Die Online-Piraterie-Praxis des sogenannten „Stream-Rippings“ hat sich zwischen 2016 und 2019 allein in Großbritannien um 1.390 Prozent verstärkt. Das ergibt eine Studie der Software-Firma Incopro http://incoproip.com im Auftrag von PRS for Music http://prsformusic.com . Beim Stream-Ripping machen Piraten Audioaufnahmen von Musik-Streams, um daraus ihre eigenen Offline-Kopien zu erstellen.
In Deutschland meistens erlaubt
„Durch die Benutzung von Convertern fertigen User ein Vervielfältigungsstück des Musikstücks an. Dafür brauchen sie grundsätzlich die Einwilligung des Urhebers beziehungsweise Rechteinhabers, sonst begehen sie eine Urheberrechtsverletzung. Es gibt allerdings Ausnahmen“, erklärt Medienanwalt Christian Solmecke http://wbs-law.de gegenüber pressetext. In Deutschland dürften Privatpersonen einzelne Kopien zum privaten Gebrauch machen, solange die Vorlagen nicht illegal erstellt wurden. Vor allem auf YouTube ist Stream-Ripping laut Solmecke deswegen üblicherweise erlaubt.
Incopro hat für die Studie Daten von über 17.000 Piraterie-Websites analysiert, darunter 100 der beliebtesten Seiten für Stream-Ripping. Diese Daten haben die Analysten mit einer ähnlichen Studie aus dem Jahr 2016 verglichen. Von den 50 populärsten Musikpiraterie-Seiten betreiben 80 Prozent Stream-Ripping. Im Jahr 2016 lag diese Zahl noch bei zwölf Prozent.
Schädlich für Künstler-Finanzen
Piraterie durch BitTorrent-Seiten kommt aufgrund von Geoblocking und stärkerer Regulierung durch Lizenzinhaber aus der Mode. Nur sechs der 50 beliebtesten Anlaufstellen für Musikpiraten sind solche Websites. Im Jahr 2016 lag dieser Anteil noch bei 14. Stream-Ripping findet vor allem auf YouTube statt. 70 der 100 beliebtesten Seiten stehlen Inhalte ausschließlich von der Videoplattform. Auf dem zweiten Platz liegt die App Spotify.
PRS for Music zufolge ist Stream-Ripping sehr schädlich für die finanzielle Situation von Künstlern. Durch die Coronavirus-Krise sind Live-Auftritte kaum noch möglich. Und schon vor der Pandemie haben Musikstreams etwa 20 Prozent der Einnahmen ausgemacht. „Die Popularität des Stream Rippings hat einen schweren und direkten Effekt auf Lizenzgebühren, die an Künstler gehen. Jedes Mal, wenn ein Stream aufgenommen wird, hört der Anwender Musik außerhalb des Lizenz-Ökosystems“, warnt Simon Bourn, Head of IP and Litigation bei PRS for Music.
pte