Was wirft uns hier Publisher Sony Japan vor die Füße? Nach dem durchaus erfolgreichen ersten Teil der Gravity Rush Spielereihe bekommen wir aktuell Teil 2 aus der Insel-Spieleschmiede direkt auf unseren Wohnzimmertisch geworfen. Kann dieser den innovativen Charakter des ersten Teiles halten oder gar übertreffen? Was hat es mit den verschiedenen Parallelwelten im Spiel überhaupt auf sich? Und warum … ist unsere japanisch wirkende Heldin so seltsam und wenig bekleidet? Fragen über Fragen die es im neuen Nachfolgeteil aufzudecken gilt. Ob das Spiel taugt oder doch nur plump in der Ecke landen kann erfahrt ihr im nachfolgenden Review!
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Von Bergbauschiffen, Betten im Entenstall und Gravitationsstürmen[/perfectpullquote]
Kurzum führt Gravity Rush 2 die Geschichte des ersten Teiles nahtlos weiter. Ihr spielt die scheinbar vom Himmel gefallene Gravitations-Königin Kat, welche zur Zeit von einer fiesen Bergbau-Gesellschaft verdonnert wurde, wie die Normalsterblichen im All Erz abzubauen. Als Basis dafür gilt ein riesiges hölzernes Abbauschiff, von dem aus es von Zeit zu Zeit in die Gravitationsstürme geht um die daraus erreichbaren Parallelwelten von dessen Erz zu befreien, welches scheinbar zur Manipulation der Schwerkraft dringend benötigt wird. Zu Beginn werden wir von unserem wohlbekannten Compagnon Syd unterstützt, welcher uns zusehends Tipps zum Starten gibt.
Da die Minenarbeit anstrengend und schwierig ist, träumt Kat zunächst von einem Karriereaufstieg und fragt sich woher sie wohl kommen mag und warum um Gottes Willen wir zum Schlafen in den Entenstall verdonnert wurden!?!? Eines Tages verschwindet unsere gute Freundin Cecie auf einen naheschwebenden Felsbrocken … warum auch immer. Als wir ihr hinterher laufen entdecken wir unseren alten vierbeinigen Freund Dusty (oder besser gesagt werden wir entdeckt). Dieser verleiht uns erneut unsere Kräfte über die Gravitation und gibt uns somit unsere altbewährte Superkraft wieder.
Daraufhin scheint die Minenarbeit zwar einfacher, allerdings um einiges gefährlicher, da wir uns neuerdings unbeugsamen und heranwütenden Monstern stellen und verschiedenste Aufgaben bewältigen müssen, um unseren Lebensunterhalt weiterhin verdienen zu können. Gravitations-Gottheit hin oder her. Was zum Essen muss nun einmal auf den Tisch 🙂
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Na dann Fallen wir einmal in die Richtung[/perfectpullquote]
Die Umgebung von Gravity Rush 2 ist in gewohnt liebevoll gestalteter Manier. Der dezent angehauchte japanische Stil scheint sowohl bei den Charakteren, im Story-Telling und in der Umgebung durch. Man fühlt sich direkt in einen Anime versetzt. Die Welten sind abwechslungsreich gestaltet und detailverliebt gezeichnet. Die Farben erinnern stilistisch zwar an meinen alten Nintendo 64, allerdings trägt dies zu einem gewissen Charme bei.
Ihr spielt Kat in einer gewohnten Jump’n’Run-Version in der Third Person. Per Controller bewegen wir das gute Fräulein über die Holzplanken, Steinstraßen oder grünen Wiesen. Mit den Tasten Springen wir, treten zu oder starten mit unseren Mitmenschen philosophische Konversationen. Alles in allem nichts Neues auf dem Spielehorizont. Die eigentliche Neuerung oder Spielkomponente ist … Trommelwirbel … die Manipulation der Anziehungskraft. Klingt aufregend … ist es allerdings nicht wirklich. Durch Drücken der R1-Taste hebt Kat die aktuell wirkende Schwerkraft auf und verfällt in einen Schwebe-Zustand. Eine Art Fadenkreuz erscheint und ermöglicht uns durch erneutes Drücken der R1-Taste ein zielgerichtetes Fallen in die gewünschte Orientierung. Entgegen Superhelden mit blauen Stramplern und roten Cape fliegt Kat nicht von Ort zu Ort sondern fällt regelrecht in die gewünschte Richtung. Erneute Kurskorrekturen kann man durch erneutes Drücken der R1-Taste vornehmen, je nachdem ob dies unsere Superkräfte-Anzeige noch zulässt oder nicht. Durch Drücken der L1-Taste verschwindet jedwede Gravitations-Manipulation und wir plumpsen wieder den alten Gesetzen gemäß Richtung Boden.
