FIFA 22 | Test

Nach einem enttäuschenden Vorgänger, tastet sich FIFA 22 zum Glanz der altbekannten Serie zurück!

Ohne Überraschungen hat EA Sports auch dieses Jahr ein weiteres Update für seine Fußballserie “FIFA” herausgebracht, das mit grafischen Verbesserungen und einer neuen Animationstechnologie dafür sorgt, dass sich das Spiel besser anfühlt und die Tore einen bewussteren Spielstil erfordern. Abseits des Platzes wurden der Karrieremodus sowie der Volta-Modus verbessert, und kleine Verbesserungen im Menü implementiert. Was FIFA 22 sonst noch zu bieten hat, lest ihr im Test!

FIFA 22: Test

FIFA 22 bringt das Spiel noch stärker an die Realität heran, mit grundlegenden Gameplay-Verbesserungen und Innovationen in allen Modi

EIN BIZARRER AUFTAKT

FIFA 22 beginnt mit einer Nahaufnahme einer dampfend heißen Tasse Kaffee, bevor ein Kameraschwenk zeigt, dass David Beckham den Teelöffel schwenkt. Der ehemalige Galactico genießt auf einem Pariser Balkon ein paar Frühstückspfannkuchen, während unser Avatar ein paar Türen weiter von einem Freund geweckt wird, der ihm mitteilt, dass er sich verspätet. 

Es ist ein bizarrer Auftakt zu einem Fußballspiel, in dem Eric Cantona Tauben füttert (warum auch nicht?), Thierry Henry und der Coverstar Kylian Mbappe versuchen, auf dem Spielfeld des Parc des Princes zu agieren, und in dem der Boxstar Anthony Joshua und der Formel-1-Fahrer Lewis Hamilton auftauchen. Doch wozu das ALLES? – Es dient natürlich der Inszenierung!

Diese aufwendige Eröffnung mag zwar mehr Stil als Substanz haben, aber sie läutet eine neue Ära für FIFA ein, da die Next-Gen-Technologie und eine Verschiebung des Tempos die Action auf dem Spielfeld deutlich verbessern.

WENIG NEUES

Während des ersten Tutorials lernt man, wie man sprintet und dribbelt, indem man auf den Straßen von Paris an Kaffeetischen vorbeiflitzt, und die Grundlagen des Angriffs und der Verteidigung unter der Anleitung von Henry und Mbappe. Diese Grundlagen sind für Neulinge der Serie nützlich, aber für Kenner der Serie ist es eine seltsame Art, in den neuen Ableger der Serie einzusteigen. Das liegt vor allem daran, dass nur ein neues Feature vorgestellt wird: die Möglichkeit, durch Drücken beider Sticks zu einem bestimmten Verteidiger zu wechseln. 

In der Vergangenheit war das Umschalten zwischen den Spielern sehr umständlich, daher ist es schön, eine zuverlässige Möglichkeit zu haben, die Kontrolle über den am besten platzierten Spieler zu übernehmen, ohne dass man sich durch jeden einzelnen Verteidiger klicken muss. Das einzige Problem dabei ist, dass es in hektischen Momenten immer noch nicht schnell genug geht und daher überflüssig erscheint. Der Rest des Tutorials besteht aus Funktionen, die bereits im letzten Jahr eingeführt wurden, wie z. B. die Möglichkeit, die KI-Läufe zu beeinflussen, indem man seinen Mitspielern sagt, in welche Richtung sie laufen sollen.

FIFA 22 führt keine weiteren mechanischen Neuerungen wie diese ein, aber das bedeutet nicht, dass sich die Entwickler auf ihren Lorbeeren ausruhen und die Serie nicht vorantreiben. 

HYPERMOTION, DER GAMECHANGER?

Stattdessen ist es die Einbeziehung innovativer neuer Technologien und ein angepasstes Tempo, die das Kern-Gameplay der Serie verbessern. HyperMotion ist der schicke Marketingbegriff für diese neue Technologie, aber es ist mehr als nur ein einfacher Jargon. Durch den Einsatz von Xsens MoCap-Anzügen ermöglicht HyperMotion den Entwicklern die Bewegungserfassung aller 22 Fußballspieler in einem realen Spiel. 

