Miasma Chronicles | Test

Bearded Ladies haben seit Mutant: Year Zero einen getroffenen Namen im Strategie-Genre. Der umstrittene Titel war sowohl vom Setup her als auch inhaltlich nicht Jedermanns Geschmack. Meinen hatte er damals getroffen! Wenn auch das geringe Budget zu spüren war, gefiel mir die taktische Vermischung aus Erkundung und rundenbasierender Strategie sehr gut. Eine gewollte Abwechslung zu namhafteren Titeln. Quasi ein kleiner XCOM-Bruder. Wenn auch die Balance sehr zu Lasten des Spielers ging, entflammte der Titel damals meine Motivation weiterzuspielen. Miasma Chronicles verspricht (mir zumindest) ähnliches. Ob das alte Rezept im neuen Stil-Gewandt ebenfalls aufgeht, erfahrt ihr im nachfolgenden Review.

Miasma Chronicles: Test
Begib dich auf eine Reise durch post-apokalyptisches Ödland, das von einer zerstörerischen Macht heimgesucht wird, die nur als das „Miasma“ bekannt ist.

ELVIS IN THE HOUSE!

Willkommen in der Welt von Elvis. Nein … nicht dem Elvis den ihr jetzt denkt. Jenen Elvis, den sich Bearded Ladies als Hauptdarsteller für ihren neuen Strategieableger Miasma Chronicles ausgedacht hat. Worum geht’s? Wir bekommene eine ferne Zukunft präsentiert. Ein bereits Jahrhunderte lang zurückliegender Krieg hat die Menschheit und einen Großteil der Vegetation auf der Erde stark dezimiert. Die Überlebenden Kämpfen tagtäglich ums Überleben. Der USA-weite Krieg scheint offenkundig verloren. Eine mystische Kraft, genannt Miasma durchzieht die Lande in Form von verwaschenen Gebilden und herumirrenden Energien. Wie erstarrte Stahlsäulen sind die Auswirkungen der Kräfte durch das gesamte Land zu erkennen. Menschen leben zurückgezogen und kämpfen gegen die aufschwingenden Miasma-Auswirkungen. Tiere mutieren zu menschengroßen Bestien und kennen nur eines: Kämpfen, um selbst zu überleben.

Viele Hinterbliebene versuchen zu entschlüsseln, worin es im erstarren Krieg eigentlich ging, was zu ihrer Auslöschung geführt hatte und was genau die Miasma-Kräfte herbeigerufen hat. Mittendrinnen kämpft auch Elvis mit seinem blechernen Roboterkumpel, um die Wurzel allen Miasma-Übels auf die Spur zu kommen. Seine Mutter dürfte der Wahrheit recht nahegekommen sein, ehe sie spurlos verschwand. Auf der Suche nach ihr versucht auch unser junger Protagonist, wie üblich im Alleingang die Welt zu retten.

Sein größter Vorteil ist der Handschuh, dem ihm seine Mutter hinterlassen hatte. Damit ist Elvis im Stande die Miasma-Kräfte zu bündeln, aufzunehmen und auf dessen Gegner herabregnen zu lassen, sollten diese ihm Probleme machen. Mit einigen Nebengefährten im Schlepptau kämpfen wir uns somit durchs Land und hin zur erhofften Erkenntnis über die Vergangenheit …

UNLUCKY PROZENTRECHNER

Miasma Chronicles ist bereits wie genannt grundlegend ein rundenbasierendes Strategiespiel. Dazwischen schleichen wir uns frei im Weltgeschehen herum und erkunden die, wie ich finde, eindrucksvoll gestaltete zerstörte Welt. Wir platzieren uns für den Kampf mit jeder Figur einzeln und switchen anschließend per Knopfdruck bequem in die rundenbasierende Spielform. Dieses taktische Element ist jedoch leider nicht wirklich eine Freiheit. Wie so vieles andere in Miasma Chronicles ist man gezwungen diverse Spielmechaniken zu nutzen, da man sonst der zahlenmäßigen Überlegenheit selten Herr wird. Und davon gibt es genug. Bereits in Mutant: Year Zero war dies einer der größten Balance-Kritiken. Oftmals steht man mit drei Mannen (bzw. Frauen) einer Gegnergruppe von 6+ entgegen. Da helfen auch die besten Waffen und fünf Hasenfüße im Gepäck des Spielers nichts … Man geht schnell drauf.

Apropos Hasenfüße: Miasma Chronicles ist mathematisch gesehen ein Wahrscheinlichkeitsspiel. Je nach Distanz, Waffe, Gegnerdeckung und Winkel ergibt sich eine Trefferquote von 20 bis 100%. Ich meine von mir selbst nicht das Glückskind schlechthin zu sein, aber wie groß ist die Chance fünfmal hintereinander bei einer 80%-igen Trefferchance zu verfehlen? Ohne nun Hrn. Bernoulli zu bemühen, weiß ich, dass es doch sehr gering ist. Miasma Chronicles sieht dies anders. Denn dies ist mir derart oft passiert, dass ich mir existenziell Wünsche, dass die Mathematiker von Bearded Ladies auf einen Fortbildungskurs in Wahrscheinlichkeitsrechnung geschickt werden.

