Frostpunk | Test

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Toll inszeniertes Steampunk-Überleben-Szenario getarnt als Wirtschaftssimulator mit viel Abwechslung!

Endlich tut sich mal wieder etwas in Sachen Strategie auf der Konsole. Lange Zeit gab es nur laue Strategiespiele für die Controller-Helden. 11 Bit Studios schafft mit Frostpunk eine Abhilfe! Der bereits am PC 2018 erschienene und bereits damals erfolgreiche Wirtschaftsaufbau-Simulant ist nun nach knapp 1,5 Jahren (Um-)Entwicklung auch neuerdings für PS4 und Xbox erhältlich. Ob der Übersprung technisch und inhaltlich reibungslos geklappt hat, erfahrt Ihr im nachfolgenden Review.

 

Welche Entscheidungen wirst du treffen, um das Überleben deiner Gemeinschaft zu garantieren?

 

[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Winter is coming …[/perfectpullquote]

Dieser Wintereinbruch kann sich sehen lassen. Frostpunk beginnt mit einer malerischen Szenerie: Die Menschen leben ein unbeschwertes Leben, als plötzlich immer stärker werdende Schneemassen in das Empire eindringen. London wird zunehmend zur Ausnahmestadt. Menschen frieren und erfrieren auf der Straße und Armut und Gesetzlosigkeit greift um sich. Woher die schwere Eiszeit kommt? Keiner weiß es genau. Allerdings wissen kluge Köpfe, dass es nur eine Möglichkeit gibt: Flucht. Flucht aus den kalten Straßen Londons, in die sonnige Antarktis … ernsthaft!

Dort angekommen suchen wir uns einen flauschigen Krater und bauen gleich darauf einen riesigen Hitzegenerator in der Mitte, welcher uns warmhalten soll. Wer denkt, dass die Reise nun vorbei ist, irrt sich gewaltig: Sie beginnt erst! Angefangen von Kälteeinbrüchen, aufständischen Mitbewohnern und langanhaltenden Glaubenskrisen, kämpfen wir weiterhin ums Überleben. Dabei sind die knappen Ressourcen Holz, Stahl und Kohle äußerst mangelhaft. Auch die Suche nach Nahrung ist erschwert. Nichtsdestotrotz nehmen wir es mit den widrigen Bedingungen auf und sagen „Ja“ zum Leben und „Nein“ zu Frostbeulen.

[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Wirtschaft, Gesetz, Glaube[/perfectpullquote]

Genug Geschichte, lasst uns über das Wesentliche sprechen. In Frostpunk wird nämlich das Leben in Zahlen gefasst. Die zu Beginn recht kleine Stadt, muss mit mehreren Ressourcen beliefert werden, um vorerst zu überleben und nachträglich zu wachsen. So schicken wir Arbeiter los um Kohle, Holz und Stahl abzubauen, mit denen wir uns Unterkünfte, Speisesäle, Sanitätseinrichtungen und sogar Wege bauen, die uns das weitere Leben angenehmer macht. Dabei ist die Kälte unser stetiger Feind. Bauen wir zu weite entfernt des Hitzegenerators, müssen wir bei den Bewohnern und Arbeitern mit Krankheit und Verzug rechnen. Dies lässt sich durch Einschalten von Heizungen oder vom Bau naheliegender Bauten, welche Wärme abgeben, eindämmen. Die Anordnung der Gebäude ist damit äußerst strategisch und verleiht Frostpunk als Wirtschaftssimulator ein gewisses Etwas.

Später im Verlauf lassen sich Forschungseinrichtungen erbauen, mit denen man neue Technologien oder Gebäude entwickeln kann. So bauen wir den Generator leistungstechnisch weiter aus, können Ressourcen in Minen effizienter verarbeiten oder gar externe Hitzequellen innerhalb der Stadt aufstellen. Dabei geht alles seinen geregelt Arbeitsablauf: Arbeiter und Ingenieure, welche für bestimmte Tätigkeiten gebraucht werden, arbeiten von 08:00 bis 18:00 Uhr, ehe Schicht im Schacht ist. Über die Nacht werden keine Ressourcen gewonnen und es muss ein Auskommen geben. Andernfalls droht uns Hunger, Krankheit oder sogar Tod.

