Payday 3 | Test

Die Serie Payday stand für mich immer in Verbindung mit klassischem Online-Shooter in einem abwechslungsreichen Konzept. Wer möchte denn nicht einmal den Nervenkitzel eines Bankraubes mit seinen Freunden live erleben? Die kongeniale Kombination aus taktischem Vorgehen und Teamwork zur Zielerreichung standen immer für die Payday-Reihe. Daher hatte ich mich auf einen intensiven Dive in die digitale, kriminelle Welt gefreut … und zerschellte an den technischen und inhaltlichen Problemen, den mir der Titel quasi vom Bildschirm entgegenwarf. Doch die Hoffnung ist noch da! Der Bankräuber(-titel) hat noch Puls. Bringt die Schockpads … aber schnell!

Payday 3: Test
PAYDAY 3 ist die lang erwartete Fortsetzung eines der beliebtesten Koop-Shooter aller Zeiten.

VON DER WOLKE ABHÄNGIG

Vielleicht habt ihr es bereits in vielen Foren oder Tweets gelesen bzw. gehört: Payday 3 kämpft massiv mit Serverproblemen! Nehmen wir diesen Fakt gleich vorweg! Ich selbst hatte den Release wenig beobachtet und stolperte mit meinem Frohsinn direkt in die Verbindungs-Hölle. Man muss sich schon die Frage stellen, wie sich die Entwickler einen Always-On Titel, ohne jegliche Ausweichmöglichkeiten ausdenken und dann dermaßen wenig Beachtung auf die Stabilität der Server geben … ärgerlich trifft es nicht einmal ansatzweise! Ich hatte schon vermutet, dass sich der Lobby-Bildschirm in meinen TV gebrannt hatte, so viele (gefühlte) Stunden ich daran festhing. Also kurzum: Selten hatte ich dermaßen Probleme Stoff für ein Review zu sammeln, da es sich einfach nicht spielen ließ!

Neben den dauerhaften Verbindungsproblemen muss ich für euch zum Verständnis erwähnen, dass sich meine Bankräuberbande gerade im Urlaub befindet und ich daher aktuell nicht auf einen Stab an überragenden Mitkollegen zurückgreifen kann. Daher musste ich mich mit dem gemeinen Volk begnügen. Ich hatte mein Englisch vorbereitet, war auf unverständliche Schimpftiraden eingestellt und aktivierte mein Karma auf seltsames Verhalten. Und dann die große Überraschung: Wie? Es gibt keinen Ingame-Sprachchat? Wie sieht es mit Text aus? Fehlanzeige? Na, dann müssen sie das Gestenmenü aber richtig gut hinbekommen haben … Wie? Auch nicht? Das Menü besteht nur hohlen Gesten ohne jegliche Abstimmungsmöglichkeiten? Was zum … *Serververbindung verloren* … ARGHHH!

Genau so könnt ihr euch meine ersten Minuten (Ingame) vorstellen … Einen größeren Frustfaktor habe ich selten in einem Spiel gehabt … eigentlich noch nie. Aber blenden wir rein hypothetisch dieses riesige technische Manko einmal aus und konzentrieren uns … auf den Rest halt eben. Payday 3 wartet aktuell mit acht unterschiedlichen Überfallszenarien auf uns. Diese sind in sich unterschiedlich mit unterschiedlicher Zielsetzung. Es sind für die kommenden Monate vier weitere Heists geplant. Kostenpflichtig. Wenn man das knappe Jahrzehnt Wartezeit und halbe Jahrzehnt Entwicklung bedenkt eher ein mauer Outcome.

Innerhalb der Heists überfallen wir klassische Banken, nehmen einen fahrenden Geldtransporter aus oder setzen Fuß in ein Penthouse. Aus Sicht der Locations ist einiges an Abwechslung geboten. Zielsetzung ist jedoch immer die gleiche: Mit unseren drei Kumpanen glitzernde Dinger klauen. Dies lässt sich prinzipiell ohne Aufsehen im Stealth durchführen. Sobald jedoch etwas schiefgeht und wir auffliegen, greifen wir zu dicken Wummen und lassen die Fetzen fliegen. Solange wir im Schatten agieren, macht Payday 3 richtig Spaß. Sobald die Kugeln sausen, verkommt Payday 3 leider zu einem nichtsagenden Shooter. Wieso, das besprechen wir in den kommenden Kapiteln.

INTELLIGENZ? WER?

Die Überschrift sagt leider bereits alles. Sowohl die NPC’s als auch die Gegner sind nicht die hellsten Pixel am digitalen Himmel. Sie marschieren einer nach dem anderen denselben Flur entlang, um anschließend an der Ecke von uns ins Jenseits befördert zu werden. Lediglich die schiere Anzahl oder deren Panzerung bereitet uns oftmalig Kopfzerbrechen. Schade eigentlich. Wie gerne hätten wir verschiedene Stufen und Vorgehensweise der diversen Spezialkommandos gesehen. Verdammt, sogar eine Kommunikation mit Verhandlungsexperten via Telefon hätte uns Freude gemacht. Motivation des Titels liegt somit definitiv an der Stealth-Variante, welche durchaus Spaß bereitet.

