Suicide Squad: Kill the Justice League | Test

Suicide Suqad hatte schon im Kino trotz geballter Starpower in Form von Will Smith, Joel Kinnaman, Margot Robbie, Jay Courtney und Gastauftritten von Ben Affleck als Batman oder Ezra Miller als Flash ziemliche Startschwierigkeiten. Erst mit dem halb-Reboot mit Idris Elba und John Cena konnte man das Ruder herumreißen. Auch das erste Spiel der Geschichte des DC-Selbstmordkommandos hat aktuell mit so manch Problem zu kämpfen.

Aber ist ein Spiel, dass hinter seinen Erwartungen bleibt, gleich ein schlechtes Spiel? Ich möchte bei Suicide Squad: Kills The Justice League verneinen, denn der Open World Looter-Shooter hat durchaus Charme und seine Momente, schöpft aber – so viel möchte ich bereits vorwegnehmen – sein Potential nicht aus.

Suicide Squad: Kill the Justice League - Test
Tauche ein in ein weitläufiges und dynamisches offene-Welt-Metropolis, das von Brainiacs Invasion verwüstet und von den Helden, die es einst beschützt haben, terrorisiert wird.

VIER (ANTI)-HELDEN WIDER WILLEN

Wir befinden uns im gleichen Universum wie die Batman Arkham Reihe, die Rocksteady groß gemacht hat. Der Erstling Arkham Asylum war ein Stealth-Adventure Überraschungshit, der Nachfolger Arkham City ein starker Open World Titel und Arkham Knight hatte trotz leichter Ermüdungserscheinungen Fans und Kritiker zufriedengestellt. Dazu gesellen sich auch ein paar Spin-Offs. Mittlerweile sind neun Jahre seit dem letzten Teil vergangen und bei Rocksteady haben sich mittlerweile die zwei Mitbegründer Jamie Walker und Sefton Hill – eben genau während der Entwicklung dieses Titels – verabschiedet und ein neues Studio eröffnet.

Letzteres zeugt von einer schwierigen Entstehungsgeschichte und vielleicht auch davon, dass die Richtung nicht die ist, die sich die beiden vorstellten, denn statt düsterer Stealth-Action mit Batman, gibt es einen Looter-Shooter mit vier verrückten Bösewichten, die es mit niemand geringerem als der Justice League aufnehmen sollen. Wie auch in den Filmen wurde die Suicide Squad von der skrupellosen Regierungsbeamtin ins Leben gerufen, die gemeinsam mit ihrem unterkühlten Schoßhündchen Rick Flag Missionen leitet, die man einem klassischen Helden wie Superman oder Batman nicht zutraut, da sie moralisch fragwürdig erscheinen könnten. In unserem Fall müssen aber die vier Arkham-Insassen, die durch ein Implantat, das ihnen den Schädel sprengen kann, dazu gezwungen werden für sie zu arbeiten, um gegen den Außerirdischen Superschurken Brainiac zu kämpfen. Wie der Titel aber bereits verrät, hat dieser die fast komplette Justice League gefügig gemacht.

Die korrumpierte Justice League besteht aus Superman, Batman, Green Lantern und bald auch Flash. Letzterer wehrt sich zunächst noch, wird dann aber auch zu Brainiacs Sklaven und verrät der letzten Widerständlerin Wondern Woman unter Einfluss ihres Wahrheits-Lassos, dass nur der Tod der Justice League zum Sieg helfen kann. Eine Heilung gibt es also nicht.

Man kann nun über die Auswahl, sowohl auf Seiten der Liga, als auch des Squads streiten, ob die Wahl der Protagonisten die beste war oder auch nicht, denn Aquaman, Cyborg oder den Martian Manhunter sucht man in diesem Spiel vergebens. Auf Seiten der Suicide Squad schlüpfen wir in wenig überraschende und schießwütigen Rollen von Harley Quinn, Deadshot, Captain Boomerang und King Shark.

HÜPFEN, BALLERN, LOOTEN

Tja, recht viel mehr tut man in dem Spiel wahrlich nicht, als zu hüpfen, blei vergießen und looten. Das Moveset der vier Protagonisten unterscheidet sich grundlegend, klauen die vier in einem Museum gleich Justice League Eigentum mit dem Boomer die Speedforce von Flash verwenden kann, King Shark hohe Sprünge erreicht, Harley mit Bat-Equipment sich durch die Lüfte schwingt und Deadshot mit einem Jetpack fliegen lernt. Allesamt können aber auch Gebäude hochlaufen, Doppelsprünge ausführen und zwei Waffen sowie Granaten und eine Nahkampfwaffe tragen. Das Geballer passiert somit mehr in der Luft als am Boden. Ein Flow stellt sich bei etwas Übung zwar ein, ein Umdenken ist bei jedem Wechsel aber nötig.

