Wir konnten For Honor bereits auf der Gamescom 2016 und bei einem Closed Beta Test anspielen. Auf der GC2016 schien es fast so als würde For Honor nicht ausschließlich ein Multiplayer-Spiel werden, sondern auch mit einem interessanten Singleplayer Modus auf den Markt kommen. Seit 14.02. ist es nun soweit und For Honor wurde weltweit veröffentlicht. Wenn man einen Blick in den Steam Store wirft, springt einem direkt die Gesamtwertung der Nutzerreviews ins Auge, welche sich bei Ausgeglichen eingependelt hat. Wir mussten enttäuschend feststellen, dass die Singleplayer Kampagne sehr abgespeckt und eintönig rüberkommt. Beim Multiplayer hat sich seit der Beta nicht viel getan, bis auf die Verfügbarkeit aller Klassen, einige Bugs wurden ausgemerzt und wir haben Zugang zu Events erhalten. Auf den ersten Blick wirkt For Honor fast wie The Division, welches einen kurzen Hype erlebte und danach unterging. Was wir vom Spiel im Detail halten, erfahrt ihr in unserem Bericht.
Spieler die es lieben den Übermensch beziehungsweise schon fast Halbgott zu spielen, welcher mühelos durch Menschenmassen mit seiner Waffe dringt und jedem noch so großen Gegner gewachsen ist, wird die Kampagne lieben. Wir schlüpfen zu Beginn in die Rolle eines Soldaten, welcher die unter Belagerung stehende Burg seines Herrn verteidigen muss. In den ersten paar Minuten wird uns die sehr überschaubare und einfache Steuerung des Helden erklärt. Wir müssen uns gegen den ein oder anderen Gegner behaupten. Das Highlight dieses ersten Levels ist wohl das Ende, welches wir übrigens auf der Gamescom bereits sehen konnten, denn hier wirkt es so als würde sich die Kampagne in For Honor zu etwas wirklich Großartigem entwickeln und die erste Episode quasi den Boden dafür legen.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Der Beginn einer großartigen Story – oder auch nicht?[/perfectpullquote]
Nachdem der Feind die Tore zu unserer Burg eingetreten hat, fordert der gegnerische Kommandant ein „Trial by Combat“ um die Leben seiner Soldaten zu verschonen. Unser Burgherr, offensichtlich zu feige um zu kämpfen, verneint diese Aufforderung da es sich hier nicht um einen fairen Kampf handelt, sondern um eine Hinrichtung – seine Worte. Wenn man den Gegner kurz ausmustert, merkt man auch seine physiognomische Überlegenheit gegenüber unserem Herrn. So werden jeweils die „Zweiten“ der Lords in den Kampf geschickt. Dies sind natürlich wir, anscheinend wurden wir willkürlich ausgewählt (liegt eventuell daran das wir gut zwei Köpfe größer sind als ein normaler Soldat). Nach erfolgreich geschlagener Schlacht, sieht uns der gegnerische Kommandant an, nimmt das Schwert unseres Burgherrn und schlägt uns zum Ritter. Der Kommandant will es offensichtlich nicht auf ihm sitzen lassen, dass sein bester Ritter von einem einfachen Soldaten getötet worden ist. Wie cool ist bitte diese Einleitung?
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Nun blicken wir der Wahrheit ins Gesicht[/perfectpullquote]
Ein oder zwei Kapitel weiter merkt man sofort, dass die Kampagne nur ein Mittel zum Zweck darstellt. Wir bekommen immer wieder lieblose Story Fetzen hingeworfen, welche eine großartige Geschichte hätten sein können und metzeln uns gemütlich durch die gegnerischen Wellen. Auch die Einstellung Realismus, bei der wir kein User Interface mehr besitzen, ist nicht besonders aufregend. Was hat es bitte mit Realismus zu tun, wenn wir durch die Fußsoldaten spazieren können und mit einem Hieb gleich fünf oder mehr von diesen armen Jungs den Gar ausmachen? Übrigens ist bei For Honor jeder Ritter oder etwas bessere Kämpfer mindestens einen Kopf größer als ein Fußsoldat! Das erklärt dann natürlich auch warum diese 20 Schwerthiebe überleben.
