Halo Infinite | Test

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Halo Infinite verbessert die 20 Jahre alte Formel mit einer gelungenen Open World, zahlreichen Aktivitäten und etwas mehr Tiefgang. So muss das sein!

Die Einzelspieler-Kampagne von Halo Infinite verleiht einer 20 Jahre alten Serie neuen Schwung, indem sie sowohl zu ihren Wurzeln zurückkehrt als auch neue Wege beschreitet. Durch den Wechsel zu einer Open World und die Beibehaltung des klassischen Gameplays, bietet das Spiel ein Maß an Freiheit, die es in keinem früheren Halo-Spiel gab. Auf diesem weitläufigen Spielplatz gibt es eine Menge zu tun, und das Erledigen der überwältigenden Liste von Aktivitäten führt zu mehr Kampfoptionen und letztlich zu mehr Spaß. Infinite erreicht zwar nicht ganz die Umgebungsvielfalt oder die denkwürdige Geschichte der ursprünglichen Trilogie, aber es ist dennoch eine aufregende Rückkehr zu alter Form für eine der beliebtesten Spieleserien.

Halo Infinite: Test

Die legendäre Halo-Serie kehrt mit der bisher umfangreichsten Master Chief-Kampagne und einem bahnbrechenden Free-to-Play-Multiplayer-Erlebnis zurück.

EIN NEUER WEG

Der Wechsel von der traditionellen linearen Reihe zur freien Erkundung der Open World zeigt, dass 343 Industries zum ersten Mal von der erfolgreichen Blaupause abweicht, die Bungie vor 20 Jahren entworfen hat. All diese Freiräume passen hervorragend zu dem Spiel, das im Kern schon immer eine Art Sandbox-Shooter war, in dem unerwartete Dinge passieren. In Infinite gilt das Gleiche nur im größerem Maßstab.

Aber man wird zu Beginn nicht direkt in den Ring geworfen! Stattdessen finden die ersten paar der insgesamt 25 Stunden, in schlauchartigen Passagen statt. Dieser Einstieg eignet sich hervorragend, um sich mit Halos buchstäblich neuem Gameplay-Haken, dem Grappleshot, sowie mit dem ersten von vielen herrlich herausfordernden Bossen vertraut zu machen. Klar, den Grappleshot kennt man bereits aus zahlreichen anderen Spielen, wie Just Cause oder Titanfall, aber in Halo Infinite fühlt er sich irgendwie am stimmigsten an. Dieses coole Gadget kann verwendet werden, um Waffen aus der Ferne zu ergreifen, um aus brenzligen Gefechten zu entkommen, oder um sich direkt zu den bösen Jungs zu schleudern, um ihnen mit einem satten Nahkampfangriff den Garaus zu machen. Es ist eine natürliche Erweiterung des in Halo 3 eingeführten Ausrüstungskonzepts – und das ist einer der Gründe, warum sich das Gameplay von Infinite wie eine Mischung aus Halo 1 und Halo 3 anfühlt. Und das gefällt mir!

Die Endgegner machen dabei die besten Begegnungen in Infinite aus. Der erste, der Kampf gegen den verbannten Brute-Leutnant Tremonius, stellt eine besonders herausfordernde KI dar, bei der ihr euren Verstand einsetzen müsst und nicht nur zusätzliche Munition in euren Hosentasche haben solltet. Er benutzt ein Jetpack sowie einen blitzschnellen Bodenangriff, der euch umwerfen wird, wenn ihr nicht schnell genug darauf reagiert. Das ist ein Hinweis darauf, dass euch wirklich jeder Bosskampf auf Trab halten wird, und auch Abseits der gelungenen Kämpfe ist Infinite, wohl der beste Teil der Serie.

ES GIBT VIEL ZU TUN

Diese Aufwärmphase ist eine gute Vorbereitung auf die offene Welt, und ist man mal draußen angekommen, stellt sich sofort das bekannte Halo Gefühl ein, welches wir so lieben. Anfangs müssen wir uns noch zu Fuß fortbewegen, doch so macht es meiner Meinung nach am meisten Spaß, denn auf Zeta Halo gibt es alle möglichen Gelegenheiten, sich in Schwierigkeiten zu bringen. Von der Rettung gefangener UNSC-Marines über das Ausschalten von Propaganda-Funktürmen bis hin zur Infiltration massiver Hochburgen der Verbannten und der Rückeroberung von UNSC-Forward Operating Bases (FOBs). Zwar gibt es hier nichts, was sich im Vergleich zu Spielen wie Far Cry oder Just Cause völlig originell anfühlt, aber das Feature passt auf ganz natürliche Weise zu Halo, und die Aufgaben sind sowohl abwechslungsreich genug als auch nicht so häufig wiederholt, dass sie sich jemals eintönig oder nervig anfühlen.

