SEGAs flotter Igel Sonic hatte es in den letzten Jahren echt nicht leicht. So manch vergurktes Spiel – wir nennen natürlich keine Namen – musste sich der blaue Racker gefallen lassen. Mit Sonic Frontiers wagt man nun aber einmal mehr etwas Neues und bedient sich Open-World Mechaniken, die teilweise von Zelda: Breath Of The Wild stammen könnten, aber auch Original-Level haben es in das Spiel geschafft. Ob dieser Mix funktioniert, haben wir für euch getestet.
[perfectpullquote align=“left“ bordertop=“false“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]GEFANGEN IM CYBERSPACE[/perfectpullquote]
Achtung: Die Story ist gewaltig gringy, was aber Sonic Fans womöglich eh gewohnt sind. Sonic und seine Freunde sind unterwegs und werden durch ein misslungenes Experiment von Antagonist Dr. Eggman in den sogenannten Cyberspace gezogen. Nur Sonic kann sich befreien und landet in einer relativ realistisch anmutenden Welt voller Wiesen und antik aussehenden Gebilden. Nun gilt es diese erste Open-Zone, die sich die fünf Hub-Welten nennen, zu erkunden und die verlorenen Freunde zu finden. In jeder dieser Welt ist ein Charakter wie Tails oder Knuckles anzutreffen. Den Anfang macht aber Amy, die trotzdem nur so halb dem Cyberspace entflohen ist und demnach ziemlich flimmert.
Aber nicht nur Amy auch Sage finden wir bald, eine Verbündete KI von Eggman, die uns das Leben schwer machen möchte und mechanische Gegner sowie riesige Titanen auf Sonic hetzt. Die kleinen Zwischensequenzen mit Sonic, seinen Freunden, den süßen Cocos und Sage sind aber dann doch immer wieder herzerwärmend und oftmals auch recht tragisch, was diesen Story-Kuddelmuddel irgendwie sympathisch macht, sodass man mehr über diese fremde Welt und deren Bewohner erfahren möchte.
[perfectpullquote align=“right“ bordertop=“false“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]LOOTEN, LEVELN UND NOCH MEHR LOOTEN[/perfectpullquote]
Alle für die sich Open-Worlds mittlerweile wie Arbeit bzw. stures Abarbeiten von Sammelgegenständen und Nebenquests anfühlen, sei schon mal geraten, einen Bogen um Sonic Frontiers zu machen oder zumindest es mal vorsichtig anzutesten, denn die Open World ist Fluch und Segen zugleich. Um Amy zu befreien bzw. Cut-Scenes zu triggern muss man Herz-Marken einsammeln. Die gibt es von Gegnern, in der Welt „versteckt“ oder durch abschließen von kleineren Rätseln. Möchte man in die sogenannten Cyberspace-Welten, die ein echtes Highlight sind, benötigt man Zahnräder, die man auf ähnliche Weise bekommt, beim Abschluss dieser Welten gibt es Schlüssel und mit Schlüssel gibt es Chaos-Emeralds, die man wiederum für den Endboss braucht. Aber dem nicht genug, ihr könnt aberhunderte Cocos – kleine Wesen, die an die Zelda-Krogs erinnern – einsammeln und diese gegen mehr Tempo oder mehr tragbare Ringe (achja, die kann, darf und muss man natürlich auch zu Hauf sammeln, da diese ja quasi seit jeher das Leben von Sonic darstellen) eintauschen. Außerdem gibt es noch Samen und Herzen, die für Stärke und Abwehr sorgen, sowie Fähigkeitsfragmente, die man wenig überraschend für Fähigkeiten benötigt.
Das hat schon etwas gedauert, um da so richtig durchzusteigen. Es hat schon gut ein bis zwei Stunden gedauert um zu begreifen, was man da eigentlich tut, vor allem weil man von den ganzen Rails, Rampen und Bumpern, über die man durch die Welt rasen bzw. zu geheimen Stellen mit Sammelzeugs, gelangen kann, abgelenkt wird. Außerdem sind die Kämpfe, sobald man die Steuerung etwas intus hat, wirklich spaßig, vor allem der Cyberloop mit dem man auch recht einfach Loot farmen, aber auch Gegner durch flottes Umkreisen aus der Reserve locken kann, hat es in sich. Weitere Kampffähigkeiten und Combos schaltet man zudem im Verlauf auch noch frei.
