Survival-Enthusiasten aufgepasst! Es gibt einen neuen Emporkömmling am Firmament. Um genau zu sein am Polar-Firmament in der kanadischen Wildnis! The Long Dark kündigt sich als innovativer Single-Player-Survivor-Titel an mit einer riesigen Sand … oder sollten wir hier besser von einer Schneekiste sprechen? Gepaart mit einer episodenartig aufgebauten Hauptstory soll der Titel auch über eine Vielzahl von Spielstunden den einsamen Zocker vor den Bildschirm fesseln. Ob der Titel auch in der schneidenden Kälte des PixelCritics-Tests standhält erfahrt ihr im nachfolgenden Review.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Und da war … Nichts![/perfectpullquote]
Zu Beginn sei gleich erwähnt, dass während der Testphase bei PixelCritics bisher zwei der 5 geplanten Hauptstory-Episoden verfügbar waren. Daher bitte jeglichen Kommentar und Wertung auf den aktuell zugänglichen Episodenkatalog bedenken.
Der Einstieg in den sogenannten „Wintermute“-Storymodus ist gleichzeitig fulminant wie simpel. Nach einem Flugzeugabsturz finden wir uns als Will in der eisigen kanadischen Kälte wieder und suchen vergeblich unsere Begleiterin Astrid. Natürlich ist diese von der Anhöhe, von der wir selber als engagierter und kräftiger Mann anfangs nicht entfliehen können, geflohen oder gar verschwunden. Zunächst bleibt uns daher nichts anderes übrig als wieder zu Kräften zu kommen, um natürlich heldenhaft wie wir sind uns auf die Suche nach Astrid zu machen. Nachdem wir uns beim Absturz jedoch an der Hand verletzt haben ist eine erste Self-Care anzuwenden.
Gleich dazu lässt sich erwähnen, dass die Menüführung äußerst simpel und dennoch komplex gehalten ist. Am Hauptbildschirm unseres Charakters sehen wir dazu insgesamt vier Statusbalken. Diese sind Hunger, Durst, Energie und Wärme zugeordnet. Je höher / voller der Balken desto luxuriöser fühlt sicher Aufenthalt in Kanada gerade an. Fällt jedoch einer der Balken bedingt durch äußere Einflüsse, wie Wind, körperliche Anstrengung oder simpel durch Zeit (Hunger und Durst) droht der Luxusaufenthalt ein tödliches Ende zu nehmen. Diesem muss durch altbewährte Maßnahmen entgegengewirkt werden. Essen, Trinken, Schlafen, Feuer machen … nur dies ist gerade in der kanadischen Wildnis die Herausforderung pur.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Schnee, Bären und Astrid?[/perfectpullquote]
Diese Herausforderung lässt sich durch den anfänglich einstellbaren Schwierigkeitsgrad erheblich beeinflussen. Solange dieser niedrig bleibt, greifen Tiere wie Bären und Wölfe nur sporadisch und eher zögerlich an. Am härtesten Schwierigkeitsgrad geht dann bekanntlich wirklich um die Wurst. Einflüsse von außen sind massiver und wirken sich länger aus. So bedarf es zur Wundheilung erheblich mehr Aufwand als ein simples Pflaster drauf. Die gelungene Schwierigkeitsabgrenzung sei an dieser Stelle explizit löblich hervorgehoben.
Zurück zu unserer kalten Realität. Um uns in der Wildnis anfänglich zurechtzufinden müssen wir klassisch Holz oder anderes Brennbares finden und zusammentragen. Gepaart mit einfachen Streichhölzern steigern wir den Wärme-Balken so gut es geht. Mit gefundenen Medikamenten behandeln wir unsere Wunde an der Hand oder zugefügte Verbrennungen. Dabei bietet das Baukasten-Prinzip zum Überleben realistisch durchdachte und sinnvolle Dinge. Nachdem das Lagerfeuer brennt, kann man daran mit Schnee und einer alten Dose Wasser schmelzen. Direkt getrunken kann dies jedoch Infekte erzeugen. Daher sollte man es mit Brennstoff direkt abkochen um reineres Wasser zu generieren. Dazu sind natürlich Ressourcen und vor allem Zeit notwendig, die oftmals knapper als knapp sind. Frust birgt das Spiel natürlich (auch realistisch bedingt) wenn das Feuermachen erst beim vierten Anlauf klappt und unnötig wichtige Ressourcen frisst.
