Starfield | Test

Jetzt Kaufen

Starfield ist aus zwei guten Gründen eines der am heißesten erwarteten Spiele des Jahres 2023: Es verspricht nicht nur eine nahezu unbegrenzte Anzahl von Erkundungsmöglichkeiten in einer vollständig navigierbaren Milchstraßengalaxie, sondern wird auch als Skyrim im Weltraum angepriesen. Man kann seine eigenen Raumschiffe bauen, Besatzungsmitglieder anheuern, Außenposten eröffnen und sich einer von mehreren verschiedenen Fraktionen anschließen. Bethesda entführt uns auf eine Reise in die unendlichen Weiten des Weltraums, ob sich diese auch lohnt, klären wir im Test!

Starfield: Test
Starfield ist das erste neue Universum in über 25 Jahren von Bethesda Game Studios, den preisgekrönten Machern von The Elder Scrolls V: Skyrim und Fallout 4.

VIELE PARALLELEN

Bethesda hat mit Starfield ein weitläufiges Universum mit einer detaillierten Geschichte geschaffen, in dem die Menschheit die Erde hinter sich gelassen und die Galaxie kolonisiert hat. Es ist vollgestopft mit Hintergrundgeschichten über Kriege zwischen den drei großen Fraktionen, Begegnungen mit mysteriösen Weltraumkreaturen namens Terrormorphs, Piraten und vielem mehr. 

Vieles daran würde man nicht als besonders markant bezeichnen – das Setting erinnert an The Expanse, Firefly und Starship Troopers und ist voll von Anspielungen auf jeden Sci-Fi-Film von Aliens bis Blade Runner und natürlich Interstellar. Es gibt sogar einen Indiana-Jones-Einfluss, da man auf eine Schatzsuche geschickt wird, um mysteriöse Artefakte zu sammeln. Tatsächlich gibt es eine große Ähnlichkeit zu dem, was Obsidian für das 2019 erscheinende The Outer Worlds geschaffen hat. Aber es ist so dicht gepackt, mit mehr Geschichten hinter jeder Ecke, dass es einem leicht fällt, sich darauf einzulassen.

DIE WUNDERBARE RAUMFAHRT

Auf dem Papier klingt Starfield wie ein beeindruckendes Weltraumabenteuer, und in der Praxis funktioniert fast alles genau so, wie es sich die Entwickler gedacht haben. Aber nach 20 Stunden, in denen ich versucht habe, die Spannung in Starfield zu finden, bin ich mir nicht sicher, ob sie tatsächlich existiert. Starfield ist ein gigantischer Spielplatz mit interessanten Charakteren und jeder Menge Aufgaben. Aber Starfield gelingt es überhaupt nicht zu vermitteln, wie gefährlich und wundersam die Raumfahrt sein kann. 

Zusätzlich steht sich das Spiel speziell bei der Erkundung gewaltig selbst im Weg. Auf der einen Seite gibt es für meinen Geschmack viel zu viel zu sehen (New Atlantis als Bsp.) auf der anderen wiederum gar nichts. Mit anderen Worten: Starfield fühlt sich an wie eine Aufzählung von Features, die zum Leben erweckt wurden, anstatt etwas zu sein, das über längere Zeit wirklich Spaß macht.

NASA-PUNK-ÄSTHETIK

Obwohl ich in den oberen Zeilen wirklich hart ins Gericht gegangen bin, muss ich zugeben, dass die ersten Stunden von Starfield bei mir eine Mischung aus Ehrfurcht und Begeisterung hervorgerufen haben. Es dauert nicht lange, bis der Protagonist als ganz besondere Person eingestuft wird und ein Raumschiff, eine Crew und den Auftrag erhält, die Galaxie auf der Suche nach außerirdischem Leben zu erkunden. Während Starfield langsam all seine Systeme ausrollt, von einem umfangreichen Charaktereditor, über ein komplexes Aufrüstungssystem bis hin zu einer Schnittstelle für den Schiffsbau und der Verwaltung von Außenposten, fühlt es sich unfassbar groß an.

