Ni no Kuni 2: Schicksal eines Königreichs | Test

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Erneut in fremden Welten, die verzaubern. Ni No Kuni II – ein Rollenspiel mit viel Liebe und neuen Ideen. Ein must-have für Liebahber des J-RPG

Vor gut fünf Jahren erschien Ni No Kuni in Europa und verzauberte dank der Zusammenarbeit vom Spielentwickler Level-5 (White-Knight Chronicles) und Studio Ghibli, die zuvor ausschließlich im Anime Sektor unterwegs waren und mit kleinen Meisterwerken wie „Chihiros Reise ins Zauberland“ oder „Prinzessin Mononoke“ für Aufsehen sorgten und somit Ni No Kuni eine einzigartige und liebevolle Optik sowie Anime-Cut-Scenes verpassten. Nun gleich schlechte Nachrichten für den Nachfolger; der zweite Teil muss quasi ohne Studio Ghibli auskommen. So fallen leider die Cut-Scenes komplett weg und wurden auch nicht durch eine andere Methode ersetzt, denn das ganze Spiel bleibt in In-Game Grafik. Dennoch kann man sich auf ein grandioses Japano-RPG freuen, wenn auch mit kleinen Abstrichen.

Ni no Kuni 2: Schicksal eines Königreichs - Test

Ni no Kuni 2 zieht einen trotz fehlender Cut-Scenes in seinen Bann

 

[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Erobern von neuen Welten[/perfectpullquote]

Ni No Kuni bedeutet grob übersetzt „neue Welt“, was im ersten Teil Programm war, wird hier nur grob angeschnitten, denn die Geschichte, die nur ganz entfernt mit dem ersten Teil, der hier hunderte Jahre zuliegt liegt und nur grob als Legende angeschnitten wird, zu tun hat, katapultiert den Protagonisten Roland, einem Präsidenten, durch eine nicht näher erklärte Explosion plötzlich in eine neue Welt. Doch auch wenn wir Roland, der dort jünger aussieht und warum auch immer wunderbar mit Schwert und Pistole umgehen kann, als erstes spielen, so ist es der junge König Evan, der im Mittelpunkt der Geschichte steht. Kaum zum König einer kleinen Region ernannt, wird dieser von Rattenmenschen geputscht und kann nur knapp durch Roland, der eben genau in Katzbuckel landet, gerettet werden, wenn auch unter herben Verlusten.

Doch was nun? Klar – ein neues Königreich aufbauen, das sich über die ganze Welt erstreckt, damit alle zufrieden und friedlich miteinander leben können. Hohe Ziele die Evan hat, und dass dies die beiden Helden nicht alleine bewerkstelligen können ist klar – neue Verbündete müssen her. Die finden wir bald mit den Luftpiraten Zoran und seiner Meute. Von da an geht die Story erst richtig los und verschiedenste Spielmechaniken die teilweise dem Genre gegenüber typisch, teilweise auch überraschend sind.

[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Geburt eines Königreichs[/perfectpullquote]

Auch wenn Evan ein friedliches Land will, so muss dieses natürlich erobert und erkämpft werden. Das Kampfsystem wurde im zweiten Teil komplett überarbeitet. Die Pokemon-artigen Begleiter, die Oliver im ersten Teil sammelte und im Kampf zur Unterstützung hatte, fallen komplett weg, stattdessen dürfen drei Protagonisten gleichzeitig in den Kampf, nutzen Nah- und Fernkampfwaffen, sowie magische Special-Moves. Doch dem nicht genug, Evan begleitet im Verlauf ein sogenannter Königs-Wächter, der passiv unterstützt, zudem gibt es die Gnuffis, kleine Feen-Wesen, von denen es ganze 100 im Spiel zu finden oder erschaffen gibt. Jeder davon hat eine andere Fähigkeit und 4-5 Begleiter. Diese stehen auch in der Kampfarena bei, nutzen verschiedenste Fähigkeiten, wie Heilung, Buffs oder Angriff, sowie eine Spezialfähigkeit, die man per Knopfdruck aktivieren kann. So wuseln mit schon mal gut 30 oder mehr Wesen in den manchmal nicht ganz übersichtlichen Kämpfen herum. Zwei der drei Helden agieren komplett alleine, auch Befehle sind nicht möglich. Einzig Items kann man diesen verpassen. Den dritten steuert man natürlich selbst und hackt ähnlich wie bei Zelda oder Dark Souls mit leichten und schweren Attacken, weicht aus oder pariert in Echtzeit, aktiviert Gnuffis, nutzt Spezial-Zauber und hat die meiste Arbeit über. Ein Wechsel im Kampf ist aber jederzeit möglich, ebenso zwischen drei vorher ausgerüsteten Waffen. Diese laden sich im Kampf auf, hat eine Waffe 100% und ist ausgerüstet, dann hauen die Zauber-Attacken noch viel mehr rein.

