Those Who Remain | Test

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Unfertige Horror-Idee verpackt in eine veraltete Optik und ohne Schockmomente

Düsterer Story-Thriller »Those Who Remain« bahnt sich seinen dunklen Weg durch noch dunklere Straßen auf der PS4. Zwielichtige Gestalten und gedankliche Irrwege begleiten euch in diesem Titel auf Schritt und Tritt. Was ist in Dormont geschehen? Wie hängt dies mit dem Hauptcharakter zusammen und vor allem: Wie entkommen wir aus diesem real gewordenen Alptraum? Zutaten für einen üblichen Thriller-Hollowood-Zweistünder begeistern euch nun ebenso auf der PS4. Oder doch nicht? Lest das nachfolgende Review um mehr zu erfahren!

Wenn die Lichter ausgehen, wird die Glut der Dunkelheit in der verschlafenen Stadt Dormont geschürt.

 

Was genau fesselt uns Horror-Fans vor dem Bildschirm? Sei es Film, Fernsehen oder Videospiele. Für mich sind die wichtigsten zwei Zutaten: eine spannende und neugierig machende Geschichte und ein durchdachtes Horrorszenario, welches vielleicht noch ein paar Wendungen in sich trägt. Happy End? Möglich aber kein Muss. Genau dies verspricht Those Who Remain am Titelbild in voller Größe. Allein der Titel lässt mit der offenen Phrase die erste Neugier aufkommen. Allerdings muss ich leider gleich vorausschicken, dass diese Neugier mit den ersten digitalen Schritten gleich wieder verfliegt …

JENE DIE ZURÜCKBLEIBEN...

Der Einstig in Those Who Remain könnte filmreifer nicht sein: Im kurzen Intro erfahren wir vom Hauptprotagonisten Edward bereits dunkle Geheimnisse. Nach dem Verschwinden seiner Tochter ging auch seine Ehe mehr oder weniger in die Brüche, als dass er eine Affäre mit einer anderen Frau beginnt. Vom Selbstzweifel, Trauer um seine Tochter und der Schuld geplagt ringt er sich durch, die Affäre schnellstmöglich zu beenden. Dies macht ein aufrichtiger Mann natürlich persönlicher, daher rein in den Family-Van und ab ins nahegelegene Dormont, in ein Motel (wo alle guten Affären beginnen und enden) um die Liaison mit der zweiten Dame zu beenden.

Dort angekommen (natürlich nachts im Stockdunkeln) biete sich uns allerdings eine merkwürdige Szene. Das Motel scheint verlassen zu sein. Kein gast oder Portier, der uns herzlich empfängt. Radio spielt Musik und frische Zigaretten und Autos lassen auf einen regen Personenverkehr schließen. Doch nichts da. Alles finster, als wären die Bewohner des Motels von einer auf die nächste Sekunde geflohen. Nach Durchsuchung des Motels und speziell des vermeintlichen Gästezimmers unsere Geliebten sind wir keine Erkenntnis klüger und wollen uns bereits wieder auf die Heimreise begeben, als plötzlich unser Auto mit quietschenden Reifen wegfährt. Wer stiehlt in einem verlassenen Motel einen knallroten Family-Van? Egal. Wir machen uns nasskalt auf die Socken in das nahegelegene Städtchen Dormont, um weiter zu kommen.

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Auf der verlassenen und spärlich beleuchteten Straße tauchen plötzlich dunkle Gestalten um uns herum auf, mit leuchtend blauen Augen. Allerdings scheinen diese das Licht zu fürchten, was uns auf der beleuchteten Straße in Sicherheit wiegt. Setzen wir allerdings einen Fuß in die Dunkelheit … Zack Kehle durchgeschnitten. Diese Devise gilt es auch im verträumten Städtchen Dormont einzuhalten. Hier verfolgen uns absurde Bestien und fürchterliche surreale Geschehnisse.

Was genau ist hier passiert? Was hat dies mit dem öfters auftauchenden Mädchen Annika zu tun und die Fragen aller Fragen: Wieso trifft es uns allein?

TRÄGE, TRÄGER, EDWARD

Der einleitend aufgebaute Spannungsbogen baut sich leider wieder schnell ab. Wir stiefeln durch die Straßen, Häuser und Keller des Wohnortes und lösen surreale Rätsel um weiter zu kommen. Dabei gilt als oberste Regel: Bleib im Licht! Wir schaufeln Fenster frei, legen Lichtschalter um und entzünden Kerzen, um Licht dorthin zu bringen wo wir hin müssen. Dabei können wir oftmals durch Türen in zweite Dimensionen springen, welche einen anderen Aufbau haben oder gar Zugänge freilegen. So entfernen wir Unrat für die reale Welt, um Licht weiter zu bringen oder betätigen Schalter um in der realen Welt verschlossene Türen zu öffnen. Die Rätsel sind oft einfach aber oftmals schwer zu erkennen. Häufig stiefeln wir durch die gesamte Hütte um den unwahrscheinlichen Schalter oder Hinweis in der Ecke unten links zu entdecken. Fehlendes Licht und schlechte Texturen machen diese Suche des Öfteren Langwierig.

