Der Asphalt darf wieder glühen. Need For Speed geht in die nächste Runde und verspricht mit Need For Speed Heat neue Ideen und alte Tugenden in einem Topf und schafft es dabei quasi zwei Spiele auf einmal zu liefern. Wie das funktioniert, lest ihr in unserem Test.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Ein (Arcade)Racer wie Tag und Nacht[/perfectpullquote]
Das größte Feature von Heat ist wohl der Tag und Nacht Wechsel. Der funktioniert nicht dynamisch, sondern ihr dürft entscheiden, zu welcher Tageszeit ihr durch Palm City, einer Stadt, angelehnt an Miami, brettern wollt. Und diese Entscheidung ist nicht nur optischer Natur, sodass man Tagsüber die Panoramen genießen und nachts von den Lichteffekten und Spiegelungen nasser Straßen profitieren kann, sondern auch das Gameplay ändert sich dementsprechend. Zur Story später mehr, doch so viel sei schon mal gesagt, dass man als hipper Jung-Racer sich an die Spitze rasen will und dabei vor allem Geld und Reputation braucht. Wer Geld hat, kann sich fette Schlitten kaufen und diese tunen, wer aber ganz oben mitspielen will, braucht auch einen Namen in der Szene. So fährt man tagsüber normale Events und Rennen um Geld zu verdienen. Das ist der Szene aber wohl egal, wieviel man da leistet, denn nur nachts geht es richtig zur Sache.
Um bei der sogenannten League Aufmerksamkeit zu erlangen, muss man also illegale Rennen nachts gewinnen oder zumindest gut abschneiden, denn ein Sieg ist nicht immer nötig. Alles was zählt sind die Reputations-Punkte (REP). Die gibt es eben für gute Ergebnisse in verschiedenen Events und Story-Missionen, die nachts stattfinden oder für spektakuläre Polizeijagden, die eben auch nur nachts möglich sind. Je länger die Nacht dauert, umso mehr steigt euer sogenanntes Heat-Meter. Das hat den Vorteil, dass es mehr REP gibt und man High-Heat Events mit fetten Tuning-Belohnungen starten kann, den Nachteil, dass eine Reparatur des Wagens nur bis zu 3x möglich ist. Außerdem greifen die Polizisten zu drastischeren Mitteln wie Nagelbändern, Killswitches und Hubschraubern. Wird man erwischt verliert man eine Menge REP und auch Geld, was verdammt frustrierend sein kann. Also Vorsicht. Will man es gemütlicher angehen und normale Events in Form von Rundkursen, Strecken von A nach B oder Drifts angehen, dann wählt man den Tag und farmt Geld für coolere Schlitten und Tuning-Stuff, die mit einem REP-Lvl-Up nach und nach freigeschaltet werden. Vor allem gibt es hier bei den Events keinen gefährlichen Gegenverkehr, wie in der Nacht.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Realismus Vs. Spielspaß[/perfectpullquote]
Interessant ist, dass die Macher von Need For Speed es tatsächlich geschafft haben an beiden Seiten gewaltig zu schrauben. Zum einen spielt sich Heat viel lockerer von der Hand, ist weit einsteigerfreundlicher als so manch Vorgänger und kann auch Gelegenheitszocker zufriedenstellen. Bei Drift-Events darf man jetzt auch an eine Wand schrammen und bekommt die volle Punktzahl, Crashs halten nichts allzu sehr auf, Schaden kann man gewaltig viel nehmen, ehe man zur Reparatur muss oder den Wagen schrottet und man kann einfach 80% der Umwelt einfach weg- und umrasen. Das kann dann schon lustig aussehen, wenn man Steinmauern, zig Palmen oder halbe Tankstellen wegbolzt. Zumindest halten Gebäude dann doch auf. Da es auch zum Glück keine Gummiband-KI gibt, kann ein gröberer Schnitzer bei einer längeren Strecke schon die Führung kosten, die dann nur noch schwer bis gar nicht wieder zu holen ist.
