Mit dem OMSI 2 veröffentlichte Aerosoft im Jahr 2011 einen Omnibus-Simulator, der sich in der eingefleischten Simulator Szene größter Beliebtheit erfreut und bis heute mit Addons, wie das erst kürzlich erschienene “E-Bus Hamburg”, versorgt wird. Nun möchte das Unternehmen mit dem “Bus Mechanic Simulator” an den Erfolg anknüpfen und drückt dem Spieler diesmal nicht das Lenkrad sondern einen Schraubenschlüssel in die Hände. Das Mechaniker-Simulationen erfolgreich sein können, hat bereits der Car Mechanic Simulator gezeigt, doch funktioniert das auch mit Bussen? Ab in die Werkstatt und lasst es uns herausfinden.
REALITÄTSNAHE UMSETZUNG
Im Bus Mechanic Simulator schlüpfen wir in die Rolle eines Mechanikers und sind für die Wartung und Reparaturen von Doppeldeckern bis zu Gelenkbussen verantwortlich. Um sich dabei als richtiger Mechaniker fühlen zu können, legt Aerosoft großen Wert auf eine realitätsnahe Darstellung der unterschiedlichen Busse. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, suchte Aerosoft einen Partner und wurde bei MAN fündig. MAN versorgte die Entwickler mit original .CAD Dateien und das Ergebnis kann sich sehen lassen, denn die Busse sehen nicht nur schick aus, sie sind auch bis ins kleinste Detail dem Original nachempfunden.
Die Auswahl an verschiedenen Bussen hält sich zwar derzeit noch sehr in Grenzen (lediglich drei verschieden Modelle, allesamt MAN, sind im Spiel integriert), weitere Modelle sollen aber in absehbarer Zeit nachgereicht werden. Zugegeben, drei Modelle hören sich zunächst sehr wenig an, aber bis man die Busse mit jeweils über 2000 verschiedenen Bauteilen bis ins kleinste Detail kennt, dürfte wohl einige Zeit vergehen. Vom Kraftstofffilterwechsel bis hin zur Motorreparatur lässt der Bus Mechanic Simulator für Hobbymechaniker wohl keine Wünsche offen.
ICH WERDE MECHANIKER
Eine Ausbildung zum KFZ-Mechaniker dauert in der Regel 4 Jahre, beim Bus Mechanic Simulator gerade mal um die 30 Minuten. Im sehr groben Tutorial werden uns uns lediglich die nötigsten Handgriffe (wie nehme ich Werkzeuge auf, wie kann ich mir bestimmte Teile anzeigen lassen, wo sind die Ersatzteile) beigebracht und danach sind wir auf uns allein gestellt. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn das Spiel führt den Spieler mit immer komplexer werdenden Aufträgen an die Materie heran. Zu Beginn sind es Aufträge wie das Nachfüllen der Kühlflüssigkeit, danach ein kompletter Räderwechsel und zum Schluß müssen wir fast den kompletten Motor zerlegen, um den Auftrag erfolgreich abschließen zu können. Um an die beschädigten Teile ranzukommen, müssen vorher sämtliche mit dem Teil in Verbindung stehenden Teile abmontiert und danach wieder zusammengebaut werden. Findet man mal ein Teil nicht oder weiß schlichtweg nicht wo es verbaut sein könnte, kann man sich dieses unter den zugewiesenen Aufträgen anzeigen lassen.
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Als Belohnung für abgeschlossene Aufträge erhalten wir kein Geld sondern Erfahrungspunkte, welche neue Tools wie den Prüfstand freischalten. Da der Bus Mechanic Simulator gänzlich ohne Währung auskommt, stehen uns im Ersatzteillager, welches übrigens sehr übersichtlich ist, sämtliche Teile im Überfluss zur Verfügung. Obwohl das grundsätzlich sehr entspannend ist, finde ich es dennoch schade, dass die Entwickler beim Bus Mechanic Simulator gänzlich auf Wirtschaftssimulations-Elemente verzichtet haben! Das hätte dem Spiel sicherlich gut getan, denn ein Fuhrparkmanagement und Personalmanagement inklusive Ausgaben und Einnahmen hätten mich womöglich für längere Zeit im Spiel gehalten.
DER KLEINE BRUDER
Der Bus Mechanic Simulator orientiert sich ganz klar am Car Mechanic Simulator, doch leider nur in sehr abgespeckter Form! Im Bus Mechanic Simulator dürfen wir nämlich keine Busse Lackieren, tunen oder auf eine Testfahrt ausführen. Freiheiten zum Experimentieren lässt das Spiel ebenso wenig zu, wie das überspringen der Cut-Scenes, welche den Bus in und aus der Garage fahren lassen (nervt nach einiger Zeit). Das Spiel konzentriert sich rein auf den technischen Aspekt, dafür in solider und ansprechender Art und Weise. Dennoch dürfte der Bus Mechanic Simulator aufgrund der fehlenden Features nur eine ganz spezielle Zielgruppe ansprechen und diese auch im Spiel halten können.
HARDWAREHUNGRIGE DARSTELLUNG
Grafisch hat der Bus Mechanic Simulator genretypisch eher weniger zu bieten. Das ganze Spielgeschehen spielt sich nur in einer einzigen Werkstatt ab, die in drei Bereiche (Werkstatt, Lager, Prüfstand) unterteilt ist. Hier hätten die Entwickler dem Spiel, in Form von NPC´s die irgendeiner Tätigkeit nachgehen, etwas mehr Leben einhauchen können. So leidet die Werkstatt-Atmosphäre etwas und auch die Soundkulisse mit gelegentlichen Hintergrundgeräuschen kann dies nicht wirklich kaschieren. Wem das alles zu ruhig ist, kann wenigstens ein Radio anmachen und etwas Stimmung in die Bude bringen.
Die Bus-Modelle und Bauteile sehen zwar schick aus und man erkennt sofort die Liebe zum Detail, dennoch steht das Gesamtpaket im keinen Vergleich zur benötigten Hardware. Es wird empfohlen, den Bus Mechanic Simulator mit einer GeForce GTX 1050 Ti oder besser zu spielen. Das ist für dieses Genre nicht nur schräg sondern auch noch extrem übertrieben. Selbst eine GTX 2070 Super konnten in unserem Test, keine stabile Framerate aufrecht erhalten. Hier müssen die Entwickler dringend nachbessern!
FAZIT