Waffe besitzen wir keine. Fehltritte sind sofortiger Tod. Wir haben keine Lebensleiste und kein Inventar. Dafür aber unendliche Ausdauer, wie es sich für gute Horror-Akteure gefälligst gehört. Auf Knopfdruck sprinten wir wie der Teufel auf Extasy. Als Gegenpart drehen wir Edward langsamer als die Charaktere in Resident Evil 1 … dem Original … mit klebrig-hängen-bleibenden Stick … und Gicht in den Fingern. Oh Mann dreht sich Edward langsam … Diese steife Spielmechanik (gewollt oder ungewollt) macht Those Who Remain zu einem absolut trägen und frustrierenden Spielerlebnis. Der schlimmste Feind in Those Who Remain: das Stiegenhaus … Jede Wende bringt uns dem digital gewolltem Suizid nahe. Schade. Gerade in Horrorspielen trägt eine flüssig funktionierende Steuerung dem Spielerlebnis und der Atmosphäre positiv bei.

Im weiteren Spielverlauf werden wir auch von einer sogenannten „Mutter“ verfolgt. Dieses obszön (hässliche) Monstrum verfolgt uns permanent in Räumlichkeiten oder in den Straßen. Geraten wir in den Sichtscheinwerfer hechtet Mutter (wie aus traumatischen Kindertagen) auf uns zu, um uns den Gar auszumachen. Durch die träge Steuerung wird das Sneaken aber durchaus zur Quahl. Oftmals ertönt plötzlich ohne jene Warnung die Verfolgungsmelodie. Umdrehen und nachsehen aus welcher Richtung die Mutter uns sieht? Pustekuchen, fix nicht! Einfach frontal losstürmen, gekonnt um drei Ecken biegen (wobei hier die Titanic flexibler am Steuerruder reagiert hat) bis die Melodie verstummt und wir uns wieder auf die Suche nach den benötigten Gegenständen machen könnten. Nicht gerade Horror wie man ihn sich wünscht. Hier ist viel Potenzial verschenkt worden.

MACKEN UND OPTIK AUS DER HÖLLE!

Optisch lässt sich Those Who Remain weit abgeschlagen von aktuell vergleichbaren Titeln einreihen. Ich muss nachsehen ob es sich nicht um ein Remake von einem älteren Titel handelt. Leider scheint dem nicht so. Die Umgebung ist bieder und äußerst detailarm. Gerade die Details machen das Flair und die Atmosphäre eines Horrortitels aus. Dreck in den Gängen, zerfetzte herumliegende Leichen, alte verwesende Gemäuer … uuuh wäre das schön gewesen. In Those Who Remain sind derartige Details leider nicht auffindbar. Aufgrund dieser Tatsachen lässt sich Those Who Remain eher als neuerer PS2 oder alter PS3-Titel einkategorisieren. Die Animationen sind leider äußerst schlecht und schocken weder mit Unvorhersehbarkeit noch Brutalität. Jump Scares fehl am Platz. Lediglich die schlechte Textur oder 90er Jahre Haar-Geflatter lässt mich hier erschaudern.

Inhaltlich lässt Those Who Remain auf eine interessante aber leider missglückte Geschichtsidee schließen. Wir stapfen in der ca. 6 stündigen Hauptstory durch die Stadt Dormont und beschäftigen uns intensiv mit der Schuldfrage. So werden wir von einem scheinbaren Drahtzieher häufiger vor moralische Fragen gestellt, welche es gilt nach bestem Wissen und Gewissen zu entscheiden. Darin sind meistens moralische Dilemma und fragwürdige Hintergründe Tagesprogramm. So werden wir beispielsweise vor die Wahl gestellt einen Jungen, der ein Mädchen getötet hat zu verdammen. Die Hintergrundgeschichte des Jungen lässt allerdings vermuten, dass er erst durch den Tod seines kleinen Bruders (Unfall) zu einem Tyrannen geworden ist. Verständlicher Schicksalsschlag oder doch erzogene Bosheit? Gute Frage? Wie so alles in Those Who Remain wirken aber auch diese Geschichten und Entscheidungen nicht ganz zu Ende gedacht. Die oftmals aufkommenden unlogischen Zusammenhänge und vor allem die fragliche Verwicklung mit Edward bleibt, wie so manchen Ungeheuers lieber im Dunkeln.

Loben muss man allen voran die tolle Synchronisation. Die deutsche Stimmenauswahl ist grandios und auch oftmals in Filmen zu hören. Auch inhaltlich wirken die Konversationen wie aus einem Film herauskopiert. Schließt man die Augen und ignoriert die Optik, könnte sich dadurch etwas Horror auftun.

FAZIT

 

PRO

  • Düster wirkende Geschichte
  • Top Stimmenauswahl
  • Gute Synchronisation

KONTRA

  • Un-schockender Horror
  • Extrem zähe Steuerung
  • Unlogischer Handlungsstrang
  • Unhübsche Grafik
  • Kaum vorhandene Details
  • Veraltet wirkende Animationen
5.9

Grenzwertig

Gameplay - 6.2
Grafik - 6.1
Sound - 7.1
Inhalt - 5.4
Atmosphäre - 4.5
Seitdem ich zum ersten Mal einen Controller in der Hand hielt wusste ich, dass dies eine Freundschaft fürs Leben wird. Bis heute ist der digitale Sport für mich fixer Bestandteil meiner Freizeit. Mit AustriaGaming ist er sogar zum Teil zur Berufung geworden. Favorisierte Spiele sind für mich aus dem Genre Horror, SciFi und RPG mit viel geschichtlichem Tiefgang. Gerade innovative und alternative Games ziehen mich öfters in den Bann.
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