Oriental Empires | Test

In Oriental Empires hauen wir mit viel Qi, einer Portion Ren und Horden von China-Männern kräftig auf den Gong.

Ich habe mich gleich zu Beginn in die “Great Campaign” gestürzt, wo ich beschwingt von Klängen, die Appetit auf Frühlingsrolle und Acht Schätze machen, meine “Peasants with Spears” mit meinen Bodyguard-Truppen auf Eroberungszug schickte. Da ich schon drei Städte hatte, dachte ich mir die Vierte hole ich mir vom KI-Gegner, der meine Landwirtschaften regelmäßig im Vorbeigehen verwüstet. Schlechte Idee, weil der sich dann mit einem anderen KI Spieler gegen mich verschworen hat und dann mit etwa 5-mal so vielen Truppen vor meinen Städten stand. Ich war chronisch pleite, die Städte waren mies ausgerüstet und “Bauer mit Speer” ist jetzt nicht gerade die Einheit mit der man Kriege gewinnt (es sei denn in rauen Mengen). Die Edelmänner waren schlecht gelaunt und konnten daher nicht rekrutiert werden. Immerhin 102 Runden habe ich durchgezogen, bevor ich begleitet von einem kräftigen “NA OIDA!” die Partie hingeschmissen habe. Die ersten Gehversuche waren also kaum Hühnchen süßsauer sondern eher Ente Gong Bao, extra scharf.

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Die ersten Gehversuche waren kein Hühnchen süßsauer, sondern eher Ente Gong Bao, extra scharf.

 

[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Erzähl mir mehr… [/perfectpullquote]

Oriental Empires schickt uns mit seinem Rundenstrategie-Prinzip ins antike Asien von etwa 1500 v.Chr. und lässt uns etwa 3000 Jahre Fortschritt durchleben, sowohl im Hinblick auf Technologie wie auch gesellschaftliche Entwicklung. Diplomatie spielt dabei ebenso eine Rolle, weil man natürlich nicht alleine die Landkarte bevölkert und natürlich möchte einer der (KI)-Mitstreiter am Ende auch der bedeutendste Herrscher sein. Wobei dies an verschiedene Siegbedingungen geknüpft ist, die wir mit einer gewissen Anzahl an Runden erreichen sollen, welche wir in der Regel selbst festlegen dürfen.

Klingt alles ein bisschen nach dem Klassenprimus Civ ohne Panzer, Atombomben und Raumfahrt – geht aber doch in einigen Punkten ganz andere Wege: beispielsweise spielen gesellschaftliche Unruhen zwischen Bauern und Wohlhabenden eine wesentliche Rolle. Wenn die Stimmung schlecht ist kann Bürgerkrieg ausbrechen und man darf dann die abtrünnigen Städte wiedererobern und mit Truppenpräsenz für Ordnung sorgen.
Besondere Ereignisse wie Krankheiten, Trockenheit, Plagen und Naturkatastrophen nehmen Einfluss auf die Stadtentwicklung, die Stimmung dort und die Kampffähigkeit von Truppen. Zu unseren namenlosen “Bauern mit Speer” gesellen sich auch Kommandanten die mit ihrer Energie (Qi) und Tugendhaftigkeit (Ren) den Ausgang von Kämpfen erheblich beeinflussen oder auch in Städten mit schlechter Stimmung für Ordnung sorgen.

 

[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Auf in den Kampf[/perfectpullquote]

Das Gameplay ist zu Beginn etwas holprig, da man trotz guter Ingame Tipps und dem Ingame-Handbuch nicht ganz den Überblick hat. Vor allem bei Civ-Veteranen müssen erst ein paar AHA-Effekte eintreten. Also zu Beginn ruhig mal eine Runde auf “Easy” reinziehen, für “Normal” ist später auch noch Zeit (damit man sich besagte Ente Gong Bao erspart). Zu Beginn des Spiels darf man aus einigen Fraktionen wählen (inkl. der Freizuschaltenden sind es 24), die gewisse Boni auf einen besonderen Spielstil gewähren.

Wie bei allen Rundenstrategie-Spielen gelten auch hier die magischen 4 Worte: “nur noch eine Runde”. Man sollte also Zeit haben, wenn man eine Runde startet. Besonders schön fand ich die nützlichen Tipps zum Gameplay, die auch tatsächlich meist dann eingeblendet wurden wenn man sie brauchte. Auch der Hinweis auf “herumstehende” Truppen am Runden-Ende ist äußerst hilfreich. Trotzdem ist das Spiel beim Einstieg etwas mühsam und unübersichtlich, es erinnert etwas an das fertigstellen eines Puzzles, manches sieht gut aus, klappt aber dann doch nicht. Am besten fand ich den Tipp, dass man zumindest 6 Städte haben sollte um ein stabiles Reich führen zu können. Aber immer schön auf die Autorität achten, damit einem die Bürger nicht auf der Nase herumtanzen und Unruhen anzetteln.

