Sniper Elite 4 | Test

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Sniper Elite 4 macht zwar fast die selben Fehler wie sein Vorgänger, bietet aber dennoch sinnvolle Neuerungen im Bereich der Steuerung und optischer Präsentation.

Rotfuchs an Mutterhenne! Rotfuchs an Mutterhenne! Hier Mutterhenne, zerstören Sie das Waffenlager und hinterlassen Sie keine Überlebenden! So in etwa trifft es den Nagel auf den Kopf, wenn uns die Jungs von Rebellion auch im vierten Teil der Sniper Elite Reihe als einsamen Wolf hinter die feindlichen Linien setzen. In eleganter Stealth oder brachialer Rambo Manier erfüllen wir ohne Fragen zu stellen unsere Aufträge und kämpfen uns durch das wunderschöne Italien. Doch wie sieht es mit dem eintönigen Storytelling und der mühsamen Steuerung der Vorgänger aus? Hat sich da wenigstens etwas verbessert? Das und mehr lest Ihr wie immer hier bei uns.

Sniper Elite 4: Adolf Artwork

Sniper Elite 4 geizt nicht mit Brutalität und bekannten Persönlichkeiten.

 

[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Die Nazis und deren Raketen[/perfectpullquote]

Eines Vorweg, wir erzählen in unserem Review das eine oder andere wichtige Handlungselement der Geschichte. Auch wenn wir der Meinung sind, dass auch in Sniper Elite 4 die Story eher Mittel zum Zweck ist, möchten wir euch dennoch eine kleine Spoiler-Warnung mit auf dem Weg geben.

Es ist das Jahr 1943 und die Nazis haben eine neuartige Langstreckenrakete entwickelt, die bei einem Testflug (wie soll es auch anders sein) ein alliiertes Schiff zerstört hat. Um weitere Angriffe zu verhindern, wird unser bekannter Sniper Held – Karl Fairburne direkt nach den Geschehnissen aus dem 3. Teil nach Italien versetzt, um den Raketeningenieur Andreas Kessler den Gar auszumachen. Doch die Deutschen sind nicht allein, denn in Italien spielt auch die Mafia eine ernstzunehmende Rolle. Doch sind die anderen Fraktionen uns freundlich oder feindlich gesinnt? Das lassen wir an dieser Stelle offen.

Grundsätzlich hätte diese Story genügend Pulver um ganze Bücher zu füllen, aber leider schafft es Rebellion auch in diesem Teil nicht, eine abwechslungsreiche Geschichte mit dem nötigen Tiefgang zu erzählen. Dies fängt schon bei unserem Protagonisten Karl Fairburne an. Ein Schönling schlechthin, welcher weder Skrupel, Angst oder Reue verspürt. Klar mag es sein, dass es im 2. Weltkrieg solche Personen gegeben hat, aber Karl erfüllt einfach das Klischee eines halsbrecherischen Draufgängers, welcher als One Man Army unbesiegbar sei. Auch bei den wenigen Dialogen mit unseren Verbündeten, zeigt uns Karl welch ein cooler Typ er ist und gibt plumpe Antworten quer durch die Bank.

Dabei wäre es gerade mit diesem Setting ein Kinderspiel, etwas Tiefgang durch gewisse Emotionen zu erzeugen. Das Storytelling ist zwar mit Bleistiftmalerei welche sich langsam in die Spielgrafik umwandelt, sehr gut gelungen, nur bei der Story selbst hapert es ein wenig. Man wird zwar mit allen nötigen Informationen versorgt, aber für uns bleibt immer wieder nur ein Name und ein Auftrag im Kopf verankert – Rakete – Kessler. Für mich als Story-Liebhaber und absoluter Fan des WW-Settings ein herber Schlag ins Gesicht, denn da hätte man mit etwas mehr Liebe zum Detail etwas Feines machen können.

[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Ein wunderschönes Italien lädt zum Erkunden ein[/perfectpullquote]

Wem die Story nicht so wichtig ist, der kommt dafür mit der wunderbaren Spielwelt voll auf seine Kosten. Die Missionen in Sniper Elite 4 führen uns von der kleinen Insel San Celini, über das Dorf Bitanti bis hin zu einem Kloster Namens Abrunza. Hier bekommt man alles geboten und nebenbei sieht das alles auch noch großartig aus. Egal ob kleines Dörfchen, Stadt oder Kloster, hätten die Entwickler auch bei der Story die Liebe zum Detail mitgebracht, wäre Sniper Elite 4 wohl ein Geheimtipp. Die Landschaft lädt zum Erkunden ein, alles ist liebevoll gestaltet und bietet die nötige Abwechslung um entweder den Solid Snake oder den Rambo herauszulassen.

