Horror-Meister Shinji Mikami und seine neue Franchise „The Evil Within“ sind zurück. Drei Jahre nach dem blanken Horror in der Beacon-Nervenklinik, muss sich (mittlerweile) Ex-Cop Sebastian Castellanos erneut dem Horror des STEM aussetzen. Dabei geht der Japaner, der einst Resident Evil miterfand, erfrischend neue Wege, lässt aber mühelos das gleiche Feeling wie am überraschend starken Vorgänger aufkommen. Wie sich The Evil Within 2 im Test schlägt, lest Ihr hier bei uns.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Der Horror nimmt kein Ende[/perfectpullquote]
The Evil Within 2 setzt drei Jahre nach den Geschehnissen des Vorgängers ein, und ließ in der ersten Stunde sogar mich nur Bahnhof verstehen. Die verrückte Story des Vorgängers war mir nicht mehr so im Kopf, doch durch Recherchen und dem Schließen einiger Erinnerungslücken war wieder so einiges klar. Zu viel möchte ich hier zur Story nicht erzählen, da man damit unweigerlich die Geschehnisse des ersten Teils spoilert. Es sei nur so viel gesagt: Sebastian begibt sich zurück in die Maschine STEM, die einen in eine andere Welt versetzt, die durch ein zentrales Gehirn erschaffen wird, in der aber wie schon in Beacon so einiges schief gelaufen ist. Ein psychopatische Künstler, der seine Feinde in Zeitlupe immer und immer wieder tötet, Monster, Geister und einiges andere widerliche Gestalten treiben in der virtuellen Stadt ihr Unwesen. Warum sollte Sebastian eigentlich da wieder hin wollen? Ganz einfach, Ex-Kollegin Kidman erklärt ihm, dass seine Tochter Lily noch am Leben sei und eben genau dieses zentrale Gehirn ist, von der Organisation in der langsam auseinanderfallenden Horror-Welt nicht mehr auffindbar ist. Schöne Aussichten also. Da Castallenos nicht mehr viel zu verlieren hat und seine geliebte Tochter zurück will, zögert er keine Sekunde und stellt sich der Aufgabe.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Altes und Neues[/perfectpullquote]
Die gute Rezeptur des Vorgängers wurde weitgehend beibehalten. In Thrid-Person, rennt, schleicht und ballert man sich seinen Weg durch die bizarre Welt, sammelt dabei möglichst viel von der rar gesäten Munition, Kräuter zum Heilen und neuerdings auch Crafting-Materalien. Um Munition zu sparen, kann man den meisten Gegnern heimlich zu Leibe rücken, ein offener Kampf lässt sich aber nicht immer vermeiden. Praktisch ist dabei, dass man die Materialien nicht nur auf den Werkbänken, sondern auch unterwegs on-the-fly herstellen kann. Wirklich neu und wohl die größte Überraschung, ist aber die offene Spielweilt. Ja richtig – ein Horror Game als Open World – und das funktioniert auch noch richtig gut! Das liegt aber daran, dass die verschiedenen Areale, die man durch den sogenannten Mark, einem Tunnelsystem, erreichen kann, relativ klein gehalten sind und man sich somit nicht großartig verlaufen oder irgendwo hin, wo man noch nicht hin soll, kann. Anfangs hatte ich Angst, dass man das Feeling etwas verliert, doch die düsteren Teile der Stadt sind bedrückend, finster und von Monstern nur so übersät.