Also zu tun und suchen gäbe es genug, wäre das nicht noch das recht lieblos ins Spiel geklatschte Angeln. Hier kann man mit nur zwei überhaupt nicht fordernden Tastendrücke zufällig Fische und anderes Zeugs aus einem See holen, bekommt dafür Marken und tauscht diese einfach in alles Mögliche wie Cocos im 20er Pack, Erfahrung, Ringe oder sogar die Werte verbessernden Samen und Herzen ein. Zwar nicht unendlich, aber da kann man seine Stats und Geldbörse mühelos aufmagazinieren und so viele Such- und Sammelstunden sparen.
[perfectpullquote align=“left“ bordertop=“false“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]SPEEDRAILS IM CYBERSPACE[/perfectpullquote]
Die erwähnten Cyberspace-Welten sind auf den Karten verteilt, werden wie gesagt durch Zahnräder aktiviert und halten Herausforderungen in klassischen 2,5D und 3D Leveln parat. Man muss das Level einfach mal beenden, dieses aber auch in einer bestimmten Zeit absolvieren, genug Ringe in einem Run sammeln und fünf rote Münzen finden. Hat man alle vier Aufgaben geschafft, gibt es jeweils einen Schlüssel sowie ein Extra-Schlüssel, wenn alles erledigt ist. Das motiviert, macht Spaß und animiert natürlich zum Wiederspielen. Zum Glück müssen die vier Voraussetzungen aber nicht in einem einzelnen Lauf erledigt werden. Auf der Oberwelt kommt das Tempo nur zum Teil zum Tragen, auch wenn man sein Ringdepot aufgefüllt hat und somit einen Boost bekommt, aber in den Cyberspace Leveln geht da nochmal extra die Post ab.
[perfectpullquote align=“right“ bordertop=“false“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]LICHT UND SCHATTEN[/perfectpullquote]
Ich habe einiges an Kritik an Sonic Frontiers, aber auch eine Menge Spaß mit dem Titel und darum möchte ich hier sowohl Negatives als auch Positives zusammenfassen. Die Welten sind grafisch schön, aber mit Wiese, Wüste, Lava usw. doch etwas unkreativ bzw. auch relativ leer. Die Gegner stehen unmotiviert in der Gegend rum und werden eigentlich nur wegen dem Loot relevant. Wobei die größeren Welten-Bosse sowie die bombastischen Endbosse in jeder Hub-Welt dann doch Highlights sind, denn erstgenannte werden mit Geschicklichkeitsspielchen und Jump N Run Einlagen angegangen, was etwas an Shadow Of The Colossus erinnert, während die Endbosse durch die Emeralds auf einen Super Sonic, der wohl nicht zufällig in gelb wie ein Super-Sayajin aussieht, treffen. Dazu gibt es dann auch fetzige Metal-Mucke und ein fettes Effekt-Feuerwerk.
Schade ist nur, dass die Welt nicht nur etwas leer wirkt, sondern auch die genannten Rails auf denen man sich fortbewegt einfach irgendwie ohne Logik in die Welt geklatscht wurden und teilweise erst kurz vorher aufploppen. Dazu kommt, dass Sammelkram wie kleinere Rätsel, die bei der Lösung einen Teil der Karte freischalten, alles andere als herausfordernd und sehr repetitiv ausfallen.
[perfectpullquote align=“left“ bordertop=“false“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]DIE TECHNIK[/perfectpullquote]
Von den grafischen Makeln mal abgesehen, gibt es da auch noch ein paar kleinere Kritikpunkte, wie zum Beispiel die sehr sparsame Sprachausgabe, die auf Deutsch kaum zu ertragen ist und immer mal wieder von Textboxen abgelöst wird. Auf Englisch klingt das schon viel besser, dennoch irritiert es, dass man nur ca. 70% vertont hat und dann doch wieder Text einbauen musste. So lief Sonic Frontiers auf der PS5 ganz flüssig und gröbere Bugs blieben aus. Frustrierend waren aber die Kamera sowie die Steuerung, durch die man gerne mal irgendwo daneben hüpft oder sich mühsamst an die Punkte, die man erreichen möchte, heran hangelt. Optisch gefallen aber die offenen Welten, auch wenn sie etwas leer und generisch wirken, aber vor allem die Cyberspace-Levels machen dann mit viel Abwechslung echt was her. In denen gibt es immer wieder elektronische Beats aufs Ohr, während die Endbosse gerne mit fetten Metaltracks unterlegt werden.