Psychonauts 2 | Test

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Psychonauts 2 ist eine würdige und vor allem gelungene Fortsetzung, auf die wir eine halbe Ewigkeit warten mussten!

Es sind zwar mittlerweile 16 Jahre vergangen, als der erste Psychonauts Teil erschien, aber für Raz und seine Freunde waren es nur ein paar Tage. Psychonauts 2 macht genau da weiter, wo das Original von 2005 (und der VR-Nachfolger The Rhombus of Ruin von 2017) aufgehört hat, und zwar auf eine Art und Weise, die sich frisch und modern anfühlt und dennoch alles beibehält, was den Vorgänger so liebenswert gemacht hat. Es hat zwar auch etwas von dem klobigen Jump’n’Run aus der Vergangenheit mitgebracht, aber selbst mit ein paar Ecken und Kanten ist Psychonauts 2 genau das, was sich die Fans von dieser lang ersehnten Fortsetzung erhofft haben.

Psychonauts 2: Test

Psychonauts 2 ist ein Plattform-Abenteuerspiel im filmischem Stil und unzähligen anpassbaren psychischen Kräften.

LANGE IST ES HER

Diejenigen, die den 16 Jahre alten Plattformer und seine kurze VR-exklusive Fortsetzung noch nicht gespielt haben oder sich nicht mehr daran erinnern, können dies durch eine charmante animierte Zusammenfassung zu Beginn des neuen Abenteuers nachholen. Sie liefert auf unterhaltsame Weise die wichtigen Informationen, die nötig sind, damit Psychonauts 2 auch als eigenständige Geschichte funktioniert, in der sowohl Raz‘ Familie als auch die Geschichte der Psychonauten als Ganzes weitaus mehr erforscht werden. Abgesehen davon ist diese Fortsetzung gespickt mit vielen wichtigen Rückblicken, aufregenden Wiedersehen mit Charakteren, lustigen Easter Eggs und einer ganzen Menge pikanter Hintergrundgeschichten.

Nur einen Tag nach Rhombus of Ruin (das seinerseits nur einen Tag nach Psychonauts spielt) kommt unser frisch deputierter 10-jähriger Held Razputin Aquato in der Motherlobe an, dem Hauptquartier der als Psychonauts bekannten Spionageorganisation, um zu erfahren, dass er nicht wirklich zu einem vollwertigen Agenten ernannt wurde, sondern nur ein Praktikant ist. Als wäre das nicht schon Schock genug, muss er sich noch durch einige Trainings durchkämpfen, um sich seine wohlverdienten Lorbeeren zu verdienen, während er die Einrichtungen der Motherlobe und das umliegende Waldgebiet durchstreift. Natürlich entwickeln sich auch hier die Dinge wie im ersten Teil schnell zu einer exzellenten Geschichte, die gleichzeitig hoch riskant und sehr persönlich ist.

Entwickler Double Fine hat das Psychonauts-Universum auf phänomenale Weise erweitert und dabei die typische Stimmung des Originals wieder eingefangen. Man beginnt zwar in einer Hightech-Spionagebasis, aber es dauert nicht lange, bis man nach draußen darf und den frei begehbaren Außenbereich unsicher machen kann. Egal ob am See, in den versteckten Höhlen oder auf einem nahe gelegenen Campingplatz, diese Offenheit im Freien sowie das ausgefallene Innere der Motherlobe, machen Psychonauts 2 zu einem beeindruckenden Erlebnis. Nebenbei gibt es an all diesen Schauplätzen immer noch Sammelobjekte zu finden, knifflige Nebenaufgaben zu erledigen und amüsante Charakteren zu treffen.

KEINER GLEICHT DEM ANDEREN

Die Camper aus dem Original werden in Psychonauts 2 durch drei kleinere Gruppen ersetzt: die erwachsenen Agenten der Psychonauten, die charismatischen jugendlichen Mitglieder des Praktikantenprogramms, die schließlich zu Raz‘ Freunden werden, und die gesamte Familie Aquato, die in den nahegelegenen Wäldern campiert. Jeder einzelne Charakter in Psychonauts 2 ist herrlich einzigartig, unglaublich gut vertont und es macht einfach Spaß, ihn kennenzulernen. Zwar sehen die Gesichtsanimationen außerhalb der Zwischensequenzen manchmal etwas steif aus, aber dennoch macht es unglaublich viel Spaß, mit diesen Charakteren zu interagieren und die Spielwelt zu erforschen.