Zuvor nutzte EA Motion Capture, um bestimmte Bewegungen aufzuzeichnen, z. B. wenn ein Spieler einen Ball schlägt oder sich zu einem Zweikampf hinreißen lässt. Durch die Aufzeichnung eines kompletten 11v11-Matches werden alle authentischen Bewegungen in FIFA 22 umgesetzt und sind sowohl auf individueller als auch auf Team-Ebene sofort spürbar.

Da jedes winzige Detail erfasst wird – einschließlich kontextspezifischer Aktionen, an die man bei einer herkömmlichen Motion-Capture-Sitzung vielleicht nicht denken würde – fügt FIFA 22 eine Fülle neuer Animationen hinzu, die jede Phase eines 90-minütigen Spiels beeinflussen. Man erkennt deutlich, wie Spieler bei der Ballkontrolle zusätzliche Berührungen ausführen, um einen zusätzlichen Meter Raum zu schaffen oder einen hohen Pass aus dem Himmel zu pflücken, bevor sie ihren Körper positionieren, um einen diagonalen Ball auf den anderen Flügel zu spielen. 

Stürmer verringern ihre Schrittlänge und machen kleinere Schritte, bevor sie einen Torschuss abgeben, und die Gegner versuchen, sich gegenseitig zu überlisten, um das Luftduell zu gewinnen. All dies sorgt nicht nur dafür, dass jeder Moment und jede Interaktion so glaubwürdig aussieht wie die Spiele, die wir jede Woche im Fernsehen und in den Stadien sehen, sondern auch dafür, dass sich FIFA 22 flüssiger anfühlt, weil jede Animation ganz natürlich in die nächste übergeht, ohne spürbare Nahtstellen dazwischen.

Infolgedessen ist FIFA 22 ein deutlich langsameres Spiel als sein Vorgänger. Es ist nicht ganz so reaktionsschnell, aber das muss es auch nicht sein, weil man beim Fußball den Ball eben nicht mit 100 Kilometer pro Stunde durch die Gegend jagt. An Toren mangelt es in diesem Jahr auch wieder nicht, sie werden nur eher durch geschicktes Passspiel als durch das Ausnutzen der schnellsten Spieler auf dem Spielfeld erzielt.

WIEDER ALLES AUF PACE?

Schnelligkeit ist immer noch ein wertvolles Gut, aber sie ist nicht mehr das A und O für die Gefahr im Angriff. Dadurch ist FIFA 22 ein besseres und ausgewogeneres Spiel, da die Geschwindigkeit nicht wie in den vergangenen Jahren das Spielgeschehen dominiert. Harry Kane mag einer der besten Stürmer der Welt sein – seine 90er-Wertung spiegelt das wider -, aber kaum jemand hat ihn in FIFA 21 tatsächlich in Ultimate Team eingesetzt. 

Das sollte in FIFA 22 nicht mehr der Fall sein, denn langsamere Stürmer sind jetzt wirklich eine brauchbare Option, um den Sturm anzuführen. Robert Lewandowski ist vielleicht nicht so schnell wie Anthony Martial, aber er läuft cleverer, bringt sich in bessere Positionen und ist ein tödlicher Torjäger. Martial ist immer noch ein guter Spieler, aber seine Schnelligkeit übertrumpft nicht alles, was Lewandowski zu bieten hat, auch wenn dieser langsamer ist. Dadurch eröffnen sich neue Möglichkeiten das Spiel aufzubauen und die unterschiedlichen Spieler einzusetzen. FIFA 22 entspricht mehr dem realen Fußball und ist dementsprechend befriedigender. Geduldiges und methodisches Aufbauspiel wird belohnt, und die Flanken sind jetzt deutlich gefährlicher, wenn man einen kopfballstarken Stürmer in den eigenen Reihen hat. Aber auch in der Verteidigung ist man nicht mehr so spürbar unterlegen.