Fairerweise muss man zugeben, dass die Singleplayer Kampagne einen wirklich guten Einblick in die Funktionsweisen der Klassen bietet. Man könnte also behaupten, dass der Singleplayer Modus eine Tutorial-Kampagne darstellen soll um den Spieler auf das Multiplayer Gemetzel vorzubereiten. Sehr schade eigentlich, denn viele andere Spieler und ich selbst inbegriffen haben sich auf die Story mehr gefreut als im Multiplayer gegen andere Spieler oder eine KI zu kämpfen.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Lasset das Schlachten beginnen![/perfectpullquote]
Mit diesem Motto haben wir uns direkt nach der enttäuschenden Singleplayerkampagne (darum auch die Inhaltsbewertung von 5.8) in die Welt des Online – Gemetzels geworfen. Dieser zeigt wirklich reichlich Potential und wirft auch eine Langzeitmotivation auf. Die einzelnen Klassen habe eine sehr steile Lernkurve um ihre Fähigkeiten bestens zu meistern und man kann seinen individuellen Spielstil verkörpern.
1v1 – Duell
In diesem Modus können wir unser Geschick mit einem anderen Spieler oder auch Bots messen. Man spawnt auf einer zufälligen Map und steht dem Feind direkt gegenüber. Um einen Kampf in For Honor zu gewinnen gibt es mehrere Möglichkeiten, diese kann man im 1on1 bestens austesten und üben. Man kann sich auch die Umgebung zu Nutze machen und die Rivalen mit Feuerstellen anzünden, auf Stacheln aufspießen oder in den Abgrund werfen.
2v2 – Brawl
Das Interessante im 2on2-Modus ist ebenfalls wieder die Vorgehensweise. Man kann fair im Zweikampf sein Gegenüber besiegen und danach seinen Verbündeten helfen oder man läuft direkt zu seinen Kollegen und macht mit seinem Gegner kurzen Prozess. Diesen Modus kann ich mir vor allem mit Freunden über den Voice-Chat sehr gut vorstellen!
4v4 – Dominion
Dieser Spielmodus ist der „klassische“ PvP Mod in For Honor. Man schlüpft in die Rolle des Verteidigers oder Angreifers. Man darf sich die Verteidiger jedoch nicht so vorstellen, als wären diese auf der anderen Seite der Burgmauer, sondern das Szenario gestaltet sich so, dass die Angreifer bereits die Burg gestürmt haben und die Fronten direkt aufeinandertreffen. Hier stellen sich uns auch normale Soldaten entgegen welche auch Online grundsätzlich One-Hit-Wonder sind. Geheimtipp: Wenn man RT und RB gleichzeitig drückt, macht man einen AOE Angriff und tötet eine Menge Trash Mobs auf einmal. Das Ziel ist es die drei zur Verfügung stehenden Punkte zu erobern und danach zu halten. Beim Erreichen von 1000 Punkten bekommen die Gegner nur noch ein Leben und müssen das gesamte Team ausschalten um weiterspielen zu können, wenn nicht verlieren sie das Spiel. Wenn beide Parteien gleichzeitig 1000 Punkte erreichen, heißt es „Last Man Standing“.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Welcher Kämpfer darf es sein?[/perfectpullquote]
In For Honor gibt es drei Fraktionen, welche jeweils vier Kämpfer zu bieten haben. Diese unterscheiden sich in ihrer Kampfart und durch die geführte Waffe. So ist der Warden eine Klasse welche immer den direkten Angriff sucht. Im Vergleich dazu gibt es den Lawbringer, welcher schon richtig vermuten lässt: er unterbricht und ist ein Spezialist der Gegenattacke. So warten wir bis uns der Gegner attackiert und wir wenden seinen Angriff gegen ihn selbst. Grundsätzlich sind die vier Klassen immer gleich: Vanguard, Heavy, Assassin und Hybrid. Wie der Vanguard schon vermuten lässt, ist es die Klasse welche am meisten austeilen kann. Dafür steckt der Heavy am meisten ein und ist mit einem Schild beziehungsweise bei den Samurai mit einer Tetsubo-Keule unterwegs. So ist der Assassin der Agile Kontrahent und der Hybrid, nun ja eine Mischung aus allem.
