Am 29. Juli 1954 schuf J. R. R. Tolkien mit seinem Roman “Der Herr der Ringe” ein Meisterwerk, welches spätestens mit der Verfilmung durch Peter Jackson tief in unseren Köpfen verankert ist. Alles dreht sich um den einen Ring, der vernichtet werden muss, um das Unheil aus der Welt zu vertreiben. Kein Wunder, dass diese Story nicht nur in der Filmindustrie seinen Anklang findet, sondern mittlerweile auch für zahlreiche Games als Vorlage diente. Egal ob “Der Herr der Ringe: Schlacht um Mittelerde (2004), Der Herr der Ringe: Rückkehr des Königs (2003) oder Herr der Ringe Online, alle Herr der Ringe Spiele waren mehr oder weniger Erfolgreich und zogen auf eine gewisse Weise die Spieler in Ihren Bann. Das erfolgreichste und wohl bekannteste ist aber Mittelerde: Mordors Schatten, welches 2014 das Licht der Welt erblickte und mit dem Nemesis System zahlreiche gute Wertungen abstauben konnte. Drei Jahre später ist es nun soweit und mit Mittelerde: Schatten des Krieges steht nun endlich der langersehnte Nachfolger in unseren Händlerregalen. Warum Shadow of War ein absolut würdiger Nachfolger ist und warum selbst die Echtgeld-Mikrotransaktionen daran nichts ändern können, lest Ihr wie immer in unserem Test.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Ein neuer Ring[/perfectpullquote]
Der Ringspruch auf dem Meisterring ist in der Schwarzen Sprache verfasst. Da die Schwarze Sprache jedoch keine Schriftform kennt, hat Sauron sich der Elbenrunen bedient und diese pervertiert zu dieser unaussprechlichen Sprache, welche alleine schon durch die Worte Angst und Verzagen unter denen auslöst, die nicht stark genug sind, sie zu ertragen. Selbst Elrond zitterte als Gandalf die Worte in seinen heiligen Hallen aussprach…
Diese magischen Ringe wurden durch den Elbenschmied Celebrimbor unter anderem für Sauron gefertigt. Durch den “Einen” Ring gestärkt, begann Sauron die Länder mit offenem Krieg zu überziehen. Im Jahr 1697 Z.Z. vernichtete Sauron Eregion und machte es dem Erdboden gleich. Celebrimbor wurde gefangen genommen und unter strenger Folter sollte er verraten, wo sich die drei Ringe der Elben befanden. Er blieb standhaft und so wurden er, der letzte der direkten Nachkommen Feanors und die meisten der Gwaith-i-Mírdain getötet.
Wie bereits bei Mordors Schatten schlüpfen wir auch in Schatten des Krieges in die Rolle von Talion, einen untoten Waldläufer, der aufgrund des Leidens unter ähnlichen Umständen mit dem Elbenschmied Celebrimbor vereint worden ist, da beide ihre Familien durch Saurons Armeen verloren. Gemeinsam schmieden Sie einen neuen Ring um sich am dunklen Herrscher zu rächen, um selbst zum hellen Herrscher aufzusteigen. So weit so gut, doch ganz alleine geht es dann auch wieder nicht und so gründen wir mit Hilfe des neuen Ringes eine Orkarmee die uns beim Kampf zur Seite steht.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Nemesis 2.0[/perfectpullquote]
Das Herzstück von Mordors Schatten und Schatten des Krieges ist das sogenannte Nemesis System. Dieses System generiert zufällige Orks und eine einzigartige Hierarchie dahinter. Bedeutungslose Uruks können durch das töten unseres Protagonisten im Rang aufsteigen und zu Hauptmännern werden. Diese Hauptmänner treten gegeneinander an um sich in der Hierarchie nach oben zu kämpfen, um eventuell als Leibgarde eines Häuptlings zu dienen. Dadurch verbessern Sie nicht nur Ihr ansehen und deren Einfluss auf die Untertanen, sonder erhalten auch stärkere Fähigkeiten und natürlich eine bessere Ausrüstung. Die Grundlagen des Systems sind ähnlich denen im ersten Spiel, jedoch wurden einige Kernmechaniken in Schatten des Krieges geändert oder erweitert.
