Immortals Fenyx Rising | Test

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Nach langer Zeit traut sich Ubisoft überraschend, das eigene Open-World Repertoir zu erweitern. Dabei überrascht Immortals Fenyx Rising mit leichtfüßigem Humor, einer wunderschönen Welt und viel Breath Of The Wild. E voilà: Ein neuer Hit ist geboren!

Nachdem sich Ubisoft einmal mehr – leider auch etwas zu Recht – Vorwürfe der Stagnation in Bezug auf Assassins Creed und Watchdogs, von denen jeweils kürzlich neue Ableger als Cross-Gen Titel veröffentlicht wurden und der Verdacht bei Far Cry auch groß ist, gefallen lassen musste, kommen die Entwickler nun mit einer komplett neuen Marke daher: Immortals Fenyx Rising. Einst als Gods And Monsters angekündigt, könnte sich das neue Open World Spiel zum neuen Hit mausern.

Spiele als Fenyx und begib dich, beflügelt und halbgöttlich, auf die Mission, die griechischen Götter zu retten und ihre Heimat von einem dunklen Fluch zu befreien.

ICH BAU MIR MEINEN HELDEN

Da sich Ubisoft erneut entschieden hat sich nicht festzulegen, bauen wir unseren Helden komplett selber. Männlich oder weiblich, Hautfarbe, darunter aber auch Grün, Rot und Blau, Augen, Frisur, Bart (ja auch bei der weiblichen Variante?!) und Stimme können oder sollen gewählt werden. Das ist relativ rudimentär, die Charaktere schauen aber wirklich gelungen aus und man kann sämtliche Einstellungen, außer dem Geschlecht, später im Spiel stets editieren. Leider bleibt trotz der umfangreichen Story unser Hauptcharakter wieder einmal sehr blass, was überaus Schade ist, denn da wäre weit mehr Potential gewesen.

DIE GÖTTER MÜSSEN VERRÜCKT SEIN

Zeus hat ein Problem. Titan Typhon ist der Unterwelt entkommen und will Rache üben. Doch Feuergott Prometheus, der auch eine Strafe absitzen muss, beruhigt den Göttervater und prophezeit die Heldin oder Helden Fenyx, der oder die sich – je nach Wahl zu Beginn des Spiels – Typhon stellen und die Welt der Götter retten soll. So fungieren die beiden Götter stets als Erzähler, wobei man sich auf die Aussagen von Lügenbaron Zeus nicht immer verlassen kann, aber dazu später mehr. Fenyx ist eine griechische Soldatin und strandet aus Versehen als einzig überlebende auf der Goldenen Insel und wird sogleich mit einer für eine sterbliche, überaus schwere Aufgabe betraut – die gesamte Welt der Götter zu retten.

Dabei hilft ihr bald Hermes und erzählt ihr, dass sie weitere Götter finden muss, um gegen Typhon bestehen zu können. Nur sind die Götter nicht mehr ganz sie selbst, weder körperlich noch psychisch. Was soll man schon mit einem Kriegsgott in Huhnform oder einer Göttin der Liebe als Baum anfangen? Doch Fenyx lässt sich nicht beirren und versucht mit allen Mitteln die Götter wieder in ihrem alten Glanz erstrahlen zu lassen und zu überzeugen, sich ihrer Sache anzuschließen.

GRIECHISCHE MYTHOLOGIE FÜR ALLE

So schafft es Ubisoft ein ernstes Thema als Story zu bringen, das aber stets mit einem leichtfüßigen Unterton, was vor allem durch die unterhaltsamen Dialoge von Zeus und Prometheus, die viele Taten von unserem Protagonisten kommentieren und stets die Handlung vorantreiben, versehen ist.  Das wirkt sich auch in den Animationen und der Präsentation aus. Alles ist jugendfreundlich und mit einem Augenzwinkern, aber durchaus informativ, denn so arbeitet das Spiel eigentlich ziemlich viel der griechischen Mythologie auf und erzählt die tragischen Geschichten von Helden, Göttern und Menschen wie Herkules, Achilles oder Adonis. So motiviert es erst recht, tiefer in die Welt von Immortals einzutauchen.

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VON ASSASSINEN UND AUSERWÄHLTEN HYLIANERN

Auch wenn Immortals Fenyx Rising eine komplett neue IP ist, so klar ist eigentlich auch, dass man im Open World Genre nicht mehr das Rad neu erfinden kann. Gut geklaut, statt schlecht erfunden ist hier die Devise und so bedienen sich die Entwickler zum einen dezent an eigenem Franchise und bieten ein paar Schleich-Möglichkeiten, viel Geklettere und das Erkunden von hoch gelegenen Positionen, um neue Aufträge und Sammelgegenstände zu finden. Die zweite Inspirationsquelle, ist noch viel eindeutiger und auch um Längen überraschender – nämlich Zelda: Breath Of The Wild.

