Speziell nach dem Hollywood Blockbuster American Sniper stieg mit Sicherheit bei einigen Spielern die Lust auf einen Stealth/Sniper Shooter. So auch bei mir! Die Auswahl im Stealth-Genre ist zwar relativ überschaubar, aber dennoch stechen uns zwei bekannte Spielereihen sofort ins Auge. Sniper Elite 4 konnte bereits in unserem Test überzeugen und zeigen welches Potential in diesem Genre steckt. Während wir in Sniper Elite 4 verschiedene Schauplätze (Maps) besuchen dürfen, wirft uns Sniper: Ghost Warrior 3 zum ersten Mal in der Serie in eine Open Map, welche durch verschiedene Aktivitäten zu begeistern versucht. Ob dies gelingt oder ob der Schuss nach hinten los geht, lest Ihr wie immer in unserem Test. Auf nach Georgien!
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Ein kleiner Abstecher nach Georgien?[/perfectpullquote]
In Sniper: Ghost Warrior 3 schlüpfen wir in die Rolle des Elite Soldaten Jonathan North, der in Georgien abgesetzt wurde um das Separatisten-Kartell zu zerschlagen. Die Geschichte selbst erinnert an einen ausgelutschten B-Movie, denn in Georgien sind wir nicht nur zum Kämpfen sondern auch um unseren verschollenen Bruder wiederzufinden. Doch was ist mit unserem Bruder geschehen? Die Antwort darauf bekommen wir selbstverständlich im Prolog serviert. Nach einer kleinen Zeitreise zurück in die Vergangenheit, wo uns die North Brüder mit kleinen Streichen ihre unzertrennliche Freundschaft vorgaukeln, befinden wir uns kurzerhand im Einsatz wo unser geliebter Bruder durch unbekannte Schergen entführt wird. Seitdem fehlt jede Spur. Zwar bietet das Spiel immer wieder mal einen Rückblick in die Vergangenheit, aber dies wirkt eher verwirrend und trägt nichts zur eigentlichen Story bei.
Ab den 2. Akt wird es dann richtig konfus, denn das Spiel beginnt uns Informationen über Informationen nur so vor den Latz zu knallen. So verlieren wir nicht nur immer mehr den Zusammenhang, sondern auch gleichzeitig das Interesse. Auch bei den zahlreichen Zwischensequenzen macht Sniper: Ghost Warrior 3 leider keine gute Figur, denn die Dialoge sind nicht nur inhaltlich stumpf, sondern auch enttäuschend mies synchronisiert. Das Finale selbst kann dies auch nicht gut machen und so bleibt die Story und dessen Inszenierung nicht mehr als das Mittel zum Zweck. Wirklich Schade!
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Open World – das Heilmittel?[/perfectpullquote]
CI Games haben den Trend erkannt und spendieren Sniper: Ghost Warrior 3 zum ersten mal in der Serie eine Open World. Genauer gesagt sind es drei größere Gebiete, zwischen denen wir allerdings nur innerhalb bestimmter Missionen wechseln dürfen. Dennoch der richtige Weg, aber bei der Umsetzung selbst scheitert es ähnlich wie bei der Story. Die Open World bietet zwar genügend Platz zum austoben, aber sonst nicht wirklich etwas. Die verschiedenen Areale unterscheiden sich bis auf ein paar Kleinigkeiten (Schnee etc.) nicht wirklich voneinander und die Spielwelt dürfte wohl von einer Atombombe ausradiert worden sein, denn diese ist leblos wie ein Autoreifen. Zwar sind auf der Map die einen oder anderen Interessenspunkte verteilt, bei denen wir die Einheimischen befreien, Crafting Material zusammenklauben oder Relikte und Scharfschützengewehre aufsammeln, aber trotzdem viel zu wenig um auf Dauer zu motivieren. Denn es gibt schlichtweg einfach nichts, was man sich ansehen könnte und so bietet Sniper: Ghost Warrior 3 zwar eine Open World aber verleitet einem immer wieder zum linearen Spielablauf, nämlich der schnelle Weg von A nach B. Damit wir uns die trostlose Welt nicht öfters ansehen müssen, haben uns die Entwickler an zahlreichen Stellen Wegweiser aufgestellt, die als Schnellreise-Punkte dienen.