 

Steigt man im Level gibt es bestimmte Punkte, die relativ einfach verteilt werden können. In vier allgemeinen Kategorien kann man dann mit einem Schieberegler angeben, ob man gegen „harte“ oder „weiche“, „Feuer“ oder „Wasser“ -Gegner usw. mehr Schaden macht oder Resistenzen gegen Schlaf/Feuer, Konfus/Eis“ oder ähnliches verbessert. Der Regler geht zwar nur in eine Richtung, kann aber nach Situation auch jederzeit in die andere Richtung verschoben werden. Zudem kann man auswählen welche Drops häufiger werden oder man mehr EP nach einem Kampf bekommt. Sehr simpel, aber effektiv.

[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Erkundung, Krieg und Aufbau[/perfectpullquote]

Die Welt will nicht nur erobert, sondern auch erkundet werden. Dazu gibt es wie schon in früheren Final Fantasy oder Chrono Trigger Ablegern, eine Oberwelt und – ich nenne sie jetzt einfach mal – Dungeons. Auf der Oberwelt sieht man die Charaktere in kleinerer Form, bewegt sich laufend oder hüpfend fort, findet Items, Kisten und Gegnerhorden, die nicht zufällig angreifen, sondern schon vorher in Sicht sind und farblich gekennzeichnet sind, ob diese im Level zu hoch oder zu niedrig sind. In den Dungeons, was auch Wälder, Städte oder andere Terrains sein können, läuft man mit den liebevoll gestalteten Charaktere zu dritt herum, greifen Gegner in Echtzeit an und sammeln auch dort verschiedenste Items. Gewisse Rätsel gibt es auch, außerdem findet man immer wieder Gebiete die man erst später mit speziellen Welt-Zaubern erreichen kann.

Da Evan eine gewisse Prominenz hat und vom Volk gemocht wurde, fällt es ihm nicht schwer immer wieder neue Unterstützer zu rekrutieren, doch nur die wenigsten Unterstützen direkt im Kampf. Pierre ist auch Luftpirat, im Kampf nicht auszuwählen, dafür zieht dieser aber gerne mit euch in den Krieg. Ni No Kuni hat hier ein nettes Mini-Game eingebaut. Evan wählt bis zu vier Feldherren aus, die mit ihrer kleinen Armee sich in Schlachten, die man an Kriegsbannern startet, ins Getümmel hauen. Ein echter Feldherr plant seine Kriege und so kann man sich vor dem Start gewisse Vorteile kaufen, wie zum Beispiel die wichtigen Ressourcen mit denen man dann zerstörte Geschütze wieder aufbauen kann, Spezialfähigkeiten der Kameraden aktiviert oder Truppen-Nachschub anfordert.

Das dritte und wirklich interessante Gameplay-Element ist der Aufbau. Bald gründet Evan wirklich sein Mini-Königreich, das schnell wächst und Gedeiht. Erst als Zeltlager angelegt, gibt es bald sogar schon eine kleine Holzburg. Hier kann Evan den König raushängen lassen und seinen Untertanen verschiedenste Aufgaben zuteilen, Gebäude bauen, Ressourcen farmen und neue Fähigkeiten erforschen. In einer Schmiede werden neue Rüstungen erforscht, verbessert und gekauft, in der Gnuffiküche die Gnuffis aufgezogen, auf der Farm Items zum Kochen gefarmt, im Zauberlabor, erforscht und verbessert und in der Küche darf natürlich gekocht werden. Die Gebäude können mit Kronen, die als zweite Währung neben den regulären Gulden, vom Volk als Steuer eingezahlt werden, immer weiter verbessert werden. Das Bauen dieser passiert immer sofort, die Forschung dauert aber jeweils einige Zeit, wie man es bei diversen Aufbau-Apps am Handy gewohnt ist. Dafür nötig sind sogenannte Talente, die man in immer mehr rekrutierten Bürgern findet.

 

[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Hübsch und bombastischer Sound[/perfectpullquote]

Der Soundtrack zieht wieder alle Register. Von bombastischem Orchester über ruhige bis dramatische Momente, ist alles perfekt in Szene gesetzt und auf dem höchsten Stand der Dinge. Nur Final Fantasy kann da mithalten. Was die Sprachausgabe betrifft, sparte man leider auch etwas. Nur selten sprechen die Protagonisten und man muss sich so meist mit Textboxen zu denen nur kurze Laute wie „Alright“, „What the..“ und so weiter von sich gegeben werden. Auf eine Deutsche Sprachausgabe wurde aber komplett verzichtet, dafür darf man gerne als Purist auch auf Japanisch umstellen.

