Seit dem 07. Dezember 2020 öffnet Google Stadia auch in Österreich seine Pforten und wirbt mit der selbsternannten “Zukunft des Gamings” um die Gunst neuer Abonnenten. Wir durften die Google Stadia “Premiere Edition” bereits seit einigen Tagen testen und verraten euch im Test, für wen sich eine Anschaffung lohnt, welche Vorteile ein Streaming Dienst bietet und welchen Problemen sich Google noch stellen muss.
DIE ZUKUNFT DES GAMINGS?
Nach einem holprigen Start im Jahr 2019, war Googles Game-Streaming-Dienst “Stadia” eine Mischung aus beeindruckender Technik sowie großen Ideen, aber die planlose Ausführung untergrub das Ganze. Google Stadia fühlte sich wie eine teure Beta an und hatte viele unausgereifte Funktionen und zahlreiche Performance Schwierigkeiten. Nun ist ein Jahr vergangen und Google Stadia hat den Weg nach Europa gefunden. Während viele der spielverändernden Funktionen wie Crowd Play, State Share und Streaming zu YouTube zwar immer noch fehlen, ist Stadia dennoch an ein Level angelangt, um sich ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzen zu können, vor allem deshalb, da es mittlerweile eine Basisversion ohne monatliche Kosten gibt! Wer sämtliche Features, wie 4K, HDR und Co. erleben möchte, ist auf die Pro Version angewiesen, welche mit monatlichen Kosten von 9,99€ zu Buche schlägt. Mit dem Kauf der Stadia Premiere Edition (129 Euro) erhält man einen Controller, Chromecast Ultra, mit dem man am Fernseher spielen kann, sowie ein 3-Monats-Abo für Stadia Pro, welches Zugriff auf ausgewählte Spiele gewährt.
Doch was ist Google Stadia nun genau? Google hat Stadia entwickelt, um tolle Spiele zugänglicher zu machen als je zuvor. Dazu ist keine neue Hardware nötig, denn Stadia nutzt, was die User bereits haben: Laptops, PCs, kompatible Smartphones und Tablets sowie beliebte Controller. Außerdem können User mit Stadia sofort loslegen – ohne Wartezeiten für Downloads oder Updates. In der Theorie ist das wirklich ein Traum – man kommt von der Arbeit heim, schaltet den Fernseher ein, startet Stadia und spielt sein Lieblingsspiel ohne lange auf Downloads oder Installationen in jeglicher Form warten zu müssen.
Doch in der Realität sieht das noch etwas anders aus! Denn anders wie bei Shadow Cloud Gaming mietet man sich bei Stadia nicht einen kompletten Rechner, auf dem wir nahezu alles installieren können, sondern mehr oder weniger einen Spielekatalog. Die Spiele laufen zwar auf einem von Google zur Verfügung gestellten Rechner, aber Freiheiten bei der Installation von Spielen hat man keine. Ist das gewünschte Spiel nicht in der Bibliothek, kann es dementsprechend auch nicht installiert werden. Die Bibliothek wird zwar laufend erweitert und es werden mittlerweile sogar eine Hand voll aktuelle Spiele angeboten (deutlich noch Luft nach oben), diese müssen aber bis auf ausgewählte Spiele (kostenlos im Pro Abo enthalten) trotz Abo zusätzlich erworben werden. Die Preise der Spiele variieren dabei sehr stark, liegen aber in der Regel deutlich höher als die der Handelsversionen, dafür spart man sich lästige Wartezeiten bei Installation und Downloads. Des Weiteren gibt es für Pro Abonnenten immer wieder Aktionen, die den Preis der Spiele teilweise um 50% runterdrücken.
[g-slider gid=“53836″ width=“100%“ height=“45%“]EINRICHTUNG UND STADIA CONTROLLER
Um in die Welt von Stadia eintauchen zu können, benötigt man zunächst den von Google per Mail zugesandten Code, ein Google Konto, gültige Zahlungskonditionen und ein Smartphone mit installierter Google Stadia App. Mit Hilfe der App koppeln wir den Stadia Controller (oder andere kompatible Controller) mit dem Smartphone und richten Stadia nach unserem Belieben ein. Zusätzlich erhalten wir in der App Zugriff auf die in der Bibliothek verfügbaren Spiele und schalten diese für unser Stadia Konto frei.
