Heute bin ich Rennfahrer, morgen Ralleyfahrer, übermorgen Pilot und die Tage darauf Speedboot-Kapitän. Was zunächst als die ersten Versuche zur Jobfindung eines Kleinkindes wirkt, entpuppt sich in späterer Folge als Geheimzutat für die nötige Abwechslung in Ubisofts jüngsten Streich “The Crew 2”. So brettern wir mit Motocross-Maschinen quer durch die Felder, liefern uns harte Straßenrennen mit Porsche und Co und bestreiten mit Kunstflugzeugen “Air Race” ähnliche Events. Als Schauplatz für das ganze Treiben dienen erneut die virtuellen USA. The Crew 2 hat viele fantastische Ideen und hätte wohl der Traum eines jeden Hobby-Rennfahrers sein können, jedoch mangelt es dem Spiel an der konsequenten Umsetzung. Warum? Das und mehr lest ihr in unserem Test.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Wir wollen berühmt sein…[/perfectpullquote]
Anders wie im Vorgänger verzichtet The Crew 2 auf eine geradlinige Story. Die Karriere als möchtegern Gangster ist vorbei und diesmal schlüpfen wir in die Rolle eines Fahrers, der um Ruhm und Ehre kämpft und zum besten Rennfahrer der Staaten aufsteigen möchte. Dafür stehen uns wie bereits in der Einleitung beschrieben die unterschiedlichsten Vehikel zur Verfügung. Egal ob Land, See oder Luft, hier ist für jeden etwas dabei. Das Spielprinzip ist dabei relativ simpel und schnell erklärt. Grundsätzlich geht es darum so viele Follower wie möglich zu erhalten um in nächster Folge den Bekanntheitsgrad unseres Protagonisten zu steigern. Die begehrten Follower bekommen wir durch die Teilnahme an diversen Events, außergewöhnliche Stunts und besondere Leistungen. Mit dem voranschreiten des Bekanntheitsgrades eröffnet sich uns der Zugang zu weiteren Fahrzeugen und Aufgaben, die es zu bezwingen gilt.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Viel Abwechslung?[/perfectpullquote]
Keine Frage, The Crew 2 bietet durch die Unterteilung von Luft, Land und Wasser-Rennen speziell am Anfang jede menge Abwechslung. Insgesamt dürfen wir unser Können in insgesamt vier verschieden Klassen “Street Racing”, “Offroad”, “Freestyle” und “Pro Racing” unter Beweis stellen. Hört sich jetzt nicht nach recht viel an, jedoch sind diese 4 Hauptklassen in zahlreiche weitere Unterkategorien aufgeteilt. Dadurch stehen uns bis zu 14 verschieden Renndisziplinen zur Verfügung die wir dank der Arcadelastigen Steuerung mühelos meistern. Loopings, hochgeschwindigkeits Drifts und Mega-Stunts – kein Thema, denn in The Crew 2 spielt die Physik eher eine untergeordnete Rolle – das ist auch grundsätzlich in Ordnung da The Crew 2 auch ein Arcade Racer ist, aber speziell im späteren Spielverlauf, wenn man das nötige Kleingeld für die stärkeren Fahrzeuge hat, ist das Spiel dadurch gelegentlich zu leicht.
Am meisten steht sich The Crew 2 jedoch beim Streckendesign und den einzelnen Aufgaben selbst im Weg. Immer wieder kommt es vor, dass wir aufgrund der extrem verwinkelten Strecken vom Kurs abkommen und so den nötigen Checkpoint nicht passieren. Dann heißt es umdrehen und den Weg zum Checkpoint suchen – oder die Rücksetzfunktion verwenden. Auch die zahlreichen Hindernisse auf den Strecken trüben den Spielspaß enorm, da wir aufgrund der Optik leider nicht einschätzen können, ob diese zerstörbar sind oder eben nicht. Die einen zersplittern in millionen Teile wenn man mit 300 km/h durchrast, andere sind aus unerklärlichen Gründen unzerstörbar und man wird unsanft von 300 km/h auf 0 km/h runtergebremst – ohne Schaden versteht sich. Leider zieht sich die Lieblosigkeit wie ein roter Faden quer durch das ganze Spiel. Die Dialoge der verschiedenen Charaktere dienen nur als Mittel zum Zweck und können eigentlich vollkommen ignoriert werden und die verschiedenen Aufgaben wiederholen sich immer und immer wieder. Aufgaben wie – fahre mit 200 km/h durch das Radar oder fliege 2 Loopings, gefolgt von einem Tiefflug sind nicht nur unspektakulär sondern teilweise auch wirklich öde. Schade, denn das Spiel hätte grundsätzlich weit mehr Potenzial unter der Haube.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Arcade, Arcade, Arcade[/perfectpullquote]
Wie wir es von Arcade-Racer gewohnt sind, können wir auch bei The Crew 2 ohne großartige Physikeffekte mit 300 km/h in die Kurve brettern. Egal ob Regen, Sand oder trockene Straße, der Untergrund wirkt sich so gut wie nie auf das Fahrverhalten aus. Auch der Tiefflug mit dem Flugzeug geht spielend leicht von der Hand, da Windeffekte etc. gänzlich ignoriert werden. Streift man mit dem Flügel mal an einem Baum ist das auch keine große Hexerei, denn man wird kurz zu Boden geworfen und kann direkt darauf gleich wieder durchstarten. Besonders cool finden wir aber die Funktion, wo wir per Tastendruck dynamisch vom Rennauto ins Flugzeug oder umgekehrt hüpfen können. Dies funktioniert grundsätzlich in der kompletten Open World, auch dann wenn man gerade mit dem Flugzeug über einen See fliegt (wie das ausgeht könnt ihr euch vorstellen!), dennoch kommt diese Funktion in gerade mal neun Rennen zum Einsatz. Schade, denn dies wäre eigentlich das Feature, welches sich deutlich von anderen Rennspielen abhebt und somit verschenken die Entwickler unnötig eine Menge Potenzial des Spiels.