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Hier wird dann im späteren Verlauf der ca. 20-30 Stunden langen Karriere unser Skill immer wichtiger. In Sachen Realismus und für Auto-Nerds geht´s dann bei den Fahrzeugen und dem Tuning ans Eingemachte. Als Leihe kann man einfach ein besseres Teil nach dem anderen einbauen und muss eigentlich nur auf die Anzeige achten, ob es da eher in Richtung Straße, Drift, Racing oder Offroad geht und ein bisschen experimentieren, Fans freuen sich über zahlreiche Details und relativ realistische Änderungen im Fahrverhalten. Außerdem gibt es nun endlich das lang gewünschte Motor-Swapping Feature. Da kann man dann auch in einen 1er Golf einen 1000PS Motor einbauen und kommt somit bei keinem der mehr als 120 Fahrzeugen an seine baulichen Grenzen. Dazu gibt es natürlich auch wieder genug SchnickSchnack wie Unterbodenbeleuchtung, farbig qualmende Reifen und NOS sowie unzählige Möglichkeiten die Karren optisch umzugestalten. Auch die Handvoll vorgegebenen Charaktere lassen sich optisch tunen.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Wie werde ich zum Racing-Star?[/perfectpullquote]
Die Story ist wie bei jedem Rennspiel, eigentlich komplett egal und nur Mittel zum Zweck. Wir kommen frisch nach Palm City und finden erste Freunde in Form eines Mechanikers und einer jungen Racerin, die ihre Crew verloren hat. Nun werden wir zur neuen Crew und arbeiten uns über Connections, die die beiden haben immer weiter in der Szene rauf, um endlich der League angehören zu können. Da haben aber vor allem die bösen, fiesen, korrupten und mordenden Polizisten etwas dagegen und machen uns das Leben auf der Straße und auch in den Cut-Scenes schwer. Einen Bösen muss es ja geben, aber was man hier macht, ist schon arg übertrieben und merkwürdig.
Aber gut, in Wirklichkeit ist uns das egal, denn wir wollen vor allem bolzen was das Zeug hält und das kann man in Palm City zur Genüge. Außerdem sind die „Guten“ und eigentlich alle Racer in dem Spiel deppen, die ständig dumme Sprüche ablassen, die halbe Stadt in Schutt und Asche legen und dabei noch ständig Selfies machen und mit Klischee-Backstories ausgestattet sind. Neben den erwähnten regulären Events gibt es in der Stadt auch noch einiges zu tun. Leider ist die Open World, die wir uns mit bis zu sieben anderen Racern teilen auch nur Mittel zum Zweck, denn alle Möglichkeiten, die wir haben, sind ein stures Abarbeiten und eher nervig als lustig. So müssen wir mit einer bestimmten Geschwindigkeit durch Radar-Fallen rasen, Flamingos umfahren, große Plakate zerstören, Drifts auf kurzen Strecken absolvieren und Weitsprünge absolvieren – und das ohne Ende. Aber es gibt halt auch Geld, REP und bei Abschluss von 100% in den Bezirken auch Wagen oder Tuning-Teile, somit kommen Komplettisten nicht drum rum.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Wie gefällts uns in Palm City?[/perfectpullquote]
Abgesehen davon, dass manche Texturen etwas langsam nachladen, ist Palm City richtig fesch. Die an Florida angelehnte Landschaft hat einen umfangreichen Stadtteil sowie Vororte zu bieten, Hafenbezirke, bergige Strecken und einige coole Ideen wie Steinbruch, NASA-Gelände, eine stillgelegte Rennstrecke oder einen Container-Hafen, die allesamt hübsch und detailreich aussehen. Das Speed-Gefühl kommt bestens auf und die Lichteffekte sind grandios, vor allem nachts. Dazu kommen gelungene Wagensounds, dafür aber ein stinklangweiligen Soundtrack. Ich bin jetzt nicht der Richtige für HipHop, der den Soundtrack ja dominiert, aber so langweilig und belanglose Stücke habe ich in einem Racer noch nie gehört. Da erinnere ich mich an die wuchtigen Stücke in NFS: Underground, schalte die Mucke im Spiel ab und lasse einfach meine eigene über die Anlage laufen, oder genieße einfach die satten Motor-Sounds.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Gemeinsam sind wir schneller[/perfectpullquote]
Natürlich ist auch der Multiplayer wichtiger Bestandteil. So kann man eine Crew mit Freunden gründen, was so etwas wie eine Gilde ist, wodurch man Boni freischaltet und schneller levelt bzw. Geld verdient. Man kann aber auch zu jedem Event seine Freunde, oder die gerade anwesenden Racer einladen um auch hier prozentuell mehr Geld und REP zu verdienen. Das macht dann vor allem mit Freunden nochmal mehr Spaß und ist klarerweise auch eine größere Herausforderung als die KI, die aber durchaus gelungen ist. Jedes Fahrzeug hat eine gewisse Wertung, die anzeigt, wie gut man dieses schon getunt hat und auch den Anforderungen der Events entspricht. Da muss man natürlich immer etwas schauen, dass die Mitspieler alle einen Wagen und Events auf dem passenden Level wählen. Fährt man aber mit seiner lahmen Gurke hinterher und kommt als letzter ins Ziel, gibt’s aber trotzdem noch eine brauchbare Menge an Geld und/oder REP.