Need for Speed tritt mit dem neuen Ableger Unbound wieder einmal an der Startlinie an. Lange Zeit haben wir von der namhaften Rennserie nichts mehr vernommen. Highlights der Arcade-Renn-Serie, wie etwa Underground oder gar Hot Persuit haben die Szene um Meilen nach vorne gebracht.
Ob sich hierbei Unbound anschließen kann? Immerhin weckt Entwickler Criterion die eingeschlafenen Ansichten mit einem neuartigen Comic-Stil auf. Diese wurden bereits seit den ersten Bildern in der Community gemischt aufgenommen. Ob der Titel dennoch etwas taugt und vorne mitmischen kann, erfahrt ihr im nachfolgenden Review.
[perfectpullquote align=“left“ bordertop=“false“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]WELCOME TO LAKESHORE[/perfectpullquote]
Es ist soweit! Packt eure Glücks-Lederhandschuhe und Top-Gun-Style-Fliegerbrille aus! Wir setzen uns wieder einmal in virtuell hochgezüchtete Autos! Und dieses Mal nicht in die lizenzierten Serien-Tunings der Hersteller. Es wird mal wieder illegal! Willkommen in Lakeshore! Der neuen, fiktiven, amerikanischen Großstadt in der wir uns zum King (oder Queen) der illegalen Rennszene hocharbeiten möchten. Die Rennstadt dürfte wieder einmal irgendwo mittig in Amerika angesiedelt sein. Woher ich das weiß? Nun ja, wir haben wieder Berge, Küsten, Wüste, Wälder, Baustellen und Großstadt zu erkunden. Somit alles was der Westen, Osten, Norden und Süden mitbringt.
Zunächst erstellen wir unseren Charakter. Hierbei haben wir die Auswahl zwischen einem männlichen oder weiblichen Charakter und einer beschränkten Anzahl an Gesichtern, Frisuren und markanten Erkennungsextras! Auffällig ist die starke Verwendung von realer, lizenzierter Kleidung. Namhafte Marken sind hier vertreten und müssen eventuell sogar erst freigeschalten bzw. freigekauft werden. Ansehnlich, jedoch für das Hauptaugenmerk, dem Racing, wenig bedeutend.
Erstellt und angezogen sitzen wir auch schon im PS-starken Boliden und absolvieren die ersten Rennen. Es sei Story-mäßig nicht zu viel getratscht, jedoch werden wir bereits zu Beginn von einer aufstrebenden Karriere gestürzt und müssen (mal wieder) von Null weg beginnen. Wir arbeiten uns dazu beginnend mit wenig eindrucksvollen Autos hoch, erlangen mehr und mehr Ruhm, mehr und mehr Asche und mehr und mehr notwendige Autos und Tuningzubehör. Insgesamt können wir sämtlich erworbene Autos in insgesamt vier Klassen aufsteigen lassen, wobei manche sabbernd begehrte Luxussportwagen bereits in den oberen Klassen ansetzen. Das bedeutet allerdings nicht, dass wir einen Bugatti Veyron nicht mit einem aufgemotzten alten Golf entgegentreten können. Realismus? Mensch wir sind im Arcade-Renner! Wer realitätsnahe Simulation will, muss sich andere Titel ins Regal holen (Gran Turismo, hust …).
Offen ist dabei die Welt von Lakeshore bedingt. Es gibt einen fixen Tag-/Nacht-Rhythmus, welchen wir durch das Aufsuchen der Werkstatt jeweils beenden bzw. einleiten. Tagsüber finden die weniger gut bezahlten und weniger riskanten Rennen statt. Hier sammeln wir bereits einiges an Dollars ein. Bei Nacht sieht die Illegalität jedoch anders aus. Die Summen werden größer und die Rennen vielfältiger. Jedoch aufgepasst! Wir nehmen den bereits tagsüber aufgebauten Fahndungslevel mit in die Nacht! Wer also am Tag zu sehr oder oft Gas gibt, muss sich nachts einem höheren Risiko entgegenstellen geschnappt zu werden.
[perfectpullquote align=“right“ bordertop=“false“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]LASST ES (COMIC-)BURNEN[/perfectpullquote]
Und das tut doppelt weh. Wer geschnappt wird muss zum einen die Session vorzeitig beenden und verliert zudem das gesamte bislang eingesammelte Cash. Erst wenn wir in der Nacht die sichere Werkstatt erreichen, wird das Cash abgeliefert und der Fahndungslevel fällt wieder auf Null. Das Prinzip kennen wir ähnlich schon von einem vorigen NFS-Titel. Die bedingt offene Welt bietet uns tags und nachts oftmals in den gleichen Verstecken ähnliche oder gar gleiche Rennen. Wir grasen also Tag und Nacht die gleichen Spots ab. Zugegeben die Rennen und deren Anforderungen ändern sich ab und an, eine gewisse Monotonie fällt allerdings an. Zudem es keine Schnellreise-Funktion gibt müssen die Rennen tatsächlich physisch angefahren werden. Das kann oftmals viel Zeit und im Falle einer Cop-Entdeckung Nerven kosten.