HyperMotion wirkt sich auch spürbar auf die Mannschaftsform aus, da sich die Spieler als eine geschlossene Einheit bewegen können. Die Abwehrreihe behält ihre Form bei, während die Mittelfeldspieler ihre Position vor der Defensive beibehalten, wodurch Sie schwerer zu knacken sind. Mit den neuen, abwechslungsreicheren Tackling-Animationen – und der Tatsache, dass man nach einem erfolgreichen Tackling mit größerer Wahrscheinlichkeit den Ball bekommt – macht das Verteidigen genauso viel Spaß wie das Angreifen. Selbst die Torhüter sind jetzt keine Belastung mehr! 

Sie sind zwar nicht fehlerfrei, aber sie können eine Vielzahl von Bällen abwehren und sind nicht mehr so leicht durch Schüsse auf das Tor zu überwinden. Finesse-Schüsse von außerhalb des Strafraums bereiten ihnen allerdings enorme Probleme und es gibt sogar Positionen auf dem Spielfeld, wo gefühlt jeder Ball ins Tor wandert. Dieses Thema wird sogar bereits in den sozialen Medien behandelt und EA sollte sich dringend dieser Thematik in Form von Patches widmen.

SPIELMODIS

Was die Spielmodi angeht, hat FIFA 22 einige Punkte von PES übernommen. Im Karrieremodus könnt ihr jetzt euer eigenes Team erstellen, von der Anpassung der Trikots und des Stadions bis hin zur Entscheidung, ob euer Team aus eher jungen oder erfahrenen Spieler besteht. Ihr könnt ein bestehendes Team in einer beliebigen Liga ersetzen und eure Gesamt-Sternebewertung wählen, bevor ihr die Erwartungen des Vorstands nach euren Wünschen anpasst. Das ist eine großartige Neuerung, die längst überfällig war, wenn man bedenkt, wie lange es die Master League von PES schon erfolgreich vorgemacht hat.

Volta Football nähert sich immer mehr dem ursprünglichen FIFA Street und entfernt sich dadurch immer weiter vom Realismus. Jeder Spieler verfügt jetzt über eine von drei übernatürlichen Fähigkeiten, die er während eines Matches einsetzen kann, um den Arcade-Charakter des Modus zu unterstreichen. „Power Strike“ macht die Schüsse superstark, „Pure Pace“ gibt euch einen Geschwindigkeitsschub und „Aggressive Tackle“ lässt euch durch eure Gegner pflügen, um den Ball mit relativer Leichtigkeit zurückzugewinnen. Es ist vielleicht noch nicht ganz so übertrieben wie FIFA Street, aber es kommt der Sache schon ganz Nahe. Des Weiteren gibt es auch dieses Mal keine Story, also müsst ihr entweder gegen die KI, um Erfahrungspunkte zu sammeln und Anpassungsoptionen freizuschalten, oder mit anderen Spielern in Volta Squads spielen.

Voltas beste Neuerung ist aus unverständlichen Gründen nur an den Wochenenden verfügbar. Volta Arcade führt eine Reihe von Party-Minispielen ein, die sich um eine bestimmte Fähigkeit drehen. Bei Lava Disco muss man zum Beispiel weiße Kacheln auf einer Tanzfläche einfangen, indem man durch sie hindurch dribbelt, während man bei Wall Ball Elimination ein Zeitlimit hat, um den Ball gegen eine riesige Wand zu kicken. Es gibt auch Dodgeball, Foot Tennis und viele andere dieser rasanten Partyspiele. Doch warum dürfen wir diese Party Modis nur am Wochenende spielen? Ich verstehe es selber nicht!

Auch Pro Clubs hat nach jahrelanger Vernachlässigung einige bemerkenswerte neue Ergänzungen erhalten. Nichts davon ist bahnbrechend, aber ein leicht verändertes Fortschrittssystem, das Perks und Spielerarchetypen beinhaltet, macht es einfacher, einen einzigartigen Spieler zu entwickeln, und dieses Jahr kann man auch als Frau spielen. Die anderen Änderungen sind eher kosmetischer Natur und ermöglichen es uns, das Heimstadion des Teams mit Torgesängen, Publikumsrufen und vielem mehr zu gestalten.

