Satte elf Jahre ist es nun her, als Fumito Ueda mit Shadow of the Colossus seinen letzten kreativen Hit landete und somit die Playstation 2 auf ein neues Level katapultierte. Umso mehr freute ich mich, als mich die Nachricht ereilte, dass mit The Last Guardian ein weiterer TopHit aus dem Hause Ueda in den Startlöchern steht. Diese Eilmeldung liegt aber nun doch auch schon wieder einige Zeit zurück (E3 2009) und The Last Guardian kämpfte mit zahlreichen Verschiebungen und die Fans gaben die Hoffnung auf einen Release langsam auf. Doch nun ist es endlich soweit, nach 9 Jahren Entwicklungszeit steht endlich das Fantasy-Epos in den Händler-Regalen und wartet darauf, von uns verschlungen zu werden. Ob sich die Vorfreude ausgezahlt hat, lest Ihr in unserem Test.
Hui, wo bin ich hier, was mach ich hier und wie zum Teufel komme ich hier wieder raus? Moment mal, was ist das denn? WTF?! Genau diese Worte kamen aus meinen Mund, als ich die ersten Sekunden von The Last Guardian spielte. Stimmt schon, der Schluß ist nicht ganz Jugendfrei aber genauso war es. Der sogenannte Ausruf der Begeisterung überkam mich, als ich mich mit dem kleinen Jungen (unsere Spielfigur) in dem Kolosseum aus Stein etwas genauer umsah und die Kreatur erblickte. Kreatur?? Richtig gelsen! Die Kreatur namens Trico, eine Mischung aus Hund, Katze und Vogel, welche ungefähr 2 Stockwerke groß ist. Was macht das Vieh denn hier? Kann ich es anfassen ohne gefressen zu werden? Willst du mein Freund sein? So ging es in meinem Kopf weiter und schon war ich wieder ein kleiner Junge vor dem Bildschirm, welcher einfach nur noch die Kreatur streicheln wollte. Doch leider stellte sich schnell die Ernüchterung ein, denn die Kreatur wollte das nicht.
So lästig ich auch war, Trico fraß mich zwar nicht, staß mich aber immer wieder weg und treibte mir somit Tränen in die Augen. Ganz so dramatisch war es zwar nicht, aber ich musste mir natürlich etwas einfallen lassen, wie ich das Vertrauen von Trico erobern konnte! So begann ich zu beobachten und schnell wurde mir klar, dass mit Trico etwas nicht stimmt. Der Arme konnte nicht mehr aufstehen, da ein Speer tief in seiner Schulter steckte und dem Großen starke Schmerzen bereitete. Somit war meine Aufgabe klar, Speer raus und Trico streicheln 🙂 Doch wie komme ich zu dem Speer ohne ständig weggestoßen zu werden? Richtig mit Futter! Das Vertrauen von Tieren gewinnt man in der Regel immer mit Futter und auch in The Last Guardian kann man mit Hell leuchteten Holzfässern mit Futterinhalt, das Vertrauen von Trico gewinnen. Also schnell den großen Vogel füttern, mit einem Satz rauf auf das Vieh und per Tastendruck und Analogstick den Speer aus der Haut raus ziehen. Das Schmerzt natürlich und wir müssen Trico beruhigen. Wie geht das am Besten? Richtig, mit zärtlichen Streicheleinheiten. Leider geschieht das automatisch durch das Halten der Kreistaste und nicht wie erhofft mit dem Touchpad, wo ich es selber in der Hand habe. Trotzdem durfte ich endlich die Kreatur berühren und der Tag war gerettet. Genau das ist in etwa der Kern von The Last Guardian, die Interaktionen mit Trico. Aber The Last Guardian ist kein besseres Tamagotchi, NEIN es ist so viel mehr! Es ist eine Achterbahn der Gefühle, gekoppelt mit einer fantastischen Landschaft und einer Freundschaft, welche in der Videospielbranche seinesgleichen sucht.