 

Vor allem die Aquato-Familie ist ein echtes Highlight, die Raz viel mehr Tiefe verleiht und ein anderes Licht auf die Ereignisse des ersten Teils wirft. Die Tatsache, dass Raz sie verlassen hat, um sich den Psychonauten anzuschließen, wird im Original nicht wirklich thematisiert, aber in Psychonauts 2 erfährt man, wie jeder seiner Verwandten über das Geschehene denkt. Das kann seine liebende Mutter Donatella sein, die einfach nur froh ist, dass er in Sicherheit ist oder seine ältere Schwester Frazie, die selbst mit einem Geheimnis zu kämpfen hat, das durch seinen Weggang ausgelöst wurde. Obwohl für meinen Geschmack die Dialoge teils etwas zu lang sind, machen aber gerade die Interaktionen und die kleinen gemeinsamen Aufgaben mit den Charakteren, eines der Highlights von Psychonauts 2 aus.

MITTEN INS HIRN

Die reale Welt ist jedoch nur die Hälfte was ihr erkunden dürft, denn der eigentliche Kern von Psychonauts 2 findet in den psychischen Welten vieler der gestörten Charaktere statt, denen man begegnet. Und genau wie die Menschen, die sie beherbergen, sind diese Gehirne und die Spiegelungen der Psyche ihrer Besitzer, wunderbar kreativ und durchweg überraschend.

Die Levels neigen dazu, einer formelhaften Struktur zu folgen, wobei sich die meisten darum drehen, drei von irgendwelchen MacGuffin zu bekommen, bevor man einen auffälligen Bosskampf mit einem ähnlichen Drei-Treffer-Muster erreicht. Ist zwar nicht wirklich was Neues und klingt auf den ersten Blick etwas ausgelutscht, wäre da nicht die Tatsache, dass die fantastischen Kunststile, die erstklassige Musik und die vielfältigen Spielmechaniken so unterschiedlich sind, dass jeder einzelne Level immer ein Vergnügen ist. In einem Moment spielt man ein lebensgroßes Pachinko in einem neonfarbenen Krankenhaus-Casino, im nächsten kocht man anthropomorphes Essen in einer zeitlich begrenzten Gameshow. Einfach Herrlich!

Diese Welten unterscheiden sich auch von den geistigen Ebenen der Originale, da sie direkter in die Geschichte des Spiels eingebunden sind. In Psychonauts 2 ist jedes einzelne Level nicht nur mit der Psyche der Hauptfigur, sondern mit der gesamten Handlung verbunden. Schon früh muss sich Raz mit der Verantwortung auseinandersetzen, die er trägt, wenn er in die Psyche einer anderen Person eindringen und ihren mentalen Zustand verändern kann – eine wichtige Tatsache, die im ersten Teil nie wirklich behandelt wurde.

DAS KAMPFSYSTEM

Sowohl das Jump’n’Run als auch die Kämpfe wurden im Vergleich zum Vorgänger erweitert, und alle Animationen von Raz strotzen nur so vor Persönlichkeit. Die Bewegungen, Sprünge und Angriffe sind schnell und motivierend, können aber manchmal etwas klobig wirken. So springt man oft auf das falsche Objekt oder die Feinde reagieren nicht immer so auf unsere Angriffe, wie man es zuvor erwartet hätte. Diese Probleme sind aber nicht wirklich schlimm und trüben in keinster Weise den Spielspaß, zumal die Checkpoints wirklich fair gesteckt werden. Dennoch hätte dem Spiel der eine oder andere Feinschliff noch gut getan!