Eines der Szenarien heißt “The Warring States” (zu Deutsch “Zeit der streitenden Reiche”). Hier werden als Hintergrund Ereignisse ab etwa 400 v.Chr. nachgebildet, als die Dynastien um die Vorherrschaft in China kämpften. Da kann mal ruhig auch mal im Geschichts-Schmöker nachlesen…

Je nachdem wie die Runde läuft gibt es Siegpunkte für alles Mögliche: die Größe der Zivilisation, die Forschung, der Erfolg bei kriegerischen Auseinandersetzungen, militärische Stärke und der Grad des Ausbaus der Städte. Bei großen Karten kann es leicht passieren, dass nach ein paar 100 Runden ein KI Spieler gewinnt den man noch nie zu Gesicht bekommen hat. Macht aber nix, man kann nach dem Siegbildschirm in Ruhe weiterspielen und die Weltherrschaft weiter anstreben!

Nettes optisches Detail am Rande: der Button zum Beenden der Runde ist ein Gong 😉

[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Wenn man genauer hinsieht…[/perfectpullquote]

Die Musikuntermalung erinnert stark an asiatische Restaurants, ist aber nie aufdringlich und passt hervorragend zum Ambiente. Zugegeben, die Landschaftstexturen geben jetzt nicht sooo viel her, aber der Detailreichtum ist enorm. Auf den Feldern rund um die Dörfer schuften die Bauern, die eine oder andere Kuh steht auch herum und wackelt mit dem Kopf. Die einzelnen Armeen bestehen bei näherem Betrachten tatsächlich aus Unmengen animierter Figuren, natürlich mit allerhand Ausrüstung. Dort wo bei anderen Genre-Größen einfach nur zwei Portraits aufeinanderprallen, von denen einer im Stil eines Karten-Quartetts gewinnt, geht dieses Spiel etwas andere Wege. Hier wird auch auf Kampflinien und Formationen geachtet und verschiedene Truppentypen können als Verband miteinander bewegt werden und kämpfen. Das Bewegungsmuster ist auch etwas “variabler” als gewohnt, es kann beispielsweise vorkommen, dass die Truppen nach dem Kampfzug auf einem anderen Feld stehen als ursprünglich geplant, je nach Ausgang der Schlacht. Je nachdem wie lange man im Spiel durchhält kann es zu heftigen Scharmützeln mit mehreren beteiligten Einheitsverbänden kommen.

Wem das Mikromanagement beim Stadtausbau zu viel Bastelarbeit ist, kann das auch gern von der KI übernehmen lassen, ebenso wie den Forschungsfortschritt. Das spart einige Grübelei und beschleunigt zudem das Gameplay.

 

Die liebevoll gestaltete Landschaft und die Konzepte der Gesellschaftsentwicklung und Kampfgeschehnisse hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Den Einstieg ins Spiel empfand ich etwas mühsam, aber hier ist Geduld gefragt und ein bisschen Forscherdrang. Spielern denen das Setting gut gefällt und die sich gerne ins Schlachtengetümmel stürzen um die Weltherrschaft an sich zu reißen werden damit auch langfristig Freude haben. Die Musik sorgt für die richtige Stimmung, auch wenn der “Bauer mit Speer” detailreich ist aber doch öfters ins Gras beißt.

PRO

  • Ansehnliche Grafik mit vielen Details
  • Gute stabile Performance
  • Interessante Konzepte beim Kampfsystem
  • Multiplayer-fähig
  • Herrlich stimmige Musik

KONTRA

  • Etwas unübersichtlich
  • Mühsamer Einstieg
  • Ungeeignet für “die schnelle Runde zwischendurch”
7.6

Spielenswert

Gameplay - 7
Grafik - 8
Sound - 8.7
Inhalt - 7.3
Atmosphäre - 7.1
Seit den ersten Runden BubbleBobble und DynaBlaster am Amiga, haben mich Videospiele in der einen oder anderen Form begleitet. Heute bin ich froh, dass sich seit Amiga und Nintendo Gameboy ein bisschen was getan hat und allen Unkenrufen zum Trotz ist für mich der PC noch immer die Plattform der Wahl. Das geht soweit, dass ich mir meine Rechner seit 2005 selber baue, aber auch als Problemlöser darf ich manchmal für Freunde und Kollegen zum Maschinengeist sprechen ?
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