Und so stürzt man sich in die ersten Missionen, um andere Bösewichte – mehr oder weniger freiwillig – für Waller zu rekrutieren. Der Pinguin versorgt uns mit Waffen, Gizmo stellt kurzlebige Fahrzeuge zur Verfügung, Toyman und eine kindliche Version von Poison Ivy helfen uns ebenso wie Lex Luthor und Hack dabei tödliche Waffen, Elementar-Boni auf Nahkampfwaffen wie Granaten zu zaubern und Strategien gegen die Metawesen wie Green Lantern und Superman zu entwickeln. Dabei machen die vier, aber eigentlich immer das gleiche, nämlich Braniacs Alien-Horden zu Klump zu ballern.

Manch Gegner benötigt dabei aber eine Sonderbehandlung und so muss man mit Nahkampfangriffen, wobei Nahkampf bei Deadshot und Boomerang nicht ganz richtig ist, Schilde zerstören, Konterschüsse bei Vorbereitung von Angriffen der Aliens ausführen und auch die sogenannte Schildernte ausführen. Dazu muss man Gegnern in die Beine ballern, um sie Verwundbar zu machen und dann einen starken Nahkampfangriff ausführen, um Schilde, also Lebensenergie zurückzuerhalten. Viele Aufträge haben aber Regeln, denn in manchen Kämpfen machen nur Granaten Schaden, bei anderen kommt man nur mit kritischen Treffern weiter und bei wieder anderen muss man zuerst so Tentakel-Aliens killen, um Schadensboni zu erhalten, um überhaupt Schaden austeilen zu können. Bei dem wüsten Geballer, kann sowohl im Single-Player, denn da werden die drei anderen Schurken durch eine KI relativ solide gesteuert, als auch im Multiplayer recht unübersichtlich und chaotisch werden. Dafür sorgt nämlich das Effektfeuerwerk, das aber sehr cool aussieht und Comic-Flair verbreitet. Als Belohnung lassen Gegner stets Munition, Granaten und natürlich auch Waffen, eine der zahlreichen Währungen und natürlich auch Erfahrungspunkte fallen, aber dazu später mehr.

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DER MULTIPLAYER

Auch der wurde etwas vernachlässigt, denn wirklich viel interagieren können die vier Helden nicht. Es gibt zwar im sehr späten Verlauf des Spiels Team-Spezialangriffe, die Gegner für alle verlangsamt, aber weder kann man Heilung noch sonst irgendwelche Boosts für die Kameraden austeilen, um wirklich ein Gemeinsamkeitsgefühl zu erlangen. Einen gefallenen Kameraden kann man aber dann doch wieder auf die Beine stellen und bei gewissen Missionen sieht man auf welches Ziel sich ein Kumpel konzentriert und auch gemeinsam Abschüsse sind möglich für Bonus-XP. Das ist nett, aber doch sehr mager. Da wäre ein Klassensystem wie Heiler, Tank, usw. doch nett gewesen.

LOOTEN UND LEVELN

Um an Loot und XP zu kommen macht man also immer wieder die gleichen Missionen. Verteidige Poison Ivys Pflanzen, verteidige Fahrzeuge, sammle Daten, rette Zivilisten und bringe sie zu Fahrzeugen oder töte einfach zahlreiche Aliens. Würde das Gunplay nicht so viel Spaß machen und man interessiert der Story folgen, wüsste ich nicht, wozu das alles, denn die neuen Waffen sind halt etwas stärker und haben manchmal auch Easter-Eggs wie Zitate von anderen Schurken zu bieten, fühlen sich nun aber nicht viel anders an. Einzig die Batman-Missionen bieten Abwechslung, sind diese fast schon Horror-artig inszeniert und stets in geschlossenen Umgebungen, während die Flug- und Hüpf-Gadgets deaktiviert sind.

DAS GUTE ALTE PROBLEM MIT DER OPEN WORLD

Der Schauplatz ist dieses Mal nicht Gotham oder eine bekannte Stadt Amerikas wie New York, sondern die Heimat Clark Kents, also Metropolis. Somit begegnen wir indirekt auch Lois Lane, die als Nachrichtensprecherin fungiert oder auch Lex Luther.

Aber was machen wir abgesehen von den Hauptmissionen in der halb zerstörten und von Braniac teils terraformten Stadt? Neben den Trainingsmissionen, in denen wir neues Equipment bekommen und Erfahrung sammeln um gegen die Metawesen antreten zu können, gibt es eigentlich nicht viel zu finden, außer 40 Riddler-Statuen, die mehr schlecht als recht in der Stadt versteckt sind und unsägliche Herausforderungen, die immer daraus bestehen, in einer bestimmten Zeit durch Ringe zu laufen und fliegen. (gähn)

Zu guter Letzt gibt es noch richtige Rätsel, die daraus bestehen, dass man Easter Eggs und bekannte Gebäude sucht und findet bzw. scannt. Das kann z.B. so aussehen: „Drinnen: League-Statuen, silbernes Schmunzeln. Draußen: goldenes Wasserwerk, ohne Stirnrunzeln“ – die Lösung ist ein goldener Springbrunnen vor dem Justice League Headquarter, das mittlerweile zur Operationsbasis von Waller umfunktioniert wurde.