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In weiterer Folge lassen sich ebenfalls riesige mechanische Arbeiter, die Automatonen, finden oder bauen, welche uns die Arbeit erleichtern und menschliche Ressourcen freisetzen. Ein weiterer wichtiger Aspekt im Krater ist die Gesetzgebung. Fast täglich können wir uns für den Erlass oder die Abdankung eines Gesetzes entscheiden. Angefangen von Kinderarbeit, Nachtschicht, gestreckter Suppe mit Holzspänen oder die Entscheidung, was mit den Leichen passieren soll, hebt bzw. senkt die Moral innerhalb der Stadt. Es ist ein buhlen um Hoffnung und der Kampf gegen die Unzufriedenheit der Menschen innerhalb der Stadtgrenzen, welche darüber entscheidet, ob wir als Anführer bleiben dürfen oder verbannt werden (Spielende). So kann zu einem späteren Zeitpunkt im Spiel entschieden werden, ob man die Stadt in die warmen Hände des Glaubens oder in die starken Hände von Ordnung und Disziplin legt. Jede Gesetzesentscheidung trägt mittlere oder große Konsequenzen, die es in Kauf zu nehmen gilt.

Dies sind jedoch nicht die einzigen Schneewehen auf unserem Weg. Tägliche Kleinst-Entscheidungen prägen unseren Herrscher-Alltag. So hätten ab und an gerne ein paar Menschen arbeitsfrei, eine Zusatzration oder verletzen sich und fallen aus. Hat man das Gesetz der Prothetik genehmigt, fallen diese zumindest nicht zur Gänze aus, sind allerdings nicht erfreut weiter arbeiten zu müssen. Das Gemeinwohl steht halt über dem Individuum. Doch treibt man es mit einzelnen oder gar vielen zu weit, steht die Revolte vor der Tür und man kann getrost seine Herrscher-Krone an den Nagel hängen. Vorsicht ist also geboten.

Frostpunk spielt sich erfrischend einfach. Es gibt drei Arbeiterklassen: Kinder, Arbeiter und Ingenieure. Ja auch Kinderarbeit ist per Gesetz möglich und schafft zusätzliche Arbeitskräfte (jedoch zum Ärgernis der werten Eltern). Ingenieure werden an speziellen Arbeitsplätzen verlangt oder gar zur Forschung. Apropos: Zu forschen gibt es genug. Die Gebäude und Fabriken sind steigerbar oder ausbaubar. Man kann neue Technologien vorantreiben, um den Abbau zu steigern, oder die Wärmedämmung in Gebäuden zu verbessern. So lässt sich auch der Generator verbessern. Er strahlt weiter oder stärker Wärme aus und schafft so größere Areale, in denen sich Menschen gefahrlos aufhalten und arbeiten können.

Die Menüführung ist per Wählrad sehr schlicht und übersichtlich gehalten. Gerade das Wirtschaftsfenster mit dem Gesamtüberblick über alle Ressourcen und deren Gewinn bzw. Verlust ist sehr hilfreich, wenn es um die Steuerung der einzelnen Fabriken geht. Lediglich die Tastenkombination ist meiner Meinung nach verbesserungswürdig. Selbst nach etlichen Spielstunden habe ich mich ständig verdrückt. Dies ist allerdings nur ein kleines Manko, da man den Spielfluss jeder Zeit anhalten oder gar beschleunigen kann. Es geht somit beim Verdrücken keine „Spielzeit“ verloren.

[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Und was kam danach?[/perfectpullquote]

Was in wenig Zeit erklärt ist, lässt sich in vielen Stunden spielen! Das einfache Prinzip von Frostpunk hat mich gleich zu Beginn für viele Stunden vor den Monitor gebannt. Ständig reizt eine neue Technologie oder Aufgabe zum Weitermachen. Grandios gemacht! Jedoch erstreckt sich die Arbeit als Herrscher nicht nur innerhalb der eigenen Stadtgrenzen. So lassen sich (nach Bau des entsprechenden Gebäudes) Stoßtrupps losschicken, um die Umgebung nach Ressourcen, Überlebenden oder anderen … Aufgaben … zu durchsuchen. Dabei brauchen diese Stoßtrupps entsprechend Zeit, um vom Krater zum Ort der Begierde und zurück zu marschieren. Oftmals muss entschieden werden, ob man die gefundene Beute bzw. Überlebenden zurückbringt oder weitersucht. Suchtrupps sind allerdings ständig in Gefahr. Ob Schneesturm oder Angriffe, können auch diese in der Wildnis „verloren gehen“.