Und dann fängt man an, es tatsächlich zu spielen, und die Illusion zerbricht. In Starfield gibt es bekanntlich mehr als 1.000 Planeten zu erforschen, aber das führt nur selten zu interessanten Ergebnissen. Die große Mehrheit der Planeten und Monde, die ich in Starfield gesehen habe, sind karge Felsen, die für kaum mehr als den Abbau von Ressourcen geeignet sind. Wenn man lange genug dabei bleibt, findet man vielleicht einen prozedural generierten Außenposten mit ein paar Weltraumpiraten, die man töten kann, oder eine generische Höhle mit etwas Schrott, den man plündern kann, aber im Allgemeinen gibt es in den meisten spielbaren Räumen von Starfield einfach nichts sehen.

Ich sehe das als eine Folge von Bethesdas Entscheidung für eine Art NASA-Punk-Ästhetik, die so etwas wie wissenschaftlichen Realismus dem Weltraumzauber von Mass Effect vorzieht. Es stimmt, dass es ein mathematisches Wunder ist, dass die Erde so viel Leben (intelligentes und anderes) beherbergt, und in der Tat könnten die meisten anderen Planeten in der Galaxie für Leben völlig unwirtlich sein. Aber das macht noch lange keine überzeugende Spielwelt aus, vor allem, wenn die vorhandene Technik nicht wirklich sauber mitspielt! Die Reise durch die Galaxie macht in No Mans Sky oder Star Citizen deutlich mehr Spaß! Das liegt daran, dass die beiden genannten Spiele eine völlig freie Reise durch den Weltraum ohne hunderte Ladebildschirme zulassen. 

In Starfield ist das leider nicht möglich! Hier kann man nur an bestimmten Punkten landen und das auch nicht selbst, sondern nur als (zugegeben) sehr gelungene Animation und darauf folgendem Ladebildschirm. Auch das Starten passiert als Animation mit darauf folgendem Ladebildschirm. Das Einsteigen ins Raumschiff passiert mit… richtig geraten… mit einem Ladebildschirm und so weiter. Ein freier Flug über den Planeten ist nicht möglich, sondern die Reise muss zu Fuß angetreten werden (auf Fahrzeuge muss man auch verzichten), nur um nach einiger Zeit festzustellen, das der Planet außer einer 5 m² Höhle und ein paar Fledermäusen nichts zu bieten hat.

Ich verstehe, dass der No Man’s Sky-Ansatz für die Raumfahrt eine technische Hürde gewesen sein könnte, die Bethesda einfach nicht überwinden konnte, und ich respektiere das. Der Nachteil ist jedoch, dass sich der Weltraum dadurch ziemlich winzig anfühlt und es keine wirkliche Möglichkeit oder einen Grund gibt, mit dem Schiff ziellos durch die Gegend zu fliegen und die Großartigkeit des Weltraums zu genießen – wenn alle interplanetaren Reisen per Schnellreise durchgeführt werden. Stattdessen gibt es das Schiff nur für Dogfights, die nicht sonderlich spaßig sind, zumindest bis man genug Geld für ein knallhartes Schiff hat. Ein absoluter Gamebreaker!

DIE GEFAHREN DES WELTRAUMS

Noch schlimmer ist, dass Starfield seinen eigenen Versuch des Realismus verrät, indem es den Spieler viel zu unempfindlich gegenüber den sehr realen Gefahren der Raumfahrt macht. Abgesehen davon, dass man gelegentlich auf ein Nest von Weltraumskorpionen oder einen giftigen Gasauslass stößt, ist die Gefahr, irgendwo hinzugehen, sehr gering. Auf Planeten mit extremen Wetterbedingungen wie Merkur (427°C am Tag) kann man völlig problemlos herumlaufen, weil der Raumanzug einem unbesiegbar macht. Dadurch fühlt sich jeder Planet aus der Sicht des Gameplays im Grunde gleich an. 

Hier könnten doch die gefährlichen Weltraumpiraten eine gelungene Abwechslung bieten… tun sie aber leider nur stellenweise! Diese sehen zwar richtig gefährlich aus, aber die teils wirklich dumme KI macht sie (nicht immer) zu einfachen Snacks. Speziell dann, wenn man eine halbwegs brauchbare Waffe in den Händen hält.