Mehr gibt’s da wirklich nicht, zumindest während der Story, die nach gut 15 Stunden abgeschlossen ist. Also wozu diese „leere“ Stadt? Diese wirkt auch dahingehend leer, dass es abgesehen von den Helden und Schurken einfach keine Menschen mehr gibt, denn die Gegner sind zwar Alien-artig, aber eigentlich transformierte Menschen. Aber auch Staubmenschen stehen rum, die einfach zerfallen, sofern man sie berührt.

WEITERE LOOTER-SHOOTER UND SEASON BASIERTE FEATURES

Es sollen noch Seasons mit Content kommen und das nicht nur spielerisch. Schon jetzt gibt es für jeden Squad’ler drei Kostüme, die noch weiter farblich und optisch angepasst werden können, diverse Spielereien, die man auf die knarren Packen kann, sowie Fahnen, eine Möglichkeit einen Clan zu gründen und vieles mehr, was man aus Spielen dieser Art kennt. Außerdem sind die Missions-Belohnungen wie Lootboxen aufgezogen. Somit stehen auch hier Sammelwütigen Spielern viel Möglichkeiten zur Verfügung ihrer Sucht zu frönen. Leider sind im Ingame-Store hübsche Alternativen schweineteuer.

DAS ENDGAME

Das Endgame, genannt „Finale Krise“ ist auf den ersten Blick ein Schlag ins Gesicht, denn wenn wir die Justice League entsorgt haben, müssen wir Braniac killen und das nicht nur einmal sondern ganze 13-mal, da dieser in 13 Dimensionen eine Invasion durchführt. Wenn ihr glaubt, dass ihr einfach 13 verschiedene Endbosse besiegen müsst und das war es, dann täuscht ihr euch, denn zunächst müssen in der Hauptdimension Missionen ausgeführt werden, um eine bestimmte Währung zu farmen, ehe man dann in der angesteuerten Dimension nochmal zwei Missionen unter Zeitdruck erledigen muss, um dann Braniac zu konfrontieren. Das klingt nicht nur mühsam, sondern ist es auch. Also Grind-Deluxe.

Das Spiel fühlt sich zum Teil an wie The Divison meets Doom meets Spider-Man. Letzteres wegen dem Moveset, mit dem wir uns durch die Stadt bewegen, während der Ubisoft-Looter-Shooter beim Ballern, Leveln und vor allem beim Loot Pate stand. Also warum dann nicht gleich alles klauen? Interessantere Herausforderungen, Sammelsachen und Neuemissionen mit Story wie bei Spider-Man fehlen komplett, und die spannenden Story-Raids á la Division sucht man ebenfalls vergeblich. Ein Raid in die Bat-Höhle, Atlantis oder anderen legendären Schauplätzen aus dem DC-Universum sucht man vergeblich. Und Doom stand natürlich für das flotte Gunplay und Gehüpfe Pate. Und auch die Ausflüge in die andere Dimension, in der Metropolis schon ganz Schutt und Asche ist, ermüden schnell mangels Abwechslung.

DIE TECHNIK

Grafisch kann man Suicide Squad Kills The Justice League nicht wirklich etwas ankreiden. Das von einer Invasion geplagte Metropolis sieht gut aus und ist auch nicht ausufernd groß ausgefallen. Da es der einzige Schauplatz ist, aber dann doch etwas eintönig. Die Charaktere, die Effekte und viele Details sehen gut aus, die Lichteffekte gefallen und auch sonst gibt es kaum etwas zu bemängeln. Auch die deutsche Synchro ist sehr gelungen, vor allem, da man mit David Nathan erneut niemand geringeres als die Stimme von Christian Bale für Batman gewinnen konnte. Ein paar kleinere Bugs konnten uns das Spiel auch nicht vermiesen und die Suche nach anderen Spielern im Mutliplayer lief auch reibungslos und ging flott von statten.

FAZIT

PRO

  • Interessante Inszenierung der vier Antihelden
  • Gelungener Humor
  • Viele Eastereggs und Fan-Service
  • Sehr gute Synchro in Englisch und Deutsch
  • Hübsches Metropolis
  • Abwechslungsreiche Waffen
  • Coole Bewegungs-Movesets
  • Gelungene Cutscenes
  • Sehr präzise, intuitive Steuerung

KONTRA

  • Repetitives Gameplay
  • Uninspiriertes Missions-Design
  • Kaum Nebenbeschäftigungen
  • Online-Zwang
  • Kaum Endgame zum Release
  • Riddler-Rätsel anspruchslos
  • Sauteurer Ingame-Shop für Kostüme
7

Spielenswert

Gameplay - 6.7
Grafik - 8
Sound - 7.5
Inhalt - 6
Atmosphäre - 7
Heavy Music, schnelle Bikes und Sport sowieso – da ich auch im Jahre des Herren 1986 geboren wurde und da auch der NES in Europa das Licht erblickte, war die Konsequenz des Zockens logisch. Da ich auch an verbaler Inkontinenz leide, sind PixelCritics sowie earshot.at perfekte Orte um mein Interesse am Journalismus auszuleben.
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