Leider wird auch dieser Spaß stark überschattet. Grund hierfür ist die erzwungene Spielmechanik. Kurz zur Erklärung: Wir starten jeden Heist als Zivilisten (mit seltsamem Outfit und Gummihandschuhen) in der breiten Masse. Wir können unbescholten herumlaufen und sogar vor der Nase der Polizei aufkreuzen. Es lassen sich sogar Türen knacken und Fenster aufbrechen. Reingehen oder reinschwingen … kann man als Zivilist jedoch nicht. Wieso? Das kann ich euch sagen: Es fehlt etwas bestimmtes. Etwas wichtiges. Was das ist? Natürlich unsere Maske! Denn nur mit ihr können wir durch die offenstehende Hintertür eintreten oder durch den knapp hüfthohen Fenstersims einsteigen. Macht das Sinn? Wenig. Wieso dann? Das weiß keiner so genau … Ich vermute, dass diese erzwungene Maßnahme den Entwickler als wichtig erschien. Entweder aus versicherungstechnischer Sicht oder aus moralischer. Denn als Zivilist darf man keine Verbrechen begehen …

Einmal die Maske aufgesetzt, kann sie nicht mehr abgesetzt werden. Jeder der nun einen etwas in die Jahre gekommenen Jim Carry Film im Kopf hat, denkt wie ich. Dennoch sperrt einem diese Blockade viele Möglichkeiten in Payday 3. Ein wirklicher Schleichmodus ist dadurch nur bedingt möglich. Man muss ab einem gewissen Zeitpunkt Farbe bzw. Maske bekennen. Schade …

Zudem ist das Shooter-Feedback recht schwach. Es fühlt sich einfach nicht so real an die dicke M4 auf die Gegner zu richten und abzudrücken. Da es doch von Gegnerscharren schnell nur so wimmelt ist dies ebenfalls sehr lästig. Geiseln müssen zuerst niedergeschlagen werden, ehe sie sich fesseln lassen. Eine stille Überfallvariante mit vorgehaltener Waffe ist leider nicht möglich. Werte Entwickler: Dieses Prinzip gab es bereits gut ausgeführt und sogar vertieft vor etlichen Jahren bei Metal Gear Solid 2. Also kommt schon …

MAYDAY FÜR PAYDAY 3

Alles in Allem ist der Spielspaß stark durch die technischen Probleme und Hindernisse überschattet. Wer andenkt das Spiel ganz ohne Online-Hilfe nur mit Bots spielen zu wollen, muss ich hiervon ebenfalls abraten. Zunächst findet man diese Einstellungsmöglichkeit (fast) gar nicht im Menü. Ich musste einen Video-Guide bemühen. Weiters ist die Gegner-KI auf die Bot-Kollegen leider übertragen worden. Sie agieren im Kampf zwar zum Teil sinnvoll und hilfreich, jedoch gibt es auch hier massive Hürden. So müssen wir die Beutetaschen selbst manuell an den Rücken des KI-Kollegen schnallen. Die Handzeichen sind relativ nutzlos. Weiters wird auch (wieso auch immer) für die Bot-Action eine Online-Lobby gesucht. Daher steckt man in den gleichen Verbindungsproblemen fest. Jippiii!

Es gibt auch neuerdings kein Versteck mehr. Hier wäre es toll gewesen die Pläne untereinander in einem Chat oder ähnlichem abstimmen zu können. Aktuell werden wir leider in die Überfälle hineingeworfen ohne sprechen oder hören zu können. Witzigerweise gilt dies auch gefühlt für die Missionen selbst. Das Setup wirkt sehr spontan. Erst wenn wir Ziele erreicht haben, lassen sich wichtige Gegenstände quer über der Map aufsammeln, die man bereits präventiv hätte einsammeln können. So werden wir auch hier gezwungen, gewisse Muster einzuhalten.

Langzeitmotivation liefert da nur noch Kosmetik. Für die Waffen, für die Masken … usw. Für mich um einiges zu wenig um mich längere Zeit am Controller zu halten. Mit Mikrotransaktionen lässt sich das ganze Beschleunigen. Neben dem teuren Early-Access-Wahn der gerade um sich greift ist dies die zweitschlimmste Variante des Geldklaus für mich. Dies muss jedoch jeder selbst entscheiden. Nebenher gibt es noch einige Challenges zu absolvieren. Kleine oder mittelgroße Ziele, die es während den Missionen umzusetzen gilt. Dies täuscht jedoch längerfristig gesehen nicht über die restlichen Probleme des Spiels hinweg.

FAZIT

PRO

  • Abwechslungsreiche Missionen
  • Motivation durch Stealth-Action

KONTRA

  • Always-On-Zwang
  • Serverprobleme
  • Stupide KI
  • Zwanghafte Spielmechanik
  • Mittelprächtiger Content
7.1

Spielenswert

Gameplay - 6.8
Grafik - 7.2
Sound - 8
Inhalt - 6.3
Atmosphäre - 7.1
Seitdem ich zum ersten Mal einen Controller in der Hand hielt wusste ich, dass dies eine Freundschaft fürs Leben wird. Bis heute ist der digitale Sport für mich fixer Bestandteil meiner Freizeit. Mit AustriaGaming ist er sogar zum Teil zur Berufung geworden. Favorisierte Spiele sind für mich aus dem Genre Horror, SciFi und RPG mit viel geschichtlichem Tiefgang. Gerade innovative und alternative Games ziehen mich öfters in den Bann.
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