 

Die einzelnen Karten sind zwar nicht übertrieben groß, bieten aber genügend Spielraum um sich Open-World nennen zu dürfen. Richtig gelesen, Sniper Elite 4 lässt uns bei sämtlichen Mission die freie Wahl wie und wann wir diese erledigen. Wollen wir es schnell haben, laufen wir schnurstracks zum Hauptmissionsziel und beenden die Mission. Wollen wir aber das Gesamtpaket erleben, erledigen wir vor dem Hauptziel noch die zahlreichen Nebenziele und sammeln dadurch auch gehörig Erfahrungspunkte. Die Nebenziele reichen von der Übernahme diverser Kontrollpunkte bis hin zum Zerstören von Waffenlagern. Hört sich jetzt nicht gerade spannend an, stimmt auch, aber durch das Kartendesign und der Spielmechanik macht es wirklich Bock neue Mittel und Wege auszuprobieren um am Ende des Tages erfolgreich Karls Ego noch weiter zu steigern! Geht das eigentlich? 🙂

Besonders gut gefallen mir die zahlreich platzierten Fallen, welche wir durch einen gezielten Schuß aus der Ferne auslösen können. Diese Fallen können unter anderem schwebende Lasten, ein Stapel Baumstämme oder auch geparkte Lastwagen sein. Einfach Klasse!

[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Nahkampf oder Fernkampf? Das ist hier die Frage![/perfectpullquote]

Wie wir bereits wissen, ist Karl ein absolut grandioser Scharfschütze. Doch Karl ist nicht nur mit dem Springfield-Gewehr geschickt, sondern auch mit den verschiedensten Sturmgewehren wird er zur tödlichen Gefahr. Das besondere an dieser Kombi ist, dass auch die Karten danach ausgerichtet sind. Entweder wir schleichen durchs hohe Gras, klettern über Rohre etc. die Hausmauer hoch oder robben durch die Wälder an unsere Widersacher heran, um diese lautlos mit dem Messer oder Faustschlag auszuschalten. Wer es gerne unpersönlicher haben möchte, der verpasst den Gegnern einen gezielten Schuß aus der Ferne. Doch ein Schuß bedeutet auch Aufmerksamkeit. Wer die Schwierigkeitsgrade unter “Schwer” aus lässt, der bekommt es durch begangene Fehler mit den Nazis zu tun. Diese gehen etwas geschickter vor als im Vorgänger und flankieren uns wo es das Gelände nur zulässt. Dies kann schon mal lästig werden, da hier nicht ein oder zwei Nazis anmarschiert kommen, nein, es sind immer größere Gruppen mit verschiedenen Waffen. So kommt es immer wieder vor, dass uns die Sturmsoldaten mit Granaten aus unserer Deckung locken und der Deutsche Scharfschütze uns dadurch unter Beschuss nimmt. Eins lasst euch an dieser Stelle sagen – auf dem Schwierigkeitsgrad “Schwer” machen die gegnerischen Projektile ordentlich SCHADEN!

Da die Gegner aber “empfindlich” auf Geräusche reagieren, können wir uns das auch zu Nutze machen. Durch einen gezielten Schuss auf den Treibstofftank eines Lasters, explodiert dieser und unser Schuss wird zur Nebensache. Die Nazis wollen natürlich wissen was da los ist und senden Spähtruppen aus, die sich das etwas genauer ansehen. Genau hier kommt die geniale Spielmechanik ins Spiel! Wer sich mit dem Gelände auseinandersetzt der erkennt sehr schnell welche Routen die Deutschen gehen müssen, um zb. zum brennenden Laster zu gelangen. Wer hier vorher ein paar Stolperminen und Tellerminen versteckt hat, darf ein weiteres Mal über ein kostenloses Feuerwerk schmunzeln. Eine weitere, extrem nette Finte ist, wenn man eine Leiche mitten auf einem Weg (wo die Nazis patrouillieren) platziert, eine Mine daneben versteckt und geduldig wartet. Wenn ein Nazi nun diese Leiche entdeckt, läuft er hin und möchte natürlich den Gesundheitszustand kontrollieren! Nur leider wird daraus nichts und er macht Bekanntschaft mit der Tretmine. Hierbei können wir unserer Kreativität freien Lauf lassen und sind immer wieder verblüfft wie genial manche Strategien funktionieren.

Doch leider ist nicht alles Gold was glänzt und Sniper Elite 4 kämpft teilweise immer noch an der Steuerung unseres Schönlings. So kommt es immer wieder mal vor, dass wir über Mauern, Zäune etc. nicht drüber springen können, weil diese dafür anscheinend nicht vorgesehen wurden. Auch das Deckungssystem nervt stellenweise. Teilweise funktioniert es wirklich gut, an anderen Stellen wieder nicht. Was mich aber am meisten aus der Bahn wirft, ist die extrem schlechte Steuerung während des Sprintens. Normalerweise steuern wir die Richtung in die wir Laufen mit der Maus und nehmen die Tastatur nur teilweise zur Hilfe. Doch während des Sprintens ist die Empfindlichkeit der Maus = 0 und wir sind auf die Steuerung der Tastatur angewiesen. Leider ist es so einfach nicht möglich elegant hinter eine lebensrettende Deckung zu laufen, sondern es sieht so aus als wären wir ein Hase der vor einem Fuchs flieht. Dabei sind wir doch der Rotfuchs?!

