Mit Inside liefern die dänischen Playdead Studios nun endlich den langersehnten, wenn auch indirekten Nachfolger zum Indie-Überraschungshit Limbo aus dem Jahr 2010. Indirekt deshalb, weil Inside eine ganz eigene Geschichte erzählt und nicht offensichtlich mit den Geschehnissen zusammenhängt, auch wenn sich Theorien darüber ranken, dass Inside eine Art Prequel darstellen könnte. Vom Gameplay und der Atmosphäre her, sind aber definitiv Parallelen zu entdecken.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Raum zur Interpretation[/perfectpullquote]
Wie schon bei Limbo halten sich die Entwickler komplett bedeckt. Auch das Spiel selbst erklärt einem nichts und lässt unglaublich viel Freiraum für Interpretation, die es auch in Form von unzähligen Theorien im Netz schon gibt. Man wird genauso kommentarlos in das Geschehen gesetzt, wie es auch wieder kommentarlos beendet wird. Läuft am Ende der Abspann, bleiben mehr Fragen offen, als beantwortet werden. Und genau das macht den Reiz des Spiels in einer Zeit in der man bei Spielen alles sonst wohin gesteckt bekommt, aus. Wem das nicht reicht, der kann Ausschau nach dem alternativen Ende halten, das einen dann erst recht verwirrt. Interessant ist aber auch der sozialkritische Unterton, der nicht zu übersehen beziehungsweise zu unterschätzen ist.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Auf der Flucht[/perfectpullquote]Man stolpert als flüchtender, kleiner Junge zu Beginn durch einen Wald und wird schnell von zwielichtigen Typen in Anzügen (vielleicht Regierungsschergen?) und Bluthunden gejagt. Das erinnert stark an die TV-Serie Stranger Things. Im weiteren Verlauf kommt man in Side-Scroller Manier durch weitere schick gestaltete, aber post-apokalyptisch anmutende 3D-Areale wie eine Farm, eine Stadt, Ruinen und Labore, die wiederrum stark an den neuen Serienhit Westworld erinnern. Interessant ist dabei, dass beide Serien erst nach Inside starteten. Zufall oder nicht? Die Feinde, die uns an den Kragen wollen, werden immer mehr, es gilt aber auch Fallen zu überwinden und Rätsel zu lösen – meist im Trial and Error Verfahren.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Das Ziel vor Augen[/perfectpullquote]Auch wenn wir als Spieler keinen Plan haben, wo uns die Reise hinführt, scheint der von uns gesteuerte Protagonist ein recht klares Ziel zu haben, denn wenn man auf der Flucht ist, warum sollte man sich in Richtung Labore begeben und durch eine Welt voller toter Tiere, zombieartigen Menschen und weiteren Gefahren begeben? Die Mittel sind rar, denn der Junge kann zu Beginn nur laufen, springen und kleinere Gegenstände verschieben. Im späteren Verlauf kann er aber auch diese hirnlos dahinstapfenden Menschen mit einer Art Gedankenkontrolle über Geräte steuern und somit Hürden überwinden, die er alleine nicht geschafft hätte. Weitere merkwürdige Fähigkeiten folgen, dazu will ich aber noch nicht zu viel sagen, dafür aber, dass man später noch tauchen muss und dazu sogar ein kleines U-Boot zur Verfügung gestellt bekommt. Aber über manche Dinge wie umgekehrte Schwerkraft, aggressive Schweine, merkwürdige Unterwasserwesen oder eben eine willenlose Weltbevölkerung und schräge Experimente wundert man sich in Inside eigentlich recht bald nicht mehr.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Trial and Error[/perfectpullquote]
Wie bereits erwähnt müssen viele Rätsel und Aufgaben mehrmals versucht werden, da nicht alles sofort logisch erscheint, doch selten kommt Frust bei den zahlreichen Todesfällen des Hauptprotagonisten auf, da die Speicherpunkte recht knapp gesetzt sind und die Kapitel ziemlich kurz ausfallen, dafür aber fließend und ohne Ladezeit verlaufen. Die Rätsel sind oftmals sehr klug und im Nachhinein immer logisch und nachvollziehbar. Mühsamer wird es aber bei so mancher Verfolgungsjagd, die oft Köpfchen und gutes Timing benötigt. In den knapp drei Stunden freuen einen aber die Erfolgserlebnisse nach einigen Fehlschlägen dafür um so mehr.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Gänsehaut pur[/perfectpullquote]Auch wenn Inside kein Horror-Spiel ist, vermittelt Playdead mit der rar und dezent eingesetzten Musik sowie der düsteren Optik, die einen großen Sprung von Limbo gemacht hat, eine grandiose und sehr düstere Atmosphäre. Hängt einem ein Hund oder ein anderer Widersacher im Genick, kann schon kurz mal Panik oder Nervenkitzel aufkeimen. Zudem lädt die graue, apokalyptische Welt, die mit schönen Details angereichert wurde zum Entdecken und Nachdenken ein.
Inside wird Fans von Limbo begeistern. Generell Fans von Indie Games, die sich mehr auf Atmosphäre und einfaches aber effektives Gameplay konzentrieren, wie es auch bei Journey der Fall ist, sollten Inside für den kleinen Preis auf jeden Fall eine Chance geben. Zwar ist die Spielzeit recht kurz ausgefallen und es gibt auch kaum Wiederspielwert, aber das Erlebnis selbst, ist es allemal wert. Aber Achtung: Inside ist merkwürdig, schräg und verstörend.