Neue Strategiemöglichkeiten und -tiefen bringen größere Herausforderungen und Belohnungen bei der Vernichtung von Saurons Streitkräften oder, später im Spiel, bei der Erweiterung deiner eigenen Ork-Armee. So gut sich das bei Mordors Schatten auch angehört hat, einen richtigen Sinn ergab es dabei leider nicht, da wir mit den “gebrandmarkten” Orks zu wenig anstellen konnten. In Schatten des Krieges machen die Entwickler vieles besser und spendieren uns selbst einen Leibwächter, den wir jederzeit zur Hilfe rufen und Befehle erteilen können. So macht es nun endlich Sinn, Mittelerde zu durchstreifen und die Besten der Besten Orks für unsere Armee zu gewinnen. Durch die unterschiedlich generierten Orks mit deren eigenen Charakter und Fähigkeiten macht dies nun auch noch doppelt so viel Spaß. Speziell wenn wir auf einen Hauptmann aus der Vergangenheit treffen, zaubert uns die Begrüßung immer wieder ein Lächeln ins Gesicht.
Häuptlinge können jedoch nicht beim herumwandern in den Ländern von Mordor gefunden werden. Man muss diese durch das Starten von sogenannten Konfrontationsmissionen herauslocken. Dies umfasst Aufgaben, die die Autorität eines Häuptling in Frage stellen und ihnen keine Wahl lassen, als sich Talion im Kampf zu stellen. Hat sich ein Häuptling einmal gezeigt, kann er sofort getötet oder gebrandmarkt und für deine eigene Armee rekrutiert werden. Leider hat auch dieses System ein großes Manko, denn die wirklich guten “Legendären” Orks sind nicht nur sehr rar, sondern können mit Hilfe von Echtgeld im Store erworben werden. Das ist zwar nicht zwingend notwendig und wir haben im Laufe des Spiels auch niemals einen Gedanken daran verschwendet unser hart verdientes Echtgeld zu investieren, dennoch bleibt bei solchen Entscheidungen immer wieder ein bitterer Nachgeschmack kleben, da es sich doch um ein Vollpreisspiel handelt und normalerweise solche Mikrotransaktionen nur optische Änderungen mitbringen sollten.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Mittelerde lädt zum Erkunden ein[/perfectpullquote]
Auf unserer Reise begegnen wir nicht nur unseren absolut glaubwürdigen Widersachern, sondern treffen auch auf absolut grandios in Szene gesetzte Verbündete. Hardcore Fans dürften zwar mit mancher nterpretation der Entwickler das eine oder andere Problemchen haben, aber die Erzählung der Geschichte ist einfach TOP! Speziell wenn Gollum ins Rampenlicht gerückt wird, nimmt der HYPE kein Ende und motiviert uns für die anstehenden Herausforderungen. Gollum bewegt und spricht nicht nur exakt so wie sein Filmvorbild, sondern begeistert uns immer wieder mit seinem epischen Spruch “Mein Schatz”!
Zudem hat die Riesenspinne Krankra einen imposanten Auftritt und verrät uns mit Ihren Visionen nicht nur mehr zur Story, sondern gibt uns auch einen kleinen Vorgeschmack was uns im Laufe des Spiels noch erwarten wird. Neben den erstklassigen Charakteren bietet uns Schatten des Krieges noch eine weitere feine Neuheit. Da wir unseren Charakter nicht nur mit neuen Fähigkeiten verbessern sondern auch mit neuer Ausrüstung stärker machen wollen, haben die Entwickler die Todesdrohungen implementiert. Alles was wir dafür brauchen ist ein sogenannter Informant. Diesen Informanten können wir entweder Infos über die Hauptmänner herausprügeln oder einen Auftrag für die Überbringungen einer Todesdrohung erteilen. Durch die Drohung fühlt sich der betroffene Hauptmann nicht nur eingeschüchtert, nein, er verbessert auch seine Ausrüstung und bereitet sich mit stärkeren Fähigkeiten auf den nahenden Kampf vor. Der Kampf wird dadurch zwar schwerer, bietet aber am Ende (wenn erfolgreich) auch eine bessere Ausrüstung. Des Weiteren können wir nun über das implementierte Online-System Rache an gescheiterten Duellen anderer Spieler nehmen. Diese Duelle sind zwar teilweise fordernd, da der Hauptmann bereits das eine oder andere Duell gewonnen hat und somit im Rang aufgestiegen ist, bieten aber am Ende eine Kiste mit nettem Loot. Auch hier kommt wieder der bittere Nachgeschmack auf, da diese Kisten auch im Online-Shop mit Echtgeld erwerblich sind. Brauchen tut man diese aber wie bei den Leibwächtern für das Spiel selbst nicht.
