2K steht üblicherweise für eine hervorragende Spieleschmiede. Bei dem Namen schießt mir in Bezug auf das Horror-Genre gleich einmal die grandiose Bioshock-Trilogie in den Kopf. Nun wagen sich die Digital-Arbeiter an das Genre des interaktiven Films, welches auf den Konsolen und PC’s bereits mehrfach durchaus unterhaltsame Ableger hervorgebracht hat. Mit The Quarry ist das Setup eines 90er-Jahre Teenie-Horror-Films aufgegriffen und neu interpretiert. Wir dürfen wiederum Jugendliche durch allgegenwärtige Gefahren des Waldes und vor Ungeheuern steuern. Ob der Inhalt, die Umsetzung und vor allem das Feeling von The Quarry überzeugen kann, lest ihr im nachfolgenden Review.
WELCOME TO HACKETT´S QUARRY
Willkommen in Hackett’s Quarry! Der Lodge tief im Wald, wo Jugendliche zu sich finden, und für den Sommer abschalten können. Der Betreiber, Chris Hackett (verbildlicht durch den berühmten Schauspieler David Arquette) ist ein freundlicher wohlgesonnener Mann, welcher bereits vielen Jugendlichen geholfen hat. Die Jugendbetreuer, sind zumeist im teenager-alter befindliche Personen, welche selber das Camp genossen haben oder zeitweise aufgrund Monetenmangel dort arbeiten. Über die Charaktere kann man (leider) nicht viel neues erwarten. Es ist eine gesunde Mischung aus Männern und Frauen, aller Nationalitäten, Hautfarben und Charaktereigenschaften. Irgendwie schon langweilig … Natürlich haben die Damen und Herren untereinander über den Sommer einiges am Laufen gehabt, wodurch die ein oder andere Romanze oder Liebschaft am Lodern ist.
Am letzten Tag der Abreise geht (wie unvorhersehbar) unser fahrbarer Untersatz zu Bruch und wir sind gezwungen noch eine weitere Nacht (alleine) am Grundstück in der Lodge zu bleiben. Das freut die Jugendlichen natürlich ungemein … Party-Time. Vor allem nachdem Mr. Hackett sich entschließt alleine aufzubrechen, was zunächst sehr ominös erscheint, da er mit äußerstem Druck weg muss, sind die Jugendlich voller Tatendrang den letzten Abend in vollen Zügen zu genießen.
Jedoch macht ihnen ein (oder mehrere) Ungeheuer im Wald einen Strich durch die Party-Rechnung. Plötzlich verwandelt sich das gemütliche Lagerfeuer in eine Katz und Maus-Jagd quer durch den Wald und diverse Schauplätze nahe der Lodge. Die Teenies werden scheinbar von Werwolf-artigen Tieren attackiert und (wenn der Spieler versagt) regelrecht zerfleischt. Wer überlebt, wer stirbt und vor Allem ob die Geheimnisse rund um Hackett’s Quarry aufgedeckt werden entscheidet ihr selbst in der altbekannten Manier der Entscheidungen und Quick Time Events. Was es mit dem Betreiber der Lodge, einem düsteren Cop und einer alten Lady auf sich hat ist durchaus filmreif, so viel und nicht mehr sei erwähnt.
WER-WAS? NICHT SCHON WIEDER!
Ja das Schlagwort Werwolf ist gefallen. In The Quarry geht es vorrangig um dieses Thema. Nichts Neues, aber auch nicht unbedingt das ausgelutschteste Horror-Thema. Leider bietet The Quarry geschichtlich nur mauen Tiefgang, wie man es eigentlich von derlei Spielen erwarten sollte. Die Story ist für Eingesessene bereits nach gut 2 Stunden erkennbar und trifft auch zu. Nichts Innovatives hier also. Dennoch ist das Setup und der Verlauf durchwegs unvorhergesehen und lässt oftmals überrascht die Augen aufreißen. Und nun Schluss mit dem Inhalt. Weiter zum nächsten Thema.