Trotzdem gibt es sowohl in der mentalen als auch in der realen Welt jede Menge kreative Abschnitte, in denen man sich austoben kann. In klassischer Psychonauts-Manier sind sie voll von Trapezstangen zum Schwingen, Trampolinen zum Springen und Schienen zum Grinden – und das alles macht Spaß, egal ob man sich in den Baumkronen der realen Welt oder im traum ähnlichen Sumpf der Psyche eines Menschen befindet. Während die meisten mentalen Levels ziemlich linear sind, lässt Psychonauts 2 die Zügel gelegentlich auch lockerer, indem es mehrere Pfade oder Probleme präsentiert und euch entscheiden lässt, in welcher Reihenfolge ihr sie angehen möchtet.

 

Die Kämpfe selbst sind eine Mischung aus wüsten Schlägereien und ausgeklügelten Strategien, je nachdem, welche Feinde sich vor euch befinden. Die Fortsetzung erweitert die Liste der Gegner, mit denen ihr konfrontiert werdet, auf großartige Weise und lässt die Bösewichte des Originals schnell hinter sich. Ausweich- und Spamming-Attacken können zwar immer noch effektiv sein, aber die meisten Gegner haben eine spezielle Fähigkeit, die euch immer wieder dazu zwingt, eure Strategie zu überdenken. Und genau hier macht sich das sonst gelungene Kampfsystem selbst einen Strich durch die Rechnung, denn man kann nur vier der möglichen acht psychischen Fähigkeiten auf einmal ausrüsten, von denen eine die unerlässliche Levitation ist, die man so gut wie immer zum Sprinten und Schweben verwendet. Dadurch wird schon ein Platz belegt und somit bleiben effektiv nur noch 3 weitere übrig. Man kann zwar die Zeit anhalten und die Fähigkeiten wechseln, hat man aber eine Vielzahl unterschiedliche Gegnertypen vor sich, kann das ständige Wechseln durchaus zu nerven beginnen.

Psychonauts 2 vertieft auch die Charakterentwicklung auf interessante, aber etwas uneinheitliche Weise. Wenn man den Rang von Raz erhöht, indem man bestimmte Sammelobjekte einsammelt, erhält man Punkte, mit denen man seine Fähigkeiten dauerhaft verbessern kann, während die Psitanium-Währung für ausrüstbare Pins ausgegeben werden kann, um sie weiter zu modifizieren. Die Rang-Upgrades bieten eine nette, einfache, aber befriedigende Möglichkeit, Raz zu personalisieren, indem sie euch die Kontrolle über die Reihenfolge geben. Zusätzlich können Pins einzigartige Effekte gewähren, von der Änderung der Farbe des Levitationsballs bis hin zur Änderung des PSI-Blasts vom reinen Schaden zu einem Betäubungseffekt.

Obwohl dieses System wirklich motivierend ist, schleicht sich auch hier ein großes ABER ein. Man bekommt Psitanium wirklich nur sehr langsam und muss dafür bezahlen, wie viel man davon aufbewahren kann. Zusätzlich kann man auch nur drei Pins auf einmal ausrüsten, davon abgesehen, sind die wirklich brauchbaren Pins so teuer, dass ihr euch diese womöglich erst zum Schluss des Spiels leisten könnt. Hier hätte ich mir definitiv einen leichteren bzw. günstigeren Einstieg gewünscht!

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FAZIT

PRO

  • Gelungene Story
  • Tiefe, skurrile Charaktere
  • Schicke Optik
  • Ungewöhnliches Character-Design
  • Humorvoll
  • Tolle Sprecher

KONTRA

  • Teils grobe Texturen
  • Wirtschaftssystem nicht ausgewogen
  • Nerviges Wechseln der Fähigkeiten
  • Manchmal zu lange Dialoge
8.5

Grandios

Gameplay - 8.7
Grafik - 8.2
Sound - 8.1
Inhalt - 8.8
Atmosphäre - 8.5
Das Thema Gaming begeistert mich schon seit meiner Kindheit. Als Gründer von PixelCritics habe ich die Möglichkeit mein Hobby zu vertiefen und eine Gaming-Community in Österreich aufzubauen. Neben Steak und Pommes habe ich auch gerne knackige Games auf dem Tablett serviert, die mich bis tief in die Nacht vor dem Bildschirm fesseln.
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