Diese einfachen und dennoch gut durchdachten Spielprinzipien sind in vielerlei Hinsicht anwendbar. Stoffelemente können am Gewand angebracht werden um besseren Wärmeschutz zu bieten. Gegenstände lassen sich zu sinnvolleren kombinieren umso das Überleben in der Wildnis um einen weiteren Tag zu verlängern. Genial durchdacht!
Story-technisch hat The Long Dark ebenfalls einiges im Petto. So erfahren wir in naheliegenden Dörfern, dass die Einheimischen scheinbar vor einer mysteriösen Erscheinung fliehen. Erst nach Erledigung kleinerer Quests helfen uns die Einwohner und bringen uns notwendige Information zum Verbleib unserer ach so geliebten Astrid. Zwei der bisher fünf Episoden sind großartig menschlich in Szene gesetzt und lassen auf mehr hoffen.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Schneekiste-Deluxe[/perfectpullquote]
Im parallel verfügbaren Endless-Modus werden wir simpel in eine auswählbare Umgebung geworfen und sollen Überleben … solange es nur irgendwie geht! Dieses einfache Spielprinzip hat mich zu Beginn nach dem Story-Eintritt etwas verängstigt und ist bestimmt nicht für Jedermann gedacht. Zu Beginn findet man sich in der üblichen Start-Up-Routine wieder. Erstes Überleben durch Materialsammlung und Suche eines ersten Unterschlupfes. Wer denkt man könne sich ein gemütliches Wohnheim einrichten und stolz ausharren hat sich jedoch tief geschnitten. Wölfe und Bären attackieren regelmäßig unseren Standort in der Hoffnung selbst das Überleben für weitere tage zu sichern. Je nach eingestelltem Schwierigkeitsgrad verfolgen uns die vierbeinigen kanadischen Waldbewohner über weite Strecken und machen uns die Wildnis wahrlich zur eingefrorenen Hölle. Zumeist führt ein mittelschwerer Angriff auf härteren Schwierigkeitsgraden unweigerlich zu massiven Problemen, da Verletzungen folgenschwer und hartnäckig bleiben. Realismus pur!
Hat man den anfänglichen Trott und die ersten Angriffe überstanden bietet es sich an die Wildnis zu erkunden. Grafisch lässt sich zwar einiges betrachten, jedoch geht leider durch den gewählten Grafikstil einiges an Detailismus verloren. Da wäre bestimmt mehr drinnen gewesen, um die Survival-Erfahrung noch authentischer zu gestalten. So lassen sich zwar einige ansehnliche Orte, wie verlassene Hütten, eingefrorene Schiffe oder alte Ruinen entdecken und begehen, mehr ist jedoch in weitläufigen Wäldern nicht zu finden.
Wie das Genre bereits vermuten lässt ist der digitale Tod permanent und man muss wieder von vorne starten. Für Survival-Enthusiasten genau das richtige, für alle anderen eine fragwürdige Wiederspiel-Eigenschaft.
[amazon_link asins=’B07DLGRXT4,B079SNFSSD‘ template=’ProductCarousel‘ store=’austriagaming-21′ marketplace=’DE‘ link_id=’a93cd24c-bb3b-11e8-bbb0-9b5329d78dad‘]Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entwickler auf der ganzen Strecke eine tolle Arbeit abgeliefert haben (bisher). Sowohl der Story-Modus als auch der Endless-Modus sind mehr als gelungen und erfüllen alle Ansprüche, solange man weiß was einem erwartet. In den Mainstream wird das Spiel mit seinem Genre wohl eher nicht eingehen. Dennoch auch ein wertvoller Tipp für Mainstream-Spieler, welche den Spielehorizont um die kanadische Linie erweitern möchte!Alles in Allem bietet The Long Dark eine toll erzählte Geschichte verpackt in einer gewollt realistischen Überlebens-Umgebung. Knifflige Situation und herausfordernde Umstände sind vorprogrammiert und machen The Long Dark zu einem außergewöhnlichen Spielerlebnis. Fehlender Detailismus im grafischen Bereich und eventuell langatmiger Spieleinstieg sind zwar auf der Contra-Liste vermerkt, trüben den Spielspaß jedoch nur in geringem Maße. Wir erwarten noch drei weitere fulminante Episoden um endlich die Frage zu klären, wo Astrid geblieben ist und wie wir sie retten können.