Surgeon Simulator 2: Access All Areas | Test

Surgeon Simulator 2 hat die Komplexität der Chirurgie auf einen kleinen Kern reduziert und mutierte stattdessen zu einer Art Goat Simulator mit abtrennbaren Körperteilen.

Wenn man ein Herz, welches in den bereits geöffneten Patienten implantiert werden möchte, zuerst unter einem Berg aus Regalen, Blechen, Organen und Operationsbestecken suchen muss, weiß man, dass man Surgeon Simulator 2 spielt. Der zweite Ableger des witzig morbiden Chirurgen-Spiels kommt erneut aus dem Entwicklerhaus Bossa Studios und ist für ein erst kürzlich erschienenes Spiel um knackige 15,99 EUR auf Steam erhältlich. Die Beschränkung, dass man nur eine Hand zum Operieren verwenden kann, wurde im zweiten Teil endlich aufgehoben und man kann sich frei im Spiel bewegen. Was die Komplexität der Operationen und die zur Verfügung stehenden Instrumente und Werkzeuge betrifft, hat das Game jedoch einen Rückschritt gemacht. Was man sich tatsächlich von der Fleischer-Simulation erwarten kann, erfährst du jetzt!

Surgeon Simulator 2: Test

Operation gelungen… Patient TOT!

 

Die Story des Spiels verläuft in einer Art Ausbildungszentrum, in welcher wir zu einem vernünftigen (Fleischhauer) Chirurgen ausgebildet werden sollen. Bereits nach den ersten Leveln überkommt einem das Gefühl, dass an diesem Ort irgendwelche schrecklichen Dinge vor sich gehen. Vor allem ab dem Zeitpunkt, als man einen abgetrennten Arm benötigt, um einen Zugang zu einem Büro zu öffnen, rechnete ich jeden Moment damit, dass es eine dunkle-dramatische Wendung geben wird. Wie sich im weiteren Verlauf herausstellte, hatte ich recht. Das Spiel entwickelt sich mit dem Fortschreiten in den Leveln zu einer Art Portal Storyline. Im Spielverlauf gibt es sogar ein Musik-Easter-Egg, welches eine ähnliche Melodie wie jene abspielt, die man im Abspann bei Portal 2 zu hören bekommen hat. Mehr möchte ich dir an dieser stelle gar nicht verraten, außer, dass dich eine witzige und blutige Achterbahnfahrt erwarten wird.

STORY TOP, GAMEPLAY FLOP

Na gut, ich kann gleich Entwarnung geben, ganz so schlimm, wie es die Überschrift suggerieren lässt, ist es nicht. Im zweiten Teil der Chirurgen Simulation gibt es nun die Möglichkeit, die Missionen und Aufgaben im Multiplayer zu bestreiten. Besser gesagt, man sollte das Spiel sogar ausschließlich im Multiplayer spielen. Warum? Die einzelnen Level sind zwar sehr gut alleine bewältigbar, machen jedoch mit mehreren Spielern um ein gutes Stück mehr Spaß und man verhindert dadurch, dass man sich in einer Tour über die schlampig umgesetzte Steuerung beschweren muss. Dazu aber gleich mehr.

Das Design der einzelnen Level ist immer ähnlich aufgebaut: Bob, unser Opfer für alle möglichen Gräueltaten, hat stets irgendein Problem, welches durch “präzise” chirurgische Eingriffe beseitigt werden muss. Auskunft darüber, was genau gemacht werden soll, gibt uns ein Diagnosetool, welches die zu wechselnden Körperteile auf einem kleinen Monitor anzeigt. Im ersten Surgeon Simulator hatte man für den operativen Eingriff mehrere Bestecke zur Auswahl und konzentrierte sich voll und ganz auf die Operation selbst. Da uns Spielern jetzt die Freiheit des Herumlaufens gegeben wurde, mussten die Entwickler diese Möglichkeit natürlich auch nutzen. Nur leider nicht zum Guten. 

 

Die Tools wurden auf ein Minimum reduziert und auch die Operation per se hat an Details und Präzision verloren. Stattdessen wurden kleinere Rätsel in das Spiel implementiert, welche es zu lösen gilt. So muss man sich zum Beispiel erst den Weg in jenen Raum verschaffen, in welchen man das neue Körperteil bekommt. Das funktioniert zum Beispiel dadurch, dass man einen Ball durch ein Loch wirft, welcher dann die Tür über einen Mechanismus öffnet oder indem man hinter Kartonagen versteckte Lüftungsgitter mit ein wenig Kraftaufwand entfernen muss.

Die Rätsel sind nicht schwer, wenn man jedoch die zeitbasierten Ziele erreichen will, um die Ingame Kosmetika freizuschalten, in Kombination mit der Steuerung einfach nervtötend. Das richtige Platzieren der Mitspieler und die richtigen Handgriffe zur richtigen Zeit helfen hier immens.