Fazit: Unter 100% ist nicht! Und das bedeutet wiederum drei Dinge: Flankieren, Flankieren, Flankieren! Napoleon hätte sich beim zusehen im Grab vertikal umgedreht, wenn er meinen Spielstil einsehen würde. Es ist ein Abklatschen mit den Gegnern um die Flanke. Anders habe ich selten eine wirksame Strategie entwickeln können. Wenn man einmal den Bogen dazu heraushat, geht es ins Spielerblut über. Jedoch der Weg und die Akzeptanz bis dahin hätte man sich entwicklerseitig sparen können.

Wir kämpfen gegen und mit nichts Neuem. Bumm Bumm kurz, Bumm Bumm mittel, Bumm Bumm lang. Gegen Gebrüll dort, Banditos da und Soldaten hier. Hierzu fehlt es etwas an Abwechslung bzw. neuem Pepp, ist aber keine große Sache. Neu ist, dass wir mit Stealth-Waffen durchaus Gegner ausschalten können, ohne die restliche Truppe zu alarmieren. Das gibt eine gewisse Stealth-Option. Diese ist aber oftmals nicht nutzbar, da viele Gegner auch per 100%-igen Überraschungshit nicht sofort tot umfallen und Alarm schlagen. Ärgerlich! Es bleibt also nur die direkte Konfrontation.

Elvis verfügt über einige zusätzliche Miasma-Fähigkeiten, welche stark an Magie anknüpfen. Wir wirbeln Gegner übers Feld oder werfen Kettenblitze aus. Diese Fähigkeiten sind durchaus schlagkräftig und müssen in der Welt erst aufgefunden werden. Stichwort Auffinden: Davon gibt es wortwörtlich bis in den letzten Winkel der Weltgeschichte einiges und auch nichts zu finden. Was meine ich damit? Die Loot-Verteilung hat definitiv ein Sechsjähriger gestaltet der genau seit 2 Monaten Gamer ist. So vorhersehbare Abzweiger und Ecken habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Offenkundiger versteckt, geht gar nicht. Und was meine ich mit Nichts? Die Währung in Miasma Chronicles ist Plastik. Dieses findet man entgegen wie im Ozean jedoch rar und wenn mit wenig Wert. Als Beispiel sammelt man pro Fund knapp 10 Plastik auf. Für eine schlichte Splittergranate benötigt man das zehnfache! Für eine leicht stärkere Waffe das bis zu siebzigfache. Da man ohne stärkere Bumm Bumm nicht weiterkommt ist also das Looten eine müßige Pflicht.

SIMPEL ABER SINNVOLL

Was mir wiederum sehr gefällt ist, dass Miasma Chronicles mit simplen Dingen ein wirkungsvolles Spielkonzept aufbaut. Ich erinnere mich an die komplexen Mechaniken in XCOM und die noch komplexeren Spieltaktiken in Phönix Point. Dieser Titel hier schafft es mit simplen Mechaniken, einem kleinen Fertigkeitenbaum und überschaubares Equipment einen wirkungsvollen Strategie-Ableger zu schaffen. Man muss sich nicht in hochkomplexe Zusammenhänge einarbeiten und zwei bis drei Spielanläufe starten, um erst auf eine sinnvolle Strategie zu kommen. Nein! Keep it simple and stupid (KISS-Prinzip) geht hierbei vollstens auf. Gerade in Themen wie Collectibles, Waffen und Usables hatte ich mir eine wenig breitere Range gewünscht. Man kann leider nicht alles haben, wie es so schön heißt.

FAZIT

PRO

  • Erkundungsfreudige Rundenstrategie
  • Dystopische Geschichte
  • Passende Szenensetzung
  • Eindrucksvolle Effekte
  • Witzige Dialoge

KONTRA

  • Zwanghafte Sucherei
  • Wenig echter Freiraum
  • Schwierigkeit durch Headcount
  • Stark geradlinig
8.1

Grandios

Gameplay - 8.1
Grafik - 8.3
Sound - 8.5
Inhalt - 7.3
Atmosphäre - 8.3
Seitdem ich zum ersten Mal einen Controller in der Hand hielt wusste ich, dass dies eine Freundschaft fürs Leben wird. Bis heute ist der digitale Sport für mich fixer Bestandteil meiner Freizeit. Mit AustriaGaming ist er sogar zum Teil zur Berufung geworden. Favorisierte Spiele sind für mich aus dem Genre Horror, SciFi und RPG mit viel geschichtlichem Tiefgang. Gerade innovative und alternative Games ziehen mich öfters in den Bann.
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