The Last Oricru | Test

Ein gut gemeinter Witz auf einer traurigen (Spiel-)Beerdigung …

SoulsLite! Mit diesem Slogang hat Entwickler GoldKnights die Spielankündigung von The Last Oricru beschrieben. Es soll also nicht ganz zur Verzweiflung treiben wie die großnamigen Souls-Gebrüder! Ein Ansatz den (vor allem) ich gut verstehen kann. Interessante Mixtur, die uns hierbei geboten wird: Drohnen und Spaceships in mittelalterlichen Umgebungen? Spannend, oder? Auf den ersten Blick verspricht das RPG frischen Wind in die staubige Souls- und RPG-Wüsten dieser Konsolenwelt zu bringen. Ob der Inhalt der Verpackung für Qualität steht, lässt sich nur am Pixel-Prüfstand testen. Also auf geht’s! Folgt mir auf einen fremden Planeten für neue Abenteuer … oder lasst es sein und lasst euch zum 173ten Male von König Allant niederstrecken (bis der Controller fliegt).

The Last Oricru: Test

Tauche ein in die vergessene Vergangenheit der Welt und decke die Verschwörung auf, die in den Schatten der Ereignisse lauert.

THE LAST... WAS?

 

Ja richtig gelesen: Zunächst erfährt man lange Zeit nicht im Spiel was denn so ein Oricru wirklich zu sein scheint. Wie so vieles wissen wir als Spielfigur Silver (nicht Gold) zu Beginn des Spieles nicht. Nur dass wir scheinbar ein unsterblicher Mensch auf einem fremden Planeten sind, der aktuell von einem Völkerkrieg heimgesucht wird. Nun gut … „Unsterblich“ stimmt nicht ganz. Man kann unsere zu Fleisch gewordene Hülle schon niederschmettern, verkokeln, durchlöchern, zermalmen, dreschen, usw. jedoch werden wir von mensch-ähnlichen Wesen, den sogenannten Naboru wiederbelebt. Scheinbar sollte unser zuletzt ersteigertes Accessoire, ein Gürtel, dafür Sorge tragen.

Prompt werden wir nach der letzten Belebung ins Training geschickt. Man möchte ja den Leg-Day nicht skippen. So machen wir uns auf und ziehen erneut in die vermeintliche Welt. Die versklavte ratten-ähnliche Rasse der Ratkins (wohl gewählter Name GoldKnights … wohl gewählt) lehnen sich gerade gegen ihre Herrscher auf. Welche Front wir unterstützen und für was wir unsere unzähligen Leben hingeben obliegt alleine uns … Achja, fast vergessen: Es gibt Raumschiffe auch … und KI’s die mit uns sprechen … und spacige Raumanzüge statt mittelalterliche Rüstungen. Wollte es nur erwähnt haben.

KRIEG IST WITZIG

 

Die einleitende Parodie beschreibt inhaltlich recht gut den Werdegang der ersten Spielstunden. Zunächst wissen wir nicht so recht, was es mit dem irrwitzigen Setup auf sich hat. Dies wird aber schnell aufgeklärt und macht sogar durchaus Sinn. Sinn sogar soweit, dass man einen ernsten Hintergrund in der Spielgeschichte wahrnimmt. Diese steht beim Titel eigentlich auch im Vordergrund und hätte durchaus zu Potenzial ausreifen dürfen. Wenn da nicht dieser Witz wäre. Und gerade ich bin ein Gamer-Kollege der gerne mal einen frisch eingestreuten Witz in eine ernste Angelegenheit einwirft.

 

Was zunächst wie ein danebengegriffener Dialog oder schlechte Übersetzung wirkt, ist aber (leider) bittere virtuelle Realität in The Last Oricru. Unser Held Silver schmeißt nur mit unpassenden Phrasen und Wortwitzen um sich, dass es die englischen Balken biegen würde. Zu Beginn lockert es die Story immens auf und bringt frischen Wind hinein. Über die Spielstunden hinweg fragt man sich aber traurigerweise, ob ein Völkerkrieg mit Sklaverei und bitterernsten Entscheidungen, die sofortige Auswirkungen zeigen, wirklich von einer derartigen Komödie bereichert werden. Silver bringt nämlich übertrieben häufig zu ernsten Themen britisch aufgesetzten Humor (welcher durch den britischen Akzent noch verstärkt wird). Und ich spreche hier nicht von Nathan Drake Humor, sondern vom Duke Humor. Wenn das restliche Spiel dem (ungewollten) Ernst folgen würde, wäre alles gut gelungen. Dem ist aber nicht so. Und so fühlt es sich an, als würde man Ratchet und Clank durch The Last of Us steuern. Weird …

Zu den Fakten: The Last Oricru prahlt an ganzer Front mit dem Setup. Mir gefällt die passende Mixtur aus Mittelalter und SciFi sehr gut. Abgerundet wird dies durch passende Waffen, futuristischen Speicherpunkten und eine Anleitung per KI-Kopf, der uns immer wieder die Hauptaufgabe vor Augen hält. Wie gesagt: Schlüssig verpackt (ohne Spoiler an der Stelle)! Gut gelungen! Das Aufleveln unseres Helden ist ebenfalls gut durchdacht. Wir investieren Punkte in verschiedene Eigenschaften wie Stärke oder Geschicklichkeit. Je nach Invest erhöhen sich bestimme Waffengattungen oder auch nicht. Schnellere Waffen profitieren von Geschicklichkeit. Zweihandwaffen wiederum von Stärke. Sinnvoll und simpel.

