Was haben ein Schwein, ein Junge mit abgebrochenen Schwert, ein Kind mit Polster und eine riesenhafte Frau gemeinsam? Richtig! Sie gehören als Todsünde den berühmt berüchtigten Seven Deadly Sins an und sind bereit dem britannischen Rittertum in den blechernen Hintern zu treten. Mit Witz, Charme und absurden Kämpfen schlagen wir uns quer über die Insel. Ob der Titel auf der Konsole etwas taugt, lest ihr im nachfolgenden Review.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Gerüchteküche[/perfectpullquote]
Unsere (für mich bis dato noch unbekannte) Geschichte beginnt, wie so oft bereits, in einer Kneipe. Allerdings ist diese Kneipe etwas Besonderes, denn sie befindet sich auf dem Rücken eines riesigen Schweines und wird von Melodias, dem Zorn der Seven Deadly Sins, eine Bande berühmter Kämpfer, geführt. Als eines Tages eine Prinzessin mit dem Namen Elizabeth vorbei kommt und uns an den Kopf wirft, dass deren Reich von den Heiligen Rittern heimgesucht wird. Prompt machen wir uns mit unserem Hausschwein Hawk (… witzige Namenswahl) auf um die restlichen sechs Mitglieder der Seven Deadly Sins zu finden. Natürlich nur um der Prinzessin zur Hilfe eilen zu können.
Die stark an König Arthur erinnernde Geschichte ist Hauptaufleger, des neu erschienenen The Seven Deadly Sins – Knights of Britannia. Die Anime-Vorlage war mir offen gestanden bis dato unbekannt … und ich denke sie wird mir auch nicht lange im Gedanken bleiben. Grundsätzlich bietet The Seven Deadly Sins alles was man sich an einem Anime-Game wünschen würde. Witzige Hauptcharaktere, ein skurril-absurdes Kampfgeschehen, eine halbwahre Geschichte und witzige Dialoge. Achja … und ein kämpfendes Hausschwein!
Der Spielaufbau gestaltet sich ebenfalls auf den ersten Blick abwechslungsreich. Zwischen den Scharmützel und Quests wird uns die Geschichte in der Kneipe oder außerhalb im Graphical-Novel-Stil erzählt. Dazwischen geht es dann ordentlich zur Sache. Ob Gegnerscharren oder einzelne Bosskämpfe, die Kämpfe sind optisch imposant inszeniert und fordern durchaus. Ab und an müssen wir auch mit Elizabeth in der Umgebung diverse Gegenstände suchen und einsammeln. Bewacht werden wir dabei von Hawk, der uns tapfer verteidigt. Kämpfen können wir nämlich in der Gestalt von Elizabeth nicht und halten auch kaum mehr als zwei Treffer aus. Nach den anstrengenden Kämpfen finden wir uns in unserer geliebten Kneipe wieder, wo wir die Gerüchteküche mit unseren Kämpfen mehr oder weniger anheizen. Steigt der Gerüchte-Balken weiter an, werden neue Informationen, Missionen und Aufgaben auf der Karte abgedeckt, die es dann zu bereisen gilt. Das Spielkonzept ist durchaus überlegt und bietet einige Abwechslung.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Gier, Zorn oder doch nur Schwein?[/perfectpullquote]
Beim genaueren Hinsehen oder längerem Spielen werden dann doch die negativen Kritikpunkte mehr und mehr aufgedeckt. Die oftmals wiederholenden Kämpfe werden mit der Zeit dann doch recht trist und monoton. Die etwas verschlungenere Steuerung hindert dabei in einen fließenden Spielfluss überzugehen. So werden Kombos immer wieder durch Wartezeiten der Gegner unterbrochen, weil man warten muss, bis der Hauptgegner wieder aufsteht. Weiters ist eine Vermischung von starken und schwächeren Angriffen nicht möglich. Das Zielsystem ist überaus ungenau. Erst wenn man sich dem nächsten Gegner direkt zuwendet, wird dieser auch automatisch anvisiert. So gehen sehr viele Kombos und Attacken schlichtweg ins Leere, weil man den Charakter zuerst um einige Grad drehen muss bevor man wieder korrekt angreifen kann. Sehr ärgerlich …
Die Grundkämpfe sind relativ einfach. Hier gilt es einen Hauptgegner oder Gegnerhorden in einem bestimmten Zeitfenster zu besiegen. In Prüfungen bin ich nicht am Schwierigkeitsgrad der Gegner gescheitert, sondern zumeist an der Zeit! Das frustet zunehmend, weil eine künstliche Schwierigkeit erzeugt wird. Das muss nicht sein. Die Sammelmissionen mit Elizabeth sind zwar recht abwechslungsreich, nerven jedoch mit der Zeit. Auch hier also kein Langzeitmotivator zu finden.
