Wie stellt man sich die Welt nach einem atomaren Krieg vor ohne jemals etwas derartig vergleichbares gesehen zu haben? Die Postapokalypse kommt nicht nur in zahlreichen Filmen oder Büchern vor, sondern wird mehr und mehr zum Thema in Videospielen. Dabei haben die Entwickler teils extrem unterschiedliche Vorstellungen, wie die Welt nach der Stunde Null wohl aussehen wird. Während kommende Spiele wie Far Cry New Dawn und Rage 2 das Ganze eher wie eine knallbunte Blümchenwelt darstellt, bleiben 4A Games ihrer Linie treu und versetzen uns auch in Metro: Exodus in eine düstere knallharte atomare Welt voller Gefahren. Über Geschmäcker lässt sich ja bekanntlich streiten, aber grundsätzlich stelle ich mir ein Endzeitszenario genauso vor, wie es mir die Metro Reihe seit Jahren brachial vor den Latz knallt. Wir haben uns für euch wieder einmal in die gefährlichsten Gegenden der Videospiele-Welt gestürzt und begleiteten Artjom auf seiner Reise aus den tiefsten Tunneln rauf ins Tageslicht. Warum sich dieses Abenteuer auf jeden Fall lohnt, lest ihr wie immer hier bei uns.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Das Ende der Welt[/perfectpullquote]
Ein Vierteljahrhundert nach der nuklearen Vernichtung der Welt, klammern sich einige tausend Überlebende in den Metro-Tunneln der Ruinen Moskaus an ihre Existenz. Sie haben sich gegen die vergiftete Umwelt behauptet, Mutanten bekämpft, paranormalen Horror überstanden und in den Flammen eines Bürgerkrieges gebrannt. Doch sind Sie wirklich die einzigen Überlebenden des atomaren Infernos? Dies behauptet zumindest Oberst Miller, der seine Beine beim Kampf um D6 verloren hatte. Ausgestattet mit neuen Metallbeinen und so hartnäckig wie eh und je, ist er nun der Kommandant der Aurora.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Da muss doch noch mehr sein…[/perfectpullquote]
… oder etwa doch nicht? Das glaubt zumindest unser Protagonist Artjom, der immer wieder mal sein Leben aufs Spiel setzt und kurze Trips an die Oberfläche wagt nur um eventuell andere Überlebende zu finden. Dies beschert ihm aber immer wieder Probleme mit seinem Schwiegervater in spe – Oberst Miller – der diese Ausflüge nicht nur niemals genehmigt hatte, sondern auch als Risiko für sämtliche Überlebende ansieht. So weit so gut, aber reizt einem das Verbotene nicht noch zusätzlich? Richtig, also steht ein weiterer Ausflug an, bei dem Artjom von seiner geliebten Frau Anna begleitet wird. Anna fungiert dabei als Beraterin und unterstützt uns bei Einsätzen, die abseits der Aurora (dazu gleich mehr) durchgeführt werden und unter den Sparta-Rangern ist sie die beste Scharfschützin, also was soll schief gehen?
Wie es der Zufall so will, stoßen wir bei unserem “verbotenen” Ausflug tatsächlich auf andere Überlebende, die uns gegenüber aber alles andere als freundlich gesinnt sind. Diese sind im Besitz eines Zuges, den wir kurzerhand mehr oder weniger sanft in unserem Besitz nehmen. Erstmals im Zug angelangt platzt auch gleich die Bombe, denn der zukünftige Schwiegervater hat von dem allem gewusst und erklärt uns ganz sachlich die Situation. So liegt es jetzt an uns, eine Gruppe Spartaner-Rangers auf ihrer Suche nach einem sicheren Lebensraum durch die Weiten des postapokalyptischen Russlands gen Osten zu führen. Eines Vorweg, die Story ist wirklich gut und macht definitiv richtig Bock, aber dennoch gibt es einige Punkte die mich stören. Im Laufe des Spiels werden wir relativ schnell als Laufbursche unseres Schwiegervaters abgestempelt und was macht Artjom? Richtig, nichts, denn dieser ist anscheinend Stumm und Antwortmöglichkeiten zu den Dialogen bietet das Spiel auch keine. Nun ja, hier wurde definitiv vorhandenenes Potenzial vergeudet, schade eigentlich, denn die Story ist bis auf teilweise stumpfe Dialoge und starre Mimiken wirklich klasse und diese sollte jeder von euch selbst einmal erleben.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Die Aurora – unsere Heimat auf Schienen[/perfectpullquote]
Dreh und Angelpunkt unserer Reise ist die Aurora. Ein gepanzerter Zug der für uns und unsere Begleiter zur Heimat geworden ist. Doch die Aurora dient nicht nur als Unterschlupf, sondern ist auch immer der Ausgangspunkt unserer Missionen, die wir von unserem “geliebten” Schwiegervater erhalten. Metro: Exodus bietet zwar eine Open World, diese ist aber in mehrere Landschaften aufgeteilt, die wir mit den Zug nach und nach bereisen. Das Coole dabei ist, dass sich bei der Reise durch die unterschiedlichen Kartenabschnitte die Jahreszeit ändert. So erleben wir Metro: Exodus im Winter, Frühling, Sommer und Herbst – moment mal, ein Metro-Spiel im Sommer mit Sonnenschein und allem was dazugehört? Richtig, klingt zwar komisch, ist es aber definitiv nicht, denn die “Open World” spielt dabei knallhart ihren Charme aus. Das liegt daran, dass die Welt in verschiedene Abschnitte unterteilt wurde und somit es für die Entwickler möglich war, diese Bereich mit zahlreichen Details zu versehen.
