Phoning Home | Test

Phoning Home ist ein sehr gelungenes, atmosphärisches Survival Indie-Game, das einen bis zum Schluss an den Bildschirm fesselt.

Phoning Home ist ein Survival Indie-Game aus dem Hause ION LANDS, das bereits im Februar erschienen ist. Es ist eine Mischung aus E.T. und WALL-E, bei dem unser Protagonist, der Roboter ION, einen Weg finden muss auf einem unbekannten Planeten Kontakt zur Heimat herzustellen. Da sein Schiff bei der Bruchlandung schwer beschädigt wird, liegt es allein an ihm und seiner Gefährtin ANI, die er im Laufe seiner Reise kennenlernt, eine Möglichkeit zur Flucht vom Planeten zu finden. 

Phoning Home: Review Header

Phoning Home setzt bei den Indie-Games in puncto Grafik, Sound und Atmosphäre neue Maßstäbe.

 

[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Wo bin ich nur gelandet?[/perfectpullquote]

Zu Beginn des Abenteuers wird man beauftragt, die Umgebung des Schiffes nach brauchbaren Ressourcen abzusuchen (W,A,S,D) und erhält eine kurze Einführung ins Spiel. So wird einem etwa das Inventar- und Herstellungsmenü erklärt, das mit I geöffnet wird. Sobald man einen Rohstoff einmal gefunden und mit der E Taste gescannt bzw. eingesammelt hat, wird er immer sobald man in der Nähe eines Vorkommens ist, oben mittig am Kompass angezeigt. Wer jetzt aber Kompass mit Landkarte verbindet, hofft vergeblich! Um den Eindruck des Verlorenseins zu verstärken, verzichtet Phoning Home komplett auf Karten oder ähnliches und fordert so den Spieler auf, sich die Umgebung einzuprägen. Das restliche Interface besteht aus einer Treibstoffanzeige, einer Energieanzeige und der Lebensanzeige links unten, rechts sieht man welches Werkzeug man gerade angelegt hat. Dann beginnt auch schon die wichtigste Tätigkeit. Wie in jedem Survival-Game muss man Vorräte suchen um immer genug Reserven zu haben. Dazu gehören logischerweise Energiezellen für den Akku von ION selbst oder Treibstoff für seinen Thruster(Jetpack) zu sammeln. Energie wird nicht nur für den Betrieb des Roboters benötigt, sondern auch um diverse Werkzeuge zu betreiben,die man im Laufe des Spiels erhält wie etwa den Photon-Strahler, den Teleporter oder den Attraktor.

[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Nach Hause telefonieren![/perfectpullquote]

So macht man sich anfangs alleine auf Suche nach Rettung, ziemlich zu Beginn seiner Suche stößt man auf ein weiteres havariertes Raumschiff und findet dessen Droiden, die bereits erwähnte ANI. Da ANI im Gegensatz zu ION aber nicht für den Einsatz in derartig widrigen Bedingungen konstruiert wurde, muss sich der Spieler um sie kümmern. So muss sie etwa vor Korrosion geschützt werden oder mit Hilfe des Attraktors über Hindernisse gehoben werden, da sie wie BB8 dahinrollt und über kein Jetpack verfügt. Sollte man mit Rostschutz geizen, steigt ANIs Korrosionswert, was ab 20% dauerhafte Folgen hat. So kann etwa das Sprachmodul Schaden nehmen, sodass sie nur mehr mit unvollständigen Sätzen kommunizieren kann So wird die Entdeckungsreise nun als kongeniales Team auf dem völlig fremden Planeten fortgesetzt. Zwischendurch trifft man immer wieder auf Tumbler(im Prinzip Schwärme aus Metallpulver) oder Sandwürmer, gegen die sich unser Gespann mit den Photon-Strahlern zu Wehr setzen kann. Trotzdem ist heißt es aufpassen, unvorsichtige Roboter enden sonst beim Kampf gegen mehrere Gegner oder beim Fallen von Plateaus schnell als Häufchen Altmetall. Sollte man dennoch ins virtuelle Gras beißen, muss man vom letzten Speicherpunkt aus neu starten. Da Phoning Home nur sehr wenige Autospeicherpunkte hat, ist es empfehlenswert selbst öfters über das Hauptmenü zu speichern. Während man sich nun auf die Suche nach geeigneten Wegen vom Planeten macht, erfährt man von beiden Raumschiffen viel interessantes über dessen Beschaffenheit und stolpert auch über antike Überreste einer ausgestorbenen? Alienrasse.