Anders wie in den meisten Open World Spielen wird die Welt von Zeta Halo Abschnitt für Abschnitt freigeschaltet, wobei wichtige Story-Missionen neue Gebiete eröffnen. Obwohl sich die offene Spielwelt wirklich großartig anfühlt, hätte ich mir speziell beim Leveldesign etwas mehr Abwechslung gewünscht. Es gibt keine verschneiten Gebiete wie in Combat Evolved, kein städtisches Gebiet wie in Halo 2, sondern lediglich eine Mischung aus Wäldern und Steinmonolithen. Das ist wirklich schade, da man sich nach einigen Stunden an der Welt bereits satt gesehen hat.

SCHICK ABER KEIN HIGHLIGHT

In diesem Zusammenhang hätte ich mir auch gewünscht, dass Zeta Halo ein bisschen hübscher wäre, denn die Halo Spiele waren immer grafische Vorzeigeprojekte der jeweiligen Konsolengeneration. Die Innenräume von Infinite sehen zwar teilweise wirklich beeindrucken aus und auch die Open World hat definitiv ihren Charme, aber insgesamt ist Infinite in puncto optischer Präsentation eher ein Rückschritt und kann somit nicht mit den anderen Ablegern (zum damaligen Zeitpunkt) mithalten. Zudem hat das Spiel hin und wieder mit Grafik und Clippingfehlern zu kämpfen.

Der Sound hingegen spielt auf gewohnt hohem Niveau. Die Waffen klingen glaubwürdig, die Explosionen knackig und auch die Synchro ist ein absolutes Highlight! Zusätzlich wird die Soundqualität von stimmiger Hintergrundmusik untermauert, was insgesamt eine gelungene Atmosphäre aufbaut.

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DER STORYGRABEN

Mein größtes Sorgenkind ist aber die Story. Halo 4 hatte sicherlich seine Probleme, aber der Fokus auf die Beziehung des Master Chiefs zu einer künstlichen KI Namens Cortana, die schnell der Zügellosigkeit erliegt, gab dem Spiel einen denkwürdigen und lobenswerten emotionalen Kern. Halo 5 hat leider den Schwung von Halo 4 wieder zunichte gemacht, unter anderem dadurch, dass man kaum noch als Master Chief spielen durfte. Das hat ein tiefes Loch hinterlassen, welches Halo Infinite nun wieder zuschütten muss! Doch das ist nicht ganz so einfach, da Infinite die losen Enden von Halo 5 verknüpfen und die bestehende Handlung fortzuführen muss, während es gleichzeitig als der bereits erwähnte „Neustart“ dient, der auch neue Fans willkommen heißen soll. Letztendlich war der Graben aber wohl doch zu groß!

Keine Frage, die Story ist absolut nicht schlecht und bei weitem keine Katastrophe auf Halo 5-Niveau. Zunächst einmal verschwendet Infinite keine Zeit mit spielbaren Charakteren, die nicht der Master Chief sind, und das ist auch gut so! Die Geschichte konzentriert sich auf die Splittergruppe der Covenant, die Verbannten (die zuletzt in Halo Wars 2 zu sehen waren), wird aber für langjährige Halo-Fans nicht besonders befriedigend sein. Doch auch die neuen Spieler, die Infinite eigentlich anlocken soll, könnten ganz verloren sein. Sie werden sich immer wieder die folgenden Fragen stellen: Wer sind die Covenant? Warum ist Cortana böse? Was sind die Wächter? Keines dieser alten Themen wird behandelt, was nicht nur schade ist, sondern auch neue Spieler komplett im Regen stehen lässt.

Und selbst wenn man ein eingeschworener Fan ist, der jede Halo-Kampagne mehrmals gespielt hat, bedeutet die Tatsache, dass es sechs Jahre her ist und der letzte Teil die verworrenste Halo-Geschichte aller Zeiten war, dass es nicht einfach ist, sich mit der Handlung von Infinite anzufreunden. Hier wäre ein Rückblick, wie wir es von bekannten Serien oder Filmen kennen, wirklich wünschenswert gewesen und hätte etwas Licht ins Dunkle gebracht.