Das nächste Thema ist leider nicht so prickelnd … die Technik. Ich wurde auf der PS4 geplagt von Clipping-Fehlern, doppelten Stimmen und dem klassischen Closed-Eye-Syndrome, wo die Charaktere über weite Strecken von Unterhaltungen die Augen geschlossen hatten. Seltsamer Fehler, der durch die Endkontrolle des Spiels gerutscht sein muss. Zumal hörte ich die Stimme bereits sprechen weit bevor die Konversation begonnen hatte. Dies tötet die Atmo schneller in einem Horror-Spiel ab als man dreimal schnell hintereinander Buggyman sagen kann. So mäßig horror-lastig ist dann leider auch die Stimmung für mich ausgefallen. Schade eigentlich, da die Konversationen und Verläufe oftmals richtig gut ausgesehen hätten.
Die Steuerung ist altbekannt. Nach derlei Konversationen, in denen wir harte Entscheidungen oder Meinungen vertreten, steuern wir gemischt die einzelnen Charaktere durch die Gruselwälder um die Lodge. Plötzliche oder oftmals vorhersehbare Quick Time Events entscheiden dann oftmals über den weiteren Verlauf der Geschichte oder über das Leben und Sterben unserer Helden. Kennen wir schon. Schade finde ich, dass hier nur ein Bruchteil der möglichen Eingabevarianten am Controller genutzt werden. Entweder schnelle Richtungsangaben machen oder die klassischen vier Buttons schnell drücken. Manchmal dürfen wir auch den Atem anhalten, bis die Gefahr gebannt wird. Dies müssen wir durch halten einer Taste so lange machen bis die Gefahr (welche durch Farbe am Bildschirmrand angezeigt wird) vorüber ist und wir loslassen dürfen. Abwechslung, aber auch nichts Neues. Ich erinnere mich an Stillhalten des Controllers oder gar irrwitzig schräge und schwierige Tastenkombination am Controller. Das war in namhaften Vorgängern des Genres richtig innovativ und fehlt hier leider total.
Ansonsten macht The Quarry alles richtig, übertrumpft es allerdings nicht. In knapp 8 Stunden ist man mit der Story durch. Es gibt insgesamt 186 verschiedene Enden, wobei vermutlich die Hälfte sich nur in Nuancen unterscheidet. Bis zu dem Punkt, wo alle überleben gibt es natürlich auch den Fall, dass keiner überlebt und das große Geheimnis nicht gelüftet wird. Stirbt ein Charakter, was durchaus plötzlich unvorhergesehen passieren kann, wird man gefragt, ob man eines von drei Leben einsetzen möchte und die dazu führende Entscheidung revidieren möchte. Kluge Idee, welche ich selber anwenden musste, da oftmals kleine Entscheidung wirklich große Effekte nach sich ziehen.
I WILL (NOT) SURVIVE!
Spielerisch lässt sich noch einiges sagen. Man kann die Geschichte von The Quarry in verschiedenen Arten erleben. Klassisch als Einzelspieler. Klassisch als Mehrspieler Online mit bis zu 7 Spielern. Sogar als Couch-Koop bis zu 7 Spieler (ab dem nächsten Update) oder als Filmmodus. Im Filmmodus kann man den Controller getrost weglegen. Hier werden die Entscheidungen und Events per Zufall generiert und man sieht ein mehr oder minder gutes oder schlechtes geschichtliches Ende. Das ist eine tolle Idee für den ein oder anderen Gruselabend ohne Film-Idee.
Neben dem Willen zu Überleben müssen wir auch allerhand Hinweise einsammeln um die gesamte Geschichte der Lodge, den Betreibern und allen Beteiligten zu erhalten. Zugegeben das ist nicht unbedingt das größte Geschichtsziel, aber es deckt doch den ein oder anderen ungeklärten Hintergrund auf. Weiters finden wir im Wald und den darin befindlichen Orten diverse Tarotkarten, welche uns zwischen den Kapiteln von einer Wahrsagerin (spielt auch eine Rolle in der Geschichte) gedeutet werden können. Allerdings wird uns immer nur eine Karte gedeutet. Diese zeigt zumeist eine wichtige Entscheidung oder einen möglichen Tod eines Charakters. Die Auswahl will also gut überlegt sein.