Apropos Loot, in Schatten des Krieges verbessern wir Talions Ausrüstung unter anderem mit neuen Bögen, Schwertern, Dolche, Umhängen und Rüstung, welche MMO typisch in verschieden Klassen unterteilt (Standard, Episch, Legendär) sind. Diese Ausrüstungsteile verbessern wir zusätzlich mit den gefunden Edelsteinen, die uns Lebensraub, zusätzliche Angriffskraft etc. spendieren. Leider schleicht sich gerade beim tollen Ausrüstungssystem ein kleiner Fehler ein, denn diese optischen Veränderungen werden leider bei den meisten Zwischensequenzen nicht übernommen. So hat man ständig das Gefühl, dass sich Talion vor jedem Auftritt extra umziehen geht. Jungs, das geht in der heutigen Zeit definitiv anders, trübt aber in keinster Weise die grandiose Atmosphäre.
Eine weitere Neuheit sind die reitbaren Drachen. Diese speziellen Drachen wurden von Sauron persönlich aus Drachen und Fellbestien gezüchtet und sind furchteinflößende Meister des Feuers und der Luft. Bewaffnet mit Flammen, mächtigen Kiefern und geschickten Schwingen haben Drachen viele bedrohliche Möglichkeiten, ihre Gegner zu erledigen. Kein Ork hat es je geschafft, diese sturen und gefährlichen Kreaturen zu bändigen – aber wir verfügen nun über diese Fähigkeit und unter unserem Kommando fliegen Drachen
durch Mordor und quälen unsere Gegner.
Damit sich auch nach dem Finale ein Besuch in Mordor auszahlt, bietet uns Schatten des Krieges die sogenannten Schattenkriege. In diesem Endspielmodus kämpft man um den Erhalt des Reichs, während Sauron versucht es zurückzuerobern. Die Schattenkriege umfassen eine Art von Rollenumkehrung: Da man nun über Mordor herrscht, müssen wir unsere Verteidigungsanlagen gegen die Wellen rache lustiger Orks aufstocken. Dieser unaufhaltsame Angriff wird sich über die gesamte Karte erstrecken. Sollte man das Gebiet an irgendeiner Stelle nicht halten können, so muss man es zurückerobern und unseren gefangen genommenen Overlord retten, der einst in unserem Namen über das Land herrschte. Erreiche den absoluten Sieg über Sauron, um das wahre Ende von Schatten des Krieges zu erleben – sowie den Schlüsselmoment, der Talions Geschichte mit jener Frodos verknüpft. Weltklasse!
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Motivierendes Gameplay trifft auf solide Optik[/perfectpullquote]
Eines der größten Stärken von Mordors Schatten und Schatten des Krieges liegt definitiv am Gameplay. Die Mischung aus Parkour und Arkham Kampfsystem, motiviert uns so dermaßen stark, dass wir uns immer wieder dabei ertappen, uns einfach sinnlos der einen oder anderen Gegner-Horde zu stellen, nur um die Kämpfe samt Hinrichtungsanimationen zu genießen. Hinzu kommen die grandiosen Fähigkeiten welche nicht wirklich viel neues im Vergleich zum Vorgänger bieten, aber dennoch ein gutes Stück der Motivation ausmachen.