Doch der schein trügt, auch wenn die Welt wirklich hübsch und abgesehen von den Überresten des Krieges wirklich einladend wirkt, so birgt sie Metro typisch zahlreiche Gefahren. Diese reichen von Banditen, über giftige Pflanzen bis hin zu den absolut großartig in Szene gesetzten Monstern – und diese haben es in sich. Speziell wenn Sie überraschend aus dem Wasser springen um uns samt Boot zu fressen, oder wenn sie aus heiterem Himmel von einem Loch in der Wand herausklettern. Herzinfarkt “HALLO”
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Es gibt viel zu tun[/perfectpullquote]
Wovon lebt ein Singleplayer-Shooter? Richtig von den Missionen und deren Abwechslung. In Metro: Exodus kommen wir hierbei voll auf unsere Kosten, denn die unterschiedlichen Aufgaben sind teilweise fordernd und absolut motivierend. So müssen wir unter anderem einen zusätzlichen Wagon für unseren Zug beschaffen, doch wie wollen wir da sicher an dem feindlichen Banditenlager vorbei? Ihr wollt Schleichen oder doch lieber mit der Brechstange werken? Kein Problem, denn hierbei spielt der dynamische Tag/Nacht-Wechsel eine entscheidende Rolle. In der Nacht können wir uns teilweise mehr oder weniger problemlos bei den Menschen vorbeischleichen und diese aus dem Hinterhalt mit selbstgebastelten Wurfmessern töten.
Doch dafür warten haufenweise Monster auf einen kleinen Mitternachtssnack. Am Tag sieht das Ganze genau andersrum aus! Hier sind die Monster eher weniger das Problem, dafür hauen die Banditen ordentlich rein. Hier schleicht sich auch gleich der erste Frustfaktor des Spiels ein, denn bei anspruchsvollen gewähltem Schwierigkeitsgrad schiessen unsere menschlichen Widersacher so gut wie niemals daneben, während wir trotz Fadenkreuz direkt auf dem Kopf unser Ziel verfehlen. Liegt es an der zitternden Hand unseres Protagonisten oder doch an einer fehlerhaften Hitbox können wir an dieser Stelle nicht genau sagen, aber wir werden dieses Thema auf jeden Fall weiter verfolgen.
Dafür geht das restliche Gameplay butterweich von der Hand. Das Crafting ist unglaublich übersichtlich und das Sammeln von Ressourcen endet nicht in einem endlosen Grinden. Denn Materialien gibt es so gut wie überall zu finden. Leuchtende Pilze und sonst so giftge Pflanzen verarbeiten wir zu Chemikalien die wir später in Munition umwandeln oder für das Reinigen unserer Waffen verwenden. Gefundene Waffen behalten wir oder zerlegen diese in diverse Einzelteile um Scopes, Griffe, verbesserte Magazine oder sonstiges für unsere Lieblingswaffe zu erhalten. Das Looten selbst geht per Knopfdruck, auf eine Animation alla Red Dead Redemption 2 wurde verzichtet, auẞer es handelt sich bei dem gelootetem Objekt um einen Questgegenstand etc. Schade, denn gerade bei Singleplayer-Spielen nehme ich mir eigentlich gerne die Zeit für etwas mehr Realismus. Dennoch kann ich diese Entscheidung absolut nachvollziehen, denn auf der anderen Seite stehen natürlich die Liebhaber von Schnelligkeit, welche per Loottasten-Spam in Rekordtempo die Regale und Leichen looten 🙂
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Die dargebotene Atmosphäre geht unter die Haut[/perfectpullquote]
Diese Überschrift kann ich zu 100% unterstreichen. Metro: Exodus schafft es dank einem durchdachten Leveldesign, aggressiven Monstern, Schreckmomenten und spannenden Aufgaben eine unglaubliche dichte Atmosphäre aufzubauen. WOW und das Ganze sieht dabei richtig gut aus und läuft bis auf extrem wenige und vor allem geringe Performanceeinbußen (PC) auch noch absolut stabil. Doch leider schleicht sich hier ein weiterer Kritikpunkt ein, denn bei genauerem Hinsehen, speziell bei der Betrachtung aus der Nähe, sind einige Texturen eher matschig als scharf. Es kommt auch leider immer wieder vor, das so mancher Gegner in der Luft herumläuft und zu Boden fällt sobald er stirbt. Dieser Bug ist uns aber kein einziges Mal bei einem Monster aufgefallen, komisch… vielleicht wurden diese Burschen einfach nur so gewaltig verstrahlt das sie nun schweben können? Wir wissen es nicht!
Der größte Kritikpunkt liegt aber bei den Konsolenversionen! Hier sind nämlich die Ladezeiten so abnormal lange (bis zu 4 Minuten) das einem bereits im Vorfeld die Lust auf dieses sonst so großartige Abenteuer vergeht.
Die Metro Reihe meldet sich nach fünf Jahren Entwicklungszeit nun endlich zurück. Metro: Exodus ist für mich persönlich nicht nur ein absolut würdiger Nachfolger sondern auch der beste Teil der Serie. 4A schafft es mit gezielten Verbesserungen, einer glaubhaften Story, einem düsteren postapokalyptischen Setting und einer atemberaubenden Optik eine dichte Atmosphäre aufzubauen die teilweise für Gänsehaut sorgt. Nebenbei machen auch noch die Kämpfe, dank des einfachen Craftings und den logischen Waffenanpassungen auch noch tierisch Spaß. Mich persönlich hat das Spiel auf jeden Fall in seinen Bann gezogen und ich kann es kaum erwarten bis ich wieder per Tastendruck den Schmutz von Artjoms Gasmaske wischen kann. Absolute Kaufempfehlung!