Dennoch gibt es auch wirklich gute Aspekte der Geschichte: nämlich die Beziehung zwischen dem Master Chief und seiner neuen KI-Begleiterin, die wir nur als The Weapon kennen. Sie wird von Jen Taylor gesprochen, die auch Cortana und die Schöpferin des Spartan-Programms, Dr. Catherine Halsey, verkörpert. Man muss kein eingefleischter Halo-Fan sein, um Taylors nuancierte Darbietungen in drei ähnlichen, aber unterschiedlichen Rollen zu erkennen; sie trennt die drei mühelos voneinander und spielt brillant mit der Tatsache, dass The Weapon den Chief überhaupt nicht kennt. Wir können miterleben, wie ihre Partnerschaft entsteht, dann belastet und später gestärkt wird. Sie sind sarkastisch zueinander, sie streiten sich, und sie bilden eine unsichere Allianz. Steve Downes ist unterdessen in seiner sechsten Rolle als Master Chief fantastisch. Er kämpft sich durch Infinite als emotional gebrochener und verlorener Mann, der sich selbst die Schuld am traurigen Zustand der Menschheit gibt – die Details dazu werden im Laufe der Kampagne schmerzhaft deutlich.

GRANDIOSES GAMEPLAY

Doch genug von der Story, kommen wir zurück zum Gameplay: Die FOBs sind der wahre Schlüssel zu allem in der offenen Welt von Infinite. Wenn man sie zurückerobert, füllt sich die Karte mit vielen der oben erwähnten Aktivitäten, zusammen mit anderen bemerkenswerten Kartensymbolen wie den Spartan Core-Standorten – deren Kopfgelder es uns ermöglichen, die Ausrüstung auf unseren Spielstil anzupassen. Die verbesserte Ausrüstung sorgt nicht nur für mehr Abwechslung bei der Beseitigung der Verbannten, sondern viele der wichtigen Bosskämpfe schreien geradezu nach der einen oder anderen Anpassung.

Durch das Abschließen der Aktivitäten erhält man außerdem Valor-Punkte, mit den man zusätzliche Waffen und Fahrzeuge freischalten kann. Die Art der Freiheit, so zu kämpfen, wie man will, war schon immer ein grundlegender Bestandteil des Halo-Gameplays. Infinite fängt diese charakteristische, freie Action wieder ein und macht dank der Vielfalt der Schauplätze und der Möglichkeit, sie aus jedem Winkel und mit jeder Ausrüstung anzugehen, richtig Spaß. Die Kämpfe finden überall statt: in Flüssen, in Gebäuden, in der Luft, und sogar bergauf. Einfach Klasse!

Aber auch die Fahrzeuge sind von besonderer Bedeutung. Der Mongoose ist das erste Fahrzeug, das man freischaltet, aber ohne einen Koop-Kumpel besteht sein einziger wirklicher Zweck darin, schneller von A nach B zu kommen. Sobald man aber in den Kern der Kampagne vorgedrungen ist, kann man einen Warthog an einem Stützpunkt anfordern, ihn mit gut bewaffneten Marines beladen und direkt zu einer Festung der Verbannten schlendern, um so viele Bösewichte wie möglich auszuschalten, bevor wir uns mehr oder weniger „Sicher“ hineinbegeben. Dank des großen Umfangs und der gelungenen Implementierung einer Open World, haben sich Fahrzeuge in Halo noch nie so wichtig angefühlt, und das ist wahrscheinlich eines der größten Stärken von Infinite.

FAZIT

PRO

  • Bekanntes Halo Feeling
  • Grandioses Gameplay
  • Open World
  • Starke KI
  • Knackiger Sound
  • Gelungene Atmosphäre
  • Greifhaken
  • Bombastische Synchro

KONTRA

  • Story lässt schnell nach
  • Open World mit wenig Abwechslung
  • Teils schwache Texturen
  • Kleinere Grafikfehler
8.9

Grandios

Gameplay - 9.3
Grafik - 8.3
Sound - 9
Inhalt - 8.5
Atmosphäre - 9.3
Das Thema Gaming begeistert mich schon seit meiner Kindheit. Als Gründer von PixelCritics habe ich die Möglichkeit mein Hobby zu vertiefen und eine Gaming-Community in Österreich aufzubauen. Neben Steak und Pommes habe ich auch gerne knackige Games auf dem Tablett serviert, die mich bis tief in die Nacht vor dem Bildschirm fesseln.
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