Am nervigsten ist aber die teilweise unfaire KI. Egal wie gut wir fahren, diese klebt uns sprichwörtlich am Hintern und lässt uns nur mit geringem Vorsprung gewinnen, wenn überhaupt 🙁
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Belohnungen, Loot und Anpassungen[/perfectpullquote]
Wer etwas leistet, der möchte auch belohnt werden – ich glaube da sind wir alle einer Meinung. The Crew 2 macht das auch nicht anders, im Gegenteil, wir werden mit Belohnungen nur so überhäuft. Neben Cash und neue Follower bekommen wir auch zufällige Lootkisten die verschiedene Tuningteile für unsere Boliden beinhalten. Diese Tuningteile dürfen wir in unserer Heimatbasis kostenlos einbauen und nebenbei stehen uns noch hunderte weitere Anpassungsmöglichkeiten wie Felgen, Lackierungen usw. zur Auswahl.
Leider sind wir dadurch gezwungen zu grinden, da wir nicht entscheiden können welchen Teil des Fahrzeugs wir nun aufmotzen möchten, denn wir müssen das benötigte Teil erst in den Kisten finden. Ob das die richtige Entscheidung war?
The Crew 2 versteift sich aber die ganze Zeit auf das rekrutieren der Follower, denn nur diese bringen uns im Spielverlauf weiter voran und schalten sukzessive neue Events und Charaktere frei. Follower als Hauptmotivation ist zwar im Zeitalter der sozialen Medien absolut nachvollziehbar, aber in einem Spiel eher etwas albern. Um es kurz zu fassen, das Ziel von The Crew 2 ist das erreichen des Kult-Status! Diesen erreichen wir grundsätzlich von ganz alleine, wir müssen uns lediglich die Zeit nehmen und ein Event nach dem anderen absolvieren. Nach erreichen des Kultstatus (Level 5) erwarten uns noch knapp 10.000 weitere Kult-Stufen die das Spiel künstlich in die Länge ziehen.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Die USA sind wunderschön[/perfectpullquote]
Oh ja,… seien es die atemberaubenden Landschaften mit den unterschiedlichsten Arealen, die bombastischen Städte oder die unzähligen unterschiedlichsten Lebewesen, die USA hat so einiges zu bieten. Dies fangen auch die Entwickler teilweise relativ gut ein, denn The Crew 2 sieht wirklich gut aus. Die Texturen sind scharf, die unterschiedlichen Landschaften wurden schön eingefangen und die Open World ist wirklich groß. Doch leider schleicht sich auch hier eine weiteres Manko ein, während man im ersten Teil noch voller Motivation quer durch die Open World raste, machen wir das in The Crew 2 so gut wie nicht mehr. Dies liegt daran, dass die Entwickler die zahlreichen Ablenkungen auf einer Strecke aus unerklärlichen Gründen so gut wie entfernt haben. So rast man wirklich “stundenlang” ohne Aufgabe von Punkt zu Punkt, nur um an einem bestimmten Punkt mit 200 km/h durch ein Radar zu rasen. Warum macht man solche Events nicht zufällig auf der Strecke?
So hat man zwar eine riesige Open World bei der man von der einen bis zur anderen Seite locker 30 Minuten Flugzeit benötigt, aber man ist nicht gewillt diese zu erkunden, da sich schlichtweg viel zu wenig tut. Doch zum Glück gibt es die Teleport-Funktion, die uns per Knopfdruck zum gewünschten Event zaubert und dadurch unmengen Zeit einspart. Schade, denn man könnte aus dem soliden Gerüst so viel mehr machen – zufällige Verkehrskontrollen, dynamische Events oder Transportmissionen sind nur wenige Vorschläge die mir spontan eingefallen sind.
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