Die Klassen ähneln sich selbstverständlich sehr in den verschiedenen Fraktionen, spielen sich dennoch alle etwas anders und es kann einige Zeit dauern bis man seinen Favoriten entdeckt hat. Im Game selbst ist man nicht an eine Fraktion gebunden, sondern kann mit beliebigen anderen Fraktionen gemeinsam spielen, dass macht das Spiel noch etwas individueller. Um seine Klasse zu verbessern hat man die Chance am Ende des Spiels einen Loot zu erhalten, dieser kann Rüstungen oder Waffenteile enthalten. Kosmetik oder ähnliches kann auch mit Echtgeld bezahlt werden!
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Wie machen wir die Gegner nun zu Geschnetzeltem?[/perfectpullquote]
Als ich das erste Mal mit dem Kampfsystem in Berührung gekommen bin, hat es mich an eine sehr abgeschwächte Version von Kingdome Come Deliverance erinnert, beziehungsweise auch an die Mechanik welche man aus Chivalry kennt. Wir haben drei Richtungen in welche wir uns ausrichten können umso den Gegner zu blocken oder auch auszuwählen aus welcher Richtung wir zuschlagen wollen. Als Angriff haben wir eine leichte und schnelle Attacke und eine schwere jedoch langsame. Es gibt auch die Möglichkeit unseren Gegner per Bodycheck zu Boden zu werfen, von Klippen zu stürzen oder Richtung Feuer zu stoßen. Unsere Energie repräsentiert sich als „Ausdauer“, wenn diese leer ist kann sich unser Charakter nur mehr schwer bewegen bis wir wieder zu Atem gekommen sind – das Blocken funktioniert weiterhin!
Das Kampfsystem macht sehr viel Spaß und kann einem geübten Spieler einen sehr großen Vorteil in der Schlacht verschaffen. Abgerundet wird das Ganze noch mit Exekution Animationen, welche wir ebenfalls durch erbeutetes Geld erwerben können. Sehr schön anzusehen ist es, wenn ein Ritter mit dem Morgenstern den Kopf seines Rivalen zu Brei verarbeitet und diesen dann von seinen Schultern stößt!
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Grafische Meisterleistung[/perfectpullquote]
Wie man es von Ubisoft gewohnt ist, kann man den visuellen Part in keinster Weise kritisieren. For Honor bietet eine solide und schön anzusehende Grafik welche das Spiel, zumindest im Multiplayer, Gameplaytechnisch und grafisch einwandfrei machen. Auch die Umgebung wurde interessant und liebevoll gestaltet. Die Hinrichtungs-Animationen könnten noch etwas blutiger ausfallen. Wenn ich meinem Helden schon den Befehl gebe das dieser meinem Kontrahenten das Schwert in den Bauch stößt und danach Richtung Kopf einen Schnitt macht um den Gegner zu zerteilen, dann will ich das auch sehen!
Jeder der sich eine bombastische Kampagne mit Ritter, Wikinger und Co. gewünscht hat, sollte sich den Kauf noch einmal überlegen. Die Kampagne ist viel zu kurz und eintönig geraten. Man kommt bereits nach den ersten paar Missionen hinter das Schema des Singleplayers: reden, töten, Video Sequenz und auf zur nächsten Mission. Am besten lässt sich der Einzelspieler als verlängertes Tutorial für die einzelnen Fraktionen und Klassen beschreiben. Dafür kann der Multiplayer einiges wieder gut machen. Dieser bietet ein Online – Gemetzel welches Spaß macht und auch eine Langzeitmotivation aufkommen lässt, da es immerhin 12 Klassen zu meistern gibt. Des Weiteren kann man seinen persönlichen Spielstil mit den Helden verschmelzen lassen. Einige von euch haben wahrscheinlich schon gehört, da es Ingame Goodies mit Echtgeld zu erwerben gibt. Keine Sorge, dies betrifft ausschließlich Kosmetik und ist kein Pay2Win. Sollten die werten Entwickler nun noch so gütig sein und die Server „Problemchen“ welche immer wieder auftauchen beseitigen, so kann man For Honor ein klares Go geben. Ausgenommen davon ist natürlich der Singleplayer *zwinker*.