Kat kann diese Manipulation allerdings nicht nur auf sich selbst anwenden. Wir können damit Steine auf Gegner „fallen“ (weil werfen ja nicht wirklich stimmt) lassen oder uns selbst zum tödlichen Geschoss entwickeln. Es sind durchaus neue Möglichkeiten der Gegnerbekämpfung möglich. Diese sind auch notwendig, da die Gegner zum Teil recht groß ausfallen können oder gar durch Körperpanzer geschützt sind. Die Kämpfe sind abwechslungsreich und können durchaus fordern. Hat man das Prinzip jedoch durchschaut, bleibt es oftmals ein wildes Tastenhämmern bis der Gegner sich nicht mehr rührt. Weiters sind die Gegner nicht gerade eine Ausgeburt an Intelligenz und behalten Ihr striktes Verhalten bei. Leider ist mein persönliches Empfinden, dass die Steuerung unserer jungen Heldin ein wenig verzögert und etwas träge ausfällt. Gerade in hektischen Momenten und in Momenten, in denen wir rasch per Gravitations-Manipulation agieren müssen (zum Beispiel das Fallen von einer Klippe) ist oft nicht intuitiv und fällt somit herausfordernd aus. Die jedoch gut gelungene Map, inklusive Questmarkierungen hilft uns bei der Orientierung und verschafft uns einen guten Überblick. Oftmals weiß man nämlich nicht mehr, ob man nun Kopfüber hängt oder doch nur an der Wand entlang läuft. Der Druck auf die L1-Taste kann dann zu großen Problemen führen.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Bruce, was tun wir wenn wir fallen …?[/perfectpullquote]
Exakt! Wir fallen weiter in die gewünschte Richtung! Denn genau das ist das Spielprinzip von Gravity Rush 2. Wir fallen von Plattform zu Plattform, um Aufgaben zu lösen, sich Herausforderungen zu stellen, Gegner zu verkloppen oder dem Questmarker näher zu kommen. Mehr Abwechslung wird uns hier leider nicht geboten, wobei doch die Manipulation der Anziehungskraft mehr Möglichkeiten für Rätsel oder Aufgaben geben könnte. Schade eigentlich!
Zwischendurch bessern wir unsere Kat immer wieder auf, um mehrere Objekte gleichzeitig Schleudern zu können, länger umherzufallen oder härtere Angriffe starten zu können. Ab und an zwar recht brauchbar, allerdings nichts Weltbewegendes. Auch der inhaltliche Story-Verlauf weist auf die typischen Manga-stilistischen Elemente auf, die man als Spieler entweder liebt oder hasst. Ich zähle übrigens zur zweiten Gruppe … allerdings lasse ich dies hier außen vor. Wer also nicht auf übertrieben heldenhafte Charaktere und seltsam wirkende Gesprächsthemen Lust hat, sollte dezent bei einem anderen Titel bleiben. Alle anderen kommen durchaus auf ihre Kosten. Vor allem die liebevoll gezeichneten Comic-Geschichten zwischendurch sind sehr gut gelungen und bietet eine angenehme Alternative zum hektischen In-Game-Spektakel. Warum wir allerdings im Kostüm ala Sailer Moon herumhampeln und auch fast die exakt gleiche Stimme haben, konnte mir kein virtueller NPC erläutern. Auch die schwarze Katze kommt vor … ein Zufall? Ich denke nicht. Aber sei es wie es sei, die Welt(en) müssen nun mal gerettet werden. Wenn nicht wir, hier und jetzt, wer dann? Und wo sonst? Und überhaupt warum eigentlich? Ob diese Fragen tatsächlich im Spiel beantwortet werden gilt es in den wenigen Spielstunden, welche das Spiel verspricht herauszufinden …
Gravity Rush 2 bringt das bereits im Vorteil dargebrachte Spielkonzept erneut auf die heimischen Bildschirme. Die Neuerungen sind Mau und die Geschichte wird erneut aufgewärmt. Die Steuerung ist träge und in hektischen Momenten schlichtweg mehr im Weg als hilfreich. Der Stil entspricht einem Manga aus den frühen 90er, ist jedoch liebevoll durch Comic-Aspekte im Spiel erzählt. Der schwer japanisch angehauchte Stil ist durchaus nur für Fans dieser Gattung zu empfehlen. Manch anderer findet sich als Sailer Moon mit Katze zur Seite in einer surreal wirkenden Umgebung wieder. Der Spielverlauf ist flüssig, was in den Actionmomenten wichtig ist.
Zugegebenermaßen ist Gravity Rush 2 keine weltumreißende Neuerung in unserer Konsolenwelt. Mutige und innovative Titel wie diese jedoch bringen das digitale Denken zur Spielentwicklung voran und sind, gerade bei mir, oftmals gern gesehen. Eine starke Verträglichkeit für Manga und übertrieben heldenhafte kostümierte Mädchen ist jedoch Voraussetzung. Alles in Allem führt der zweite Teil der Spielereihe die Geschichte würdig weiter und sorgt erneut für mehrere Stunden Spielspaß am Controller. Konzepttechnisch wäre durchaus mehr drinnen gewesen und würde der Spielmechanik durchaus frischen Wind geben. Ansonsten wird auch diese Spielereihe mehr fallen, als aufsteigen.