[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Das perfekte Rollenspiel?[/perfectpullquote]

Abwechslungsreiches Kampfsystem, liebevoll gezeichnete Charakter, Monster und NPCs, spannendes Gameplay mit frischen Ideen und dazu noch ein genialer Soundtrack, sowie schicke Optik – das wäre doch das perfekte Rollenspiel? Nicht ganz, denn einige Kritikpunkte gibt es schon. Klar, die Japano-Geschichte ist stellenweise wirklich als Banane zu bezeichnen, doch das sind Genrefans gewohnt oder verlangen sogar danach, und das Fehlen von Studio Ghibli nimmt den Zauber etwas vom Vorgänger, was aber nicht sonderlich ins Gewicht fällt. Die größte Kritik geht aber an den Schwierigkeitsgrad. Zu fast keiner Sekunde wird man wirklich gefordert und die Kämpfe sind meist in wenigen Sekunden schon vorbei, so dass man die coolen Attacken und Gnuffis kaum in Anspruch nehmen kann. Dazu kommt, dass die Story sobald man die Burg hat eine Zeit lang gewaltig stagniert. Denn ab da muss man eine Zeit lang erst mal Talente finden, die Potentiellen Untertanen wollen nämlich von ihrem potentiellen König oftmals sinnlose Quests erledigt haben. Botengänge, Töte Monster A, lauf zu B, bring mir C. Damit zieht man das Spiel nur künstlich in die Länge, was schade ist, denn da hat man schon Kreativeres gesehen. Zudem wirkt es lächerlich, wenn der König zum Knecht seiner Untertanen wird.

Auch Roland, der gerade mal für 2 Sekunden hinterfragt, warum er aus der „normalen“ Welt hier her gebracht wurde, und die Luftpiraten bleiben gewaltig blass. Nur Evan bekommt schnell etwas mehr Hintergrund und Charakter. Außerdem ist es trotz unterschiedlichen Zaubern und Primärwaffen eigentlich komplett egal, wen man mit in den Kampf nimmt, da echte Unterschiede nicht zu erkennen sind und keiner einen bestimmten Mehrwert in die Truppe bringt. Somit wählt man meist die stärksten oder favorisierten Helden mit in die Truppe und lässt die anderen nur passiv mitleveln.

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Ni No Kuni II hätte endlich, nach so langer Zeit, wieder ein perfektes Rollenspiel sein können, aber trotz seiner Fehler ist das liebevoll gestaltete RPG eines der besten seiner Art und zieht mühelos in den Bann. Die Gameplay-Kombi ist abwechslungsreich und macht leicht süchtig, denn das typische „das mach ich noch“, „den Quest erledige ich noch“, „das baue ich oder erforsche ich noch“ – und schon sind zahlreiche Stunden wieder vergangen – stellt sich sehr bald ein. Fans des Vorgängers können natürlich wegen der fehlenden Cut-Scenes, die das Spiel noch hervor hoben, der anfangs etwas dünnen Story, die erst spät zündet, und etwas veralteten Optik etwas enttäusch sein, gibt man Ni No Kuni II aber eine Chance, wird man mit einem zauberhaften Spiel belohnt. Für den dritten Teil wünsche ich mir aber wieder Studio Ghibli, eine Herangehensweise, die auch Erwachsenen etwas gerechter wird, sowie einen moderateren bis fordernden Schwierigkeitsgrad.

PRO

  • Schick gezeichnete Charaktere
  • Innovative Gameplay-Ideen
  • Gelungenes Kampfsystem
  • Alle wichtigen J-RPG Klischees
  • Nahegehende Geschichte
  • Super Soundtrack

KONTRA

  • Zu niedriger Schwierigkeitsgrad
  • Viele Charaktere bleiben blass
  • Einfallslose Nebequests
  • Sprachausgabe nur begrenzt eingesetzt
  • Teils zähe Passagen, wo die Story stagniert
8.8

Grandios

Gameplay - 9
Grafik - 8.6
Sound - 8.4
Inhalt - 9.6
Atmosphäre - 8.5
Heavy Music, schnelle Bikes und Sport sowieso – da ich auch im Jahre des Herren 1986 geboren wurde und da auch der NES in Europa das Licht erblickte, war die Konsequenz des Zockens logisch. Da ich auch an verbaler Inkontinenz leide, sind PixelCritics sowie earshot.at perfekte Orte um mein Interesse am Journalismus auszuleben.
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