Es darf wieder scharf geschossen werden! Mit Teil 5 der Sniper Elite-Serie bringt Rebellion nach knapp 5 Jahren Abstand auf der Next-Gen-Konsole einen neuen Sniper-Titel. Dieses Mal jagen wir die Nazis im sonnigen Frankreich. Am Berg, im Tal oder in einer Schmiede … ganz egal! Wir treffen immer! Aber trifft Entwickler Rebellion auch mit dem Titel ins Schwarze der Sniper-Community? So viel sei gesagt: Mäh! Ob der Titel dennoch euren Geschmack trifft und auch Langzeitspaß bringt erfahrt ihr im nachfolgenden Review.
Wir machen eine Reise. Zuerst Afrika: Atemberaubend! Neu und schön! Danach ab nach Italien: Auch hier ist viel Innovations-Wind zu spüren und wir fühlen uns richtig wohl. Wohin jetzt also? Hmmm … wie wäre es mit Frankreich? Guter Wein, leckeres Essen und … viele viele Nazis, welche ahnungslos herumlaufen. Ideal für einen Scharfschützen auf Urlaubsreise, oder? Karl Fairburne ist auf der Suche nach einem neuen Urlaubs-Highlight. Ob er es im sonnigen Frankreich tatsächlich gefunden hat, lässt sich wohl diskutieren. Eines ist sicher: Der Ausflug könnte sich lohnen!
ALLE GUTEN DINGE SIND... 5?
Entwickler Rebellion versucht es wieder einmal. Teil 3 und Teil 4 der Sniper Elite-Reihe waren zu damaligen Zeiten innovativ und gaben dem Spielegenre neuen Wind. Ich erinnere mich zurück an die ersten zerfetzten Testikel in der Kill-Cam. Lachen, Staunen (und Schmerzen) zugleich! Eine geniale und simple Idee, die dem ganzen Spiel eine kuriose Note gegeben hat. Afrika (Teil 3) und Italien (Teil 4) waren zudem schön anzusehen und boten uns eine solide Sniper-Note die selten am Markt gefunden wurden. Was hat sich also in Teil 5 getan? Mit welchen innovativen Neuerungen dürfen wir uns also in Frankreich nach 5 Jahren Entwicklung begnügen?
So viel sei gesagt: Leider nicht so viel, wie gedacht. Wir schlüpfen wieder in die Rolle des un-charismatischen Karl Fairburne, der uninteressanter nicht sein könnte. Ja typisch amerikanisch ist er … aber that’s it! Nicht mehr? Da haben anderen (und auch schlechtere) Serien schon bessere Helden hervorgebracht! Naja … Ist zumindest die Storyline spannend gestaltet? Nun ja … Nein! Nicht wirklich! Wir jagen wieder mal Nazis, welche ein übliches Projekt (Projekt Kraken) planen … halt nur in Frankreich. Gemeinsam mit der Resistance treiben wir das Blei in und durch deutsche Leiber und vereiteln so das wohl schlimmste Vorhaben … schon wieder.
Lässt denn zumindest die Spielmechanik Neues hoffen? Nope … auch hier gibt es leider nur wenig Neuerungen. Macht Sniper Teil 5 dann trotzdem Spaß? Und wie! Obwohl es bereits seit mehreren Teilen abgedroschenes Gameplay und Storypacing praktiziert, ist die Reihe immer noch spielenswert. Solange man halt nichts Neues erwartet. Ein paar Details darf ich euch aber dennoch offenbaren.
LAUF KARL, LAUF!
Denn genau das machen wir. Ob Sprint, Gehen oder Kriechen. Wir wurschteln uns durch das Dickicht der französischen Natur, um so Feinde nahe oder eben entfernt zu sein, um diese auszuschalten. Sniper Elite 5 setzt dabei auf die gleichen Prinzipien wie zuvor. Schleichen und Nahkampf oder Entfernung und Longshot. Beides ist riskant. Gegen eine Vielzahl von Gegnern ist Karl (je nach Schwierigkeitsgrad) chancenlos oder wird gefordert. Man merkt rasch, dass die Stealth-Note eine wichtige Note im Spiel darstellt. Dabei sind aber auch Distanzschüsse nicht ohne Konsequenzen. Die Lautstärke des Schusses reicht je nach Waffe bis zu 100m und lockt ebenfalls Gegner an. Es muss als stark taktiert werden.
