Zocken für die grauen Zellen: Computerspiele können schlauer machen. Obwohl Experten wie bei fast allen Aktivitäten vor Exzessen warnen, ist sich die Mehrheit einig, was die positiven Effekte von Computerspielen anbelangt. Das gilt für Fantasy-Spiele wie „League of Legends“ genauso wie für Multiplayer Online Battle Arenas wie „World of Warcraft“. Psychologen und Hirnforscher haben festgestellt, dass die Spiele die jeweils angesprochenen Hirnfunktionen bei den Zockern verbessern.
„League of Legends“ verzeichnet inzwischen rund 100 Millionen aktive Spieler weltweit. Das Spiel, bei dem sich in der klassischen Variante zwei Mannschaften mit jeweils fünf Mitgliedern gegenüberstehen, ist auf der Fantasy-Welt Runeterra angesiedelt. Ziel ist es, den Nexus der Gegner in Form eines Hauptgebäudes zu zerstören. Um dorthin zu gelangen, müssen auf mindestens einer der drei zentralen Levelrouten diverse Verteidigungsanlagen vernichtet werden. Unterstützung erhalten die Helden durch Vasallen, die durch künstliche Intelligenz gesteuert werden.
„League of Legends“ ist mittlerweile auch einer der erfolgreichsten eSports Spiele der Welt, mit einer alljährlichen Weltmeisterschaft, in der es um Preisgelder in Millionenhöhe geht. Tutorials für Einsteiger auf YouTube und Streamer aus den erfolgreichsten Teams machen das Spiel spannend und für die Allgemeinheit zugänglich.
Überhaupt finden immer mehr Jugendliche und Erwachsene übers Zugucken bei eSports den Zugang ins aktive Spiel. Dabei sind die meisten Fans noch immer männlich, aber die Frauen holen auf. Geschlechterunabhängig ist in Deutschland vor allem das Interesse an FIFA und der eSports Bundesliga groß, sowohl als Zuschauer wie auch als Spieler. Live geguckt werden eSports in erster Linie mit 53 Prozent der Zuschauer über die Plattform Twitch. Erst danach folgen die offiziellen Webseiten der Veranstalter und YouTube.
Die Fähigkeiten, die beim Spielen gefordert und gefördert werden, kommen den Zockern auch im echten Leben zugute. Vieospieler lernen im Normalfall schneller und können neues Wissen auch kategorisieren und auf unsichere Situationen anwenden. Das Reaktionsvermögen wird ebenfalls geschult. Die Zocker lernen zudem, im Eiltempo Situationen zu analysieren, entsprechende Entscheidungen zu treffen und sie mittels Bewegungen umzusetzen.
Das lässt sich auch auf andere Spiele wie zum Beispiel im Online Casino anwenden, bei denen Analysen und Risikoeinschätzungen, aber zum Teil auch Geschicklichkeit mit den Händen wie bei Roulette gefragt sind.
Nicht umsonst sind etliche Pokerprofis ebenfalls in eSports aktiv. Besonders attraktiv ist für sie häufig das weltweit von rund 40 Millionen Zockern gespielte „Hearthstone“. Das digitale Strategie-Sammelkartenspiel basiert auf Helden der „World of Warcraft“ Serie. Jeder der Helden verfügt über spezielle Fähigkeiten. Der Spieler muss seinen Helden allerdings zuerst im Übungsmodus besiegen und kann später neue Fähigkeiten durch weitere Karten erwerben.
Wie im Poker auch geht es darum, Karten gezielt zu sammeln und einzusetzen, um den Gegner zu besiegen. Auf einer Live-Plattform lässt sich gegen reale Spieler in gleicher Stärke antreten. Weitere Ähnlichkeiten mit Poker sind die erforderliche Voraussicht, Geduld und Selbstbeherrschung.
Während es die Weltmeisterschaft World Series of Poker seit 1970 gibt, kann die Electronic Sports League erst auf eine 22-jährige Geschichte zurückblicken. Dafür verzeichnen eSports mittlerweile mehr als 200 Millionen Spieler, im Vergleich zu 40 Millionen Pokerspielern. Und eSports-Anhänger sind im Schnitt deutlich jünger.
Doch das Training durch Computerspiele erhöht nicht nur ihre Chancen bei Casinospielen. Genau wie im Poker werden Fähigkeiten trainiert, die auch in der Berufswelt Vorteile bringen können. Vor allem Managern kommen solide Risikoeinschätzungen und Entscheidungsfreudigkeit zu Gute. Spiele wie „League of Legends“ üben zudem Teamfähigkeit, weil der Sieg nur im Zusammenspiel mit den Mannschaftskollegen möglich ist. Eine verbesserte Hand-Augenkombination durchs Daddeln ist ein weiterer Vorteil, der laut einem Versuch in einem Bostoner Krankenhaus sogar Chirurgen zugutekommen kann. Die Chirurgen, die sich in ihrer Freizeit mit Begeisterung unter anderem mit Videospielen amüsierten, waren im OP schneller und machten weniger Fehler als ihre nicht-daddelnden Kollegen.
Als eine mögliche Ursache für das Ergebnis wird auch der Spaßfaktor genannt. Wer mit Feuereifer freiwillig bei einer Sache ist, wird mit der Ausschüttung von Glückshormonen belohnt. Diese wiederum verstärken den Lerneffekt. Dabei macht es keinen Unterschied, ob bei „League of Legends“ der Angriff auf den Nexus geplant wird, bei FIFA ein Elfmeter glückt oder bei „World of Warcraft“ eine gewaltige Schlacht stattfindet.
Wie wichtig strategisches Denken für Spielerfolge ist, haben Gaming-Forscher an der Universität von York in England anhand von „League of Legends“-Spielern untersucht. Das Ergebnis: Spieler, die in den Ranglisten weit oben lagen, hatten auch überdurchschnittliche Ergebnisse in der Lösung von Problemen. Ob sie durchs Spielen schlauer wurden oder aufgrund ihrer Intelligenz die besseren Spieler waren, konnten die Wissenschaftler zwar nicht feststellen, aber der Zusammenhang zwischen Köpfchen und Spielerfolg war für die Forscher deutlich zu sehen.
In Verbindung mit einer verbesserten Motorik, schnelleren Reaktionen und größerer Lernfähigkeit steht zumindest fest, dass Computerspiele alles andere als verdummen. Selbst wenn die Zocker es nicht in die lukrativen Profiränge oder ins Spitzenmanagement schaffen, ist der Spaß- und Lernfaktor allemal ein Gewinn.