Zumindest die Umgebung ist optisch ansprechend. Wälder, Städte und Höhlen sind toll in Szene gesetzt und wirken wie aus einem Anime direkt ausgeschnitten. Das haben wir jedoch bei aktuellen Ableger der Dragonball-Reihe ebenfalls schon gesehen. Also nichts Neues hier. Auch die zerstörbare Umgebung ist Nice-to-Have aber keine Ruderreißer.
Nach Vorantreiben der Geschichte schließen sich immer mehr und mehr Deadly Sins unserem Vorhaben an. So finden wir Diana eine riesige Frau (Verkörperung des Neids) im Wald. Diese hat, bedingt durch ihre Größe, immense Kraft und schlägt die Gegnermaßen mit nur wenigen Schlägen in die Flucht. Ban, die Verkörperung der Gier, finden wir in einem Gefängnis im Westen. Der schlaksige Kämpfer wirkt und spricht wie frisch aufgestanden oder verdammt high und hat ebenfalls einen gewissen Charme. Mich erinnert er stark an Zorro von One Piece. Aber an dieser Stelle keine Vergleiche bitte. Auch King könnte witziger nicht sein. Ein Kind mit Essstörungen und Kissen als Waffe / Schild. Die restlichen Kämpfer konnte ich im Test noch nicht Freispielen, werden jedoch ebenfalls witzig durchdacht sein.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Da hat es dann final wohl doch nicht gereicht …[/perfectpullquote]
Abgesehen vom mehr schlecht als recht durchdachten Kampfsystem bietet sich uns in der Kneipe die Herstellungsmöglichkeit verschiedener Gegenstände. Hier können wir beispielsweise unsere Kampfkraft verbessern, unsere Trefferpunkte erhöhen oder andere passive Fähigkeiten aktivieren. Die von Elizabeth gesammelten Gegenstände sind hier ausschlaggebend. Je nach Vorhandensein, schaltet sich am Herstellungsbrett ein neuere Gegenstand frei. Dabei sind bis zu 130 Gegenstände herstellbar. Beeindruckend! Diese können dann im Menü angelegt werden und in den Kämpfen genutzt werden. Abgesehen von den Hauptquests können hier im Menü auch Nebenquests abgeschlossen werden, um die Gerüchteküche weiter anzuheizen.
Mehr lässt sich über The Seven Deadly Sins eigentlich auch schon nicht mehr sagen. Der im Hauptmenü noch vorhandene Duell-Modus ist zwar recht nett, verliert jedoch ebenfalls rasch an Überzeugungskraft. Auch an dieser Multiplayer-Front also kein Sieg zu verzeichnen. Bleibt uns also nichts anderes übrig, als ab in die Kneipe und wieder auf der Map zum nächsten Kampf aufzubrechen. Ob dieses Spielprinzip einschlägt sei schwer in Frage gestellt. Zuletzt sei noch die originale japanische Sprachhinterlegung erwähnt, die zwar grundlegend sehr witzig ist, jedoch die meisten wohl eher nerven dürfte. Neben absurd übertriebenen Sterbelaute der Gegner sind auch die Schreie der Helden Muting-würdig.
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Leider schafft es The Seven Deadly Sins, trotz einiger Ansätze nicht in die Anime-Gaming Hall of Fame. Als solides Spiel für Zwischendurch oder für eingeschworene Fans ist es allemal eine Betrachtung wert. Allen anderen sei geraten auf artverwandte, bekanntere Titel zurückzugreifen.