Fenyx hat nicht nur ähnliche, sondern noch viel stylischere Movesets im Köcher, kann Kochen bzw. eher Tränke brauen, muss Rätsel lösen und hat übermenschliche Fähigkeiten sowie einen Ausdauerbalken zum Sprinten, Klettern und Schwimmen. Auch die Optik ist ähnlich und um es kurz zu sagen: Das ist nicht nur egal, sondern auch richtig gelungen! Die Kombination macht enorm Spaß und erzeugt schnell einen süchtig machenden Sog.

ES GIBT VIEL ZU TUN

Das Hauptaugenmerk liegt natürlich auf der Story, doch um die unterschiedlichen Gebiete erforschen zu können, alle Rätsel zu lösen und Gegner sowie Bosse zu besiegen, muss Fenyx stärker und besser werden, sowie zahlreiche Fähigkeiten erlernen. Mehr Ausdauer gibt es über Zeus´ Blitze, die man vorrangig in Tartaros Rissen findet. Diese Risse hat Typhon bei seiner Flucht geöffnet. Vergleichbar sind diese mit den Schreinen aus Zelda, denn darin warten vorrangig Knobelaufgaben aller Art, aber auch Schätze und Questgegenstände sowie eben der Blitz. Hat man genug davon kann man auf der Hantelbank trainieren und bekommt einen neuen Ausdauercontainer.

Ambrosia verhilft unserem Helden zu mehr Lebensenergie, die Götternahrung liegt teilweise aber frei zugänglich herum, oder ist mit kleinen Rätseln auf der Oberwelt zu erhalten. Verschiedenste Fähigkeiten sowie Helfer wie Vogel Phosphor oder die Telekinese gibt es in der Story automatisch, weitere Moves für den Kampf oder Verbesserungen der Fähigkeiten kann man über Charon-Münzen erwerben. Diese wiederum gibt es durch Herausforderungen, die auf der Karte verteilt sind. Man muss Schiebepuzzle lösen, Zeitrennen meistern oder sein Talent mit dem Bogen unter Beweis stellen. Seine Waffen verbessert man mit Adamant in verschiedenen Farben, den man vor allem in Kisten und durch das Besiegen von Gegnern findet, aber auch einfach auf der Karte in Form von abbaubaren Kristallen.

Doch das war es noch nicht, denn über tägliche sowie wöchentliche Herausforderungen bzw. Aufgaben und zukünftige Community-Events erhält man noch die Währung Elektra mit der man dann spezielle Waffen, Reittiere und Skins in Hermes´ Shop erkaufen kann – leider auch wieder für Echtgeld-Währung. Einige Nebenquest bieten euch noch weitere Bonis. Nike´s Tiere zu befreien, geht im Vorbeigehen, aber spezielle epische Tiere zu besiegen bringt neue Skins und Fähigkeiten für Begleiter Phosphor. Außerdem gibt es noch die Segen der Götter, was wiederum passive Skills und Boni sind, welche man nach Abschluss bestimmter Hauptquests erhält.

Aber nichts davon fühlt sich nach Arbeit oder Grinden an, man grast einfach alle vorher aufgedeckten Hotspots ab und verdient sich so seine Materialien für die Upgrades. Ein klassisches LVL-System gibt es also nicht, auch Gegner müssen einfach getestet werden, ob diese schon packbar sind, oder ob man nicht doch noch seine Waffen upgraden bzw. mehr Lebensenergie haben sollte um sich den Zyklopen, Gorgonen oder Zerberussen zu stellen.

REISEN, KÄMPFEN UND TÜFTELN

In der Welt von Immortals ist man viel zu Fuß unterwegs, darum haben euch Ubisoft Quebec einige Hilfen zur Seite gegeben. Natürlich vorrangig die Schnellreise, aber auch Reittiere, die man vorher zähmen muss, aber an fast jedem Ort sofort zu sich rufen kann und vor allem Daedalus´ Flügel mit denen man von hohen Punkten quer durch die Welt gleiten, aber auch Sturzflüge, Doppelsprünge und weitere arkobatische Einlagen vollführen kann. Aber Vorsicht, ist die Ausdauer erschöpft, ergeht es einem wie Ikarus und man küsst schnell mal unsanft den Boden. Heilung und mehr Ausdauer gibt es in Form von Tränken, die gebraut werden müssen. Dafür braucht es Granatäpfel und Pilze. Man kann diese auch pur genießen, der Effekt ist aber dagegen minimal. Dazu gibt es noch Blumen, die zu Angriffs- und Verteidigungstränken verarbeitet werden können. Sämtliche Tränke und die Menge an zu tragenden Fläschchen können auch wieder verbessert werden.