ALLES AUF EINE KARTE

Ultimate Team wird jedoch für die meisten Spieler nach wie vor der größte Zeitfresser sein, und in FIFA 22 hat EA einige Änderungen an der erfolgreichen Formel vorgenommen. Der Rahmen für Division Rivals wurde geändert, um es für Spieler aller Fähigkeitsstufen zugänglicher zu machen. Die Belohnungen, die man erhält, sind nicht ganz so gut wie in den Vorjahren (was die Spieler zu Mikrotransaktionen treiben könnte), aber ein verzeihendes Checkpoint-System sorgt dafür, dass man den Fortschritt nicht verliert, nachdem man eine Belohnungsstufe erreicht hat. Allerdings ist es enttäuschend, dass man für einen Aufstieg keine sofortigen Belohnungen erhält.

FUT Champions ist immer noch der beste Weg, um die größten Belohnungen zu erhalten, und wurde auch in diesem Jahr überarbeitet. Nachdem man sich über Division Rivals für FUT Champions qualifiziert hat, wird man in eine neue Playoff-Phase versetzt, die man jederzeit während der Woche spielen kann. Anstatt Siege zu sammeln, erhaltet man vier Punkte für jeden Sieg und einen Punkt für jede Niederlage. Acht Punkte reichen aus, um die erste Belohnungsstufe zu erreichen, aber man braucht 24 Punkte aus neun Spielen, um sich für das Finale zu qualifizieren. Sobald man das geschafft habt, kehrt das Spiel zum alten Wochenend-Liga-Format zurück, allerdings mit demselben Punktesystem wie in den Playoffs und mit einem Limit von nur 20 Spielen statt wie bisher 30. Das macht FUT Champions leichter verdaulich und mindert den Stress, da man auch bei einer Niederlage weiterkommt.

Bezahlte Mikrotransaktionen stehen in Ultimate Team trotz des wachsenden Drucks der Regulierungsbehörden immer noch im Vordergrund, und es ist schwierig, sie zu ignorieren. FIFA 22 bietet eine Menge Belohnungen, ohne uns zu zwingen, einen Cent auszugeben, aber es ist unwahrscheinlich, dass man viele Spieler – insbesondere die Icons – zu Gesicht bekommt, ohne dabei in die Geldbörse greifen zu müssen. Mit zeitlich begrenzten Vorschaupaketen könnt ihr vor dem Kauf zwar prüfen, was in einem Paket enthalten ist, aber das gilt nur für ein einziges Paket, das alle 24 Stunden aktualisiert wird. Vor allem in diesem Jahr hat man das Gefühl, dass die Entwickler versuchen, Ultimate Team fairer und weniger ausbeuterisch zu gestalten, aber Mikrotransaktionen werden so schnell nicht verschwinden, es sei denn, sie werden per Gesetz dazu gezwungen.

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FAZIT

PRO

  • HyperMotion
  • Pace nicht mehr im Vordergrund
  • Sinnvolle Neuerungen im Karrieremodus
  • Ultimate Team ist zugänglicher
  • Schöne Inszenierung auf nextgen Konsolen

KONTRA

  • Mikrotransaktionen immer noch weit verbreitet
  • Wenig Neues
  • Leichte Performanceeinbrüche
8.4

Grandios

Gameplay - 8.2
Grafik - 8.5
Sound - 8
Inhalt - 9
Atmosphäre - 8.5
Das Thema Gaming begeistert mich schon seit meiner Kindheit. Als Gründer von PixelCritics habe ich die Möglichkeit mein Hobby zu vertiefen und eine Gaming-Community in Österreich aufzubauen. Neben Steak und Pommes habe ich auch gerne knackige Games auf dem Tablett serviert, die mich bis tief in die Nacht vor dem Bildschirm fesseln.
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