So muss man meist sehr vorsichtig sich voran bewegen. Typische Story-Missionen sind aber oft in Gebäuden oder diversen schlauchigen Level, was dann dank vielen gescripteten Momenten, gut eingesetzten Jump-Scares und beengtem Feeling wunderbar passt. So hat aber auch TEW2 das Problem, dass man oft das Hauptziel aus den Augen verliert, und auch wenn der „hut mal brennt“, einfach auf Erkundungstour geht, Nebenmissionen angeht oder einfach wichtige Materialien und Waffen sammelt. Das soll aber nicht wirklich stören. Weitere bekannte Elemente sind das Aufleveln, das passiert erneut durch die Krankenschwester Tatiana bzw. eingesammelter Schleim, den hauptsächlich Gegner fallen lassen, funktioniert sowie die Spiegel, die einen in Sebastians virtuelles Büro bringen, wo man auch verschiedene Waffen mit Waffenteile aufrüsten kann und auch einen Schießstand besuchen darf.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Psychos, Zombies, Geister und Familie[/perfectpullquote]
Die Jungs von Supernatural hätten hier ihre Freude. Sebastian darf sich nämlich durch allerlei Monsterzeug kämpfen. Während hauptsächlich mutierte Zombies in verschiedensten Formen dir das Leben schwer machen, zeigt sich Mikami kreativ mit einem wiederkehrenden Leichenhaufen-Monster mit Kreissäge am Arm, diversen grauenhaften Zwischenbossen und sogar einem unbesiegbarem Geist, den man in Outlast-Marnier durch schleichen und weglaufen immer mal wieder umgehen muss. Am interessantesten ist aber erneut der Hauptantagonist, zu dem ich nicht zu viel verraten will, doch Ähnlichkeiten mit Ruvik aus dem ersten Teil aufweist und übernatürliche Kräfte besitzt. Die Zusammentreffen mit ihm sind meist ziemlich verrückt, denn im STEM kann einfach alles passieren, so wird man immer wieder in bizarre Welten geworfen und muss diesen erst mal entkommen. Passiert das wirklich, oder nagt die Psyche an Sebastian?
Mikami hat sich mit Autor und Schauspieler Trent Haaga einen Meister seines Fachs geholt. Dieser spinnt die Story des Erstlings weiter und geht dabei viel mehr auf die Charaktere ein. Wir erfahren so endlich was mit seiner Frau passiert ist, was Kidman eigentlich für eine Rolle spielt und vor allem tauchen wir tief in Sebastians Psyche und Vergangenheit ein, so dass wir hier umso mehr mit dem Hauptprotagonisten mitfühlen und –fiebern. Dieser ist dieses Mal außerdem fast immer auf sich alleine gestellt, was die Atmosphäre noch etwas dichter macht, denn im Vorgänger begleiteten Kidman und Kollege Joseph Oda, die aber ehrlich gesagt beim Schießunterricht vermutlich immer blau machten. Dafür trifft man hier und da auf Mobius-Soldaten und Techniker, die einem mit Rat zur Seite stehen oder lohnenswerte Nebenquests anbieten. Diese verschanzen sich normalerweise in einem Unterschlupf, wo man zudem speichern oder die Werkbank verwenden, seine Lebenspunkte mit einer Tasse Kaffe auffüllen und den erwähnten Spiegel finden kann.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Dichte Atmosphäre, leicht hinkende Technik[/perfectpullquote]
Leider hat sich dahingehend nicht allzu viel getan. Klar der zweite Teil bietet mehr Details, gute Lichteffekte und generell eine schicke Optik, mit dem Referenzwerk Uncharted 4 kann man aber bei weitem nicht mithalten. Das soll jetzt nicht wirklich dem Horror Abbruch tun, aber da wäre auf jeden Fall noch mehr drin gewesen. Das Leveldesign ist aber gelungen, sehr abwechslungsreich und zum Setting passend. So auch der Sound, sowie die deutsche Synchro, die bekannte Hollywood-Stimmen beinhaltet. Sebastians Sprecher Sasha Rotermund kennen die meisten wahrscheinlich von Benedict Cumberbatch. Das Spiel läuft auch stets flüssig und nur selten sind mir Clipping-Fehler aufgefallen. Man merkt aber dass man der Leistung wegen an manchen Ecken einfach ein paar Details weglassen musste und so wirken manche Orte etwas karger als man das erhofft. Doch andererseits achtet man wieder auf Details wie zum Beispiel dem Hemd von Sebastian, das immer mal wieder durchgeschwitzt wird.
Etwas nervig ist auch auf der PS4 die Steuerung, bzw. das Zielen, das trotz Zielhilfe hier und da etwas herumspackt. Außerdem hat man bewusst die Kamera sehr nahe an Sebastians Schulter platziert, was etwas mehr den Horror fördern soll, indem man die Übericht einschränkt, was aber logischerweise gleichzeitig ein nerviges Manko ist.
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