Aber wir wären ja nicht PixelCritics wenn wir unseren Namen nicht alle Ehre machen und den einen oder anderen Kritikpunkt aufdecken. Speziell beim Kampfsystem haben wir immer wieder gemischte Gefühle, denn hat man den Gegner durch zahlreiche Schläge auf den Boden gebracht, kann man Ihn mit einer speziellen Kombination ausschalten. Alla “Finish Him” stürzt sich Talion auf den am Boden liegenden Gegner und rammt Ihm seinen Dolch in den Körper. Das sieht zwar fein aus, aber hier schwächelt das Kampfsystem an allen Ecken und Kanten. Denn diese “Finish Him” Aktionen sind vordefinierte Animationen die nur dann zum Erfolg führen, wenn Sie bis zum Ende abgespielt werden. Leider kommt es immer wieder vor, dass wir den Gegner zwar den Dolch reingerammt haben, aber durch einen anderen Ork gestört werden. So wird die Animation nicht beendet und der eigentlich ausgeschaltete Ork steht auf als sei nichts passiert. Dies wiederholt sich immer wieder und hinterlässt eine Spur von Frustration, denn wie kann ein Ork nach 4-5 Dolchstößen immer wieder aufstehen?!
Ein weiterer Kritikpunkt sind die teils zahlreichen Grafikfehler. Immer wieder kommt es vor, dass wir in Nahaufnahme sehen wie Talion seinen Dolch in den Schädel des Gegner rammt, der Dolch aber beim herausziehen wie von Geisterhand verschwindet. Solche Bugs ziehen sich leider durchs gesamte Spiel und stören das detailverliebte Auge.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Angestaubte Technik[/perfectpullquote]
Eines Vorweg, die Performance von Mittelerde: Schatten des Krieges ist selbst bei schwächeren Rechner absolut großartig. Kein Wunder, denn Monolith nutzt wie bereits beim Vorgänger die Lithtech-Engine. Diese wurde zwar “modernisiert” und bietet weitläufigere Umgebungen und größere Gegner-Horden, aber grobe optische Veränderungen zum Vorgänger sucht man eigentlich vergebens. Aber keine Sorge, Schatten des Krieges sieht dank des HD-Texture-Pakets und des 4K Cinematic-Packs einfach nur großartig aus und kann es aufgrund des Settings und der Atmosphäre locker mit den anderen AAA Games mit neueren Engines aufnehmen. Weiters bietet Schatten des Krieges eine erstklassige Soundkulisse die unsere Stimmung in ungeahnte Bahnen wirft.
[amazon_link asins=’B06XC2WQ67,B06XC38872,B06XC4B6B1,B074824QLV,B06WWDVBKT,B00WUJNLT6′ template=’ProductCarousel‘ store=’austriagaming-21′ marketplace=’DE‘ link_id=’8a773a33-b1f6-11e7-9aec-d766a9d3d0d4′]Die Schlacht um den neuen Ring hat begonnen. Wie bereits der Vorgänger fesselt uns auch Mittelerde: Schatten des Krieges vor unseren Bildschirmen und motiviert aufgrund des grandiosen Gameplays und der grandiosen Atmosphäre stundenlang durch die Lande von Mordor zu ziehen, um eine Armee auf die Beine zu stellen, die es mit der Gefolgschaft des dunklen Herrschers aufnehmen kann. Während das Nemesis System weiter verbessert wurde, schwächelt Schatten des Krieges leider teilweise immer noch an der technischen Umsetzung, die aber nur in den seltensten Fällen den Spielspaß trübt. Nichts desto trotz bietet uns Schatten des Krieges einen würdigen Mordors Schatten Nachfolger, der mit klasser Story, tollen Kampfsystem und grandiosen Zwischensequenzen definitiv punkten kann. Wer auf gutes Storytelling und solides Gameplay steht, der sollte sich Schatten des Krieges auf jeden Fall genauer ansehen, Herr der Ringe Fans “müssen” fast zugreifen, denn dieses Spiel sollte in der Sammlung auf keinen Fall fehlen – an dem können auch die kleinen Mikrotransaktionen nichts ändern.