Dazu begeben wir uns in Büsche, auf Anhöhen oder in Häuser. Die Umgebungen bieten viele Möglichkeiten und Schlupfwinkel aus denen agiert werden kann. Es gibt oftmals mehrere Wege zum Ziel mit unterschiedlichen Ansätzen. Wie es sich halt in einem soliden Stealth-Shooter gehört. Der Wiederspielwert steigt dadurch stark an. Man kann auch nach erfolgreicher Absolvierung der Mission auf anderen Einstiegspunkten der Map einsteigen, um den Level ganz neu zu erfahren. Gute Idee.
Die Bewegungsmechanik selbst war mir aber beispielsweise oft der größte Feind. Abbruch-Bewegungen, welche nicht ganz funktionierten und auch Clipping-Fehler machen das Sniper-Leben härter als es sein müsste. Die Steuerung schlüpft mir nicht ins Blut und fühlt sich immer etwas „anders“ an. Eventuell ist dies aber nur persönliche Wahrnehmung. Die Animationen an Leitern, Türen oder an Kletterwänden könnte mieser nicht sein. Gerade in der heutigen Spielzeit sind wir hier auch flüssige Übergänge gewohnt und keine ruckartigen, physikalisch unmögliche Bewegungen. Dickes Schade an dieser Stelle.
Das Spiel selbst bietet auch einen entwickelbaren Skill-Tree. Oder naja … sagen wir Bäumchen. Viel ist an Karl nicht zu entwickeln und beeinflusst das Spielerlebnis auch kaum. Genauso wie alle Gadgets im Spiel sind die AddOns zwar nett gedacht, aber völlig belanglos. Allein die Waffenentwicklung macht ein wenig Spaß und bietet Antrieb sich seine eigene Waffe zusammenzustellen. Leider sind die Freischaltungen mit auffindbaren Orten und Objekten gestaltet, was irgendwie nicht ganz der Zeit entspricht. So sucht man im Level vergebens eine bestimmte Werkbank um endlich seinen Schalldämpfer freizuschalten. Keine nennenswerte Leistung, wenn ihr mich fragt.
Die Kill-Cam ist immer noch hübsch anzusehen, zugegeben! Jedoch wirkt der sofort tot umfallende Deutsch sehr unrealistisch und clippt nur so vor sich hin. Ein realistischer Ansatz hätte mir hier gut gefallen und wäre zeitgemäß.
INS SCHWARZE ODER DANEBEN?
Wie sieht es auf der Multiplayer-Ebene aus? Hier gibt es ein paar Neuerungen. Im Invasionsmodus könnt ihr in ein anderes Spiel als Wehrmacht-Soldat schlüpfen und Karl (dem anderen Real-Spieler) das digitale Leben schwer machen. Dieser verfolgt weiter die üblichen Spielziele während ihr Jagd auf ihn macht. Umgekehrt kann euch ein Spieler joinen und ebenfalls Jagd auf euch machen, wenn ihr dies per Einstellung zulässt. Nette aber schon bekannte Idee.
Alle (9) Missionen lassen sich ebenfalls in Koop spielen. Das Spiel wird dadurch ungemein leichter, da die Gegnerstärke oder -zahl scheinbar nicht angepasst wird. Schade. Herausforderung ist hier nicht, bietet allerdings solide Partner-Action. Im „Free-for-All“ spielt man bekanntlich alle gegen alle. Hier ist die Einstiegshürde immens. Bewanderte Spieler kennen bereits die Winkel und Schlupflöcher und machen den Neulingen schnell den Gar aus.
Im letzten und wohl sinnvollsten Modus von Sniper 5 genannt „Kein Überqueren“ sind die Spielergruppen durch eine Barriere getrennt und können nur aus der Distanz angreifen. Es kommt hierbei sehr stark der Sniper-Aspekt zum Tragen. Auch hier ist die notwendige Lernkurve zunächst steil. Wissende sind hier klar im Vorteil und lassen jungen Einsteigern fasst keine Chance. Dennoch macht der Modus immens Spaß, da man oft nur angedeutet bekommt woher der Todesschuss kam. Man ist und bleibt somit auf der Suche nach dem besseren Kontrahenten. Echtes Sniper-Szenario halt.