Zugegeben hatte mich der erste Teil von Remnant nicht bis zum Ende in den Bann gezogen. Deswegen war ich der Fortsetzung gegenüber anfänglich misstrauisch gesinnt. Diese Gesinnung wurde allerdings schnell in alle Himmelsrichtungen zerstreut! Remnant 2 bietet eine sinnvoll fortgeführte Geschichte und legt eine ordentliche Portion Entwicklung obendrauf. Der Feind, die Saat, mag zwar gleichgeblieben sein, jedoch spürt man von den Ecken und Kanten des Vorgängers nichts mehr. Legt den Daumen oder den Finger an das Display oder das Mausrad und scrollt euch zum detaillierten und lesenswerten Review.
DIE SAAT WUCHER (NOCH)
Wir erinnern uns zurück. Der erste Teil von Remnant leitet eine zugegebenermaßen nicht brandneue Storyline ein. Außerirdisches Saatgut, genannt die „Saat“ überwuchert den Planeten Erde und dessen biologischen Bewohnern und versetzt diese in Angst und Schrecken. Mit Pestizid ist nur noch wenig zu reißen. Es muss ausgewachsene Ballistik her, um den Problem Herr zu werden. Obwohl ich den ersten Teil der Serie nicht bis zum Ende verfolgt habe, gehe ich von einem offenen Ende aus, an dem der zweite Ableger von Remnant direkt anschließt.
Wir werden in die dystopische, postapokalyptische Welt katapultiert, in der wir (wie immer) zunächst mal nicht das unsinnigste Tutorial absolvieren müssen, um uns zu beweisen. Noch besitzen wir keine Spezialisierung und können nur eines: am Abzug ziehen. Es werden uns die gröbsten Mechaniken des Spielgeschehens erklärt und wir gewinnen erste grafische (und zum Teil wirklich gute) Eindrücke. So weit so gut.
Nach dem Rookie-Abschluss dürfen wir uns dann doppelt selbst-definieren. Zunächst einmal das Aussehen, wobei wir hier aus mehreren vorgegebenen Gesichtszügen und Farbkombis auswählen dürfen. Nicht überladen, aber auch nicht zur Seite wischbar. Einfach passend. Mit dem digital definierten Ich wählen wir dann aus insgesamt fünf unterschiedlichen Klassen aus. Hier beginnt der Spaß seine Formen anzunehmen. Helfer, Jäger, Doktor, Draufgänger oder Revolverheld. Jede Rolle entspricht deren groben Beschreibung. Da Remnant 2 stark auf Kooperation aufgebaut ist, werden mit den verschiedensten Klassen versucht strategischen Tiefgang zu geben. Leider konnte ich im Testzeitraum kaum den Koop-Modus nutzen. Jedoch ist meine Vorstellungskraft gut genug, dass mehrere unterschiedlichen Archetypen die Kampfhandlungen deutlich spaßiger und umfangreicher machen.
Um dennoch nicht allein unterwegs zu sein, wählte ich vorzugsweise den Helfer, welcher ein starker Supportercharakter ist. Hauptmerkmal ist sein treuer Hund, der ihn (oder sie) überall hin begleitet. Er hilft, wo er kann, indem er attackiert oder Verwundete wiederbelebt. Quadratisch, praktisch, gut!
Geschichtlich gibt es wenig zu sagen bzw. zu spoilern. Es dreht sich alles um die „Ward 13“, ein kleines, aber sicheres Dörfchen in dem sich zum Teil die letzten Überlebenden und Kämpfer gegen die Saat wehren. Wir geraten in einen politischen Machtkampf und müssen nebenbei die Welt retten. Mittels den bereits im ersten Teil vorhandenen Portalsteinen reisen wir Querfeld ein in die zerstörte Welt und versuchen mittels Kugeln und Hirn die Welt von dem Befall der Saat zu befreien.
1 AUS 5 ... SPIELEN
Remnant 2 spielt sich einfach großartig. Von der ersten Steuerung bis zu den gröbsten Schlachten läuft alles flüssig, fulminant und rund. Die Steuerung ist sinnvoll gewählt und ist passend schwergängig, jedoch nicht träge. Gerade bei Third-Person Shooter kann dies mitunter störend sein. Die gezogenen Schusswaffen bieten ordentlich Bumms und fühlen sich futuristisch und punkig zugleich an. Großartig gelungen. Zumeist reisen wir mit zwei Waffen herum und besitzen auch noch zur größten Not einen Nahkampfangriff.
Die Gegner sind schön abwechslungsreich und gut gestaltet. Oftmals wird man durch Unachtsamkeit überrascht und die Gegner halten doch immer wieder neue Tricks auf Lager bereit. Es wird niemals monoton oder fühlt sich wiederholend an. Keine Schlacht gleicht der anderen. Gerade im Koop bieten größere Schlachten viel Abwechslung und Strategiemöglichkeiten.
Wir bewegen uns durch mehrere Kartenbereiche, die mitunter sehr abwechslungsreich ausfallen. Dschungel, Wüste oder doch alte Grabstätte. Alles dabei! Die einzelnen Areale sind dabei aus einem fixen Möglichkeiten Pool zufällig generiert. Sobald man die Karte abgeschlossen hat, lässt sich der Zufall neu bemühen und man darf die gleiche Karte im neuen Aufbau erneut erleben. Nicht gerade das Top-Wiederspielereignis, aber dennoch gut durchdacht.
Hin und wieder stellt sich schon mal ein größerer Brocken als Endgegner in den Weg, der uns das Leben schwer machen möchte. Hier gilt es unterschiedlichste Strategien anzuwenden, um weiterzukommen. Voll drauf, Hindernislauf oder doch eine gefinkelte Ausweichpartie … viel Abwechslung ist dabei. Gut gemacht!
Die Schwierigkeit hält sich in Grenzen. Auf dem Souls-Barometer befinden wir uns im guten Mittelfeld. Man stirbt zwangsläufig ein paar Mal, aber eher aus Unvorsicht als durch fehlenden Skill. Soweit passabel (für mich). Wer es gerne härter möchte, muss die Einstellung rauf schrauben.
GEHT DIE SAAT NUN AUF?
Die Mischung aus Action, Postapokalypse und Horror schafft Remnant 2 ausgesprochen gut. Öfters bin ich staunend über die Landschaft stehen geblieben, oder habe mich schier in der Action verloren. Den Spagat schaffen andere zum Teil namhaftere Titel schlechter. Das Crafting-System ist flach, aber sinnvoll. Wir werten unsere Waffen auf oder kaufen uns schlichtweg Neue. Ausrüstung liegt in verborgenen Truhen oder mystischen Kisten. Diese befinden sich oftmals abseits des Weges in anderen Arealen und sind durch knackige Rätsel oder größere Zwischengegner geschützt. Es gibt viel zu erkunden und zu finden. An jeder Ecke vermutet man einen geheimen Gang oder Hinweis auf einen geheimen Gang. Der Sucher-Trieb ist stehts am Arbeiten.
Manko sehe ich lediglich in der schlecht übersichtlichen Kartengestaltung und in der doch fehlenden Charakterentwicklungstiefe. Wir bessern lediglich mit Punkten mehrere Eigenschaftenbäume auf. Hier hätte ein verzweigter Skill-Tree besser hingepflanzt gehört. Schade, aber kein wirklicher Showstopper.