Wer hätte das gedacht, dass ich eines Tages vor unserer Playstation 4 sitze und ein japanisches Action-Rollenspiel teste? Ich muss schon sagen, dieses Genre ist nicht nur gewöhnungsbedürftig, sondern hat auch durchaus seinen Reiz. Speziell wenn man in Richtung Nintendo blickt, erkennen wir dank der Monster Hunter Reihe welch enormes Potential in diesem Genre steckt. Umso verwunderlicher ist es, dass es auf dem PC oder Next-Gen-Konsolen (PS4,Xbox One) keine wirklich große Auswahl an vergleichbaren Spielen gibt, zumindest was die Qualität betrifft. Einige Entwickler nehmen sich aber dennoch ein Herz und bedienen uns auch außerhalb von Nintendo mit Action-Rollenspiel-Futter wie das in Yokohama ansässige Studio Koei Tecmo. 2015 konnten sie bereits mit Toukiden: Kiwami einen soliden Titel in den Handel stellen, welcher auch auf Steam größtenteils Positive Bewertungen abstauben konnte. Gut zwei Jahre später wollen die Entwickler nun an den Erfolg anknüpfen und veröffentlichen mit Toukiden 2 den direkten Nachfolger. Wie sich der Titel in der Praxis schlägt, lest Ihr in unserem Test.
Toukiden 2 bietet extrem schnelle und imposante Bosskämpfe
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Ein Roman wartet auf uns[/perfectpullquote]
In Toukiden 2 führen die Menschen einen fortwährenden Kampf gegen böse Dämonen, die als “Oni“ bekannt sind. Wir schlüpfen in die Rolle eines “Slayer“, ein Krieger, der die Oni bekämpft und die verseuchten Gebiete bereinigt, um sie wieder gefahrlos betreten zu können. Nachdem wir aber mit unseren Kampfgefährten eine Erweckungszeremonie vereiteln konnten, erwachen wir mit einem vollständigen Gedächtnisverlust im Dorf Mahoroba auf.
Im Dorf bietet uns Professorin Hakase an, sich ihrer Slayer-Gruppe anzuschließen, um den Kampf gegen die Oni fortzuführen und die Wahrheit über das Ritual zu ergründen, dass den Oni den uneingeschränkten Zugang in unsere Welt erlauben könnte und somit den Fortbestand der ohnehin bereits dezimierten Menschheit gefährden würde. So weit zur Story! Hört sich grundlegend spannend an, wäre da nicht die lahme Erzählung und die fehlende Vertonung der Charaktere. Zwar bietet Toukiden 2 gegenüber dem Vorgänger eine leichte Verbesserung aber sämtliche Diskussionen werden leider (Genre üblich) immer noch durch Textblasen dargestellt und wir können euch an dieser Stelle sagen, davon gibt es reichlich. So verbringen wir alleine Stunden nur um den Roman zu lesen, damit wir uns wenigstens ein wenig zurecht finden. Genre-Fans dürften das wohl gewöhnt sein und damit kein Problem haben, ich persönlich hätte mir aber mehr Entertainment oder kürzere Texte gewünscht.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Klassisches System[/perfectpullquote]
Ein Rollenspiel ist eben mal ein Rollenspiel. Die dazugehörigen Kernelemente finden wir auch in Toukiden 2 wieder. Die Rede ist von Quests – aller Art. Besiege den, bring mir das oder besuche doch einfach den dort. Auch Toukiden 2 macht hier keine Ausnahme und schickt uns quer durch die Map. Apropos Map, die wichtigste Neuerung gegenüber den Vorgänger ist die Open Map. Während wir in Toukiden: Kiwami noch in beschränkten Gebieten unsere Missionen erfüllen mussten, können wir uns in Toukiden 2 nun endlich frei bewegen. Und das ist auch gut so, denn dies sorgt für ein dynamisches Spielerlebnis. Selbst die Welt wirkt teilweise lebendig und frisch, dies liegt mitunter an den zahlreichen Gegner, welche es zu besiegen gilt. Leider schwächeln die dazugehörigen Details ein wenig, die Welt wirkt an manchen Orten lieblos und matschig. Dies verschulden wir wahrscheinlich den gleichzeitigen Release der PS Vita – Fassung, denn diese bringt einfach nicht die Leistung der PS4 und das Spiel sollte dennoch flüssig laufen.
Das Herzstück in Toukiden 2 ist aber das vielfältige Waffensystem. Durch die grandiose Auswahl an Mordinstrumenten finden sicherlich auch Genre-Neulinge den passenden Prügel um sich auf die Jagd nach den furchteinflößenden Monstern zu begeben. Wenn wir schon bei der Jagd sind, können wir auch gleich über die Kampfmechaniken sprechen. Diese sind SCHNELL und extrem übertrieben, so wie wir es halt in diesem Genre erwarten. Dies macht aber absolut Spaß und im KOOP-Modus bringen wir unser taktisches Kampfverhalten an die Spitze. Da dieses Kampfsystem mit dessen Kombos nur so vor dynamik strotzt, verstehen wir einfach nicht, warum wir mit ein paar Fähigkeiten während des Zielens einfach nicht Laufen können. Dies wirkt nicht nur unpassend, sondern trübt speziell bei Bosskämpfen den Spielspaß. Apropos Bosskämpfe – diese sind imposant und fordern euch in sämtlichen Situationen.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=“#f84103″ class=““ size=““]Angestaubte Technik[/perfectpullquote]
Wenn man bei einem Spiel mitbekommt, dass dieses auch zeitgleich mit der Vita in den Handel kommt, bekommt man es schon leicht mit der Angst zu tun. Denn Spiele auf der Vita sehen halt nicht so gut aus wie auf der PS4 oder PC. Wenn die Vita und PS4 auch noch die einzigen Plattformen sind, können wir in den meisten Fällen davon ausgehen, das wir auf der PS4 einige Abstriche in punkto Optik in Kauf nehmen müssen. Leider bestätigt sich das auch bei Toukiden 2! Die Grafik wirkt nicht nur mittelalterlich, nein, sie ist es auch. Zwar eine deutliche Verbesserung gegenüber den Vorgänger, aber absolut nicht Stand der Technik. Vielleicht benötigt dieses Genre aber keine bessere Optik? Ich denke schon, denn wenn ich auf einem 4K Fernseher teilweise nur Pixelmatsch zu sehen bekomme, dann vergeht mir nach einiger Zeit die Lust. Der Sound hingegen ist in sämtlichen Situationen absolut passend gewählt und kann sich hören lassen. Die wenigen vertonten Dialoge können wir leider auf deren Synchro nicht beurteilen, da wir einfach nichts verstehen 🙂
Selten habe ich mir so schwer getan ein Spiel objektiv zu bewerten. Man erkennt zwar in Toukiden 2 die zahlreichen Verbesserungen gegenüber dem Vorgänger, dennoch trüben uns doch noch einige Punkte den Spielspaß. Eigentlich schade, denn das Spiel hätte durch die fordernden Kämpfe, den zahlreichen Aufgaben und der grandiosen Waffenauswahl durchaus Potential bei den vorderen Plätzen mitzuspielen. Aber durch das lahme Story-Telling, die angestaubte Technik und teils nervigen Quests, muss sich Toukiden 2 der harten Kritik stellen und einige Punktabzüge in Kauf nehmen.