Auch die Sammler und Rang-Fanatiker unter euch kommen bei Sniper Elite 4 auf Ihre Kosten. Für sämtliche Aktionen erhalten wir Erfahrungspunkte, welche nicht nur eine Beförderung mit sich bringen, sondern auch noch zahlreiche Verbesserungen freischalten. Unseren Sammeltrieb stillen wir durch das aufklauben von diversen Dokumenten oder Briefen welche die Soldaten mit sich führen. Das traurige daran ist, dass die aufgehobenen Briefe mehr Tiefgang der Gegner bieten, als bei unserem Protagonisten. Insgesamt nichts spektakuläres, erfüllt aber seinen Zweck.

 

[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Ein Schönling kommt selten allein[/perfectpullquote]

Ein Highlight von mir ist der Koop-Modus, mit dem wir die gesamte Kampagne mit einem Freund spielen können. Hier sind die Möglichkeiten für Finten schier unbegrenzt und es macht auch noch tierisch Spaß. Neben dem Koop-Modus gesellen sich auch noch bekannte andere Multiplayer-Modis, wie ein Survival-Modus hinzu. Der Multiplayer bringt zwar sicherlich Potential mit, aber durch die getestete Vorab-Version konnten wir diesen leider noch nicht testen, da die Server dafür noch nicht hochgefahren wurden.

[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Durch ein Zielfernrohr sieht man fast alles[/perfectpullquote]

Bis jetzt haben sich viele von euch sicherlich gefragt, warum ich noch nichts über die sogenannte Kill-Cam geschrieben habe. Hm, das Beste kommt zum Schluß 🙂 Jeder der Sniper Elite kennt, der kennt auch die Kill-Cam die besondere Kills durch Schüsse etc. in Zeitlupe, Nahaufnahme und Röntgenansicht darstellt. So sehen wir zb. wie das Projektil durch die Haut in den Knochen eindringt und dort die inneren Organe entweder stark beschädigt oder komplett zerreißt. Auch die Knochenbrüche werden detailliert dargestellt und ein Killtext am unteren Bildschirmrand sagt uns welches Organ oder Körperteil wir getroffen haben. Klingt bis jetzt alles vertraut und ist nicht wirklich neu als im Vorgänger, doch nun werden auch die Nahkampfattacken mit Hilfe der Killcam dargestellt. Großartig!

Doch leider haben bekanntlich alle wundervollen Dinge auch eine Schattenseite. Bei Sniper Elite ist es sicherlich die Gewaltdarstellung. Wenn man schon in Röntgenaufnahme die inneren Organe platzen sieht, dann könnte man auch bei Explosionen abgetrennte Körperteile zeigen. Auf der einen Seite zeigt man realistisch die Ursache eines ein eindringenden Projektils auf der anderen Seite “verharmlost” man das Betreten einer Tellermine. Trotzdem ist die KillCam ein absoluter hingucker und stellt alles andere gekonnt in den Schatten.

Auch die Optik kann sich durchaus sehen lassen, die Landschaften sind absolut grandios, die Charaktere nichts besonderes und die Licht und Schatteneffekte runden das Gesamtpaket ab. Leider schwächelt die Physik an manchen Ecken und Kanten, aber niemals so schlimm, dass Sie das Spielvergnügen schmälert. Bis auf ein paar Clipping Fehler sind uns auch keine weiteren großartigen Störenfriede aufgefallen. Wer eine Soundkulisse ala Battlefield erwartet, der wird etwas enttäuscht sein, trotzdem eine solide Vertonung der Waffen und Explosionen, einzig allein die Dialoge hätten den einen oder anderen Feinschliff vertragen.

 

Sniper Elite ist zurück! Mit dem 4. Teil der Serie entsenden uns die Jungs von Rebellion ins wunderschöne Italien wo wir den Nazis erneut die Stirn bieten. Leider servieren uns die Entwickler wie bereits bei den Vorgängern nur eine plumpe Story, welche wir mit Sicherheit in kürzester Zeit vergessen werden. Wer aber auf eine Story verzichten kann, der erlebt mit Sniper Elite 4, durch die grandiose Kill-Cam, den taktischen Firlefanzen, großartige Landschaften und zahlreichen Waffen und Verbesserungen, einen gelungenen Shooter im WW2 Setting.

PRO

  • Tolle Landschaften
  • Abwechslungsreiche Karten
  • KillCam
  • Strategien
  • "Open-World"
  • Teilweise starke KI

KONTRA

  • Kleine Clipping-Fehler
  • Story
  • Kein Tiefgang bei den Charakteren
  • Dialoge
8

Grandios

Gameplay - 8
Grafik - 8.8
Sound - 7.8
Inhalt - 7.2
Atmosphäre - 8
Das Thema Gaming begeistert mich schon seit meiner Kindheit. Als Gründer von PixelCritics habe ich die Möglichkeit mein Hobby zu vertiefen und eine Gaming-Community in Österreich aufzubauen. Neben Steak und Pommes habe ich auch gerne knackige Games auf dem Tablett serviert, die mich bis tief in die Nacht vor dem Bildschirm fesseln.
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