 

Geschichtlich werden mit den Expeditionen Details der Umgebung bekannt gegeben. So suchen wir zu Beginn nach der Überlebenden-Siedlung Wertheim, bis uns ein Überlebender von deren Zerstörung berichtet! Weitersuchen oder Aufgeben? Eure Entscheidung. Oftmals befehligt ihr zugleich mehrere Suchtrupps und steuert deren Route. Dabei sind diese Expeditionen essenziell für das Voranschreiten der Geschichte.

Wer denkt, dass ihm der Aufbau und die Ressourcensuche schnell zu langweilig wird, für dem habe ich gute Neuigkeiten. Frostpunkt bietet neben dem klassischen „Wiederaufbau“, auch drei andere Szenarien: Saatgut in „Die Archen“ beschützen, ein neues Zuhause in „Die Flüchtlinge“ suchen und finden, sowie die zerstörte Stadt „Wertheim wiederaufbauen“. Jedes Szenario hat eine andere Ausgangslage und stellt den Spieler vor neue Herausforderungen. Letztendlich gibt es für die Hartgesottenen auch den Endlos-Modus, in dem man bestmöglich am längsten Überleben muss. Eindeutig einen hohen Wiederspielwert! Klasse! Im Detail lassen sich auch in allen Szenarien die Schwierigkeitsaspekte einstellen. Wie oft Mitbürger etwas wollen, wie oft Umwelteinflüsse stattfinden und wie hart die getroffenen Entscheidungen einwirken, sind individuell regelbar, für ein besseres und personalisiertes Spiel.

F A Z I T

Frostpunk punktet für mich in allen Strategiewertungen! Toll durchdachtes und einfaches Spielprinzip, gepaart mit einer futuristischen und Steampunk-ähnlichen Welt, trifft genau meinen Geschmack. Das Spielsetup ist herausfordernd und oftmals überraschend sprunghaft. Die Spielziele können sich von einem (Spiel-)Tag zum nächsten komplett ändern. Die verschiedenen Szenarien bieten Abwechslung und erfordern andere Strategien. Die Forschungs- und Expeditions-Feature bieten ebenfalls Abwechslung im Spielfluss und öffnen die Welt von Frostpunk. Geschichtlich finden wir uns zwar in fast jedem Weltuntergangsfilm wieder, jedoch hat auch dies in der Londoner-Umgebungsgestaltung ein wenig mehr Charme, als auf der Kinoleinwand.

Lediglich die einleitende Hilfestellung im Spiel und die Übersichtlichkeit hätten besser sein können. Oftmals weiß man einfach schlichtweg nicht, was das Spiel von einem will. Etwas mehr Detailworte in der Aufgabenstellung hätten schon gereicht. Auch die Steuerung ist mir, wie bereits erwähnt, nicht direkt ins Blut übergegangen. Nichtsdestotrotz ist Frostpunkt ein (langentwickeltes) sehr gutes Spiel und bietet zum klassischen Shooter, eine tolle Abwechslung, welches in keiner Strategensammlung fehlen sollte.

PRO

  • Hoher Wiederspielfaktor
  • Durchdachtes Wirtschaftssystem
  • Herausfordernde Aufgaben
  • Detailverliebter Steam-Punk Stil
  • Mehrere einstellbare Spielmodi

KONTRA

  • Punktuell unübersichtlich
  • Stellenweise tückische Steuerung
9.2

Must Have

Gameplay - 8.7
Grafik - 8.8
Sound - 9.5
Inhalt - 9.5
Atmosphäre - 9.7
Seitdem ich zum ersten Mal einen Controller in der Hand hielt wusste ich, dass dies eine Freundschaft fürs Leben wird. Bis heute ist der digitale Sport für mich fixer Bestandteil meiner Freizeit. Mit AustriaGaming ist er sogar zum Teil zur Berufung geworden. Favorisierte Spiele sind für mich aus dem Genre Horror, SciFi und RPG mit viel geschichtlichem Tiefgang. Gerade innovative und alternative Games ziehen mich öfters in den Bann.
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GodGamer

Bombe das Game!!

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