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Ein Geschichte die zu erzählen weiß[/perfectpullquote]Wer bereits ICO und Shadow of the Colossus gezockt hat, der weiß wie einzigartig deren Geschichte war. Auch The Last Guardian knüpft an dieser Tradition an und knallt uns eine einzigartige Geschichte vor den Latz, welche durch den geschickten Einsatz der Hintergrundmusik und der grandiosen Spielwelt eher an eine Meditations-DVD erinnert, als an ein Videospiel. Jetzt nicht falsch verstehen! Ihr werdet bei The Last Guardian auf keinen Fall einschlafen, im Gegenteil! Ihr erlebt eine spannende Reise durch eine fantasievolle Welt, löst zahlreiche Rätsel und sucht mit euren neuen Freund einen Weg zum Ziel. Auf dieser Reise seid Ihr voneinander mehr oder wenig abhängig, denn der Junge ist klein und erreicht somit Stellen die Trico nicht erreicht und umgekehrt genauso. Das hört sich jetzt alles absolut Wundervoll an, ist es auch, aber leider hat diese Spielmechanik auch Ihre Tücken und wird gerade am Anfang des Spiel schneller als geglaubt zum Geduldsspiel. Denn Trico hat seinen eigenen Kopf und somit warten wir teilweise unnötig lange, bis Trico den Sprung in den nächsten Abschnitt wagt. Dies wird zwar im späteren Spielverlauf besser, da wir durch den weiteren Vertrauensaufbau Trico nun Befehle erteilen können, aber so richtig flüssig läuft es letztendlich nicht. Aber wir haben doch Zeit 🙂 Dennoch eine Kritik auf höchstem Niveau, denn die Animationen von Trico sehen absolut Weltklasse aus und bringen uns immer wieder ins Staunen. Gerade dann, wenn sich Trico in Rage gerät und mit unseren Feinden kurzen Prozess macht.
Doch was ist eigentlich unsere Aufgabe? Hm, das sollte eigentlich ein Geheimnis bleiben, denn durch Spoiler könnten wir euch die Spielerfahrung nehmen, welche wir in den zahlreichen Stunden erlebt haben. Leider bietet das Spiel in den ca. 20 Stunden Spielzeit etwas wenig Abwechslung, denn das Grundprinzip bleibt immer dasselbe. Umsehen, Weg herausfinden, Weg freimachen und ab zum nächsten Abschnitt. Zum Schluss bietet das Spiel zwar noch ein paar Highlights aber insgesamt doch etwas zu wenig. Dennoch ist es eine wundervolle Reise, voller Überraschungen und absolut sehenswert. Auch gerade wegen Trico, der uns immer mehr ans Herz wächst!
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]9 Jahre Entwicklungszeit? Das muss man doch sehen![/perfectpullquote]Eins schon mal vorweg, in The Last Guardian erkennt man sofort das Herzblut, welches in dieses Projekt gesteckt wurde. Die Animationen sind ein absoluter Hingucker und die Liebe zum Detail erweicht unsere kritische Ader. Auch der hervorragende orchestrale Soundtrack sorgt für die nötige Atmosphäre.
Aber wie in zahlreichen anderen Spielen, schleichen sich auch in The Last Guardian ein paar Clipping Fehler ein. Größter Kritikpunkt ist aber das Performanceproblem. Das Spiel läuft auf der Playstation 4 einfach nicht flüssig und kämpft immer wieder mit starken Einbrüchen der Framerate. Auf der PS4 Pro läuft es zwar im 1080p Modus absolut sauber, aber in 4K treten auch wieder die bereits beschriebenen Performanceprobleme auf. Ansonsten können wir nicht wirklich viel bemängeln, die Texturen sind scharf, die Landschaft grandios und Trico ist mein neuer bester Freund 🙂
Endlich ist es da. Die Vorfreude hat sich ausgezahlt und The Last Guardian bietet das, mit dem ich gerechnet habe. Eine spannende Reise, vollgepackt mit Rätseln und Sprungeinlagen, eine dichte Atmosphäre und eine Beziehung zwischen Mensch und Tier, welche seinesgleichen sucht. Auch wenn sich hinter Trico kein echtes Lebewesen verbirgt, so entwickelt man dennoch im Laufe des Spiels echte Gefühle. Auslöser hierfür sind die realitätsnahen Eigenschaften (wie das Kratzen hinterm Ohr, oder das kurze Zucken eines Muskels), welche Trico so lebendig wirken lassen. Garniert mit einer wunderschönen Optik, einer grandiosen Spielwelt und einem würdigen Ende, ist The Last Guardian genau das, was man von The Last Guardian eben erwartet. Ich zieh den Hut vor Fumito Ueda und kann jedem Besitzer einer Playstation 4 diese fantastische Reise nur wärmstens Empfehlen.