 

Für den Kampf hat man stets ein Schwert, eine Axt sowie einen Bogen, von denen man im Spiel jeweils über ein Dutzend mit unterschiedlichen Boni finden kann. Das Schwert steht für normale, flotte Angriffe und die Axt für langsame und heftige Attacken, die aber noch den Vorteil haben, einen Stun-Balken beim Gegner zu füllen. Ist dieser nach einiger Zeit voll, kann sich dieser kurz nicht wehren und ist anfälliger für Schaden. Der Balken kann aber auch durch eine gut getimte Parade zusätzlich gefüllt werden. Dazu kann man Phosphor mit genug Ausdauer aus der Luft angreifen lassen, perfekt ausweichen, was eine kurze Slomo auslöst und weitere Kampffähigkeiten wie dem Hammer oder Bogen kombinieren. Die Möglichkeiten sind später sehr vielfältig, was auch nötig ist, denn die Kämpfe sind durchaus fordernd, vor allem wenn man es mit mehreren und auch unterschiedlichen Gegnertypen zu tun hat. Auch hier sind einige Ähnlichkeiten zu den beiden erwähnten Inspirationsquellen ersichtlich, wenn auch durch den Luftkampf und die vielen Fähigkeiten der Kampf durchaus komplexer erscheint.

Möchte man einem Kampf entgehen oder sich einen größeren Vorteil holen, dann kann man auch an seine Beute anschleichen und einen mächtigen Schlag ausüben oder sich generell in Büschen und Gräsern verstecken. Ein weiteres Hauptgameplay-Element sind die besagten Rätsel, die mal recht einfach, dann aber auch gerne mal sehr knackig ausgefallen sind. Mal gilt es mit einem steuerbaren Pfeil durch einen Parcours zu fliegen, ein Schiebepuzzle lösen oder eine Fackel zu entzünden, mal ein Sternenbild mit Kugel, die man erst finden muss zu legen, dann wieder Schalter und Hebelrätsel zu lösen oder per Kinese Gegenstände auf Schalter zu heben oder werfen. Dabei waren die Entwickler wirklich kreativ und nutzen sowohl die Fähigkeiten von Fenyx als auch die Umgebung großzügig aus. Die Knobeleien finden aber nicht nur in den Tartaros Rissen statt, sondern auch oft, um an Kisten zu kommen oder Materialien und Utensilien wie Steine oder Kugeln für die Herausforderungen zu erhalten. Kann man eine Aufgabe nicht lösen, fehlt es vielleicht schlicht an genug Ausdauer oder der passenden Fähigkeit, so kommt man einfach später nochmal an diesen Punkt und arbeitet weiter an der Lösung.

DIE TECHNIK

Die Welt von Immortals ist wunderschön, detailliert und voller Geheimnisse sowie abwechslungsreichen Schauplätzen. Wo sich Assassins Creed meist auf eine bestimmte Region konzentrierte und Zelda oftmals etwas leer erschien, da glänzt Immortals mit einer vielseitigen und lebendigen Welt voller Gegner, Flora, Fauna und Abenteuern. Jeder Teilabschnitt sieht komplett anders aus und hält neue Überraschungen parat. Und auch auf der PS4 ist das Spiel schon mit seiner Weitsicht und Details eine Augenweide, aber als Cross-Gen Titel hat man auch die Möglichkeit das Spiel dann gratis für die PS5 zu erhalten um noch ein schöneres Erlebnis zu bekommen, aber auch um Ladezeiten zu minimieren. Auch die deutsche Synchro, die satten Kampfsounds, die Umgebungsgeräusche sowie die Musik ist überaus gelungen und rundet das Spiel wunderbar ab.

Gespannt sein kann man auch auf die DLCs. Mit dem Season Pass wurden auch schon drei umfangreiche Erweiterungen angekündigt, und in einer davon soll es auch in eine neue Welt, nämlich den fernen Osten und dessen Mythologie, samt neuem Helden gehen. Ob man in Zukunft auch die nordische, keltische oder ägyptische Mythologie sehen wird, bleibt abzuwarten, überraschen würde es jedenfalls nicht.

FAZIT

 

PRO

  • Riesige, detailliert Spielwelt
  • Humorvolle Präsentation
  • Zahlreiche Quests, Rätsel und Geheimnisse
  • Unzählige Fähigkeiten, Upgrades und Equipment
  • Fette Kampfsounds
  • Enorme Weitsicht
  • Spielerischer Geschichtsunterricht
  • Gute Synchro
  • Cross-Gen (Gratis Upgrade auf PS5)

KONTRA

  • Contra: Blasser Haupt-Charakter
  • Manche Gameplay-Elemente etwas plump geklaut
  • Lange Ladezeiten (PS4 Pro)
  • Viel Gelaufe
  • Tränke brauen und Upgrades nur an bestimmten Orten möglich
  • Echt-Geld Ingame Shop
9

Must Have

Gameplay - 9.3
Grafik - 8.7
Sound - 8.9
Inhalt - 9
Atmosphäre - 9
Heavy Music, schnelle Bikes und Sport sowieso – da ich auch im Jahre des Herren 1986 geboren wurde und da auch der NES in Europa das Licht erblickte, war die Konsequenz des Zockens logisch. Da ich auch an verbaler Inkontinenz leide, sind PixelCritics sowie earshot.at perfekte Orte um mein Interesse am Journalismus auszuleben.
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GodGamer

Kann dem Rezensenten nur zustimmen, durch und durch ein richtig gutes Spiel!

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