QUESTS Á LA FALLOUT 4

Starfield findet etwas mehr Halt in den Bereichen, die von den Entwicklern handgefertigt wurden, wie z. B. Großstädte. Von der strahlenden Metropole New Atlantis bis hin zu den fiesen Straßen des passend benannten Neon – in den großen Siedlungen von Starfield gibt es zumindest eine Menge zu sehen und zu tun.

Das Questen in diesem Spiel hat ungefähr den gleichen Rhythmus wie in Fallout 4 und Skyrim, d. h. man läuft einfach zur Zielmarkierung, bis man entweder jemanden erschießen oder mit jemandem reden muss. Manchmal kann man jemanden erschießen, um zu vermeiden, dass man mit ihm redet, oder man redet mit ihm, um zu vermeiden, dass man ihn erschießt. Das ist nichts, was man nicht schon einmal gesehen hat. 

Das soll nicht heißen, dass ich keinen Spaß mit Starfield hatte. Eines der ersten Dinge, die ich getan habe, war ein Einbruch in eine Wohnung in einer schäbigen, von Kriminalität geprägten Stadt, nur um eine Leiche zu finden, die von einem mächtigen Roboterhund namens Big Bruno getötet worden war. Besagter Roboterhund jagte mich etwa 10 Minuten lang durch die Straßen, bis die Stadtwachen ihn schließlich bemerkten und für mich zur Strecke brachten. Das ist die Art von auftauchendem Unsinn, für den diese Spiele wirklich gut sind und die interstellare Mystery-Story zahlt sich wirklich aus! Sobald der Ball ins Rollen kommt, werden die Kämpfe zu Fuß und im Weltraum auch allmählich besser.

Leider ist die erzählerische Seite von Starfield nicht immer wirklich beeindruckend. Die meisten Quests haben mich nie wirklich dazu gebracht, sie zu beenden, um zu sehen, was passiert, sondern ich habe sie nur beendet, um Geld und Erfahrungspunkte zu bekommen. Und abgesehen von ein paar herausragenden Charakteren, wie dem klugscheißerischen Begleiter Barrett zu Beginn des Spiels und einer mysteriösen, getarnten Gestalt namens Der Jäger, die in Bars in der ganzen Galaxie herumhängt, sind die meisten Charaktere ziemlich archetypisch und uninteressant.

[amazon box=“B0C7PKDZBP“]

GELUNGENE PRÄSENTATION

Aber genug der harten Worte! Starfield hat auch seine tollen Momente. Speziell der Raumschiff-Editor hat mich von Anfang an begeistert. Auch die Grafik kann sich wirklich sehen lassen, zumindest wenn man die nötige Hardware dafür hat. Denn Starfield ist wirklich hungrig und bietet auf dem PC nur FSR Unterstützung. Besitzer von Nvidia Grafikkarten schauen aufgrund fehlendem DLSS durch die Finger. Und das macht sich enorm bei der Performance bemerkbar – aber zum Glück gibt es bereits eine DLSS Modifikation 🙂

Mein persönliches Highlight (abseits der gelungenen Optik) ist aber der Sound im Gesamten. Der Soundtrack passt bei jeder Situation wie die Faust aufs Auge, aber auch die Soundeffekte runden das Klangerlebnis gelungen ab.

FAZIT

PRO

  • Gelungene Präsentation
  • Astreine Soundkulisse
  • Schick gestaltete Städte
  • Sehr gut umgesetzter Raumschiffbau
  • RPG-Mechanik mit viel Freiheit
  • Intuitiver Basisbau
  • Viele Aufgaben

KONTRA

  • Raumflug sehr eingeschränkt
  • Viele Ladebildschirme
  • Performanceprobleme
  • Viele leere Planeten
  • Teils eintönige Quests
  • Dumme KI
  • Gelegentliche Glitches
7.9

Spielenswert

Gameplay - 7
Grafik - 8.1
Sound - 8.7
Inhalt - 8.3
Atmosphäre - 7.5
Das Thema Gaming begeistert mich schon seit meiner Kindheit. Als Gründer von PixelCritics habe ich die Möglichkeit mein Hobby zu vertiefen und eine Gaming-Community in Österreich aufzubauen. Neben Steak und Pommes habe ich auch gerne knackige Games auf dem Tablett serviert, die mich bis tief in die Nacht vor dem Bildschirm fesseln.
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments
0
Wie ist deine Meinung zu diesem Thema?x