Wir arbeiten uns mit dem gesammelten Geld hoch. Stecken es in unser Auto, kaufen neue Schlitten oder schmeißen die Spraydose an und toben uns fleißig beim Individualisieren aus. NFS Unbound bietet dazu einige Möglichkeiten! Zugegeben, kennen wir bereits das Tuning-Verfahren aus einem Vorgänger-Modell, aber es hat damals schon gut geklappt und macht auch hierbei seinen Job sehr tüchtig. Zudem können wir aus 143 Wagenmodellen auswählen. Ein relativ großer Fuhrpark, der von 10.000$ bis hin zu 3.250.000$ alles an Wert, Namen und Herkunftsland zu bieten hat. Was mich freut: Es sind auch echte bekannte Klassiker der illegalen Rennszene dabei. Wer bock hat einen Skyline hochzutunen, einen RX7 zu verschönern oder den berühmt berüchtigten BMW nachzubilden, dem sei freies Geleit zugesichert!
Leistungsverbesserungen sind in Unbound das Um und Auf. Generell ist der Herausforderungsgrad auf den drei Schwierigkeitsgraden durchgehend anspruchsvoll. Einen Regen an Goldmedaillen dürft ihr und sollt ihr euch nicht erwarten. Wichtig ist, dass ihr das eingesetzte Geld mit etwas Plus wieder retourbekommt. Man kann nämlich durch schlechte Platzierungen und versauter Nebenwette schnell bei einem Rennen Minus machen. Ob ihr das Rennen gewinnt oder als Vorletzter durchs Ziel geht, ist dabei unerheblich. Wichtig ist das kontinuierliche Wachstum, denn am Ende jeder Woche der vier wöchigen Hauptstory steht ein wichtiges (Rache-)Rennevent an, zu dem ihr eine gewisse größere Beitrittssumme und Wagenleistung aufbringen müsst. Unter der Woche habt ihr Zeit Geld und Leistungsupgrades hereinzuholen.
[perfectpullquote align=“left“ bordertop=“false“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]ENDLICH MAL WIEDER GEGEN ROT/BLAU[/perfectpullquote]
Die Rennvarianz variiert stark, ist aber altbekannt. Neben normalen rundenbasierenden Rennen gibt es Sprintrennen, Langstreckensprints, Driftrennen und auch sogenannten Takeovers. Letzteres ist eine Kombination aus Show und Skill. Ihr müsst einen festgelegten Parkour in Runden absolvieren und dabei allerhand Stunts ausführen und Hindernisse schrotten. Gezählt werden Punkte nach Style aber auch Geschwindigkeit. Eine gelungene Abwechslung zu den sonstigen 1-on-1 Rennen. Während oder zwischen den Rennen warten jedoch wieder mal die Spaßverderber auf euch: Cops! Je nach Fahndungslevel geben diese Schnell auf, sind schnell abgehängt oder machen euch die Rennhöhle so richtig heiß. Zusätzlich kommen neue Polizeifahrzeuge bis hin zum Helikopter zum Einsatz, die es immer schwieriger machen unerkannt zu entkommen.
Wie so oft kommt es mir allerdings vor, dass die Schwierigkeit oftmals in der massiven Überzahl liegt und nicht in der KI der gegnerischen Fahrer. Zudem nervt das Gefühl endlich zwölf Polizeiautos abgehängt zu haben um dann am Highway erneut einer einzelnen Streife entgegenzufahren, die einen sofort wieder entdeckt. Sprich: Die Platzierung der Cops in hohen Fahndungsleveln ist dezent unfair gewählt und nicht zufällig. Da kann schon mal der Controller zum Wurfgeschoss werden.
Sehr gut integriert ist der comic-hafte Look des Spiels. Die Charaktere der Hauptgeschichte sind vollständig in besagter Optik gestaltet. Rauchspuren und Erscheinungen während des Rennes sind eher dezenter gewählt, passen aber für mich ausgesprochen gut in das Rennbild. Einzig nerviges Gimmick war für mich, dass die Erscheinungen ständig dort und dann ins Bild kamen, wenn gerade mit 250km/h am Highway im Gegenverkehr gefahren wird. Den Outcome könnt ihr euch natürlich denken, wenn dann plötzlich mitten im Bild ein Comic-Totenkopf erscheint, welcher die vollständig aufgeladene Nitro-Anzeige unterstreicht. Da hätte der örtliche Pannendienst wieder gutes Geschäft gemacht. Ob der Comic-Touch jedoch jedem Gefällt, sei dahingestellt.
Gleiches verhält sich mit dem Sound. Die Motoren und Rennen könnten etwas mehr brummen, sind aber für mich ausreichend gut ausgefallen. Weniger gut fand ich die Palette an Soundtracks. Aktuelle Soundlist tendiert stark in die Rap- und HipHop-Szene. Hierbei würde ich mir lieber wieder riffige Rocksongs wie aus der guten alten Zeit wünschen (z.B. von Disturbed – Nostalgieflash!). Aber auch dieses Manko stelle ich getrost in die Geschmacksecke. Fans der genannten Szene kommen voll auf ihre Kosten.