LASS UNS EINEN KÖRPER ZERLEGEN

Nun aber zur Steuerung. Für alle Interaktionen hat man seine linke Hand zur Verfügung. Diese kann man in alle Richtungen bewegen, rotieren und zugreifen lassen. Die Grundbewegungen sind einigermaßen gut umgesetzt, wobei ich sehr oft mit der Rotation und der richtigen Platzierung des Werkzeuges Probleme hatte. Es hat sich einfach nicht natürlich angefühlt und an gewissen Punkten im Spiel legte ich dann sogar eine Zwangspause ein, weil mir übel von der Steuerung wurde. Was jedoch den Spielflow immens stört, ist die visuell wahrnehmbare Raumtiefe. Man glaubt sehr oft, dass die Hand bereits einen Gegenstand berührt oder eben in deren Reichweite ist, will man dann jedoch zupacken, greift einer der vier Charaktere einfach ins Leere. Das kostet sehr oft Zeit und viele Nerven. 

Auch das Operations-Gameplay gleicht dieses Dilemma nicht aus. In Surgeon Simulator 2 kann man nur noch die Gliedmaßen sowie den Kopf entfernen und einzelne Organe im Torso. Wie man diese entfernt, ist dem Spiel völlig egal. Man kann zum Beispiel einfach mit genügend Kraftaufwand den Kopf abreißen, mittels Hammerschläge den Brustkorb leerräumen und für das Aufbrechen der Rippen reicht zum Beispiel ein Stück Seife.

Der einzige Parameter, den man im Auge behalten muss, ist der Blutverlust. Sollte man wie oben beschrieben bei der Operation mit purer Gewalt vorgehen, verliert der Patient dementsprechend viel Blut. Mit der Blut-Stopp-Spritze kann dem vermeintlichen Tod jedoch entgegengewirkt und das verlorene Blut kann mittels Blutinfusion wieder aufgefüllt werden. Das wars.

In Conclusio muss man also kleine und teilweise nervige Minirätsel lösen, einen Körperteil abreißen, einen Neuen wieder anstecken und man hat sein Level erledigt. Die Herausforderung für die Kosmetik-Artikel sind teilweise etwas schwieriger, da man nicht länger wie eine gewisse Zeit brauchen und nicht mehr wie eine vorgegebene Menge an Blut verlieren darf. Sollte man das Spiel aber zumindest zu zweit spielen, sind diese Challenges auch gut lösbar und lösen kaum Langzeitmotivation aus. Auch die Community-Maps, welche von Spielern für Spieler entwickelt werden können, verlieren durch die schlampige Steuerung ihren Reiz.

UND DIE ENGINE?

Auf der technischen Seite gibt es kaum etwas zu bemängeln. Die visuelle Aufmachung des Spiels ist den Entwicklern gut gelungen. Die Charaktere sehen alle witzig aus und haben alleine durch ihr Aussehen eine eigenen Persönlichkeit verpasst bekommen. Passend für die geschlechtliche Gleichbehandlung gibt es sowohl zwei Weibliche als auch zwei männliche Charaktere zur Auswahl. Auch die Objekte sehen alle nett gestaltet aus und man hat Spaß daran, durch die einzelnen Levels zu schreiten. Sollte man seine Mitspieler mit Organen bewerfen wollen, ist auch hier die physische Umsetzung einwandfrei gelungen und man kann jederzeit eine Organschlacht anzetteln.

Einmal hatten wir ein Problem ein Online-Spiel zu starten, da ein Mitspieler immer einen Disconnect hatte. Ebenfalls Buggy ist noch das direkte Neustarten einer Runde ingame. Hier bleibt der Screen einfach schwarz und man wird dazu gezwungen, wieder in die Lobby zurückzukehren und das Game manuell neuzustarten. In einem Statement auf Steam hat der Entwickler jedoch bereits kundgetan, dass man die Fehler kenne und bereits an einer Behebung arbeite.

FAZIT

PRO

  • Morbider Humor
  • Multiplayer
  • Freie Bewegung
  • Nette Grafik
  • Kosmetiks zum Freispielen
  • Gutes Tutorial

KONTRA

  • Steuerung nicht zu Ende gedacht
  • Singleplayer wird langweilig
  • Instrumente wurden verringert
  • Nervige Rätsel
7.1

Spielenswert

Gameplay - 5.3
Grafik - 8
Sound - 8.1
Inhalt - 6.4
Atmosphäre - 7.6
Ich bin ein Nerd aus Leidenschaft, spiele von Shooter bis hin zu Jump & Run Games und habe ein Herz für schönes Story-Telling. Kann den Hype um Spiele wie Battlefield und Co. nicht verstehen, konnte über ein ganzes Jahr Spielzeit in World of Warcraft erreichen bevor es seinen Reiz verlor. Momentan bin ich auf der Suche nach spannenden und herausfordernden Spielen welche es zu bezwingen gilt!
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