Der Begriff „Soulslite“ kam vom Entwicklerteam selbst. Der Spagat gelingt zu Beginn des Spiels nicht wirklich. Und am Ende auch nicht. Allerdings vice versa: Zu Beginn ist das Spiel recht zermürbend, ähnlich wie die Souls-Reihe oder gar Bloodborne. Die Gegnerangriffe sind oftmals zu schnell oder (ja das geht auch) viel zu träge, als dass die Vorhersage „ins Soul-Blut übergeht“. Ein paar Hits und wir segnen das Zeitliche. Das wiederum witzige an der Sache ist, dass es sich nach einigen Spielstunden komplett konträr umkehrt. Sobald die erste Waffe in den Händen gehalten ist, die bei Treffern Lebensenergie absaugt und der eigenen zuführt bietet The Last Oricru keine Herausforderung mehr. Besser wäre gewesen man benennt den Titel um: „The Last Lebens-Absaugendes-Schwert-Finden-und-alles-Töter“. Wäre passender gewesen. Hätte aber vermutlich am Cover keinen Platz gefunden. Schade auch.

GO HOME, SILVER!

Was bleibt dann noch zu sagen? Achja! Die Spielentscheidungen, welche oftmals wirklich bittere Entscheidungen beherbergen sind durchaus gut gelungen. Oftmals steht man nur vor schlechten Auswahlmöglichkeiten und muss „das kleinere Übel wählen“. Gut gemacht. Wäre da nicht wiederum der bereits erwähnte Wortwitz hinterher, der den Tod des angebundenen Sklaven überschattet … im negativen positiven Sinne … oder doch positiven negativen Sinne? Ach ihr wisst was ich meine … die Stunden in der Welt von Oricru haben auch meinen Schreibstil wohl beeinträchtigt.

 

Die Grafik ist alt. Die Steuerung plump. Die Welt nicht gerade wirklich am Leben. Alles wirkt bieder und undetailliert. Obwohl die Levelstrukturen, der Einsatz der SciFi-Komponenten und auch die eingebauten Charaktere durchaus gelungen sind macht The Last Oricru leider sehr viel falsch. Viele Glitches, einige Bugs und eine Animationsqualität, dass sogar Quentin Tarantino grausen würde, ziehen den Titel von B auf C hinunter. Lediglich als Couch-Koop macht der Titel durchaus Spaß. Hierbei gerät die niedere Grafik in den Hintergrund und der Witz in den Vordergrund. Schade, dass man dann doch so viel in eine liebevolle Geschichte und Charakterdetails gelegt hat.

Ich könnte jetzt noch Details zu den vielen Fraktionen und deren Verflochtenheit untereinander preisgeben, jedoch muss ich euch offen sagen, dass alles von diesen Witzen dermaßen an Schwung und Intensität verliert, dass es sogar mir zu unwichtig war, welche Fraktion an die Macht kommt oder den Krieg sogar gewinnt. Man hätte sich eben zwischen Duke Nukem ODER Mass Effect entscheiden müssen. Ein Duke Effect oder Mass Nukem passt einfach nicht in die Spielregale dieser Welt. Klischees oder Genre werden aus guten Gründen erfunden und gelebt. Man möchte als Gamer doch wissen worauf man sich die nächste Stunde (oder 17 Stunden) einlässt. Gemischte Gefühle sind da eher nicht unser Ding. Das lassen wir lieber auf der Comic Con bei der etwas beleibteren Lea aufkommen, als vor dem Spielgerät.

FAZIT

PRO

  • (gewollter) Witz?!
  • SciFi-Middleage-Mix
  • Intelligentes Waffensystem

KONTRA

  • (ungewollter) Witz?!
  • Grafik der alten Generation
  • Plumpe Steuerung
  • Schwierigkeits-Umkehr ab Spielmitte
  • Verwirrende Erzählweise
6.8

Ausbaufähig

Gameplay - 7.2
Grafik - 6.3
Sound - 6.6
Inhalt - 7.3
Atmosphäre - 6.4
Seitdem ich zum ersten Mal einen Controller in der Hand hielt wusste ich, dass dies eine Freundschaft fürs Leben wird. Bis heute ist der digitale Sport für mich fixer Bestandteil meiner Freizeit. Mit AustriaGaming ist er sogar zum Teil zur Berufung geworden. Favorisierte Spiele sind für mich aus dem Genre Horror, SciFi und RPG mit viel geschichtlichem Tiefgang. Gerade innovative und alternative Games ziehen mich öfters in den Bann.
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