Der Name GRID stand in der Vergangenheit für eine gelungene Kombination aus Rennvergnügen, Tuningfeilerei und Karrieregeilheit. Der aktuelle Ableger versucht einen abgespeckten und essentiellen Ansatz durch den Entfall vieler Rennnebenbeschäftigungen. Ob der reduzierte Gedanke auf der Überholspur vorbeiziehen kann lest ihr im nachfolgenden Review.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Naked Racer[/perfectpullquote]
Die GRID-Serie hat vormals viele digitale Rennsportfans begeistert. Die Mischung machts eben! Ein solider Rennbolide mit Feintuningmöglichkeiten und einem ausgereiften Team- sowie Sponsor-Feature haben in der Vergangenheit auf ganzer Linie punkten können. Aktuell geht Hersteller Codemaster jedoch einen (gewagten) anderen Weg und bringt mit dem neuesten Ableger der Serie einen auf das Nötigste reduzierten Renntitel. Hier gilt die Devise: Rennen, Rennen, Rennen!
Denn genau das ist es was GRID aktuell ausmacht. Ein blick auf die Karrieretabelle lässt erahnen, dass einige Stunden, viele Rennen und auch ab und an Frustmomente notwendig sind, um die GRID-Karriereleiter empor zu steigen. Allerdings reicht es nicht auf Asphalt oder gar Schotter der Beste zu sein! Bei GRID müssen die fahrerischen Talente in verschiedensten Disziplinen unter Beweis gestellt werden. Sei es Touring, Stock-Car, Tuning-Rennen oder gar die GT-Serie, welche alle unterschiedliche Setups und Anforderungen an den Spieler stellt.
Wie die Kategorien schon vermuten lassen heizt man entweder in „normalen“ Touring Cars, Stock Cars, aufgemotzten Boliden oder Muscle Cars, Offroad-taugliche Kompaktwagen, hochgezüchteten Supersportlern oder in nostalgischen Allerlei über die Tracks. Der lizenzierte Fuhrpark ist dabei umfassend und nicht gleich gehalten. Über Golf GTI zu Ford GT und bis hin zu Formel 1 Autos oder Mini Cooper … alles was Rang, Namen und Marke hat ist vorhanden. Jedoch ist hier auch nichts Überraschendes oder Ausreißerisches dabei. Kennen wir bereits!
Wie bereits erwähnt geht es in den Rennen gewohnt unzüchtig zu. Crash verursachen Schäden und in weiterer Folge (jedoch extrem weit entfernter Folge) Einflüsse auf das Fahrverhalten. Die Rennen finden in Teams zu mehreren Personen statt und sind mit Realnamen hinterlegt. Am Ende einer Rennkategorie kommt es zu einem berühmten Showdown. Soviel sei erwähnt, dass Hr. Alonso (welcher auch als Berater für das Spiel tätig war) einen Gastauftritt wahrnehmen darf.
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[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Sound and Physic, Bitch![/perfectpullquote]
Worin GRID Wahrhaftig punktet ist zum einen der Sound. Selten habe ich das Bedürfnis die Boxen beim Zocken noch lauter zu stellen. GRID schafft es! Der Motorensound und Rennkulisse ist dermaßen gut gelungen, dass man rasch nach mehr verlangt. Fehlzündungen sind wie das grölende Publikum einfach ein Ohrenschmaus der feinsten Art. Hier hat Codemasters alle Register gezogen. Das Publikum verhält sich zudem äußerst realistisch! Es weicht vor Unfällen an der Bande zurück und erhöht die Lautstärke bei etwaigen Überholmanövern oder Autokontakt. Sensationell!
Das Rennverhalten und die Straßenlage der Sportwagen ist zudem sehr griffig und wirkt realitätsnahe. Das von Rennen zu Rennen wechselnde Wetter hat starken Einfluss auf die Fahrverhältnisse und wirken zudem herausfordernd und abwechslungsreich. Obwohl es zum Vorgänger keine Reifenabnutzung, Boxenstopps oder tiefgreifende Fahreinflüsse bei Unfällen gibt, wird dadurch ein wenig Abwechslung in die sonst monotone Abspielung von Rennen hineingebracht.
