gameplay unter der Haube, aber machen wir uns nichts vor, es spielt sich schon verdammt ähnlich wie die Vorgänger. Die wichtigsten Neuerungen, die zumindest wirklich spürbar sind, ist das verlangsamte Tempo und die neue Verteidigung.
FIFA 20 ist nicht mehr ganz so hektisch wie sein Vorgänger und das Verteidigen ist um einiges schwerer geworden. Das liegt daran, dass die KI uns nicht mehr jede Arbeit abnimmt. Weiters fliegt der Ball nicht mehr wie auf Schienen, sondern kommt dem Flugverhalten des realen Vorbilds schon näher. Realistisch wirkt das Ganze aber immer noch nicht, da hat PES noch immer einen riesen Vorsprung. Dennoch ein Schritt in die richtige Richtung.
Besonders gut gefällt mir das überarbeitete Freistoßsystem! Ab sofort ist es in FIFA wieder möglich, mit einem Kreis den Punkt zu markieren, wo wir letztendlich hinschießen wollen. Mit gekonnten Bewegungen des rechten Sticks verpassen wir dem Ball noch zusätzlich Effet und einem Torerfolg steht nichts im Weg, außer der Torhüter natürlich 😉
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Piemonte Calcio[/perfectpullquote]
Wie bereits bei unserem eFootball PES 2020 Test, möchte ich an dieser Stelle auch noch über die Auswirkungen des Lizenz-Kampfes zwischen EA und Konami ein paar Wörter verlieren. FIFA 20 hat zwar so gut wie alles, doch dieses Jahr verlor EA die Lizenz von Juventus Turin. Demnach heißt Juventus Turin in FIFA 20 “Piemonte Calcio”. Davon sind aber nicht die Spieler betroffen, sondern nur der Vereinsname, die Trikots etc. Des Weiteren wird es in FIFA 20 auch nicht die Allianz Arena geben, diese haben sich nämlich auch die Japaner unter den Nagel gerissen.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Stillstand 2.0[/perfectpullquote]
Neben dem kaum veränderten Gameplay, hat sich auch bei der optischen Präsentation nur sehr wenig getan. Zwar sind die Zuschauer etwas detaillierter und die Animationen wirken nicht mehr so stark programmiert, aber im Vergleich zum Vorgänger erleben wir auch in FIFA 20 in der Kategorie “Grafik” einen kleinen Stillstand. Vielleicht sollte EA die Überlegungen starten, die Frostbite Engine an den Nagel zu hängen und für FIFA 21 eine neue Engine zu programmieren?! Die Frostbite Engine ist mittlerweile auch in die Jahre gekommen und wurde ja ursprünglich für das Shooter Genre entwickelt.
Das pay to win feeling im online modus ist wiedermal typisch EA
Ja hat einen leicht salzigen Geschmack, aber nicht so krass wie bei FIFA 19
Jungs und Fußball … haha
Was soll ich sagen? 🙂
Ich bin trotzdem bei FIFA geblieben xD
Selber Schuld 🙂 HAHA…