 

[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Planeten erkunden für Anfänger[/perfectpullquote]

Die Reise führt ANI und ION von dicht bewachsenen Waldgebieten über Wüsten und Gletscher, wobei jedes dieser Gebiete sehr weitläufig ist. Auch das Wetter und die Tag/Nacht Wechsel können sich sehen lassen. Ist der Horizont in der Wüste stellenweise mehrere Kilometer, sieht man bei Sand- oder Eisstürmen kaum die Hand vor Augen und muss aufpassen, den Pfad nicht aus den Augen zu verlieren Auch das Craftingsystem kann ist gut gelungen. So braucht man etwa für
ein Kommunikationsmodul Kristalle, Schaltkreise und Solarmodule, wobei das Sammeln der Einzelteile nicht allzu viel Zeit erfordert,da der Fokus von Phoning Home eindeutig in der Erkundung und nicht in der Massenproduktion von Bauteilen liegt. Auch so manches für die Story notwendige Ersatzteil muss selbst herstellen, was grundsätzlich kein Problem ist. Mit Pech artet das Fehlen eines einzigen Rohstoffs wie bei mir zur stundenlangen Odyssee auf der Suche nach ebenjenem aus, inklusive totaler Orientierungslosigkeit und Laden eines alten Spielstands, in dem noch mehr Rohstoffe vorhanden waren….

[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Technik & Grafik[/perfectpullquote]

Phoning Home überzeugt mit einer echt außergewöhnlich guten Grafik, vor allem wenn man bedenkt, dass es eine Indie-Produktion ist und kein AAA-Titel. Hervorzuheben sind die tollen Wettereffekte, bei Gewittern bewegen sich Bäume, Sträucher und Gras im Wind und der Regen rinnt am Bildschirm herab. Auch der Sound weiß zu überzeugen. Egal ob das Heulen des Sturms oder das Donnergrollen im Gewitter hören sich an wie von Mutter Natur geschaffen. Aber auch ohne Wetterkapriolen bleibt die Atmosphäre erhalten. Die Musik im Hintergrund schafft es ausgezeichnet, ein Gefühl der Verlorenheit und Machtlosigkeit hervorzurufen. Wer von euch schon mal den Film Interstellar gesehen hat, wird wissen was ich meine 🙂 Technisch hat Phoning Home (fast) keine Makel, im ganzen Test gab es nur eine Mauer, durch die man hindurch konnte und einmal wurden die abbaubaren Ressourcen zwar am Kompass angezeigt, es wurden dann aber weder Texturen angezeigt, noch konnte das Vorkommen abgebaut werden. Nach kurzem Speichern und neu Laden ging es aber wieder ohne Probleme weiter. Die Steuerung im Allgemeinen funktioniert ziemlich gut, nur das Zielen erweist sich etwas hakelig und ist ungewohnt, da das Fadenkreuz nicht in der Mitte des Bildschirms ist. Die Physik ist an sich in Ordnung, erweist sich aber manchmal beim Landen auf leicht schrägen Oberflächen als Spielverderber und lässt einen wieder abrutschen.

 

Phoning Home setzt bei den Indie-Games in puncto Grafik, Sound und Atmosphäre neue Maßstäbe. Obwohl es ein Survivalgame ist und man ohne ausreichend Vorräte zu sammeln, das Ende des Spiels nicht sehen wird, setzt es seinen Fokus doch auf die Erkundung des unbekannten Planeten. Was das Spiel so besonders macht, ist es zu sehen, wie sich die beiden Droiden ANI und ION allen Widrigkeiten zum Trotz unermüdlich auf die Suche nach einem Ausweg machen und dem Spieler dabei ans Herz wachsen. Man leidet fast schon selbst mit wenn sich bei ANI wegen zu wenig Fürsorge die ersten dauerhaften Schäden zeigen und hofft, dass beide am Ende der Reise noch einsatzbereit sind. Für dieses Spiel muss man sich Zeit nehmen; wer nur schnell von A nach B laufen will, ist in diesem Spiel falsch. Gerade durch die Weitläufigkeit der Areale und die immer wiederkehrenden Stürme inklusive (kurzer) Zwangspausen wird das Gefühl der Verlorenheit und Hilflosigkeit erzeugt. Der Soundtrack und die überdurchschnittlich guten Synchronsprecher von ANI und der beiden Raumschiffe tun ihr übriges um das Spielgefühl abzurunden. Abgesehen von seltenen Bugs oder fehlenden Materialien für ein Questitem gibt es nichts, was einem den Spaß an Phoning Home vermiesen kann. Wer also für die Erforschung des Unbekannten begeistern kann, ist hier genau richtig,  Leute die eher Crafting bevorzugen sollten auf andere Spiele ausweichen.

PRO

  • Großartige Atmosphäre
  • Riesige Spielwelt
  • Gelungene Synchronisation
  • Beeindruckender Sound
  • Spannende Story
  • Zusammenspiel beider Hauptcharaktere

KONTRA

  • Questitems müssen selbst gecraftet werden
  • ANI manchmal zu viel Klotz am Bein
8.7

Grandios

Gameplay - 8
Grafik - 8.8
Sound - 9
Inhalt - 8.4
Atmosphäre - 9.3
Das Gaming-Fieber hat mich vor über 15 Jahren am N64 gepackt, seitdem ist das Zocken für mich immer ein Teil meines Lebens geblieben. Hauptsächlich haben es mir MMO´s und RPG´s angetan, ich spiele aber auch Jump&Runs und Rennspiele. Da mir innovative Ideen und gute Storys wichtiger sind als Grafik werde ich auch öfters im Indie-Bereich fündig.
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