Seit Mitte der Siebziger sägt sich der fiktive menschenhauttragende Serienmörder durch unglückliche Teenagerseelen, die (zumeist) ungewollt in seine sowie die Fänge seiner blutrünstigen, kannibalistisch veranlagten Familie geraten. Seit 1974 hat sich Leatherface zu einer waschechten Horrorfilm-Ikone und zu einem der berühmtesten Gesichter des Slasher-Genres gemordet. Nun erscheint nach dem letzten „Chainsaw“-Spiel von 1983 ein weiterer Ableger. Dieser wurde wie auch schon „Friday, the 13th – the Game“ von Gun Interactive veröffentlicht. Ich habe mehrere Runden auf der Xbox Series X für Euch gespielt und kann somit mein detailliertes Fazit zum Spiel abgeben.
UM WAS GEHT ES?
Das Intro, das ganz im Stile vieler 70er Filme mit rollendem Vorspann (siehe Star Wars) und einer schaurigen Stimme, die Vincent Price das Wasser zu reichen versucht, erzählt wird, nimmt die ungefähre Prämisse des Spiels vorweg – die Teenagergruppe um Ana begibt sich auf die Suche der Schwester letzterer und fällt dabei ebenfalls in die Hände der Kannibalenfamilie, die diese schlussendlich in deren Kellerverlies gefangen nimmt. Und für den Spieler gilt es folglich, einen Weg dort heraus zu finden.
„The Texas Chain Saw Massacre“ ist ein reiner Online-Multiplayer, der sich ähnlich wie „Friday the 13th“ spielt. Es werden per Zufall Runden erstellt und Spieler zusammengewürfelt, die vorher entscheiden, ob sie ein Mitglied der „Familie“ oder der „Überlebenden“ spielen wollen. Den Spielcharakter speziell kann man sich jedoch nicht aussuchen – So könnt Ihr zum Beispiel nicht auf Wunsch Leatherface steuern, sondern müsst Euch da unter Umständen auch mit anderen Familienmitgliedern wie etwa dem „Anhalter“ oder auch der Psycho-Dame Sissy abgeben.
Im Spiel müsst ihr, egal für welche Gruppe Ihr spielt, verschiedene Aufgaben erledigen, um an Euer Ziel zu gelangen. Als Familienmitglied gilt es selbstverständlich, die Überlebenden aufzuspüren und zu beseitigen. Um einem ersteres zu erleichtern, kann man den „Grandpa“ mit Blutreserven, die Ihr überall im Spiel findet, füttern. Dies führt dann dazu, dass dieser das Aufspüren der Opfer deutlich vereinfacht – so seht Ihr die Flüchtigen dann unter anderem durch Wände, Böden oder Decken.
Als Opfer gilt es, der Kannibalenfamilie möglichst unbemerkt zu entkommen. Hierfür müsst ihr zum Beispiel Tore mit Dietrichen öffnen, Schaltkreise lösen, um unter Strom gesetzte Zäune oder Türen zu umgehen, oder auch Generatoren ein- oder ausschalten.
WIE SPIELT ES SICH?
Und apropos Generatoren – Dieses Spielprinzip kennen wir doch bereits. Spiele wie The Texas Chain Saw Massacre gibt es schon auf dem Markt. Und zwar in Form von „Dead by Daylight“, oder eben dem zuvor erschienenen Genre-Vetter „Friday the 13th“. Im Allgemeinen ist hier vieles fast identisch zu den beiden Titeln: Ihr habt zwei Gruppen, Mörder und Opfer, und löst verschiedene Aufgaben, um entweder leichter zu morden oder zu entkommen. Diejenigen, die eines oder gar beide der beiden zuvor genannten Titel gespielt haben, dürften sich hier also leicht reinfinden.
Ganz neutral gesehen ist es auch ein kurzweiliger Spaß mit Freunden, Familie oder Unbekannten und Fans des „Chainsaw“-Franchise dürften hier sowieso auf ihre Kosten kommen, da die Charaktermodelle und Umgebungen dem Originalmaterial eine solide Hommage zollen. Man fühlt sich, wenn man sich einer diesen Gruppen zugehörig fühlt, „wohl“ und „abgeholt“ mit dem Setting – so paradox sich dies in Bezug auf ein Horrorspiel auch liest.
Hier trägt der Sound auch wesentlich zur Atmosphäre bei, hin und wieder fast schon ein wenig zu wesentlich. Wer nicht gerade seinen eigenen Schatten fürchtet, dürfte mit dem Spiel nur wenig bis keine Schockmomente erleben. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass der Score dazu tendiert, einem falsche Hoffnungen zu machen. Im Intro sind qualvolle Schreie zu hören, die einen die Hölle vermuten lassen, die jedoch so nie eintrifft. Und dies ist zu einem großen Teil dem Fakt, dass es sich bei dem neuen „Chainsaw“-Titel auch wieder um einen Mehrspieler handelt, zuzuschreiben. Horrorspiele profitieren von der Isolation und der Hilflosigkeit. Und die gibt es in einem Mehrspieler nunmal nur bedingt.
FEHLENDER TIEFGANG
Was einem ebenfalls ein wenig sauer aufstoßen kann, ist dass es nur einen Spielmodus gibt. Einen tiefergehenden Storymodus beispielsweise, der tiefer in die Materie und Hintergrundgeschichten geht und den man Ko-op oder bestenfalls allein bestreiten kann, sucht man hier vergebens. Im Allgemeinen kann das Spiel nach zwei oder drei Runden hintereinander etwas zäh werden, wobei die Rolle als „Opfer“ doch noch etwas mehr Spaß macht, da hier die zu erledigenden Aufgaben vielfältiger sind und man mit den blutrünstigen Killern im Nacken einfach mehr Spannung verspürt. Mit jeder Runde, die Ihr absolviert, erhaltet Ihr je nach Gewinn oder Niederlage in der jeweiligen Runde mehr oder weniger Erfahrungspunkte und könnt verschiedene Unlockables freischalten, wie Behind the Scenes-Fotos der alten Filme von 1974. Grade für Fans der alten Teile dürfte sich dies als regelrechtes Bonbon gestalten.
Bugs oder andere Performance-Abbrüche gibt es bei „Chainsaw“ eher selten, und noch seltener schränken diese das allgemeine Spielerlebnis ein, was man dem Spiel definitiv zugutehalten kann. Für die, die Wert auf Grafik legen: diese ist für ein Spiel dieser Art solide, einem Pokémon Karmesin gegenüber beispielsweise weit überlegen. Man findet relativ schnell ein neues Match und die Action geht zügig los – zuvor kann man sich seinen Charakter mit verschiedenen Kostümen oder anderen Attributen wie Waffen oder Fähigkeiten zurechtmachen.
Wie bereits erwähnt, ist es hier nicht möglich, sich den Charakter selbst auszusuchen, da entscheidet das Zufallsprinzip. Dies kann entweder für mehr Spannung oder auch für Ärger sorgen, wenn Ihr beispielsweise einen Charakter präferiert, der eine besondere Fähigkeit oder ein anderes Attribut hat. Sobald jedoch das Herumwerkeln am Charakter abgeschlossen ist und alle bereit sind, kann das Jagen und Gejagt werden auch schon losgehen.