Die Einrichtung am Smartphone ging relativ schnell und nach wenigen Minuten konnte ich bereits am Smartphone das erste Spiel starten. Da ich aber kein typischer Handy-Gamer bin, musste schleunigst ChromeCast und unser Oled herhalten. Die Einrichtung des ChromeCast gestaltete sich aber zum Geduldsspiel, da dies über die Google Home App läuft. Wer die Home App kennt, der weiß von was ich spreche 🙂 Hat man aber diese Hürde überwunden, kann man auch den Controller mit ChromeCast verbinden und zockt die per Stadia App oder Internetplattform freigeschalteten Spiele fortan auf dem Fernseher. Leider bleibt die Plattform sowie das Smartphone der Dreh und Angelpunkt von Stadia, da man auf dem Fernseher keine Spiele freischalten oder erwerben kann. Hier muss unbedingt nachgebessert werden.
Der Stadia Controller selbst, orientiert sich am Layout des DualShocks, liegt aber nicht ganz so gut in der Hand. Die Verarbeitung und die Haptik ist gelungen, nicht ganz auf dem Niveau der Konsolen Pendants aber dennoch wertig. Der Stadia Controller verbindet sich beim Spielen via Chromecast Ultra oder Chrome Browser direkt per WLAN mit den Stadia-Servern, um die Latenz zwischen Stream und Steuerung zu minimieren. Der Controller bietet neben klassischen Twin-Sticks, D-pad und Co. auch einen Google-Assistant- und einen Sharing-Button. Über den Assistant sollen Spieler direkt In-Game Hilfe zu einzelnen Passagen im Spiel erfragen können. Mit dem Sharing-Knopf sollen zukünftig Spielszenen direkt auf den eigenen YouTube-Kanal geladen werden können. Aktuell nimmt der Capture-Knopf Screenshots auf.
PERFORMANCE UND GRAFIK
Vom technischen Standpunkt aus gesehen ist Stadia wirklich beeindruckend. Es hat schon was, ein Spiel wie Assassin’s Creed: Valhalla auf dem Handy, Fernseher oder Laptop zocken zu können, ohne sich Gedanken über die verbaute Hardware machen zu müssen. Mit der passenden Internetleitung (mind. 30 MBIT) sehen die Spiele auf dem ersten Blick auch wirklich gut aus.
Bei genauerem Betrachten erkennt man aber dennoch leichte Schwächen! So muss man bei den Stadia gestreamten Spielen immer wieder Einbußen in puncto Weitsicht machen. Das liegt daran, dass das Videosignal komprimiert wird, um durch die Internetleitung zu passen 🙂 Diese Komprimierung erkennt man aber leider anhand von verwaschenen Texturen, die bei entfernten Objekten deutlich höher ausfällt. Mit einem Highend Rechner kann Stadia dadurch zwar nicht mithalten, muss es aber auch nicht! Insgesamt kann man die Qualität der Spiele ungefähr mit der Playstation 4 Pro oder Xbox One X vergleichen.
Kommen wir nun zu der Frage, die beim Cloud Gaming immer wieder im Mittelpunkt steht – “Wie sehen die Latenzzeiten aus?” Bei diesem Thema haben ja Playstation Now und Shadow immer wieder mit starker Kritik zu kämpfen und auch bei Google Stadia kann man diese Frage leider nicht pauschal beantworten, da hier teilweise sehr große Schwankungen auftreten. Spiele wie Assassin’s Creed oder Mortal Kombat spielen sich großartig und ohne auffallende Verzögerungen bei den Eingaben. Shooter hingegen haben derzeit noch ein paar Probleme und hier erkennt man zu der “lokalen Variante” teilweise deutliche Unterschiede. Spielbar sind diese zwar trotzdem, kompetitives Zocken würde ich aber bis Dato noch nicht empfehlen. Dennoch erkennt man bereits das enorme Potenzial und Google Stadia lässt die Konkurrenz im direkten Vergleich wirklich alt aussehen!
Für wen ist Google Stadia nun das RICHTIGE? Grundsätzlich für jeden, der sich keine teure Hardware (Gaming PC, oder Konsole) kaufen und dennoch in die Welt der Videospiele eintauchen möchte. Mit Google Stadia zockt ihr nämlich auf den Geräten (TV, Laptop, Handy), die ihr sowieso schon Zuhause rumstehen habt und genau das ist eben bei Game-Streaming-Diensten der große Vorteil.