Die zu erfüllenden Missionen erhalten wir in unserem Unterschlupf. In diesem Versteck können wir nicht nur die nächste Mission auswählen, sondern craften uns zusätzliche Munition oder kaufen uns die im Spielverlauf freigeschalteten weiteren Waffen. Das Angebot ist dabei mehr als ausreichend und bietet für jede Mission das passende Gerät. Die Mission starten wir, indem man den tragbaren PC in die Docking-Station steckt und die gewünschte Mission auswählt. Hat man die Auswahl bestätigt, bekommen wir von einer freundlichen Stimme die ersten Informationen und begeben uns auf den Weg ins Zielgebiet. Damit wir die Entfernungen schneller überbrücken können, steht uns ein kleiner Buggy zur Verfügung. Dieser steuert sich zwar etwas schwammig, erfüllt aber definitiv seinen Zweck. Hat man nun endlich die langweilige Reise zum Zielort hinter sich gebracht, kann man sich dem Kernelement von Sniper: Ghost Warrior 3 widmen – das SNIPE
Mit der Drohne, welche übrigens mein Highlight ist, überfliegen wir das Gebiet, markieren unsere Feinde und beginnen mit unserem Job. Und das sieht stellenweise gar nicht mal so schlecht aus. Denn bei erhöhtem Schwierigkeitsgrad fallen sämtliche Zielhilfen weg und wir müssen die Windrichtung, Windgeschwindigkeit und die Entfernung zum Ziel bei jedem Schuss einplanen. Hat man den Dreh einmal raus, so gelingt auch aus weiter Entfernung der eine oder andere Kopfschuss. Also Atem anhalten, anvisieren und los mit der Kugel.
Apropos Kugel, wie bereits aus den Vorgängern bekannt, ist auch diesmal die Bullet-Cam wieder mit an Board. Ist die Kugel auf den Weg Richtung Kopf, hat es die Bullet-Cam definitiv in sich. Ist die Kugel aber auf dem Weg Richtung Schulter und die Bullet-Cam simuliert aber dennoch einen Kopfschuss, so wirkt das nicht nur lächerlich, sondern trübt auch gehörig den Spielspaß. Leider zieht sich die schwache Technik wie ein roter Faden durch das ganze Spiel. So kommt es auch immer wieder vor, dass der Mörser die Granate nicht mehr abfeuert, wenn wir vorher den Schützen erschießen, obwohl dieser die Granate klar und deutlich in den Mörser fallen lassen hat. ??!
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Bugs? Die Welt ist doch leblos…[/perfectpullquote]
Leider sind die KI oder die Spielmechanik nicht die einzigen Macken, denn das Spiel hat auch teilweise ordentlich mit Grafikbugs zu kämpfen. Mal stehen 2 oder 3 Personen ineinander, mal laufen diese durch Wände oder man hat einfach 5 Zwillinge vor sich stehen. Da muss in der heutigen Zeit definitiv mehr drin sein. Auch die Texturen sehen teilweise sehr verschwommen aus und trüben weiter das Gesamtbild und das obwohl Sniper: Ghost Warrior 3 auf der CryEngine basiert. Weiters sind die teils extrem langen Ladezeiten eine Zumutung und die Performance ist auch alles andere als stabil. Speziell beim Rundflug mit der Drohne, bekommt der PC ordentlich was zu tun. Die Steuerung ist dafür sehr gut gelungen und geht in sämtlichen Fällen spürbar leicht von der Hand.
Sniper: Ghost Warrior 3 versucht zwar mit der Open World neue Wege zu beschreiten, stolpert aber immer und immer wieder an der Umsetzung. Das virtuelle Georgien bietet abseits der Missionen wenig bis nichts zum Erkunden und die schwache Technik mit den zahlreichen Grafikfehlern trüben das Gesamtbild. Eigentlich Schade, denn das Kernelement “SNIPEN” ist durchaus gut gelungen und wäre die ideale Basis für abwechslungsreiche Stunden vor dem Bildschirm. So bleibt Sniper: Ghost Warrior 3 nur ein weiterer durchschnittlicher Stealth-Shooter der mich leider nicht wirklich fesseln konnte.