Das Rammen oder Touchieren von gegnerischen (und auch verbündeten) Fahrzeugen hat mehrere Auswirkungen. Zum einen gewinnt ihr auf der Rennstrecke einen sogenannten Rivalen, welcher euch für eure aggressive Fahrweise bis auf Blut hasst und euch das restliche Rennen über das Leben schwer machen möchte. Bewusste Gegenaktionen und aggressiveres Verhalten euch gegenüber sind die Folgen. Simples, sinnvolles und auch gut ausgetüfteltes Side-Feature. Sollte euch dies bei eurem Teamkollegen passieren, wird zudem der (bedingt) hilfreiche Funk eingestellt. Er oder sie ist dann teamintern schlichtweg sauer auf euch.
Weiters bedingen Kollisionen ungewollter (und gewollter) Natur Schäden am eigenen und fremden Auto. Diese sind recht ansehnlich und wirken realistisch, allerdings erkennt man schnell, wo die programmierten Grenzen liegen. Die Außenkarosserie ist komplett abbaubar. Inneres und Trägerkomponenten sind scheinbar aus Adamantium gefertigt und bleiben unbeschadet. Von lizenzierten Renntitel hätte ich mir allerdings auch nicht mehr erwartet. Die abgeplatzten Karosserieteile verbleiben auf der Straße und sind zu Beginn recht neuwertig. Nach der Zeit nimmt man diese allerdings nicht mehr wirklich wahr.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Team? Nein, Danke![/perfectpullquote]
Nun zu dem, was nicht mehr da ist. Jedwede Zusatz-Features wurden im aktuellen Grid komplett aus dem Repertoire gestrichen. So lassen sich Tuningmöglichkeiten nur noch in wenigen (wenig Einflussnehmenden) Stufen verstellen. Das Auto selbst mit mageren Optiken und Decals versehen. Die Spielerflagge samt Errungenschaftssymbolen ist zwar nett gemeint aber ein vernachlässigbares Zusatzkomponentchen. Das Team-Menü ist auf das Nötigste abgespeckt worden und hat leider keinen Tiefgang. Gute Team-Fahrer sind lediglich als zusätzliche Einnahmequelle zu sehen und können belanglos ausgetauscht werden. Wirklicher Team-Gedanke kommt hier nicht auf.
Die als bahnbrechende Neuerung gedachte Rückspul-Funktion mitten im Rennen (legitimes Schummeln?) funktioniert recht gut. Per Druck auf die taste spult ihr die letzten (fehlerbehafteten) Rennsekunden zurück und könnt die Sequenz neu starten. Allerdings „merken“ sich scheinbar die Autos oftmals die Fehler und reagieren exakt gleich wie zuvor … ärgerlich. Auch das KI-Verhalten lässt leider zu wünschen übrig. Ab und an schaffen es gegnerische Fahrzeuge an der einsamen Spitze, auf der Zielgeraden ohne Wettereinfluss sich zu überschlagen … Dies wirkt leider nicht ansatzweise imposant. Allen voran deswegen sobald das Auto abhebt und die ersten Überschläge passieren es plötzlich verschwindet und am linken Straßenrand wohlbehalten als beschleunigender Ghost wiedererscheint. Das nimmt die ganze Schadenfreude …
Ein weiteres seltsames Phänomen ist der innere Rückspiegel. In anderen Rennsimulatoren zeigt dieser simpel eine fließende Rückansicht aus unserem Automobil. Nicht so in GRID. In GRID scheint der Rückspiegel eine Art Parallelwelt zu zeigen, in der die Autos ruckhaft nach vorne bzw. zur Seite springen. Seltsam. Zum Glück lässt sich der Rückspiegel in den Optionen ausstellen, sodass die Bildrate nicht komplett in die Knie geht! Schade eigentlich …